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Karl May - Chronik

geschrieben von Rüdiger 
Re: Karl May - Chronik
11. September 2005 20:10
Sehr geehrter Herr Wick!

> - Karl May und das angenommene Kind:
>
> Nun, der eine nimmt hauptsächlich den einen Aspekt
> (hier den kritischen) wahr, der andere den andern
> (hier den tragischen), beide Aspekte, und noch
> mehr, sind vorhanden, und beide Leute haben Recht.
> Man kann Dinge immer so und so betrachten.
Ist richtig. Aber sie schrieben, Sie seinen "bewegt" gewesen. Nun mag das nur eine Interpretation sein, aber mit dem Begriff "bewegt" verbinde ich in erster Linie Positives. Jetzt sprechen Sie von "Tragik" und die konnotiere ich negativ.


> Das mit dem Brief sehe ich anders. Den kann ich
> gut nachvollziehen, und da sehe ich keinen
> Stinkstiefel. Der Mann war, verständlicherweise,
> gekränkt, und der Brief ging ja nicht an das Kind.
Nicht an dieses, sondern an ein unbeteiligtes anderes. So einen Brief schreibt man zu Weihnachten keinem Kind - egal welchem. Du kriegst kein Geschenk, weil es Euch ja gut geht. Was soll das? Ich vermag da überhaupt nichts Positives zu sehen. Für mich bleibt May hier eine ungerechte beleidigte Leberwurst, der sich, um seinen Gram abzuladen auch noch den falschen Adressaten aussucht.


> Er wird nicht aus Geiz nichts geschenkt haben,
> sondern aus Gekränktheit. Das sollte man nicht
> einseitig materiell sehen.
Das sehe ich überhaupt nicht materiell. Natürlich war May gekränkt. Aber was hat die Schwester der Nichte damit zu tun, die es in seinem Haushalt nicht mehr ausgehalten hat? Auch sie nur ein Kind.


> - Emma:
> Ist doch in Ordnung, wenn jemand kein Kind haben
> will, ich will auch keins. In dem Fall hatte May
> halt das Pech, andere Bedürfnisse zu haben als
> seine Frau. Hätten die beiden vorher klären können
> und sollen. Es gibt auch Paare, die sind sich da
> einig. Es ist ja wohl keine moralische
> Verpflichtung, einen Kinderwunsch zu haben. ?
> Wieso ?böswillig? ?
Ist die Unterstellung, eine Frau treibe ab, ohne ihrem Mann davon Mitteilung zu machen, nicht "böswillig"?


Zwar "@Sylvia", aber ich menge mich mal ein:

> 1.) Das Kind hat sich bei Karl May sehr wohl
> gefühlt und mochte ihn.
Dagegen sagt ja keiner was.

> 2.) An Edelmenschen habe ich bei der Lektüre der
> entsprechenden Seiten nicht gedacht, und Karl May
> zu der Zeit vermutlich auch kaum.
Der "Edelmensch" ist mir hier auch überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Irgendwie hatte ich nur den Verdacht, der Spätentwickler May hatte das Gefühl etwas verpasst zu haben und holte sich nun ein Kind ins Haus. Er scheint aber nicht begriffen zu haben, dass ein menschliches Wesen kein Spielzeug ist, das man in die Ecke stellen kann, wenn der Lack ab ist.


> 3.) Zu der Zeit, darauf wird ja auch zu Recht
> hingewiesen, waren die Rollen klar verteilt. Kein
> Mensch wird erwartet haben, dass der Mann kocht
> und sich um Kleidung kümmert.
Das hat ja niemand gesagt. Aber Erziehung und Verantwortung ist etwas, wo der Vater auch ins Spiel kommt.

> Schön, dass er, wie
> Wolfgang Hermesmeier sich ausdrückt, den guten
> Onkel gespielt hat. Das hat er offenbar gut und
> mit Herz gemacht. Was will man mehr.
Dass er z. B. wahrnimmt, wie seine Frau das Kind mindestens psychisch, wenn nicht sogar körperlich misshandelt. Entweder er hat es gewusst und ignoriert, was den "guten Onkel" dann ganz schnell in ein feiges Nichts zerbröselt, oder er hat gar nichts mitbekommen, dann hat er seine Verantwortung nur unzureichend wahrgenommen.

