"Weihnacht"

Siehste, hätte May das gleich so geschrieben. Danke, Sabine! Aber das muss ja komisch aussehen. Und irgendwas hinkt trotzdem für meinen Geschmack. Peteh kann OS anspucken, also muss det Bäumchen dünne sein, andererseits, wenn es so dünn wäre, dann würden sie sich ja tatsächlich fast umarmen. Und wenn der Baum dicker ist, und sie wären daran festgezurrt, könnten sie sich nicht sehen.

Wieder so eine Szene, von der ich mir wünsche, sie würde mal nachgestellt.

Gruß

Sylvia

Nochmal zu der Würgerei:

In "Orangen und Datteln" wimmelt es ja nur so von "Würgern": Karawanenwürger, Herdenwürger, Menschenwürger, Räuberwürger... alles wird gewürgt.
Dieses "Würger"-Bild scheint May irgendwie beeindruckt zu haben.
Sehr martialisch.

Sabine, stechwütig ist die Lage Mensch nicht, eher faustwütig. Es gibt keine Messer bei dem Kampf.

andrea

Stimmt, bei 'stechwütig' hatte ich den falschen Kampf in Erinnerung. Sorry!

Als ich eben nochmal die Stelle nachlas, bin ich über einen Satz gestolpert, für den ich unseren Charly mal wieder schlicht knuddeln könnte:

"Als wir früh aufstanden, war es schon spät, ..."

Einfach köstlich! (yes)

Sabine

Der Theaterkritiker Alfred Kerr hat das noch getoppt, er schrieb:

"Als ich um halb elf auf die Uhr sah, war es erst halb zehn."

Ich hab auch noch einen denkwürdigen Satz gefunden:

"Er band die drei aus ihrer schönsten Befriedigung gerissenen Kerle so fest, dass sie kein Glied bewegen konnten."
(Haffmans TB, S.471)

Ach, da sagt man manchmal was so hin.

Sylvia schrieb:
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> Ich hab auch noch einen denkwürdigen Satz
> gefunden:
>
> "Er band die drei aus ihrer schönsten Befriedigung
> gerissenen Kerle so fest, dass sie kein Glied
> bewegen konnten."
> (Haffmans TB, S.471)
>
Erinnerungen an Onanie-Strafen im Plauener Seminar?

Aber das wäre dann ja, nach HD Hüsch, Beelzebub mit dem Bade ausgeschüttet. Bounding nennt man das, glaube ich.

Ich finde "Weihnacht" seltsam anrührend. jedenfalls den in Deutschland spielenden Teil.
Inzwischen hab ich Carpio aber schon wieder getroffen und es ist wie immer. Der Teil mit dem Geheimnis um Familie Hiller scheint mir ein arger Rückfall in Kolportagezeiten zu sein.

ta



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.05 07:35.

Nun bin ich fertig.
Soweit ich mich erinnern kann, hat mir "Weihnacht!" vor zig Jahren nicht besonders gefallen. Am wenigsten die anrührende Sache mit Carpio und die Weihnachtsseligkeit, am besten dagegen Winnetous Auftritt und der Westmannsauftritt von OS.
Heute ist es beinahe umgekehrt, ich finde die Beschreibung der gemeinsamen Wanderung im Erzgebirge sehr schön. Winnetous Erscheinen wird geradezu glorifiziert, so als wollte Karl May den damals bereits zu Ruhm und Ehren gekommenen, von ihm geschaffenen Indianerhäuptling noch mal kräftig aufpolieren. OS als Westmann überaus unantastbar felsenfest selbtsicher und anscheinend alles durchdacht und im Griff habend. Als festes Element seiner Erzählungen wird ziemlich zügig ein bärenstarker, muskelbepackter und bis dato unbesiegter Indianer in einem dreifachen Zweikampf planmäßig niedergestreckt. Bedauerlich für die Zuschauerindianer, weil es so schnell geht.. (ich habe mir die enttäuschten Gesichter vorgestellt).
Und zuletzt ist es eigentlich wieder ganz gemütlich, da im Pa-ware. Carpio stirbt friedlich und gar nicht traurig.
Alles wird zusammengehalten von dem Weihnachtsgedicht, das mir in diesem Zusammenhang gar nicht so übel gefällt. Man muss sich ruhig ein wenig in diese Sentimentalität einlassen.

