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Fehsenfeld-Briefwechsel II

geschrieben von Rolf Dernen 
Fehsenfeld-Briefwechsel II
01. August 2008 17:50
Hat schon mal jemand im 2. Band des Briefwechsels geschmökert? Da schüttelt es einen (wenigstens mich), wie May teilweise mit Fehsenfeld umgeht. Und erfreulich, wie der Verleger antwortet: unaufgeregt, höflich, äußerst sympathisch. Gut, May ist der "Künstler", Fehsenfeld der Geschäftsmann...

Grüße
Rolf
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
01. August 2008 22:25
Das Deckelbild zum 2. Band Fehsenfeldbriefwechsel ist auch auf den Titelblatt M-KMG 105 zu sehen aber dort in sw.

Misstrauen auf beiden Seiten zwischen Karl May und Fehsenfeld Sehr schweres Verhältnis der letzten Jahre ab 1907.

Einseitige Kündigung von Fehsenfeld. Deshalb kaum erstaunlich das kaum Neues erschien. Illustrierte Ausgabe musste die sein? Am schönsten die Bilder der Maler als Beigabe die im ersten Traumband erträumt werden mussten. Am schlechtesten das Fehlen der Abdrucke der Fehsendfeld Prospekte die dort hineingehört hätten. Etwas schmal der Band mit 480 Seiten optisch unschön wie der zweite Traumweltenband.

In diesen Sinne trotzdem sehr intressante Lektüre und jedermann zu empfehlen.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 10:16
Wie nicht anders zu erwarten, punktet hier bei mir auch eher Fehsenfeld. Karl May war ein unglaublich schwieriger Mensch, starrsinnig, uneinsichtig und alles andere als ein feiner Psycholog und Diplomat.
Und daß May einerseits (Anfang 1907) die Briefe mit "Lieber Freund" beginnt, um gleich darauf den lieben Freund auf heftigste und - wie es scheint grundlos - anzugreifen, stößt mir auch sehr unangenehm auf.

Abgesehen von den Briefen selbst ist es auch schön die Anhänge und vor allem die Erinenrungen von Frau Fehsenfeld mal am Stück als Ergänzung lesen zu können.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 10:38
Gegen angemessene Härte und Mitteilen der Wahrheit bzw. dessen, was man dafür hält, spricht m.E. überhaupt nichts, und jemanden mit "Lieber Freund" anzureden und ihm anschließend unangenehme Dinge um die Ohren zu hauen, gefällt mir persönlich ausgesprochen gut, da in dieser eigenartigen Mischung eben sehr schön zum Ausdruck kommt, das es eben grundsätzlich nie so einfach und nie nur schwarz oder nur weiß ist. Knallharte Ehrlichkeit und Sympathie müssen sich keineswegs ausschließen.

Im Fall Fehsenfeld scheint er sich mir allerdings den falschen ausgesucht zu haben, das war mir schon im ersten Briefband aufgefallen. Er ist mit der Gesamtsituation unzufrieden und macht das ungerechterweise ausgerechnet an Fehsenfeld fest, der ihm ja nun wirklich entgegengekommen ist.

Doch, der war schon ein feiner Psycholog, aber eben halt nicht immer, das wäre wohl auch zuviel verlangt. Ein einfühlsamer Mensch, der gelegentlich auch schon mal kräftig danebengehauen hat.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 11:04
Auch ein solcher Briefwechsel - sollte er auch vollständig sein (mir liegt er leider noch nicht vor) - gibt natürlich immer nur einen (mehr oder weniger kleinen) Ausschnit auf das gesamte Geschehen damals wieder.
Ich jedenfalls würde mich davor hüten auf Grundlage dieses Ausschnitts ein weitgehendes Urteil abgeben zu wollen.

Helmut
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 11:17
Ein Freund, auch wenns der beste ist, ist nicht nur dazu da um ihn Honig ums Maul zu schmieren.

Das mit der Gesamtsituation kann schon richtig sein, dazu kamen noch die ganzen Prozesse. Er hat sich vieleicht den falschen Mann für sein "Dampfablassen" ausgesucht, ok, aber er war in der Geschichte nicht der einzige. Denken wir seinerzeit an Rudi Völler als er sich die Medien ausgesucht hat um mal ordentlich auszuteilen, obwohl er ganz genau wußte daß seine Manschaft sowas von schlecht gespielt hat.