> Er hat ? im
> Rahmen seiner Möglichkeiten ? das beste gegeben.
Das war nicht genug. Wie so oft im Leben ist "gut gemeint" das exakte Gegenteil von "gut".

Meint
Wolfgang Hermesmeier
Re: Karl May - Chronik
11. September 2005 21:07
Hallo Herr Hermesmeier und allerseits,

Ich finde, man sollte nicht immer werten. Bewegt ist bewegt, ich müsste darüber nachdenken ob ich das ?positiv? oder ?negativ? finde. Kriege ich nicht so hin. ?Bewegt? entzieht sich diesen Kategorien.

?Tragik? ist auch nicht unbedingt ?negativ?. ?Tragik? kann, z.B., auch sehr wertvoll werden.

> So einen Brief schreibt man zu Weihnachten keinem Kind

Doch, er hat?s gemacht. Ich würde es unter Umständen auch fertig bringen.

Ich finde, man sollte nicht immer moralisieren. Jeder hat seine Geschichte, und jeder handelt so, wie es ihm gemäß ist. Das können Dritte oft gar nicht nachvollziehen oder beurteilen.

> Ist die Unterstellung, eine Frau treibe ab, ohne ihrem Mann davon Mitteilung zu machen, nicht "böswillig"?

Nicht unbedingt. Ich habe es, wie gesagt, nicht so mit dem Werten und Moralisieren. Im übrigen: wer sagt denn, dass sie es ihm nicht mitgeteilt hat. Ist das nun nicht des Spekulierens einer zuviel ?

> Er scheint aber nicht begriffen zu haben, dass ein menschliches Wesen kein Spielzeug ist, das man in die Ecke stellen kann, wenn der Lack ab ist.

May war so, wie er war. Sie formulieren es etwas streng und reduziert, gehen aber hier m.E. schon in etwa in die richtige Richtung. Nur, er war nun mal so. Der eine hat keinen Sinn für Musik, der andere für Phantasie, dem dritten fehlt es an Mitgefühl, sozialem Verhalten, meinetwegen auch an echter Liebesfähigkeit. Wer will da rechtsprechen. Ich nicht.

> was den "guten Onkel" dann ganz schnell in ein feiges Nichts zerbröselt

Nein; er war schwach. Konnte das nicht leisten, was Sie einfordern. Ich finde einen solchen Perfektionismusanspruch unrealistisch. Für Bibliographie oder als Archivar kann man das einfordern (ich meine das jetzt überhaupt nicht provokativ, sondern als geeignetes Beispiel), für menschliches Verhalten nicht.

Beste Grüße

RW
Re: Karl May - Chronik
11. September 2005 21:28
Die Frage, ob man werten darf oder nicht, beantworte ich entschieden anders als Sie. Niemand würde mehr eine Biografie kaufen, wenn sich darin nicht ein gerüttelt Maß an Wertung seitens des Autors fände. Wer einen Menschen, seinen Antrieb, sein Tun und Wollen verstehen will, kann doch die Charakteranlage den Probanten nicht außen vor lassen. Ein solches "Lebensbild" lässt sich immer nur aus den vorliegenden Fakten und Dokumenten deduzieren. Und ich würde dieses nicht verbieten, sondern statt dessen einfordern.
Und wenn ich beispielsweise die literarisch hervorragende Wollschläger-Biografie lese, dann finde ich dort genau das. Welch trauriges Werk wäre das geworden, wenn keine Wertung enthalten gewesen wäre.

Karl May war - Achtung Wertung - in vielerlei Hinsicht ein Stinkstiefel. Man sieht das auch an dem Ton, in dem er mit seinen Verlegern korrespondiert, an der Art, wie er Vorschüsse einfordert, wie er Versprechen gibt, nicht einhält, seine Geschäftspartner im Regen stehen lässt, oftmals auch gar nicht antwortet. Sobald man ihm aber mal einen Spiegel vorhält, reagiert er wie eine Diva. Ich finde das nicht sympathisch. Das ist natürlich nicht sein einziger Charakterzug, aber es ist eben einer und ich will das auch wertend so benennen dürfen.

