Titelbild


Frage
Icon
Privat
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Icon
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein

Herbst....

geschrieben von andrea 
Herbst....
30. September 2006 18:08
Hallo in die Runde,

hat nichts mit May zu tun, aber wenn ich morgens zu Fuß zur Arbeit gehe, bietet sich mir dieses Panorama...

Noch besser wird´s, wenn sich die Nebel senken und die Burg darüber hinaus schaut.

andrea



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.09.06 18:12.
Re: Herbst....
30. September 2006 19:18
Ich bin so müd, so herbstesschwer
Und möcht am liebsten scheiden gehn.
Die Blätter fallen rings umher;
Wie lange, Herr, soll ich noch stehn?
Ich bin nur ein bescheiden Gras,
Doch eine Aehre trag auch ich,
Und ob die Sonne mich vergaß,
Ich wuchs in Dankbarkeit für dich.

Ich bin so müd, so herbstesschwer
Und möcht am liebsten scheiden gehn,
Doch, brauche ich der Reife mehr,
So laß mich, Herr, noch länger stehn.
Ich will, wenn sich der Schnitter naht
Und sammelt Menschengarben ein,
Nicht unreif zu der Weitersaat
Für dich und deinen Himmel sein.

Karl May
Re: Herbst....
30. September 2006 19:21
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke
Re: Herbst....
30. September 2006 20:16
Der Schaukelstuhl auf der verlassenen Terrasse.

»Ich bin ein einsamer Schaukelstuhl
und wackel im Winde, im Winde.

Auf der Terrasse, da ist es kuhl,
und ich wackel im Winde, im Winde.

Und ich wackel und nackel den ganzen Tag.
Und es nackelt und rackelt die Linde
Wer weiß, was sonst wohl noch wackeln mag
im Winde, im Winde, im Winde.«
Re: Herbst....
30. September 2006 20:27
Ich denke, es ist Zeit für meine Antidepressiva.

Rolf
Re: Herbst....
30. September 2006 20:44
Den "Schaukelstuhl" hielt ich zunächst für einen ächten Florstedt, aber er ist von Christian Morgenstern.

Und auch die Antidepressiva findet man im Google.

winking smiley
Re: Herbst....
30. September 2006 21:21
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------

> Und auch die Antidepressiva findet man im Google.
>
Hauptsache, man findet sie im Medizinschränkchen.
tom
Re: Herbst....
30. September 2006 22:21
Das Foto gefaellt mir gut,nicht schwermuetig eher romantisch.
Wobei ich natuerlich nicht weiss wo Cochem liegt.
Ich bin ganz erstaunt ueber die Lyrikkenntnisse.
May,Rilke,Morgenstern,well,well.
Vielleicht sollte man in D auch Fluoxetine ins Trinkwasser geben.
Re: Herbst....
30. September 2006 22:39
Auch in Amerika wurde und wird gedichtet und gelesen, auch wenn unser Freund, wenn er ob jeden Buchtitels und jeden Autorennamens, der genannt wird, sich schon beeindruckt zeigt, fast einen anderen Eindruck vermitteln zu wollen scheint.

winking smiley

„»Whitman ist ein Beispiel, wie das Nomadische der alten nordamerikanischen Stämme, wie Urwald und Prärie die Seele und den Geist formen.« Schon sieht Robert Müller auch unter Europäern immer häufiger »uramerikanische« Gesichter auftauchen und hält es für möglich, daß dies auf »eine körperliche Anähnlichung durch phantasiemäßige Imprägnation« zurückzuführen sei. Denn »die Indianer ... bevölkerten die Phantasie unserer Jugendzeit, .. . auch die europäischen Jugenden der letzten Dekaden sind unter diesem physischen Vorbild aufgewachsen.« Nach Robert Müllers Ansicht wurde durch die Indianergeschichten der Boden für Walt Whitman auch in Europa bereitet, so daß dieser mehr als irgendeiner habe »der Dichter der jüngeren europäischen Geschlechter« werden können. »Die Indianergeschichten, Karl May, ... finden ihre Zuspitzung und Veredlung in Walt Whitman.« Wäre hier nicht eine Gelegenheit gewesen, in besonderer Weise an Winnetou zu erinnern? Hatte doch Robert Müller 1912 von ihm geschrieben: »Alles was männlich, fein und kräftig ist, wird in entscheidenden Situationen an dieser Gestalt vorgebracht, die ... ein richtiger Erzähler und ein stark ethisch empfindender Mensch sich ersonnen hat.« Hätte sich nicht leicht auch eine Brücke zu »Winnetou« IV« schlagen lassen, zu jenem Abschlußband, dessen eigenartige Schönheit vor allem auf dem Kontrast zwischen dem Absterben alten und dem Aufsteigen neuen Indianertums voll Hoffnung auf eine große Zukunft beruht? Gewiß.“

[karlmay.leo.org]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.09.06 22:43.
tom
Re: Herbst....
30. September 2006 23:32
Ruediger erstaunt mich immer wieder jetzt kennt er auch noch Walt Whitman.
Wobei ich oben angefuehrtem Zitat nicht so ganz zustimmen kann.
Winnetou IV und the Leaves of Grass,na ja.
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 08:03
Guten Morgen allerseits!

