Hallo Andrea,
Dir dürfte vielleicht nicht entgangen sein, dass ich nicht über Kinder im allgemeinen schrieb, sondern über die von gestern abend im Einkaufszentrum. Und die waren offenbar das Spiegelbild ihrer Erzeuger: laut & leer, degeneriert und unerträglich. Und von wegen pessimistisch und Untergang: Neinnein, mir macht das Leben schon Spaß, ich lebe gern und gut. Nur habe ich es nicht so mit den Menschen. Es gibt so herzlich wenige, die mir gefallen. - Ich gebe aber zu, dass ich mich von Erlebnissen wie gestern gelegentlich ein bisschen zu sehr spontan beeinflussen lasse und dann schon mal das betreibe, was ich bei anderen nicht mag: undifferenzierte Schwarzweißmalerei. An einem anderen Tag und an einem anderen Ort kann die Welt schon wieder durchaus angenehmer aussehen.
Auf den Herrn aus Minnesota, der sich hier offenbar kräftig bemüht, gewisse Vorurteile kräftigst zu bedienen (er hat in wenigen Wochen in zwei Foren mehr Unsinn, dummes Zeug und billigste wie unzutreffendste Plattitüden geschrieben als irgendein anderer in mehreren Jahren, das wirkt teilweise so dumm und so primitiv, daß man es nicht für möglich halten sollte), reagiere ich nicht mehr, zumindest bei einem Beitrag wie seinem vorletzten. Dazu ist mir meine Zeit zu schade. Er sollte nur aufpassen: wenn er zu unverschämt wird und beleidigend wird, zeige ich ihn an.
Aber noch ein paar Worte zur DDR, Frank sprach ja auch davon. Im Osten Deutschlands, bevor dieser unter dem ulkig und nicht ungeschickt inszenierten Deckmäntelchen einer Volkserhebung mit dem Westen zwangsvereinigt wurde (zumindest konnte durchaus dieser Eindruck entstehen; neue Märkte schaffen mit immer weniger Waffen), gab es noch innere Werte; manch tumber Tor mit Honey, Money und Kiddys (auch hierzulande laufen sie zu hunderttausenden herum, aber auf englisch reimt sich’s besser) wird freilich vielleicht gar nicht wissen was das ist, und in seinem simplen Gemüt auch gar kein Bedürfnis danach empfinden.
Dass es darauf (auf die inneren Werte) nach den gängigen Kriterien unserer Gesellschaft aber auch gar nicht ankommt, und man mit dem Gemüt eines Fleischerhundes oder eines Deppen und der Weltanschauung eines Zwölfjährigen oder eines Dummkopfes durchaus Erfolg haben kann, ist mir freilich bekannt. Fleißig Fakten lernen, Ellenbogen, ein großes Mundwerk und ein gewisses Geschick sowie Anpassungsfähigkeit, und fertig ist der Lack. Und dann lehnen sich Leute auch schon mal selbstgefällig zurück und schwadronieren herum, dass es, sozusagen, einer Sau graust. Mit voller Hose ist gut stinken. Ganz allgemein gesprochen.
Aber noch mal, wie gewünscht, ein bisschen zurück zum Thema Regale: ich denke schon, dass die Zeit der Bücher (vorerst) im Großen und Ganzen vorbei ist. Eine Marktnische für Exoten. Man will Konsumenten, keine kritischen Geister. Und das lässt sich trefflich manipulieren. Genauso wie rauchen und nicht rauchen. Man hält die Leute kräftig unter Druck mit drohender Arbeitslosigkeit usw. und überflutet sie mit Reizen von früh bis spat, da soll ihnen schon das Lesen und das Nachdenken vergehen.
Hierzulande gab es nach dem letzten Krieg unter anderem Freßwelle, Reisewelle, Sexwelle. Lesewelle ? Fehlanzeige.
Beste Grüße
Rüdiger
Nein, den sag ich jetzt nicht. Ich lache immer noch.