Und trotzdem gibts nur ein Rudi Völler(yes)

Markus
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 11:25
Wir sind uns auffallend oft einig ...

Der Völler gehört zu den schätzungsweise siebeneinhalb Menschen, die ich sehr sympathisch finde.

winking smiley

(Daß die Mannschaft schlecht gespielt hat und Medienleute gerne bescheuerte Fragen stellen schließt sich übrigens auch nicht aus)
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 11:29
Was man dabei auch oft übersieht, ist dass May mit seinen Büchern nicht nur für seinen eigenen rel. Wohlstand gesorgt hat, sondern eben auch (und vermutlich vermehrt) für den Wohlstand Fehsenfelds (so kann man es zumindest sehen, und so hats verm. May wohl auch gesehen). Und dafür ist ihm (Fehsenfeld) etwas "Dampfablassen" und auch noch mehr wohl zuzumuten.

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 11:30.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 11:34
Für die Gesamtsituation hab ich die Chronik. Und ich seh da keinen Widerspruch oder gar vernachlässigte Aspekte.

Dass sich Fehsenfeld Mays Bedeutung für sich sehr bewusst war, liest man in seinen Antwortbriefen. Und dass es May gelingt, einen Mann wie Fehsenfeld bis zum Aussprechen der Kündigung zu treiben, ist schon erstaunlich.

Ich lese wieder still weiter. Bringt mir ehrlich gesagt mehr als Vergleiche mit Rudi Völler.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 11:54
>>> Und dass es May gelingt, einen Mann wie Fehsenfeld bis zum Aussprechen der Kündigung zu treiben, ist schon erstaunlich.

Find' ich nicht. So war der. Bestimmt viel radikaler als Rudi Völler.

grinning smiley
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 13:54
JennyFlorstedt schrieb:
-------------------------------------------------------
> Für die Gesamtsituation hab ich die Chronik. Und
> ich seh da keinen Widerspruch oder gar
> vernachlässigte Aspekte.
>


Aber auch das ist natürlich auch wieder nur ein (größerer) Ausschnitt.
Wenn ich mir so überlege, was es nach 100 Jahren über einen von uns (oder auch prominenteren) an hand von schriftlichen oder sonstigen medialen Hinterlassenschaften zu sagen geben wird, dann wird es mir heute schon angst und bange.
winking smiley


Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 13:55.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 17:23
Was mich (so ganz persönlich) von solchen Urteilen zurückhält, ist die "Vielschichtigkeit", die er an den Tag legte.
Er war ja eben auch, neben seinen (möglicherweise) bösen Briefen, ein freundlicher älterer Herr, umgänglich, freigiebig und großzügig.
Und wenn ich da Fotos von ihm aus dieser Zeit ansehe, ist dies wieder ein anderer; da gibt es z.B. den Gelangweilten, Distanzierten, der da (noch einigermaßen) Freundlichen, der da, mittlerweile selber in Zivil, zusammen mit Leuten sitzt, die seine alten Verkleidungen tragen. Oder auch jene traurigen Bilder von seiner Amerikareise.

Und je mehr ich von ihm (einigermaßen intensiv) lese, desto mehr wird mehr klar, dass diese Vielseitigkeit/Vielschichtigkeit offensichtlich schon lange vorher in ihm steckte.
Da gab es einerseits den (fürchterlich) bigotten Katholiken der Marienkalendergeschichten, den etwas aufgeklärteren Katholiken des Hausschatzes, den weitläufig gewandten Weltreisenden der Fehsenfeldromane, der geschickte Lehrer der Jugendromane, aber eben auch den "gewissen weltlichen Genüssen" nicht abgeneigten Schreiber der Kolportage.

Und das alles gleichzeitig!

Helmut

Da bin ich jetzt meilenweit über das Ziel des Threads hinausgeschossen, aber es musste mal sein.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 17:24.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
02. August 2008 18:32
Und mich irritiert, wie er mit seinem Verleger umspringt, ihn gegen Krais & Schwabe ausspielt, ihn unter Druck setzt, in seinen Briefen mal hü und mal hott sagt, Pläne kuzfristig oder sogar ohne Rückmeldung umwirft - und stets seinen Verleger für die entstehende Planungsunsicherheit verantwortlich macht, ihn beispielsweise zwingt, tausende Plakate drucken zu lassen, obwohl ihm klar sein muss, dass er beim besten Willen das Manuskript nicht mehr pünktlich abliefern kann... Boah!

