Karl May Hörspiele
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Rathen - Winnetou 1

geschrieben von jwoebking 
jwoebking
Rathen - Winnetou 1
13. Juli 2005 14:52
Rathen - Winnetou 1 - das Hörspiel

Olaf Hörbe schrieb dieses Bühnenstück, aus dem man dieses Hörspiel machte, frei nach Karl May und ich muss schon sagen, mehr als frei.
Zwar ist es eine nette Idee, Mr. Henry auch eine kleine Rolle zu überlassen, aber genau an dieser Stelle beginnt der Autor damit, unlogische Spielchen mit dem Zuschauer/Hörer zu treiben.

Die Schießprüfung:
Man reicht dem späteren Old Shatterhand den Bärentöter. Mr. Henry und Sam Hawkens wundern sich darüber, dass das Greenhorn die Waffe so leicht handhabt. Und nun kommt der Clou. Mr. Hawkens wirft eine 1 Cent - Münze in die Luft, und Shatterhand trifft diese natürlich mit dem Bärentöter und dies gleich zwei Mal. Zwei Löcher in einem kleinen Cent - Stück? Einmal davon abgesehen, dass ein Geldstück niemals von einer Kugel "durchbohrt" werden kann, sie verbiegt sich höchstens, und würde von dem Kaliber eines Bärentöters getroffen, wahrscheinlich von St. Louis bis nach New York fliegen, es ist aber damit nicht genug. Das junge Greenhorn sagt anschließend: "Ach, ich hatte miserabel geschossen, die zweite Kugel sollte eigentlich durch das Loch der ersten gehen......" James Garner ( Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe) lässt grüßen.

Natürlich muss ein Bühnenstück anders angelegt werden als ein Hörspiel oder Buch. So ist es natürlich vollkommen in Ordnung, wenn Santer und seine Spießgesellen und auch Intschu tschuna, Winnetou und Klekih petra sehr früh in die Handlung eingebaut werden. Aber warum gleich wieder mit einem Fehler?

Intschu tschuna, Winnetou und Klekih petra treffen auf Santer und seine Kumpane. Santer ruft. ".... Ist es nötig den Finger am Drücker zu haben oder nicht?" Klekih petra antwortet: "Tut Euer Schießholz getrost wieder weg und dankt Gott, dass Ihr gesunde Glieder habt."
Was soll die Bemerkung? Santer hat mit keinem Wort die Behinderung von Klekih petra erwähnt, geschweige denn sich darüber lustig gemacht.

Sehr logisch ist es jedoch, wenn der Autor beschließt, die Apatschen, also Intschu tschuna und Winnetou, durch Bancroft gefangen nehmen zu lassen, um in "Ruhe" die Vermessungsarbeiten abschließen zu können.
Auch das Auftauchen Tanguas, der zuerst auf Santer trifft, hat mit Karl May wenig zu tun, lässt sich aber sicher durch die Zwänge der Dramaturgie, die ein Bühnenstück dem Autor auferlegt, erklären.

Der nächste Witze, sieht man großzügig über andere hinweg, hat sich der Autor auf Kosten Nscho tschis erlaubt. Shatterhand wird von der Schwester Winnetous gepflegt. Etwa sechs Wochen lang. In dieser Zeit sprach Nscho tschi nicht einziges Wort mit Shatterhand!! Plötzlich wird sie gesprächig und sagt zu Shatterhand: "Heute sehe ich dich zum letzten Mal, leb wohl."
Im Laufe des Gespräches fragt Shatterhand nach ihrem Namen, und als sie ihn nennt, übersetzt er Nscho tschi sofort in die deutsche Sprache, und kommt auf "schöner Tag."
Wirklich erstaunlich.
Noch erstaunlicher ist Tatsache, dass Nscho tschi für Shatterhand einen Anzug genäht hat. Aber das kann man natürlich verstehen, denn jeder möchte für den Tod am Marterpfahl wenigstens gut gekleidet sein, wenn ich mich nicht irre! Und wenn man seinen neuen Anzug von einem so netten Mädchen wie Nscho tschi bekommt, die es vorgezogen hat sechs Wochen stumm zu bleiben, ist es noch erfstanlicher!
Aber nun wird es für den KARL MAY - Freund echt peinlich!
Kliuna - ai taucht auf und überreicht Sam Hawkens einen, man kann es kaum glauben, einen neuen Jagdrock! Was hatten die Apatschen vor? Aber noch wichtiger ist die Frage, was treibt den Autor zu solch einem Unsinn? Kliuna - ai fertigt den neuen Jagdrock auf Befehl Winnetous an! Warum aber sollte Winnetou einen solchen Befehl geben? Wollten die Apatschen die Gefangenen für den Martertod neu einkleiden?
Unsinn!