Und moralisierend bin ich da sicher nicht, weil das Moralisieren ja eigentlich eine Verhaltensänderung bewirken will. Bei einem Toten macht das wenig Sinn. Da kann man nur noch feststellen. Warum soll man das verbieten?

Quote

> Ist die Unterstellung, eine Frau treibe ab, ohne ihrem Mann davon Mitteilung zu machen, nicht "böswillig"?

Nicht unbedingt. Ich habe es, wie gesagt, nicht so mit dem Werten und Moralisieren. Im übrigen: wer sagt denn, dass sie es ihm nicht mitgeteilt hat. Ist das nun nicht des Spekulierens einer zuviel ?
Nicht nur zuviel, sondern sogar "böswillig". Fast hätten Sie sich Ihre Frage selbst beantwortet, ohne es zu merken winking smiley
Re: Karl May - Chronik
11. September 2005 22:17
Jeder wertet halt anders, und allgemeingültige Regeln gibt es nicht, bzw., sie sind künstlich konstruiert.

Beispiel: alle Welt findet Klaus Kinski schrecklich und Kinder lieb.
Ich sehe es genau umgekehrt.

(Übertreiben veranschaulicht)

grinning smiley
Re: Karl May - Chronik
11. September 2005 22:29
> Beispiel: alle Welt findet Klaus Kinski schrecklich ...
Nein. Ich finde, er war phasenweise, insbesondere dann, wenn die Öffentlichkeit zusehen konnte, ein Stinkstiefel, und es liegt der Verdacht nahe, dass ein gerüttelt Maß an Selbstinszenierung dabei eine Rolle spielte. Über Klaus Kinski weiß ich insgesamt viel zu wenig, um ein Generalurteil zu fällen. Klammern Sie mich also aus "alle Welt" aus - bitte.

> ... Kinder lieb.
Bestenfalls niedlich, aber nur kurze Zeit. Ob sie lieb sind, hängt doch von der Erziehung ab. Diejenigen Exemplare der Spezies, denen man für gewöhnlich in den Straßen Berlins begegnet, stehe ich aufgrund ihrer Sprache und Gestik eher angewidert gegenüber und sorge mich in allererster Linie darüber, dass das die Zukunft dieses Landes sein soll.

Herzlichen Gruß
Wolfgang Hermesmeier
Re: Karl May - Chronik
12. September 2005 07:03
Eine letzte Spekulation noch von meiner Seite. Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Mays, besonders Karl May, der ja auch einen Hang dazu hatte, anderen Gutes zu tun, dieser Nichte gerne etwas von ihrem neuen Wohlstand abgeben und dabei nebenbei selber so ein Kind im Hause winking smiley haben wollten. Auch denke ich, dass Karl damit vielleicht bezwecken wollte, dass Emma ein wenig "mütterlicher" wird. Und dazu meinte ich eben: Da hat er sich aber geschnitten.

Zu Kindern in der heutigen Zeit noch: Man mag bedenken, dass unsere Generation deren Erzieher sind.

Guten Morgen allerseits! moody smiley

Sylvia
Re: Karl May - Chronik
12. September 2005 07:39
Moin,

die "Vorwürfe" aus Richtung Berlin würde ich komplett unterschreiben. Selbst eine Diva sollte Kreaturen, die Zuwendung etc. brauchen nicht mit Projektionen überfordern und dann den Beleidigten spielen. Ausserdem ging es sicher auch darum ein weiteres Menschenkind nach eigenen (verqueren) Vorstellungen zu erziehen und permant(!!) zu belehren. Die Reaktion eines halbwegs normalen Kindes auch zur damaligen Zeit dürfte vorstellbar sein. Besonders nach der Wollschläger-Lektüre hätte ich ihm nur ungern mein Kind für die Ferien gebracht - da ist seine ewige Rolle als Mäzen sicher passender gewesen.