Klar hatte der Mann Stress, aber gerade gegen Fehsenfeld hätte keine "Front" entstehen müssen.

Nachtrag: liest man Klara Mays Briefe, findet man die Karl Mays vermutlich wieder recht vernünftig. grinning smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 20:52.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 01:17
Quote

Da gab es einerseits den (fürchterlich) bigotten Katholiken der Marienkalendergeschichten, den etwas aufgeklärteren Katholiken des Hausschatzes, den weitläufig gewandten Weltreisenden der Fehsenfeldromane, der geschickte Lehrer der Jugendromane, aber eben auch den "gewissen weltlichen Genüssen" nicht abgeneigten Schreiber der Kolportage.
Und das alles gleichzeitig!

Sein oder nicht sein. Ich glaube, hier wird die (Selbst-)Darstellung mit dem wahren Ich verwechselt. Als Autor schlüpfte Karl May meist in Rollen (und ich meine hier nicht das Rollenspiel mit seinen erfundenen Figuren). Er passte sich den Anforderungen des Publikums/der Redaktion an und dabei machte er möglicherweise dem einen oder anderen was vor, ein Schauspieler eben. Wir sollten uns aber hüten, die jeweiligen Rollen mit dem wahren Charakter Karl Mays zu verwechseln, der angeblich alles das gleichzeitig beinhaltet.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 01:36
Hermesmeier schrieb:
-------------------------------------------------------
> Da gab es einerseits den (fürchterlich) bigotten
> Katholiken der Marienkalendergeschichten, den
> etwas aufgeklärteren Katholiken des Hausschatzes,
> den weitläufig gewandten Weltreisenden der
> Fehsenfeldromane, der geschickte Lehrer der
> Jugendromane, aber eben auch den "gewissen
> weltlichen Genüssen" nicht abgeneigten Schreiber
> der Kolportage.
> Und das alles gleichzeitig!
>
> Sein oder nicht sein. Ich glaube, hier wird die
> (Selbst-)Darstellung mit dem wahren Ich
> verwechselt. Als Autor schlüpfte Karl May meist in
> Rollen (und ich meine hier nicht das Rollenspiel
> mit seinen erfundenen Figuren). Er passte sich den
> Anforderungen des Publikums/der Redaktion an und
> dabei machte er möglicherweise dem einen oder
> anderen was vor, ein Schauspieler eben. Wir
> sollten uns aber hüten, die jeweiligen Rollen mit
> dem wahren Charakter Karl Mays zu verwechseln, der
> angeblich alles das gleichzeitig beinhaltet.

Fehsenfelds Witwe schrieb in ihren Erinnerungen (1942) über May (dieser war nicht am Bahnhof gewesen, wo Fehsenfelds ihn und Emma abholen [1893] wollten) :

"Nach einer Viertelstunde unseres Heimkommens, klingelt es, u. K.M. stand lächelnd u. selbstbewusst in der Thür. Einen Moment hatte ich das Gefühl, eine Vision möchte ich es nennen, dass der, der da steht, nicht der ist, der er scheinen möchte, so, als ob er eine Rolle spielte, u. der richtige K.M. darunter versteckt sei."
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 10:03
Ansgar Pöllmann, sehr lesenswerter May-Gegner, schrieb: „Im Jahre 1879 brachte der „Deutsche Hausschatz“ eine kleine Erzählung „Three carde monte“, die zwar äußerlich sauber erschien, aber derselben rohen Einbildungskraft eines ungebundenen, zu Gewalttaten neigenden Geistes entsprungen war. Bald erkannte jedoch der Verfasser dieser Kümmelblättchen-Geschichte, wo sein Weizen blühte, und er begann so hübsch langsam, aber stetig die berühmte Entwicklung des „Gewaltmenschen“ zum „Edelmenschen“ …“

In diesen Sätzen ist die Selbstverbiegerei, zu der May oft bereit war, hübsch zum Ausdruck gebracht. (Hier unterscheide ich mich, der sonst gerne Wellenlänge und Übereinstimmungen zu May betont, übrigens deutlich von ihm, nebenbei bemerkt: ich verderbe mir es lieber mit allem und jedem, anstatt mich anzupassen …)

Weltanschaulich betrachtet, muß dieses einmal diesem, einmal jenem Herrn dienen übrigens gar keine „Schauspielerei“ sein, ich las kürzlich über einen Wissenschaftler, der sagte, er habe manchmal durchaus zwei gegensätzliche Meinungen gleichzeitig und schaue diesen beiden Meinungen in sich dann gleichsam als unbeteiligter Dritter zu, wie ein Zuschauer bei einem Wettkampf. Der Mann ist, m.E., recht weit. - Da mögen nun wieder andere ihr Etikett „indifferent“ naserümpfend-herablassend hervorholen, jeder wie er mag.