Ach ich fand das Bild von Andrea auch nicht deprimierend, sondern romantisch-schön - aber wenn Rüdiger mit Gedichten kommt, dann muss ich auch. smiling smiley

ta
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 09:52
Ich finde auch an den Gedichten nichts deprimierendes, die sind einfach nur schön. Selbst wenn der alternde May von Müdigkeit, Schwere und Scheidengehenwollen (Nein, das Wort ist irgendwie nicht gut, sagen wir konkreter: Sterben wollen) schreibt, sehe ich das eher als nüchterne und nachvollziehbare Bestandsaufnahme.

Du mußt mal, wenn ich mit Gedichten komme ? Hatten wir gestern im Kino ("Oh wie schön ist Panama") auch, da mußten die Kinder (Filmlänge: 1,10) auch immer Pipi (sprachlich nicht ganz korrekt, aber ich zitiere halt) zwischendrin.

Als literarische Antidepressiva empfehle ich übrigens z.B. die Dschidda-Episode mit Albani in "Durch die Wüste", das Klavierspiel in Damaskus in "Von Bagdad nach Stambul" (da enthalten auch eine wundervolle Bemerkung in 1 Satz zu einer überstandenen bzw. in der Phantasie ausgemalten Katz-und-Hund-Ehe) oder auch den Beginn von "Satan und Ischariot" bzw. der "Felsenburg", soweit die Bearbeiter vom Sprachwitz noch das eine oder andere übrig gelassen haben.

Schönen Herbst-Sonntag allerseits !

winking smiley



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.10.06 12:21.
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 12:08
Schön, wenn euch das Bild gefällt (morgens, 8.00 Uhr in Deutschland)
Derzeit ist es wirklich herrlich romantisch in dieser Gegend. Jetzt werden die Weinberge langsam gelb und rot, zusammen mit den bunter werdenden Wäldern ist das fast schon ein Indianersommer, so prächtige Farben sieht man hier.

@ TOM: Cochem liegt im Südwesten von Deutschland, an der Mosel, ein Fluss, der bei Koblenz in den Rhein mündet. Es ist eine kleine Stadt mit etwa 5.500 Einwohnern, dafür aber 1,5 Millionen Tagestouristen und 450.000 Übernachtungen im Jahr. (siehe auch: [de.wikipedia.org] oder: [www.cochem.net] - Ende der Infoveranstaltung winking smiley)

Mich machen Nebelbilder im übrigen nicht depressiv, sondern melancholisch, eine Stimmung, die ich sehr mag.

andrea



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.10.06 12:15.
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 13:19
Noch'n Gedicht.

Inspiriert söben andernorts, dorten nicht salo(o)nfähig.

Dem melanchtonigen Herbste albanische (nicht das Land; der Mann) unkomplizierte Lebensfreude entgegensetzend (wenngleich auch nicht ganz ohne einen Schuss Melanch ... Mélange.)

Got a good reason
for taking the easy way out
Got a good reason
for taking the easy way out now
She was a day tripper
One way ticket, yeah
It took me so long to find out
and I found out

She's a big teaser
She took me half the way there
She's a big teaser
She took me half the way there, now
She was a day tripper
One way ticket, yeah
It took me so long to find out
and I found out
Ah, ah, ah, ah, ah, ah

Tried to please her
She only played one night stand
Tried to please her
She only played one night stand, now
She was a day tripper
One way ticket, yeah
It took me so long to find out
and I found out

Day tripper, day tripper, yeah

(Lennon / McCartney)

winking smiley
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 16:48
JennyFlorstedt schrieb:
-------------------------------------------------------

> Ach ich fand das Bild von Andrea auch nicht
> deprimierend, sondern romantisch-schön...

Isses auch, durchaus. Ich möchte auch niemandem den Herbst verderben, der wirklich eine schöne Jahreszeit sein kann. Muß aber nicht, je nachdem, was man damit verbindet. Mir ist halt von Oktober bis Dezember der liebste Mensch so langsam dahin gegangen, passend zur Jahreszeit, womit sie bis zum Schluß Stil bewiesen hat. winking smiley

