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Rezension von "An den Dresdner Anzeiger"

geschrieben von JennyFlorstedt 
Rezension von "An den Dresdner Anzeiger"
04. März 2006 16:21
Rüdiger stellte heute eine Rezension ein, die ich nicht unkommentiert lassen will. smiling smiley

„Ich gehe meinen eigenen Weg, einen Weg, den noch niemand vor mir beschritten hat. Er ist einsam, und ich mute keinem Menschen zu, mir zu folgen. So verlange man auch nicht von mir, hinter anderen herzulaufen. Ich störe und beleidige keinen; man lasse auch mich in Ruhe! - - -"

Dieses May-Zitat findet Rüdiger "einsichtig".

Ich finde das Zitat gelinde gesagt "versnobt".
Und wenn May nur für sich geschrieben hätte, dann hätte er doch nicht mit Master Fehsenfeld um Goldschrift und teure Einbanddecken verhandelt bzw. sein Werk in alle Welt verschenkt/verschickt.

Abgesehen davon ist es gruslig, wenn einem ständig jemand (in diesem Fall May selbst) erklärt, wie man ein Werk zu lesen hat. Wenn ein Text nicht für sich spricht, liegt es eher am Autor. Und wenn dieser dann psychologische Interptetationsanweisungen hinterherliefert, wird es meiner Meinung nach nicht wirklich besser.

ta



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.03.06 17:21.
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiegr"
04. März 2006 16:31
Quote

Wenn ein Text nicht für sich spricht, liegt es eher am Autor.

Von den bewußtlosen Deppen, wie sie zu Hundertausenden durch unsere Straßen eiern, dürfte kaum jemand Thomas Mann oder Hölderlin (z.B.) lesen, geschweige denn verstehen. Ist daran nun Thomas Mann "schuld" ? Soll nur noch so geschrieben werden, damit es auch jeder Idiot versteht ?

Ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, Clemenceau glaube ich, werde gleich nachgucken, aber der Spruch ist schön:

"Die Gleichheit der Menschen mag ein Gesetz sein, aber keine Macht der Welt kann sie zu einer Tatsache machen."
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiegr"
04. März 2006 16:39
Ich denke, selbst die "bewusstlosen Deppen" könnten Mann und Hölderlin genießen,wenn sie sich die Mühe machen würden es zu lesen.
Die meisten so genannten Werke der Weltliteratur sind nicht sonderlich "schwer" zu lesen. Man dringt vielleicht nicht automatisch bis zu achten Leseebene vor, aber in der Regel kommt man ohne Erläuterungsbuch aus, um ein Buch in der ersten Ebene zu lesen.
Und bei Karl May gelingt mitunter offenbar nicht mal das. Wofür er - in äußerst rüdem Ton - die Leser verantwortlich macht, weil die zu blöd sind, seine Psychologie zu verstehen.
Neee.... bringt ihm bei mir auch keine Pluspunkte.

ta
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiegr"
04. März 2006 16:58
Quote

Die meisten so genannten Werke der Weltliteratur sind nicht sonderlich "schwer" zu lesen.

Und Hemingway ist dann laut "Aspekte" ein Abenteuer-Schriftsteller, und Frau Heidenreich erklärt, ebenfalls im öffentlich-rechtlichen Verblödungs-Fernsehen, in Melvilles "Moby Dick" ginge es ja eigentlich nur um Fischfang.
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiegr"
04. März 2006 17:05
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> > Die meisten so genannten Werke der Weltliteratur
> sind nicht sonderlich "schwer" zu lesen.
>
>
> Und Hemingway ist dann laut "Aspekte" ein
> Abenteuer-Schriftsteller, und Frau Heidenreich
> erklärt, ebenfalls im öffentlich-rechtlichen
> Verblödungs-Fernsehen, in Melvilles "Moby Dick"
> ginge es ja eigentlich nur um Fischfang.

Nee, Walfang. Moby war kein Fisch, sondern ein Säugetier. Fische werden nur in der Unterhaltungsliteratur gefangen, die Hochliteratur zeichnet sich durch die Jagd auf in der Entwicklungsstufe höher stehende Lebewesen aus. (Sorry, mir war gerade nach Unernst zu Mute.)
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiegr"
04. März 2006 17:07
Zwischen Rüdiger und Jenny gibt's schon wieder Missverständnisse.

Karl May rügt seine eigenen Leser und wirft ihnen vor, ihn nicht zu verstehen.
Die "bewusstlosen Deppen" lesen überhaupt nicht.
Die eine spricht von Äpfeln, der andere von Birnen.

