Heute Abend im ZDF

Daß Halef keine Witzfigur ist ist selbstverständlich, ist Grundvoraussetzung (die freilich keineswegs immer erfüllt wird). Aber das korrekte Fehlen des Witzfigurartigen macht noch keinen Halef ... Ich hab' auch mal auf einer Freilichtbühne einen Castlepool gesehen, der erfreulicherweise ausnahmsweise mal keine Witzfigur war. Aber das nützte herzlich wenig, er war damit noch lange kein Castlepool, sondern einfach nur langweilig ...

Den älteren May fand ich gut, obwohl er nicht wie May aussah, den 'mittleren' schwach, obwohl er May äußerlich ähnlicher war ... "Sooo einen Grizzly", das hätte May so nicht vorgetragen, der hätte sich irgendwas von "Die Größe des Thieres war eine erschreckende ..." o.ä. zusammengeschraubt und wäre dabei vielleicht an der Tischkante hängengeblieben oder über seine Füße gestolpert ...

Na ist doch toll was u.a. Halef angeht. Man läßt unnützes weg, hat aber seine Eigenheiten noch nicht richtig rüber gebracht. Man ist also auf dem richtigen Weg.

... und was die Darstellung des Karl May betrifft, fand ich den in der Gefängniszelle (hab die sendung grad erst gesehen) am beeindruckendsten.
Nebenbei: hab ichs in den bisherigen Kommentaren überlesen, oder hat tatsächlich noch keine/r die "acht Jahre Zuchthaus" bemängelt? )

Aber nun zum eigentlichen Anliegen: Dass für den Karl-May-Kenner nicht viel atemberaubend Neues kommen wird, hab ich nicht wirklich erwartet.
Aber - war das das Anliegen des Films?
Ich denke mal, die Stärke der Sendung - und darauf kommt es doch an - liegt darin, dass damit hoffentlich Fernsehzuschauer, die von May bisher nicht viel oder gar nichts kannten/wussten, für das Thema "Karl May" interessiert wurden.
Dass das in Einzelfällen bereits erreicht wurde, hab ich heute auf Arbeit erfahren, als ich von Kollegen, die bisher über meine May-Begeisterung gelächelt hatten, nach der einen oder anderen in der Sendung aufgetauchten Frage angesprochen wurde. was mich heut abend veranlasste, den Beitrag über internet anzuschauen, denn über eine Sendung, die ich nicht gesehen habe, konnte ich natürlich nichts sagen ...

Ich glaub auch daß es eher eine Art Öffentlichkeitsarbeit war, als daß wir wirklich das letzte Geheimnis vermittelt bekommen. Aber ob diese Sendung dazu führt, daß sich wieder mehr für Karl May interessieren und ihn lesen, ist fraglich. Zumindest die Sendezeit war natürlich gut gewählt. Und billig war diese Sendung sicher nicht.

NB:
Der Schauspieler, der den Halef gespielt hat, war übrigens der, der in der ARD-Vorabendserie "türkisch für Anfänger" den Vater spielte (einen deutschen Polizisten mit türkischem Migrationshintergrund).
(Das habe nicht ich herausgefunden, sondern mein Sohn hat den sofort erkannt.)

Helmut

Tja, wer viel fern schaut, kann halt viel mitreden. Ich kannte den nicht, hatte aber doch recht mit der filmischen Lüge. Kein richtiger Araber, sondern ein Türke.

Da wäre ich nicht so sicher; den (ebenfalls) türkischen Sohn hat in dieser Serie ein afghanischer Schauspieler gespielt, und den griechischen Freund ein türkischer Schauspieler.

Helmut

Macht doch alles nix. In dem Film "Voll normal" spielt ein türkischer Schauspieler einen Italiener.

Und wenn wir schon bei der "filmischen Lüge" sind: Im Film "Psycho" bringt nicht Anthony Perkins die Frau unter der Dusche um. Zur Zeit der Dreharbeiten dieser Szene war er nämlich am Theater proben. Und Leonardo di Caprios Hand ist es nicht die die Frau im Film "Titanic" malt, sondern es ist der Regisseur selber. Wenn man sich die Hände anschaut, sieht man daß sie sehr faltig sind und eindeutig einem etwas älteren Mann gehören. Di Caprio war aber zur Zeit der Dreharbeiten erst anfang 20.

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Wolfgang Hermesmeier schrieb:
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> Besonders gut gefallen hat mir der Knabe May mit
> den weit aufgerissenen, ganz offensichtlich
> sehenden Augen,

Bei der nächsten Filmerei sieht man dann vielleicht die Augen des betreffenden Nachwuchsdarstellers fest verschlossen ... (je nach persönlichem Gusto des Beratenden ...) die Frage mag uns noch mindestens hundert Jahre beschäftigen ...



> und die nie so deutlich
> formulierte Aussage, die Autobiografie sei Fiktion
> mit einem konkreten Zweck.

Sie ist weder reine Wahrheit noch reine Fiktion, sondern eine Mischung aus beidem ... über das [genaue] Mischungsverhältnis können wir nur spekulieren.

Was mich immer schon sehr gewundert hat und noch weiter wundert ist, dass diejenigen, die die autobiographischen Schriften Mays als Ansammlung von Lügen (überspitzt formuliert) bezeichnen, ausgerechnet einem einzigen Brief Mays, in dem er seiner Autobiographie einen bestimmten (und nur diesem) Zweck zuschreibt, dass sie diesem Brief (absolute) Wahrheit testieren.
Ob da vielleicht doch auch ein ganz klein wenig Wunschdenken im Spiel ist?

Helmut

Karl May war innerlich sicher genauso Winnetou wie Old S. Dem Phänomen narrative Psychologie bin ich in meinem Buch auch oft begegnet und kann die Be"geisterung" dafür gut nachvollziehen.
Insgesamt eine schöne, aber sicher doch auch schnell vorrübergehende Sendung (für die ca. über 3 Mio Zuschauer), auch weil solche Beiträge doch überwiegend in die Vergangenheit zeigen.
Das letzte Rätsel lößt sich hoffentlich nur immer soweit auf, wie ich neulich gelernt hab, das "Großer Geist" im indianischen (Wort)Sinne mehr "Großem Geheimniss" entspricht. Eine Auf-Lösung, die auch noch was übrig lässt
Frage ist, wie kann man die Winnetou-Welt wieder mehr in der Gegenwart aufblühen lassen, ohne natürlich dabei die Wurzeln der neufarbenen Blume aus den Augen zu verlieren?
Wenn man jemanden erinnert, treffen sich zB die (vergangene) Erinnerung und das Jetzt beim Erinnern für den Blick in die Zukunft.
Zumindest der ZDF-Seiten-Verweis auf den "Winnetou-Feder"-Schreibwettbewerb ist ein Anfang, aber weitere Ideenverwirklichungen wären schön.
Wie wäre es mit einem Thema, in dem wir einfach mal Ideen sammeln, egal ob in Richtung Media/Aktion/Offline/Online/SocialNet etc?