Grüße

Rolf
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 16:56
HERBSTGEDANKEN

»Vernimm auch Du des Herbstes Stimme,
Hör, was er sagt und folge ihm!«


Weder der zu traulichem Beisammensein ladende Winter noch der liebeglühende Frühling oder der Rosen spendende, Früchte reifende Sommer übt einen so ergreifenden Eindruck aus auf das menschliche Gemüth, wie der Herbst mit seinen welkenden Blumen, hinsterbenden Fluren und erbleichenden Farben.
Der große Zug nach der Mutter Erde, welchem selbst der Stärkste und Gewaltigste gehorsamen muß, zeigt triumphirend seine Herrschaft über die Natur. Das letzte Lied der Nachtigall ist verklungen; schief und schiefer fallen die Strahlen der Sonne; leer wird's auf Feld und Flur, und die schaffende Kraft will ausruhen von der segnenden Arbeit der verflossenen Wochen. Schon glänzt am Morgen der Reif auf den Spitzen der Gräser; der »Nachsommer« löst sich von den Stoppeln, und »eindringlich mild« zieht der Geruch des Herbstes durch die Lüfte.
Es ist die Zeit des Scheidens. Und wie die Gefühle des Herzens höher flammen in der Stunde des Abschiedes und alle Regungen des Inneren emporwallen in das thränenumflorte Auge, so sendet das Jahr die schönsten seiner Tage in den Herbst, und süße, beseligende Wemuth breitet sich über die weichen, sehn-
suchtsathmenden Abende.
Und diese Weichheit, diese Sehnsucht bemächtigt sich des menschlichen Herzens. Sie mildert seine Leiden, verklärt seine Freuden und wirkt veredelnd auf alle seine Stimmungen. Wie an dem keuschen, unter dem Weh des Scheidens seufzenden und von hoffenden Wünschen geschwellten Busen der Geliebten, so ruht der Empfängliche in der Umarmung des Herbstes und saugt aus seinem Kusse die Ahnung, daß Glück und Seligkeit wohl fliehen, nicht aber uns für immer fern bleiben können.
Mag das Laub fallen und die Blume welken, es liegt doch im Fallen und Welken kein spurlos Verschwinden und Vergehen, sondern die liebe, alte Mutter Erde ruft ihre Kinder nur zurück, um sie verjüngt und verschönert wieder in's Leben zu führen. So ist auch der Tod nicht ein Aufhören alles Seins, sondern eine Zurückkehr zur ursprünglichen Kraft, um die Errungenschaften dieses Lebens für ein neues Bestehen zu verwerthen.
Denn wie da draußen in der Natur, so naht ein Herbst auch dem Menschenkinde, der ihm die Stirne furcht, das Haar lichtet und den Nacken beugt, der ihn zur ernsten Forschung stimmt und nach den Früchten seines Lebens fragt. Wie manch' stolzer Mann wird da der tauben Aehre gleichen, welche ihr Haupt hoch heben darf, weil es keine Körner trägt, und wie Mancher mag da am Boden kriechen, weil ihn die Last und Sorge der Arbeit niederdrückt! »Säen muß man hier mit Fleiß zu der Ernte jenes Lebens« klingt's im alten Kirchenliede; aber nicht dort erst, sondern schon hier beginnt diese Ernte und

»wohl dem Baume, welcher Früchte trägt,
wenn die Hand des Alters an ihr rüttelt!«

[Karl Mays Werke: Geographische Predigten. Aufsätze, Gedichte und Rätsel, S. 61. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 205 (vgl. KMW-I.1.A-21, S. 47)]
tom
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 18:28
Vielen Dank fuer die Information,nachdem meine Frau das Bild von Cochem gesehen hat,will sie jetzt unbedingt hin,mich schrecken allerdings die vielen Touristen ab,die Du erwaehnst.

Ruediger ich muss schon sagen Du bist immer fuer eine Ueberraschung gut,habe ich Dich doch fuer einen kinderlosen- und feindlichen Mitmenschen gehalten und da lese ich nun folgendes.

"Hatten wir gestern im Kino ("Oh wie schön ist Panama") auch, da mußten die Kinder (Filmlänge: 1,10) auch immer Pipi (sprachlich nicht ganz korrekt, aber ich zitiere halt) zwischendrin".
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 18:53
Ich (bald 51) war mit meiner Lebensgefährtin (bald 50) im Kino. Zu zweit.

Und heute habe ich mal wieder URMEL AUS DEM EIS (Augsburger Puppenkiste) gesehen (zauberhafter geht es ja wirklich kaum noch), alleine zu Hause vor dem DVD-Player.

Wie sagte Werner Finck: "Sie werden lachen ich mein' es ernst."

winking smiley

Übrigens, was Cochem betrifft, sind wir uns einig: es ist schön dort. Bis auf die Touristen.

winking smiley
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 18:58
Übrigens: der Strich gehört an "feindlichen" also: "-feindlichen", sonst bezieht sich das "feindlichen Mitmenschen" nicht mehr auf das Vorangegangene, sondern steht für sich. Und das wolltest Du ("You can say You to me") doch nicht, oder ?

winking smiley
Re: Herbst....
01. Oktober 2006 18:59
smiling smiley @ tom: Ach, von den Touristen sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die sind ja nicht alle auf einmal da. Man sollte vielleicht nicht in Ferienzeiten hierhin kommen, da ist dann wirklich eine Menge los. Aber sonst ist es hier durchaus auszuhalten.

@ Rüdiger: Ganz wunderbar zitiert.

andrea
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen