Karl May - Chronik

Fehsenfeld an May:

"Das Volk hat ja nicht den Schriftsteller geliebt - sondern den Abenteurer"

(S. 103)

Das ist die Crux. Darum werden sich, grob geschätzt, ca. 90 % der Leut' an Bearbeitungen gar nicht stören, und wollen oft gar nicht so genau wissen, was es denn nun so ganz genau auf sich hatte mit Karl May, solange immer schön ordentlich was los ist.

Mir geht es genau umgekehrt. Die Abenteuer waren mir immer ziemlich schnurz, Beiwerk; am liebsten lese ich so Sachen wo er mit Murad Nassyr Bier trinken geht, mit Lindsay zum Friseur, wo er Blödsinn macht, großzügig ist, sich über Gästebewirtung mit der "langen Leine" auslässt, über Herzles Eigenarten schwätzt, usw. usf., kurz, wo er ganz Mensch ist. Und da ist er mir, man sollte es nicht meinen, sehr sehr nah.

Vivat Karle !

Mit Albani in Dschidda, das ist kaum zu toppen. Lebensfreude, Mitmenschlichkeit, Anspruchslosigkeit, Herz auf dem rechten Fleck, miteinander, füreinander, alle fünfe gerade sein lassen, locker drauf sein, das beste draus machen. Eine meiner Lieblingsszenen im Gesamtwerk.

(y)

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füreinander, alle fünfe gerade sein lassen, locker drauf sein, ... Eine meiner Lieblingsszenen im Gesamtwerk.

Du verwirrst mich jetzt, Rüdiger

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Du verwirrst mich jetzt

Das dachte ich mir.

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man sollte es nicht meinen

Ich sagte doch solches unmittelbar zuvor.



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"Lest seine Bücher und Ihr werdet sagen, wer das geschrieben hat, ist kein schlechter Mensch" (S. 109)

Danke, Herr Fehsenfeld

Ich finde die Meinung, die Victor Ziel von Lu Fritsch hat interessant. Die Gute ist doch nicht so das Merhameh-Engelchen, wie man gemeinhin annimmt.
(Chronik VM S. 313)

ta

Hätte ich auch nie angenommen. Die wußte, wo Bartel den Most holt.

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.......... aber die bisherigen Äussagen über Lu Fritsch waren bisher immer sehr von Mays Äußerungen über sie geprägt. So eine deutlich abweichende Meinung hatte ich bisher nicht gefunden.
das freut mich ein bissel, weil ich mir nur sehr schwer vorstellen konnte, dass die jungen Damen Hannes und Fritsch May so vergötterten, dass sie nicht auch seine Fehler sahen. Und bei Gelegenheit offenbar übel über ihn herzogen.

ta

Mal etwas Anderes: Ich lese nach wie vor gerne in der Chronik, bin gerade bei Mays Orientreise und stoße dort auf ein Kuriosum (Band II, Seite 284, 27.9.1899). Mays letztes Mittagessen auf dem Italienischen Schiff "Palestina". Da ist er von der Speise "Uova al Piatto" besonders beeindruckt und macht eine Notiz (für Emma?) auf der Speisekarte: "Die Platteneier mußt Du auch einführen; sie sind zu niedlich". Nun frage ich micht: sollten May Spiegeleier (früher auch "Setzeier" genannt), denn um nichts anderes handelt es sich, wirklich so ungeläufig gewesen sein? In deutschen Landen - so eine kurze kulturhistorische Recherche meinerseits (man könnt auch sagen, ich habe gegoogelt, aber das andere klingt entschieden bedeutender, ich übe für einen Beitrag im Jahrbuch der KMG) - war diese spezielle Zubereitungsart des Vogelproduktes mindestens schon im 18. Jahrhundert bekannt. Wer kann mir dieses Phänomen erklären. Wurden Karl May absichtlich Spiegeleier vorenthalten? Und wenn ja, warum?

Ich kann mal meine alten Kontakte nach de.rec.mampf aktivieren, falls es die Newsgroup noch gibt.
Ich schätze aber, das ist eine seltsamere Abart. Eventuell in Förmchen oder so.

ta

Oder beidseitig gebraten, dann werden sie auch platt (und vor allem besser durch, was vielleicht in wärmeren Ländern wichtiger ist)?

Sylvia schrieb:
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> Oder beidseitig gebraten, dann werden sie auch
> platt (und vor allem besser durch, was vielleicht
> in wärmeren Ländern wichtiger ist)?

Da ist was dran. Salmonellen! Wobei "al piatto" italokulinarisch gesehen einfach "auf dem Teller" heißt. Aber auch beidseitig gebratene Eier dürften doch May nicht so in Erstaunen versetzt haben...

Vielleicht waren die Eierchen noch irgendwie gewürzt oder besonders dekoriert...

andrea

andrea schrieb:
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> Vielleicht waren die Eierchen noch irgendwie
> gewürzt oder besonders dekoriert...

Dann hätte May aber sicherlich noch etwas dazu geschrieben. Denke ich zumindest. Erschrieb aber nur, daß man sie einführen sollte, weil sie "zu niedlich" seien. Er dürfte schon das gericht an sich gemeint haben.

Vielleicht waren es keine Hühner-, sondern Wachteleier. Könnte die Niedlichkeit erklären. Das gilt freilich auch für Ameiseneier

Wo sind denn die Herren Neßler und Mees, wenn man sie mal braucht?!


Meine Damen und Herren, bleiben Sie dran. Wir tun es auch.

ta

Ich habe auch mal "gegooglet" und wenn mich mein "Küchenitalienisch" nicht verlassen hat, sind das zwar Spiegeleier, aber ...
mit allerlei Zutaten: con tartuffio (Trüffel) (gilt dann als aphrodisiakum)
con parmiggiano
con pannacotta
etc.
Ich denke, es wird wohl eines davon gewesen sein.


Helmut

Bei de.rec.mampf gibt es erst eine Wortmeldung und die schlägt ebenfalls Miniatureier (Taubeneier) vor.

ta

Also, wenn es ums Essen geht, ist hier immer gleich schwer was los. Da kann man als banausiger Gourmand (nicht Gourmet. Den Unterschied hat Sandhofer mir mal vor zwei oder drei Jahren erklärt) mit Vorliebe für schlichte, einfache Hausmannskost nicht mithalten und ruhig weiter Urlaub machen ...

Karl May war ja auch eher ein Fan von Hausmannskost.

Es war mir bewußt, als ich es schrieb. - Das ist das fatale: zu erkennen (oder gar herüberzubringen), wann ist etwas doppelsinnig gemeint, wann nicht. - Ich habe einmal etwas im Zusammenhang mit Old Firehand geschrieben und beim Schreiben bemerkt, daß es einen doppelten Sinn wegen eines aktuellen Bezuges kriegte. Das war zunächst gar nicht beabsichtigt. Aber dann habe ich gesehen, doch, das ist gut, paßt. Und hatte aufgrund einer Reaktion dann den Eindruck, daß die - zunächst gar nicht beabsichtigte - Doppelsinnigkeit auch erkannt wurde.

Heute ging's aber wirklich nur ums Essen.



Nee, watt kompliziert ...