Ich jedenfalls kann Jenny nur zustimmen: Schelte an den eigenen Lesern (nicht an den Ignoranten, die erst gar nicht zu einem Buch greifen) macht Karl May entschieden sehr unsympathisch. Wenn ein Autor, wie hier Karl May, so dumm ist, seinen Lesern im Nachhinein jeden Interpretationsspielraum zu nehmen, indem er die einzig gültige Interpretation vorgibt (und ihm die auch noch ausgesprochen wichtig ist), dann hätte er sein Buch zuvor eindeutig formulieren sollen. Dieser ganze Vorgang nimmt doch nun wirklich jede Freude am Lesen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.03.06 17:09.
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiger"
04. März 2006 18:15
Ihr seht das alles (finde ich) zu distanziert.
Man muss mal versuchen, sich in diese Situation hinein zu versetzen.
Da versucht ein alternder Mensch unter Schmerzen (in dem Alter was Neues zu lernen, tut weh, wie ich aus eigener Erfahrung weiss) Neues zu schreiben, versucht sich an Dramen, Gedichten und Symbolischem. Jedesmal ist er wohl überzeugt, dass es dies nun war, der Beginn seines "eigentlichen Werkes".
Und diese Idioten von Lesern, Kritikern und Verlegern wollen das einfach nicht einsehen und verstehen.
Statt dessen wird ihm weiterhin das vorgeworfen, was er 20 Jahre vorher, wegen des damals mehr als dringenden Broterwerbs, geschrieben hat.
Da wird es doch mal erlaubt sein, auszurasten und das Lese-(und sonstige) Publikum als Ignoranten zu beschimpfen und sich dann in die Schmollecke zurückzusiehen.

Also ich verstehe das!

Helmut



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.03.06 18:17.
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiger"
04. März 2006 19:42
Hallo zusammen!
Ich kann das auch gut verstehen.
Wann war das denn? Um 1904? Vielleicht ist das ja nicht gerade eine sachliche und schlagfertige
Antwort, wie man es sich für einen verbalen Abtausch über literarische Themen in öffentlichen Medien wünschen würde. Und weiterhin können Leute, die das lesen und sonst weiter nichts über May wissen, damit wahrscheinlich herzlich wenig anfangen. Es klingt ja auch wie hingemotzt.
Das Dilemma ist halt, dass Karl May unbedingt noch wirklich Großes hat schaffen wollen. Und dass er sich genötigt sah, alles was und wie er es geschrieben hat, rechtfertigen zu müssen. Da hatte er halt das Fonduekächli mal gestrichen voll (um aus Asterix zu zitieren..smiling smiley )
Re: Rezension von "An den Dresdner Anzeiger"
04. März 2006 20:31
Quote

Nee, Walfang. Moby war kein Fisch, sondern ein Säugetier.

Da hast Du mich aber kalt erwischt. Ist ja auch gemein, daß das Vieh "Walfisch" heißt und dann doch keiner ist. Hatte ich zwar auch schon mal gehört, aber vorhin war es weg.

Quote

Fische werden nur in der Unterhaltungsliteratur gefangen, die Hochliteratur zeichnet sich durch die Jagd auf in der Entwicklungsstufe höher stehende Lebewesen aus. (Sorry, mir war gerade nach Unernst zu Mute.)

grinning smiley
grinning smiley

Quote

Die "bewusstlosen Deppen" lesen überhaupt nicht.

Und ob sie das tun. Ich werde aber nicht verraten, wen (welche Sorten) ich alles in diesen erlauchten Kreis einschließe.

Quote

... dann hätte er sein Buch zuvor eindeutig formulieren sollen.

Da ist unser Ansatz halt ganz verschieden. Meiner Meinung nach muß man nicht so schreiben, daß jeder alles versteht. Das wäre ja noch schöner, und wo kommen wir denn da hin (Wollschlägers "Herzgewächse" verstehe selbst ich nicht, obwohl ich sonst, wegen seiner Essays, einer seiner größten Fans bin).

Karl May wird das auch gar nicht erwartet haben, daß alle alles verstehen, nur im Falle des "Dresdner Anzeigers" hatte er sich da etwas mehr geistige Potenz erwartet als Fräulein Silling. So geht es auch aus seinem Text hervor.

Ansonsten hat er schon "Kundschaft" verschiedenster Couleur befriedigt, und das ist ja auch in Ordnung.

Im in der Rezension zitierten Beispiel mit der Anrede geht es nicht um Leserbeschimpfung oder dergleichen (mit was kommt ihr da alles, meine Güte) sondern er erklärt aufs Vortrefflichste, daß jemand wie Fräulein Silling, die keinen Sinn für tiefere Bedeutung und sprachliche Feinheiten hat, besser den Schnabel gehalten hätte.
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