Frank P.
(Nicht präsent im Kürschner: Deutscher Literatur-Kalender)
Re: Karl May - Chronik
12. September 2005 07:41
Quote

Zu Kindern in der heutigen Zeit noch: Man mag bedenken, dass unsere Generation deren Erzieher sind.
Richtig. Das Problem beginnt natürlich eine Generation früher und betrifft Eltern wie Lehrer. Nichtsdestotrotz sind diese Monstren von Kinder nunmal da, die das Handy bedienen können, den Nintendo und die TV-Fernbedienung, der deutschen Sprache dafür aber nur noch rudimentär mächtig sind und ihren Frust damit bewältigen, dass sie Jacken 'abziehen', Wände besprühen und für Ihre Umgebung eine waffenstrotzende Bedrohung darstellen, die unmotiviert und ohne jeden Anlass - einfach nur, weil Respekt vor anderen Menschen ihnen völlig abgeht - im Vorbeilaufen diesen oder jenen einfach mal 'Arschloch' oder 'Wixer' betiteln, nur mal so, weil es schick ist.
Wer offenen Auges durch diese Stadt läuft, sieht dort eine ganze Generation künftiger Sozialhilfeempfänger herumlaufen, deren Lebensschicksal - durch wessen Schuld auch immer - mit dem 10. Lebensjahr eigentlich schon besiegelt ist.

Gleichfalls Guten Morgen
Wolfgang Hermesmeier
Re: Karl May - Chronik
12. September 2005 08:17
Hallo,

Entschuldigung, wenn ich nochmals von den allgemeinen Statements aufs Konkrete zurückgehe, aber ich möchte doch dazu noch einiges bemerken:

1. "So einen Brief schreibt man zu Weihnachten keinem Kind - egal welchem. Du kriegst kein Geschenk, weil es Euch ja gut geht. Was soll das?"

- Wenn man die Chronik genau liest, wird man feststellen, dass dieses "Kind" zum Zeitpunkt des Briefes 20 (!) Jahre alt war (geb. März 1873, wenn ich's richtig in Erinnerung habe), was das Argument schon etwas relativiert.
Ausserdem leuchtet mir der Zusammenhang des Briefes mit dem Aufenthalt "Lottes" bei K.M. auch bei mehrmaligen Lesen des Briefes nicht ein. Er "klingt" eher nach Reaktion auf einen anderen "Familienzwist", eher nach zurückgewiesener Unterstützung. Sicher bewege ich mich da auf dem Gebiet der Spekulation, aber der Zusammenhang in der Chronik scheint mir auch nicht besser belegt zu sein.

2. "Karl May war - Achtung Wertung - in vielerlei Hinsicht ein Stinkstiefel. Man sieht das auch an dem Ton, in dem er mit seinen Verlegern korrespondiert, an der Art, wie er Vorschüsse einfordert, wie er Versprechen gibt, nicht einhält, seine Geschäftspartner im Regen stehen lässt, oftmals auch gar nicht antwortet"

Auch das kann man anders werten. Mir hat sich folgendes Bild K.M. eingeprägt:
Er hat in dieser Zeit "geschuftet wie verrückt" (sein Arbeitstag hatte wohl 16 - 20 Std.) und hat es trotzdem nur mit grosser Anstrengung geschafft, seinen (und den seiner Frau) Lebensunterhalt zu verdienen, wie die vielen unbezahlten (und gerichtlich eingeklagten) Rechnungen zeigen. Von daher ist es m.M. nach eher eine "normale" Reaktion, dass er niemals irgendein Angebot (das ja wieder Geld bringen würde) abgelehnt hat und mehr angenommen hat als er schaffen konnte.
Und deshalb hat er offenbar niemals irgendjemanden abgesagt, sondern eben höchstens nicht reagiert.
Zum anderen könnte sich natürlich während dieser Zeit eine gewisse Wut auf Verleger herausgebildet haben, die er dann später ausgelebt hat.

Das Ganze ist natürlich auch meine völlig subjektive Sicht der Dinge.

Gruß, Helmut Moritz



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.09.05 08:19.
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 10:32
Das enttäuscht mich denn doch, der Brief an Marie Hannes, S. 177 f. im 2. Band: lehnt Hauptmann, Ibsen, Grabbe, Heine ab, die harmlosen Gesellen. Hätte ihn für aufgeschlossener gehalten. Überhaupt scheinen ihm Ruhm und Geld nicht allzu gut zu bekommen; seine besten Sachen hat er auch vorher geschrieben.

