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Dialekt

geschrieben von Helmut 
Dialekt
04. Februar 2008 15:49
Ich bin (nebenbei) über "Scepter und Hammer" bei den in der gleichen Zeitschrift ("All-Deutschland!") abgedruckten erzgebirgischen Dorfgeschichten, dies sind u.a. der großartige "Waldkönig" und der noch interessantere "Giftheiner", gelandet.
Dazu habe ich folgende Frage:
diese Geschichten sind ja (zumindest in der Zeitschriftenfassung) teilweise (bei den direkten Reden) in (vermutlich abgemilderter) Erzgebirgs-Mundart geschrieben.
Nun liest sich diese Mundart schon sehr verschieden von dem, was ich als Sächsisch bezeichnen würde. Ich hätte diese Mundart eher in Thüringen oder im Vogtland vermutet. Kennt sich da jemand mit diesen Mundarten aus? Weiss jemand, welche dieser offensichtlich unterschiedlichen Dialekten in Ernstthal (zu Mays Zeit) gesprochen wurde? Oder m.a.W. sprach May eigentlich überhaupt sächsisch?

Helmut
Re: Dialekt
04. Februar 2008 16:40
Rehlein, Dein Auftritt!

Ansonsten kleiner Wikipedia-Link zum Thema:
[de.wikipedia.org]üringisch-Obersächsische_Dialektgruppe

Da der Link wieder zerhackt wird: in der Wikipedia "Thüringisch-Obersächsische_Dialektgruppe" suchen.

ta



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.08 15:44.
Re: Dialekt
05. Februar 2008 09:40
Ähäm, also dann...

Besser passt wohl der Wikipedia-Artikel zu "Erzgebirgisch", aber ich linke nicht mehr. Nö. (Die sehen übrigens auch Gemeinsamkeiten mit Bairisch.)

Kurz gesagt: In jedem Dorf wird ein bisschen anders gesprochen. Ich hab mir erzählen lassen, noch in den 60er Jahren des 20. Jhds. habe man sprachliche Unterschiede zwischen Hohenstein und Ernstthal feststellen können. Aber was der May da schreibt, ist auch für meinen Geschmack Mischmasch. Und wie Du schon sagst, Helmut, weit entfernt von "Sächsisch".



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.08 09:41.
Re: Dialekt
05. Februar 2008 10:29
Nach diesem Wikipedia-Artikel gehört die erzgebirgische Mundart zum Ostfränkischen.
Das ist eigentlich genau dass, was ich beim Lesen gespürt habe, nämlich dass es gewisse Ähnlichkeiten mit dem hiesigen Dialekt hat.
Das Fränkische mit seinen vielen Ausprägungen ist eben doch eine der weit verbreitetsten Mundarten (von der Mosel bis zum Erzgebirge winking smiley ).

Helmut
Re: Dialekt
06. Februar 2008 10:21
Nun, am besten finde ich immer, die posaische Ausdrucksweise "nimmer". (unverhoffter Reim?)
Re: Dialekt
06. Februar 2008 10:37
Sagt das der Marquis Posa irgendwo, oder war "prosaisch" gemeint ? (Aber warum soll es "prosaisch" sein ?)

Karl May schreibt, was er hört (bei der Wiedergabe von Dialekten), fühlt und denkt. Um korrekte Schreibweise geht es dabei nicht. Er hat ja keine Fach- oder Schulbücher über Dialekte geschrieben.

"Nimmer" ist doch hübsch. Steht übrigens z.B. auch bei Storm, Immensee, ich dachte erst in der Wasserlilien-Passage, aber da steht (so was lässt sich ja schnell ergoogeln) "immer nicht", "nimmer" steht aber vorher mal, "dann komme ich nimmer wieder.".



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.08 10:45.
Re: Dialekt
06. Februar 2008 14:45
Das ist ein unkommentierter Link.

[de.wikipedia.org])

Der Erzähler fragt den Raben nach seinem Namen, doch dieser krächzt nun „Nimmermehr“ (original Nevermore), worauf der Mann zu ergründen versucht, unter welchen Umständen der Rabe dieses Wort erlernt hat und was er damit meinen könnte. Auf die zu sich selbst gemurmelte Aufforderung, Lenore zu vergessen, antwortet der Rabe ungefragt auf ein Neues „Nimmermehr“. Das erregt den Erzähler, und er stellt dem Raben weitere Fragen: Ob es für seine Seele Linderung gebe und ob er Lenore im Himmel wieder treffen werde. Beides beantwortet der Rabe mit „Nimmermehr“. Vollkommen außer sich fordert da der Mann den Raben auf, ihn zu verlassen, doch wiederum antwortet der Rabe in gewohnter Manier und verlässt die Büste nicht. Das Gedicht endet damit, dass der Erzähler beziehungsweise seine Seele in dem Schatten liegt, den der Rabe auf den Boden wirft, und von dort nimmermehr aufsteigen wird.

Am Rande: Das Gedicht von Poe wurde u.a. von Hans Wollschläger übersetzt. smiling smiley
Und von Gustave Doré illustriert ( [lcweb2.loc.gov] )

Doppelter Salto zurück zu May. Sozusagen.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.08 14:48.
Re: Dialekt
06. Februar 2008 17:37
@ Jenny: Jetzt biste mir mit dem Poe-Raben zuvorgekommen. Wobei ich dann doch noch anfügen möchte, daß auch und ganz speziell Arno Schmidt an der betreffenden Poe-Ausgabe mitübersetzt hat ("Zettels Traum" ist sogar die literarische Verarbeitung dieses Übersetzungsprozesses.)

