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Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May

geschrieben von Sabine 
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
15. August 2005 20:25
Das fand ich übrigens an dem Silbersee-Hörbuch vom Westphal auch bemerkenswert, der hat das nämlich auch konsequent alles "deutsch" ausgesprochen, z.B. auch "Apachen".
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
09. Oktober 2005 21:31
Selbst bei den ?Geographischen Predigten? (schönes Büchlein, gibt?s für 1,90 beim KMV) stelle ich wieder fest, daß Karl May mein Leib- und Magenautor ist und bleibt, auch wenn er (in diesem Buch sozusagen verschärft) gelegentlich Unsinn redet, kitschig oder pathetisch wird, ich kann ihm stundenlang zuhören. Und denkt man sich den oft kitschigen Stil in diesen Aufsätzen weg und konzentriert sich auf das inhaltliche, dann bergen diese kleinen Schriften so manches Juwel. Es müssen keine hochgestochenen Philosophien sein, die Weisheit des ?kleinen Mannes? kommt der Realität oft näher.

Aber, weswegen ich diesen Beitrag eigentlich begonnen habe, es geht ja um Stilblüten in diesem Themenzweig, und mit denen kommt der gute Karl hier manchmal wirklich ganz unversehens sozusagen aus der Tiefe des Raumes,

?noch heute hängt der Indianer des nordöstlichen Südamerikas gleich dem Affen zwischen den Zweigen der Bäume?,

das ist schon heftig (S. 163). (Wobei ich?s einfach nur saukomisch finde und nicht etwa rassistisch, empörend oder sonst etwas, um dieses Missverständnis gleich auszuschließen).

?Schreiber dieses? (so ein Zitat zwei Seiten später) würde sich im eben auf selbiger Seite beschriebenen Häuschen sicher nicht unwohl fühlen und versteht den ?Schreiber jenes? bestens.

Ob (auf S. 167) das ?von dem Sophokles oder sonst einer der griechischen Klassiker sagt? ein launiger Gag ist, oder ob er das tatsächlich so nach dem Motto ?ist auch egal? so hingeschludert hat (ich mach? sowas auch gern), hat sich mir nicht ganz erschlossen.

Wie sagte Hanns Dieter Hüsch gleichnishaft über schlichte Kost: ?Da laß ich jeden Rehrücken für stehen da kann der noch so gespickt sein?. Dito.
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
15. Oktober 2005 08:33
Domino-Spieler

Aziz war sein Liebling, der junge Mann, welcher stets die Nilpferdpeitsche bei sich trug, immer bereit, die von seinem Herrn befohlenen Exekutionen zu vollführen.

(Im Lande des Mahdi II, Weltbild, S. 200)

*

Komplimente

Du besitzest noch weniger Gedanken, als das Krokodil Federn hat.
(gleiches Buch, s. 335)

Dein Kopf gleicht einem ausgelaufenen Ei, von welchem nur noch die Schale übrig geblieben ist.
(ebenda)
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
15. Oktober 2005 21:03
Nun zeige mir den kürzeren, den ich ziehen soll!« schrie er, indem er auf mich eindrang.

[Karl Mays Werke: Im Lande des Mahdi II, S. 649. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 49439 (vgl. KMW-IV.10, S. 508)]
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
15. Oktober 2005 21:58
Man hört Arno Schmidt nachgerade laut auflachen bei der Lektüre.
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
15. Oktober 2005 22:30
Daß er, ebenfalls in Mahdi II, seinen Gefährten als Frau sich verkleiden lässt und selber den Eunuchen gibt, sollte auch, zumindest a bisserl, zu denken geben.

?Er brachte Anzüge, einen weiblichen für Ben Nil und den eines Eunuchen für mich. [?]
Zwar hätte ich in weiblicher Kleidung viel weniger erkannt werden können, als in derjenigen eines Haremwächters, aber meine Figur paßte nicht zu einer solchen Maskerade. [?]
Ben Nil war tief eingehüllt. Ein Schleier bedeckte sein Gesicht, so daß er vollständig einer Frau glich.?
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
16. Oktober 2005 15:41
Mahlzeit, launig, am Nil

Jeder ißt nach seiner Art und Weise; der eine braucht zum Fisch ein silbernes Besteck, der andere will die Auster nur mit Seewasser haben. Wer kein Silberzeug besitzt und Austern nicht bezahlen kann, ißt, wenn er in Berlin wohnt, Eisbein mit Sauerkraut; Gallertschüssel schmeckt ebenso, und wem es im Buche des Lebens vorgezeichnet war, ein Bedawi el Homr zu werden, klebt sich den kalten Hirsebrei nach Art der Maurer zwischen das Gebiß. Man trifft überall auf die bekannte Wahrheit »Ländlich, sittlich«, welche, wie man sagt, nach anderer Lesart »Ländlich, unsittlich« lautet.