Bei M. Hannes habe ich ihn immer im Verdacht, dass er sehr wohl wusste, was sich da anbahnt, und damit gespielt hat. Der Reiz des Apart-Abenteuerlichen über Verantwortungsgefühl, das, wenn überhaupt vorhanden, nur sehr schwach ausgeprägt war, siegte.

Interessant auch der Dornen-Vers an Klara Plöhn, S. 178, zittre nicht, da fallen einem doch die Worte ein, was will uns der Dichter damit sagen. Spieler.

Es wird Zeit für den Aufbruch in den Orient und die Krise. Wirklich.

*

Interessant die Sache mit ?Ein Rätsel?, ziemlich zusammenhanglos, hoppladihopp für den ?Silberlöwen? statt für ?Marah Durimeh?. Das ist doch wieder so wie bei ?Ulane und Zouave?. Also gut, nicht immer ist?s der Verleger. (S. 185)

Und köstlich die Sache mit dem ?Aschaffenburger Intelligenzblatt? auf S. 192. Zugegeben, auch dieser Zeitung gelingt eine originelle Formulierung, aber beim Namen der Zeitung und der vermittelten Meinung musste ich nichtsdestotrotz an einen für markige und originelle Sprüche bekannten ehemaligen Opernintendanten denken (?Der Verweser des Theaters in D.? über seinen Kollegen in der Nachbarstadt), der bei der Kommentierung eines Artikels in einer Zeitung aus Essen-Werden (am Baldeneysee) sich auf die Formulierung ?Talsperrenjournalismus? beschränkte.

(Übrigens, nicht dass mir jetzt jemand ?Verweser? erklärt. Ich weiß. Der Witz liegt eben in der Doppelbödigkeit und scheinbaren Harmlosigkeit, aber das ist so manchem zu hoch, bzw.unbequem, da muß man ja nachdenken bzw. aufpassen.)
Anonymer Teilnehmer
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 15:52
Ich bewundere immer wieder dass FEELING, dass Rüdiger für Karl May entwickelt, sich in seine Lebensmomente einfühlt, eben weiß, dass es für Charley an der Zeit war in den Orient aufzubrechen, die Krise nahte.

Wer aber den 2. Band der Chronik einfühlsam liest, spürt, das Karl May schon im Herbst 1898 den Zenit seines Ruhmes überschritten hatte.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.05 15:55.
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 17:14
Ich denke nicht, dass Rüdiger das SOOOO meinte. (Wobei ich - wie ich auch gemerkt habe - nicht immer das richtige FEELING für Rüdiger habe. grinning smiley )

ta
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 17:57
> - wie ich auch gemerkt habe - nicht immer das richtige FEELING

Das freut mich dieser Tage durchaus zu hören und entspricht in der Tat auch der Wahrheit.

winking smiley

*

Ich meinte es so: es wurde höchste Zeit, daß er vom hohen Roß herunterkam. Es war zuviel für ihn, er konnte nicht richtig umgehen mit dem vielen Ruhm, und der stieg ihm ganz gewaltig zu Kopfe. Habe ich schon mal geschrieben: wäre das immer so weitergegangen, wäre er wohl ähnlich durchgeknallt wie seinerzeit Herr Mohan alias Bhagwan alias Osho in Oregon, vielleicht irgendwann mit 99 Pferdekutschen statt Rolls Royce. Genau wie es mal sehr treffend über FJ Strauss hieß: kein Maß, kein Mittelmaß.
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 20:12
Hallo,

in der Tat war es höchste Zeit, es war sogar schon fast zu spät. Er hat offensichtlich (zumindest zeitweise) schon selbst daran geglaubt, was er da so alles schrieb und geschrieben hat.
Und als er dann, damit konfrontiert wurde, dass sich der "Orient" nicht die geringsten Anstalten machte, sich so darzustellen wie in seinen Büchern beschrieben, hat das zu seinem (fast) vollständigen (physischen und psychischen) Zusammenbruch geführt.
Welch eine Tragik.