Noch ein anderer Aspekt: Betreiben sie das nicht alle, diese „Schauspielerei“ ? An Arbeitsplätzen, in Gesellschaft, immer wieder beobachtet, eine aufgesetzte, unnatürliche, verlogene Freundlichkeit, eine künstlich hergestellte, oberflächliche „Gute Laune“, ein Maskenball. Fad, unendlich. Diese Gesellschaften (Geburtstagsrunden, Festessen usw.), wo sie sich alle gegenseitig etwas vorspielen und keiner sich traut sich so zu zeigen wie er wirklich ist, und keinerlei tiefergehendes Gespräch möglich ist: zum Sterben langweilig, furchtbar. Da ist mir ein unbequemer und auch mal herumpolternder May wesentlich lieber.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 10:16
Ich bin manchmal nicht mal meiner eigenen Meinung bzw. gehe, höre ich sie von anderen vertreten, schon mal gerne in Opposition dazu. Hält geistig fit und arbeitet dem geistigen Verknöchern entgegen. In so weit: d'accord, Rüdiger.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 10:39
Hermesmeier schrieb:
-------------------------------------------------------
> Da gab es einerseits den (fürchterlich) bigotten
> Katholiken der Marienkalendergeschichten, den
> etwas aufgeklärteren Katholiken des Hausschatzes,
> den weitläufig gewandten Weltreisenden der
> Fehsenfeldromane, der geschickte Lehrer der
> Jugendromane, aber eben auch den "gewissen
> weltlichen Genüssen" nicht abgeneigten Schreiber
> der Kolportage.
> Und das alles gleichzeitig!
>
> Sein oder nicht sein. Ich glaube, hier wird die
> (Selbst-)Darstellung mit dem wahren Ich
> verwechselt. Als Autor schlüpfte Karl May meist in
> Rollen (und ich meine hier nicht das Rollenspiel
> mit seinen erfundenen Figuren). Er passte sich den
> Anforderungen des Publikums/der Redaktion an und
> dabei machte er möglicherweise dem einen oder
> anderen was vor, ein Schauspieler eben. Wir
> sollten uns aber hüten, die jeweiligen Rollen mit
> dem wahren Charakter Karl Mays zu verwechseln, der
> angeblich alles das gleichzeitig beinhaltet.


Lieber Wolfgang,

nein, ich habe nicht die Rollen mit dem wahren Charakter Mays verwechselt, sondern Du hast mich einfach falsch verstanden.
Also:
Den wahren Charakter Mays kenne ich nicht, und den kennst Du nicht und auch sonst niemand, behaupte ich jetzt einfach mal, der Einfachheit halber.
Ich - so war meine Argumentation - kann diesen Charakter deshalb nicht erkennen, und daher weigere ich mich auch irgendwie geartetet Schlussfolgerungen darüber abzugeben, weil er hinter so vielen, völlig unterschiedlichen Facetten des "Mayschen Erscheinungsbildes" verborgen ist, durch die ich nicht in der Lage bin klar zu sehen.
So in etwa war - jetzt hier natürlich überspitzt - meine Argumentation, oder sollte sie zumindest sein.

Helmut
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 10:56
Tja, und ich meine, dass an dem Grundsatz: "An ihren Briefen sollt ihr sie erkennen", durchaus etwas dran ist. Im Falle May ist jedenfalls die Chance groß, dass hier mal die Maske fällt.
Re: Fehsenfeld-Briefwechsel II
03. August 2008 14:07
Gerade auch das würde ich bezweifeln, denn Briefe (wie solche an Fehsenfeld) sind ja meistens zielgerichtet, und zwar häufig auch an ein Ziel, das nicht im Brieftext steht.

Helmut
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