Natürlich ist es nicht möglich auf einer Bühne den Zweikampf zwischen Intschu tschuna und Shatterhand im Rio Pecos darzustellen. Deshalb kämpft man "an Land".


Der Rest des "Hörspieles" ist ganz annehmbar.
Aber ich finde es schade, dass der Autor von der Vorlage an machen Stellen unlogisch abweicht.
Fällt der Regie nichts auf?
Liest niemand Korrektur?
Übrigens fehlen Dick Stone und Will Parker gänzlich in diesem Stück, schade!

In diesem Sinne
Joachim Wöbking

thomas
Re: Rathen - Winnetou 1
16. Juli 2005 18:03
Auf der Bühne geht es nicht um das korrekte Darstellen physikalischer Gesetze, sondern um eine möglichst spannende und anschauliche Darstellung der außerordentlichen Schießkünste Old Shatterhands. Und wenn Karl May unglaubliche Schießkünste erfindet, darf der Regisseur der Felsenbühne auch mal ein Münze mit 2 Einschußlöchern erfinden ;-)
jwoebking
Re: Rathen - Winnetou 1
18. Juli 2005 14:30
Es geht ja nicht nur um diese eine Szene. Wenn ein Stück diese Anzahl von unlogischen Szenen aufweist, sollte Kritik schon erlaubt sein.
Und wenn die Bühne in "Rathen" allgemein so gelobt wird, sollte eben diese Kritik auch möglich sein.

MfG
Wöbking

dot
Re: Rathen - Winnetou 1
22. September 2005 16:09
Hallo!

Ich finde, wenn man das Buch gelesen hat, ist vieles nicht mehr so unlogisch. Und wenn der Ruf nach Original-May ertönt, geht man ja wahrscheinlich davon aus, dass die Zuschauer Mayleser sind, denn wie sollte man den sehr verwickelten Handlungen sonst folgen können (vor allem Kinder). In sofern denke ich, hat man in Rathen höchstens zu viele Details reingepackt, die nur mit Lektürehintergrundwissen logisch werden.

Außerdem finde ich persönlich, dass viele der Kritikpunkte, die hier genannt wurden, sich auch widerlegen lassen.

Z.B. kann sich Klekih petras Äußerung auch darauf beziehen, dass Santer nicht sinnlos schießen soll und damit dann seine eigenen gesunden Glieder riskiert.

Und warum soll Old Shatterhand nicht wieder einmal sein Wissen über die Apachensprache aus Büchern haben. Wäre ja nicht das einzige Mal, dass er im Stück sagt: "Das hab ich gelesen!"

Der neue Anzug für Sam Hawkens kommt meines Wissens nach auch im Buch vor, aus dem Fell des Grizzlybären, den Shatterhand kurz vor seinem ersten Treffen mit Winnetou usw. erlegt hat, und auch dort ist es so weit ich weiß Winnetou, der den Befehl gibt ihn zu nähen. Insofern wäre dann schon Karl May (wie des öfteren Mal) unlogisch.

Und warum soll Nscho-tschi nicht für den armen Kerl, in den sie sich ja schon ein wenig verliebt hat, nicht noch ein Abschiedsgeschenk haben. Sie hatte ja wahrscheinlich geplant ihn am letzten Tag anzusprechen und "vorzuwarnen".

usw.

Wahrscheinlich bin ich da als großer Rathenfan nicht so ganz objektiv, aber mir hat das Stück und auch das Hörspiel sehr gut gefallen, zumal die wirklich tollen Sprecherstimmen für so manches entschädigen.

Lg dot.

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