Helmut






1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.05 20:14.
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 20:33
rodger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich meinte es so: es wurde höchste Zeit, daß er
> vom hohen Roß herunterkam. Es war zuviel für ihn,
> er konnte nicht richtig umgehen mit dem vielen
> Ruhm, und der stieg ihm ganz gewaltig zu Kopfe.
> Habe ich schon mal geschrieben: wäre das immer so
> weitergegangen, wäre er wohl ähnlich durchgeknallt
> wie seinerzeit Herr Mohan alias Bhagwan alias Osho
> in Oregon, vielleicht irgendwann mit 99
> Pferdekutschen statt Rolls Royce. Genau wie es mal
> sehr treffend über FJ Strauss hieß: kein Maß, kein
> Mittelmaß.

Bezüglich F.J.S. möchte ich Dir zustimmen. Aber May war ein Künstler. Da Mittelmaß zu fordern wäre äußerst kontraproduktiv und liefe auf einen Kulturbeamten hinaus. Auch der Vergleich mit Bhagwan hinkt, weil diesem das Geld von bedauernswerten Verehrern in den Rachen geschmissen wurde, er aber nichts anderes dafür getan hat, als eben Bhagwan zu sein. May hat sich allerdings jede Mark und jeden Pfennig selbst verdient, weil er hart gearbeitet hat und sein Produkt Käufer fand. Da hätte er ruhig mit einem 99-Spänner durch Radebeul fahren können. Autoren, Musiker, Maler, Schauspieler etc., die so vielen Menschen Freude machen, gönne ich notorisch allen Spaß und alle Freude der Welt und sie könne von mir aus "durchknallen", wie es ihnen Spaß macht,solange sie keinem anderen Menschen weh tun.

Grüße

Rolf


Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 20:56
> Da Mittelmaß zu fordern

Ich wäre der letzte, der das täte.
Ich hatte eben gerade sagen wollen, daß es verkehrt wäre, von Leuten, die eben erfreulicherweise nicht Mittelmaß sind, Maß oder Maßhalten zu erwarten.

> Da hätte er ruhig mit einem 99-Spänner durch Radebeul fahren können

Natürlich. Von mir aus noch mehr.
Ich meinte es mehr innerlich, die 99 Autos oder auch Gäule als sichtbarer Ausdruck ungesunden, will sagen, für den Betreffenden unbekömmlichen innerlichen Durchknallens.

Nu sach mal nich, daß der jecke Bhagwan den Leuten nichts gebracht hätte. Ich war zwar nie dort, möchte aber die Lektüre der 20-30 Bücher von ihm (vor 20-25 Jahren, und ich habe sie alle noch, die Bücher) nicht missen.

winking smiley
Re: Karl May - Chronik
14. September 2005 21:12
Sorry, Rüdiger, da habe ich wohl etwas mißverstanden. Und auch Osho war sicherlich nicht der Schlimmsten einer, aber was ich zu dem Thema zu sagen hätte, würde hier zu weit führen.

Herzliche Grüße

Rolf



Re: Karl May - Chronik
15. September 2005 19:52
Und weiter mit Chronik Band 2:

Dieser Mamroth gefällt mir irgendwie, das fällt mir doch erneut auf. Geschliffener Geist, Sarkasmus, Witz, Schärfe. Jetzt habe ich mir endlich das Seul-Buch ?Karl May im Urteil der Frankfurter Zeitung? bestellt.

Man merkt nicht viel davon, daß der alte Karl angeblich im Roten Meer versenkt wurde. Er sitzt auch danach [zunächst] noch auf einem ganz schön hohen Roß.

Man ist froh, als dieses vertrackte Jahr 1899 endlich um ist. - Es geht aber 1900 gleich wieder in den Orient. Und dann wird es die letzten gut 12 Jahre noch deutlich ungemütlicher werden (nein, kein Rechenfehler. 1900 + 11 Jahre + ein paar Monate = gut 12 Jahre).

winking smiley

Gelegentlich kann ein Tagebucheintrag etwas mißverständlich daherkommen und mit einer kleinen Rechenaufgabe verbunden sein. Des Rätsels Lösung: 1 x Schuheputzen macht ½ Rupie.

grinning smiley
Re: Karl May - Chronik
17. September 2005 13:41
Kann man nicht sowieso konstatieren, dass Karl Mays Gegner allesamt intelligenter und eloquenter waren als seine Fans/Apologeten?
Anonymer Teilnehmer
Re: Karl May - Chronik
17. September 2005 13:49
Volle Zustimmung, Herr Hermesmeier.
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