[Karl Mays Werke: Im Lande des Mahdi III, S. 539. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 50084 (vgl. KMW-IV.11, S. 423)]
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
19. Oktober 2005 20:16
Einige gesammelte Werke aus "Durchs wilde Kurdistan":

"So wird es besser sein ich unterzeichne mich jetzt."
(KBN zum Mutesselim als dieser ihm das gefälschte Verzeichnis der Besitztümer des Makredsch zeigt)

"Die edle "Myrte" zitterte an ihrem ganzen Gebein vor Begierde"
(Als Selim die 2000 Piaster von KBN erhält)

"Entweder Wein oder Gewalt."
(KBN's Überlegung wie er den Mutesselim länger in seiner Wohnung halten kann)

Und dieser Abschiedsgruß an Mersinah ist auch allerliebst:
"Lebe wohl, stirb nie,..."






1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.10.05 20:29.
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
23. Oktober 2005 18:51
"... und die Reiter hin und her gingen, um ihre von dem langen Ritte steif gewordenen Glieder in Bewegung zu bringen, ..."

Im Reiche des silbernen Löwen, Band 1, Haffmans, S. 187
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
24. Oktober 2005 22:41
*kichert*
Wenigstens noch was Erfreuliches heute.

cool smiley
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
18. Dezember 2005 10:55
"Es läutet nicht nur vom Thurme; es läutet auch in mir. Könnte ich wiederläuten ! Mit Himmelsglocken !"

Karl von Unfreiwillig & Kalau 1906 in einem Brief an Dr. Völler (Franz Joseph, nicht Rudi), nachzulesen bei Hermann Wohlgschaft, Band III, S. 1626
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
01. Januar 2006 18:56
»Uff, uff!« sagte Winnetou, vor Überraschung beinahe laut.

»Uff, uff!« sagte auch ich, mit ihm zu gleicher Zeit, denn ich war so erstaunt wie er selbst.

(Old Surehand III)

Das sind aber ungewöhnliche Töne aus Old Shatterhands Mund. Gibt's das noch irgendwo, oder ist das ein einmaliger "fremdsprachiger" Ausrutscher ?

(Wieso steht eigentlich in der Kapitelüberschrift "Kolma Putschi", und im Kapitel erscheint der Name dann ohne t ?)
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
01. Januar 2006 19:22
Quote

(Wieso steht eigentlich in der Kapitelüberschrift "Kolma Putschi", und im Kapitel erscheint der Name dann ohne t ?)
Karl May war mit Namen offenbar gelegentlich schlampig. Der Hinweis hat mich übrigens gerade zum Nachschlagen genötigt, und da kam zutage, dass die Kapitelüberschrift im Block bei allen Auflagen der "grünen" (also bei Fehsenfeld und bei der einzigen Radebeuler Auflage) konsequent falsch ist. Spätestens ab dem 21.-25. Tausend ist der Fehler immerhin im Inhaltsverzeichnis korrigiert worden. Seltsam das.
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
01. Januar 2006 20:11
... und das, im gleichen Kapitel, ist auch nicht übel:

Wie lange ich geschlafen hatte, weiß ich nicht; ein vielstimmiges Brüllen weckte mich, und als ich die Augen öffnete, geschah es nur, um einen Augenblick lang einen vor mir stehenden Menschen zu sehen, welcher mit dem Gewehrkolben ausholte. Ehe ich eine Bewegung machen konnte, traf mich der Hieb, und es war aus mit mir - - -glücklicherweise nicht für immer.

Lieber Leser, bist du eine so empfindsame Natur, daß es dir möglich ist, mir nachzufühlen, wie es ist, wenn man aus einer tiefen Betäubung erwacht und dabei zu der freundlichen Erkenntnis kommt, daß man einen Dummkopf besitzt, der so unbedachtsam gewesen ist, einen niedersausenden Gewehrkolben aufzufangen? Ich sage mit Absicht, »einen Dummkopf«, denn dümmer als nach einem solchen Hiebe kann es keinem menschlichen Kopfe sein! Zunächst fühlt man ihn gar nicht; man lebt nur bis zum Hals herauf und kommt erst nach und nach durch ein gewisses Summen und Brummen zu der Einsicht, daß man nicht gänzlich geköpft, sondern nur an den obersten Teil des Körpers geschlagen worden ist. Daß dieser Teil der Kopf ist, wird einem nicht sogleich, sondern erst dann - - nicht klar, sondern einstweilen noch unklar, wenn das Brummen sich in ein Drücken und Schrauben verwandelt, als ob der in eine Weinpresse gespannte Schädel mit einem halben oder auch ganzen Gros Propfenzieher bearbeitet werde. Im nächsten Stadium bringt jeder Pulsschlag, welcher das Gehirn mit Blut versorgt, das Gefühl hervor, als ob man mit dem Kopfe unter den Stampfen einer Ölmühle oder eines Hammerwerkes liege, und dazwischen wühlen Löwenkrallen im Domizile des Verstands herum. Ich sehe ein, daß es eines intelligenten Menschen unwürdig ist, den Zustand zu beschreiben, in welchem man sich nach einem solchen Hiebe befindet; ich will nur sagen: dumm, im höchsten Grade dumm!