Gruß
Sylvia

Vielleicht war es einfach eine gute Idee, das Buch in der Vorweihnachtszeit zu lesen. :-)

Die Szenen mit Carpio am Beginn sind weniger anrührend an den Stellen, an denen Karl May "anrührend" sein will. Ich finde nur, dass man soviel Wunschdenken raus lesen kann... soviel wäre-das-nicht-schön-gewesen.... May wäre sicher in seinen armen Zeiten auch schon gern spendabel gewesen. Und von lehrern und Erwachsenen bewundert. Und den Gleichaltrigen in jeder Hinsicht überlegen.
Gleichzeitig finde ich auch die Dialoge mit Carpio schön. das teilweise arge Gealbere zwischen den beiden. Wann albert denn Karl May sonst mal?

ta

Wunschdenken, bewundert, überlegen; Na laß den Mann doch, der braucht das.

Wann albert er denn sonst mal, der albert doch unentwegt. Aber vielleicht liest Du ja eine Ausgabe, in der das oft gestrichen ist.

Ich warte ja immer noch auf den Sonderband zum Hobble-Frank, mit all den gestrichenen Stellen, ungehaltene Reden ungehaltener Franken.

Ich finde eigentlich auch, dass KM sehr häufig herumalbert. Manchmal werden so ganz lapidare Sätze gebracht. Da liest man einfach so drüber weg. Und dann auf einmal denkt man, was war das da gerade?? Jedenfalls geht´s mir so, dass ich oft nochmal zurückblättere und das Ganze noch einmal mit einem Augenzwinkern lese. Aber bitte verlangt jetzt nicht direkt ein Beispiel. Erstens bin ich grad nicht da, wo meine Bücher sind und zweitens findet man die Stellen doch sehr oft. Ich habe mir schon mehrfach vorgestellt, wie er beim Schreiben schon geschmunzelt oder vor sich hin gegrinst haben muss. Kann ich mir anders gar nicht denken. Wenn ich hier rumtippsel, lache ich doch auch schon mal so vor mich hin... was natürlich kein Vergleich ist...

andrea

Ich meine nicht diese konstruierten Albernheiten wie die von Hobble-Frank oder diese stereotypen Wiederholungen wie bei den zahlreichen Westmännern.

Aber so ein launiges Geplänkel wie zwischen Sappho und Carpio kurz vor dem Schlafengehen bei Franzl ist recht singulär.

ta

Andrea, Du siehst das schon richtig (m.E.). Während die Jenny dem armen Charly gerade richtig bös? zu sein scheint. Ich weiß gar nicht warum.

Guten Abend,

ich bin jetzt übrigens auch durch.
Im Schlussteil mit dem Hiller und dem Grizzly hatte ich schon die Befürchtung, "jetzt kommt der Sch... schon wieder", aber zum Glück hat er dann doch noch die Kurve (vom Marienkalender weg) gekriegt. Es ging allerdings ziemlich haarscharf daran vorbei.

Helmut




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.05 20:47.

Ich finde auch dieses unbewußt Alberne unseres Karle immer wieder klasse. Gerade solch schöne Stellen wie beispielsweise diese hier: "...daß ich von nun an wie eine Selters- unter lauter Champagnerflaschen gemieden wurde..." sind doch einfach nur zum Schmunzeln. Im Gegensatz dazu finde ich dieses Geplänkel von Sappho und Carpio schon wieder ein wenig zu gewollt.

Ich stecke noch mitten drin, werde aber wohl hoffentlich auch noch etwas weiter Richtung wilder Westen kommen. Werde meiner alten Mähre mal die Sporen geben müssen (hupf)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.05 20:52.

Diese Art meinte ich, Sabine.
Manchmal überliest man solche Stellen wirklich. Die Dappigkeiten mit Hobble-Frank u.a. Kanonen habe ich eben genau nicht gemeint, die sind ja auch wirklich zu auffällig. Nein, viel schöner sind diese oftmals trockenen Nebenher-Sätze.

Gesamtsituationsmäßig hat mir die Geschichte gefallen, ich sagte bzw. schrieb es ja schon.

Bleibt das bei "Terra Pax vobiscum" als nächstes?

andrea

Von mir aus gerne.

Hülfee!!

Nu mal langsam mit die jungen Pferde! Ich muss mir doch erst noch den "Et in terra pax" besorgen. Soll heißen, ich warte auf den reitenden Boten, der mir mitteilt, dass ich das Buch in unserer Poststation abholen kann. So lange werdet ihr ja wohl noch warten können

Ausserdem war da doch noch der Orient-Zyklus, den es für die meisten hier wohl noch zu vollenden gilt.

Sabine




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.05 21:59.

SabineD. schrieb:
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>
> Ausserdem war da doch noch der Orient-Zyklus, den
> es für die meisten hier wohl noch zu vollenden
> gilt.
>


genau

Helmut

"Et in terra pax" hat natürlich auch was für sich, ich könnte das dann wirklich dies in der Urfassung lesen.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.05 22:57.