Zum Dialekt in Mays Heimat: Je weiter man weg wohnt, um so mehr ähneln sich für den subjektiven Hörer die Mundarten. Ein mir befreundeter Schwabe wurde im Ruhrgebiet als Bayer bezeichnet, die Krönung einer solchen Wahrnehmung erlebte ich vor einigen Jahren, als jemand aus sehr weit östlich in einem Musikforum über die Kölner Grupe BAP schrieb, die würden ja Französisch singen. - Ich selbst, der ich inzwischen Sächsisch von Thüringisch einigermaßen zu unterscheiden weiß, lauschte bei meinem ersten Besuch in Hohenstein-Ernstthal in einer Kneipe zwei Männern, deren Intonation mich eher an Bayern als an Sachsen erinnerte. Nordbayeren wohlgemerkt, und da kommt das Fränkische ins Spiel, das Helmut erwähnte. Ich habe dann mal beim Wirt nachgefragt und erfahren, daß die beiden Männer aus dem Erzgebirge kämen. (Die Kneipe war übrigens der ehemalige "Graue Wolf")
Re: Dialekt
07. Februar 2008 07:13
Mein Loblied war nimmer ironisch gemeint.Im übrigen war ich mal 20 Jahre mit einer Olbernhauerin näher bekannt. Noch ´ne nette Anekdote: Vor Jahren habe ich mal in einer Jugendherberge ein paar Leute kennengelernt, die sich für Bayern ausgaben. Die kamen aus Sonneberg. Hab sie natürlich ob des mir inhärenten Scharfsinnes sofort entlarvt. PS: es bleibt bei posaisch winking smiley
Re: Dialekt
07. Februar 2008 09:12
Quote

Je weiter man weg wohnt, um so mehr ähneln sich für den subjektiven Hörer die Mundarten
...
deren Intonation mich eher an Bayern als an Sachsen erinnerte. Nordbayeren wohlgemerkt, und da kommt das Fränkische ins Spiel

Und da wirds jetzt (wenn ich mal wieder einen kleinen Exkurs machen darf), noch ein wenig komplizierter. Denn das Fichtelgebirge (der größte Berg dort heißt übrigens auch Fichtelberg), das sich ans Erzgebirge anschließt liegt zum (größeren) Teil in Oberfranken (damit fränkisch) und zum (kleineren) Teil in der Oberpfalz, und die ist bairisch.
Und um es noch verwirrender zu machen, der oberfränkische Teil gehörte zur protestantischen Markgrafschaft Bayreuth, und der operpfälzische zum (natürlich katholischen) Bistum Regensburg.
Also die Erzgebirgler hatten und haben sowohl fränkische als auch bairische Nachbarn.

Helmut



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.02.08 09:17.
Re: Dialekt
11. Februar 2008 18:57
Quote

Karl May schreibt, was er hört (bei der Wiedergabe von Dialekten), fühlt und denkt. Um korrekte Schreibweise geht es dabei nicht. Er hat ja keine Fach- oder Schulbücher über Dialekte geschrieben.

(Selbstzitat)

Quote

Dann aber wird er, der Dichter Gerhart Hauptmann, dieses läppischen Abklatschens der Wirklichkeit überdrüssig, [...] er läßt sich [...] anziehen von der Farbigkeit der Zeit, er erfindet sich eine eigene Sprache, die altertümlich klingt, das Entsetzen aller Philologen und das Entzücken aller musikalischen Menschen.

(Lion Feuchtwanger in "Das Haus der Desdemona")



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.02.08 18:57.
Re: Dialekt
11. Februar 2008 19:26
@ Rüdiger: Volle Zustimmung. Und dazu fällt mir eine lustige Geschichte ein: Eine Kollegin, deren Vater aus Dresden stammt, erzählte mir, daß eben dieser ihr Vater stets behauptet hat, Karl May könne kein Sachse gewesen sein, weil Mays Sächsisch sich nicht so lesen würde, wie er, also der Vater meiner Kollegin, sich das vorstellte bzw. es selbst schreiben würde.Mays Schreibweise wäre kein "richtiges" Sächsisch.

Kommentar überflüssig.

Grüße
Rolf
Re: Dialekt
11. Februar 2008 21:39
Bei May hat eben beides seinen besonderen Reiz, zum einen das Erfinden eines eigenen Dialektes, wie im Weg zum Glück. Aber eben auch das Schreiben in einem ihm heimischen Dialektes.
Ich habe jetzt die Reprints aller seiner erzgebirgischen Dorfgeschichten durchgelesen und dort wird eben die erzgebirgische Mundart teilweise auch als Stilmittel verwendet.
Das erstmal erstaunliche für mich war, dass ich mich in diesem Dialekt von Anfang an "heimisch" fühlte. Durch meine mehr oder weniger penetranten Nachfragen ist dieses für mich auch geklärt. Noch erstaunlicher für mich ist, dass ich dadurch einen neuen, anderen Zugang zu diesen Werken bekommen habe.
Ich kann mich übrigens nicht erinnern, dass dieses "feeling" bei den bearbeiteten Bänden ähnlich war; ich habs jetzt allerdings auch nicht nachgesehen, ob und was bei den Dialektteilen geändert wurde.


Helmut
Re: Dialekt
12. Februar 2008 06:23
Quote

Ich kann mich übrigens nicht erinnern, dass dieses "feeling" bei den bearbeiteten Bänden ähnlich war; ich habs jetzt allerdings auch nicht nachgesehen, ob und was bei den Dialektteilen geändert wurde.

Mir waren umgekehrt beim Korrekturlesen von KMV-Bänden gelegentlich Ausdrücke oder Wortgruppen als "untypisch" oder "ungewohnt" aufgefallen - und siehe da: sie stammen offenbar von Ludwig Patsch, der bei Überarbeitungen seinen südlicheren Zungenschlag eingebracht hat.

ta
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