So erging es auch mir. Nachdem ich die oben beschriebenen Grade durchgemacht hatte, bekam ich alle möglichen Farben, vielleicht auch Röntgens Strahlen, vor die Augen, und die Brandung von hundert Meeresküsten tobte mir um die Ohren. Ich konnte weder sehen noch hören und that, was in diesem Falle des Beste und Allergescheiteste war; ich fiel in die Betäubung zurück.

Als ich dann, zum zweitenmal, wieder zu mir kam, fühlte ich mich zu meiner Freude im leidlichen Besitze meiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten; nur daß ich noch nicht ganz genau zu unterscheiden vermochte, ob mir zwischen und aus den Schultern ein Kopf oder ein Gewehrkolben gewachsen war. Ich machte natürlich von diesen Fähigkeiten sofort Gebrauch, indem ich zunächst die Augen öffnete.
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
01. Januar 2006 20:52
... und das auch noch (langsam wird das hier zu meiner ganz privaten Old Surehand III - Leserunde, Reich-Ranicki solo, sozusagen, oder besser gesagt, Karasek oder auch Karat-Check solo).

*

»Ja; er bekam es überdrüssig, und als er eines schönen Tages sah, daß er einen Strick zu viel besaß, der zu nichts anderem zu gebrauchen war, hing er ihn an einen Nagel, machte eine Schlinge und steckte den Kopf hinein, und zwar so lange, bis er abgeschnitten wurde.«

Es zuckte mir in den leider gefesselten Händen, als ich diesen Kerl hinter mir in dieser cynischen Weise von dem Tode seines selbstmörderischen Vaters sprechen hörte.

*

Hatte kürzlich andernorts eine kleine Debatte über Karl May als Zyniker (der er, m.E., lebenslänglich blieb. Nicht nur, aber auch). Das ist doch stark: denkt sich einen überaus zynischen Text aus, legt ihm einen anderen in den Mund und moralisiert einen Satz später über den Zynismus des (erfundenen) anderen.
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
01. Januar 2006 21:25
Und weiter geht?s mit den literarischen Curiosa:

»Uff, uff!« ertönte Schahko Mattos Stimme.
»Uff!« rief nur einmal Apanatschka, aber um so ausdrucksvoller.

*

»Unser Haus- und Hofarzt ist stets Winnetou,« antwortete Dick Hammerdull. »Wenn Ihr an seiner Nachtklingel zieht, wird er sogleich erscheinen.«
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
01. Januar 2006 21:49
rodger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Und weiter geht?s mit den literarischen Curiosa:
>
> »Unser Haus- und Hofarzt ist stets Winnetou,«
> antwortete Dick Hammerdull. »Wenn Ihr an seiner
> Nachtklingel zieht, wird er sogleich erscheinen.«
>
Das ist wirklich der Hammer! Tja, als ich jung war, funktionierte das auch sogleich...
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
02. Januar 2006 10:41
Aufhören, ihr Arno-Schmidt-Versäuchten!! (hupf)

Fängt datt Joar jo schon goat onn! Bo sul datt no hinfiere?

andrea

Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
02. Januar 2006 11:11
? und ich hab? mich ganz harmlos gefragt, was Rolf wohl meint, und dann gedacht, tröstende Nachtlektüre wenn?s einem in der Jugend schlecht ging, oder so ähnlich ?

Schön, zu realisieren, dass man offenbar noch nicht völlig verdorben ist

winking smiley
Re: Kuriositäten/Verschreiber bei Karl May
02. Januar 2006 17:12
Hermesmeier schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zitat: (Wieso steht eigentlich in der
> Kapitelüberschrift "Kolma Putschi", und im Kapitel
> erscheint der Name dann ohne t ?)Karl May war mit
> Namen offenbar gelegentlich schlampig. Der Hinweis
> hat mich übrigens gerade zum Nachschlagen
> genötigt, und da kam zutage, dass die
> Kapitelüberschrift im Block bei allen Auflagen der
> "grünen" (also bei Fehsenfeld und bei der einzigen
> Radebeuler Auflage) konsequent falsch ist.
> Spätestens ab dem 21.-25. Tausend ist der Fehler
> immerhin im Inhaltsverzeichnis korrigiert worden.
> Seltsam das.

In Winnetou IV heisst die Dame übrigens konsequenterweise im gesamten Text dann "Kolma Putschi".
So ist das nun mal mit den Transliterationen aus dem Indianischen winking smiley
(oder sollte KM zur Gedächtnisauffrischung auch nur das Inhaltsverzeichnis von OS benutzt haben?)

Helmut




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.06 17:12.
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