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Heute Abend im ZDF

geschrieben von andreas_1969 
Re: Heute Abend im ZDF
08. August 2010 20:46
Aber es ist doch schon interessant, wenn ich im Waldröschen lese was er dort alles schon vorwegnimmt was alles noch kommen wird (u.a. daß Sternau dem Herzog von Olsunna und Tombi dem falschen Alfonso sehr ähnlich sieht), obwohl diese Ereignisse erst viel später im Roman vorkommen. Und er konnte ja nicht gut erst den kompletten Roman schreiben und später Dinge irgendwo dazwischen einflechten auf die er erst während des schreibens kam, da er ja wöchentlich die Lieferungen schicken mußte. Also muß schon vorher ein recht umfangreiches Gerüst gestanden haben. Und dann stimmt das auch mit dem "Buchhalterischen".

winking smiley
Re: Heute Abend im ZDF
08. August 2010 21:38
Naja.. und dann wiederum hat er Handlungsfäden/wiederholte Andeutungen einfach fallen lassen. So wie die Vorgeschichte von Henry Lormelle bzw. die von Pepi und Zilli. smiling smiley

Im großen und ganzen ist die Doku nicht fehlerlos, aber dem verwandschaftlichen feedback zufolge, für Laien (und nicht mal interessierte Laien winking smiley ) gut gemacht.

Im November wird Dr. Zeilinger im Leipziger Freundeskreis etwas zu den Dreharbeiten zu der Doku erzählen.
Re: Heute Abend im ZDF
08. August 2010 22:10
Weiß jemand wo das Zitat "Ich muß selbst zur Legende werden" her ist ? Das finde ich nicht ...
Re: Heute Abend im ZDF
08. August 2010 22:29
Das kenn ich in der Form auch nicht. Aber in "Mein Leben und Streben" heißt es auf S. 138:
Quote

Ich muß selbst zum Märchen werden, ich selbst, mein eignes Ich.
Re: Heute Abend im ZDF
08. August 2010 22:46
Ich wähnte mich nach diesem Hinweis nun auf der richtigen Spur und habe mir die Mühe gemacht, in meinen drei verschiedenen "Ich"-Ausgaben nachzuschauen, da steht aber überall auch "Märchen" (aber "Im Abgrund" statt "Im Abgrunde".)
Vielleicht aus einer ganz alten Ausgabe (sowas lag da ja 'rum), oder aber eine tagesaktuelle Spontan-Bearbeitung für's Fernsehpublikum ? ("Sagen Sie lieber Legende, der Zuschauer versteht das sonst nicht" ...)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.08.10 22:47.
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 01:07
Dem Zuschauer zuliebe hat man eine Menge gemacht. Mich störte z. B. der Strohhut anstelle des fotografisch belegten und noch heute vorhandenen Tropenhelms. Das hätte albern ausgesehen, hieß es, angeblich aber nur heute, damals nicht. [[Ich habe das ganze heute nicht im Fernsehen gesehen, sondern in einer privaten Vorwührung für Karl-May-Freunde unter Beteiligung einiger Macher - Regisseurin, Autorin, Schauspieler und anderer Beteiligte des ZDF]]. Ich finde ja, dass das immer schon albern aussah und dass man das auch so hätte zeigen müssen. Anderes war auch albern, etwa die öffentlichen Auftritte mit Henrystutzen, der dem Kaiser vorgeführt werden sollte, den 1200 Sprachen oder der Ankündigung, er (Karl May) könne jederzeit 25.000 Apatschen befehligen. Das war doch Ironie pur. Da hätte man den Tropenhelm ruhig erhalten können. Man stelle sich vor, Peter Ustinov wäre in "Tod auf dem Nil" mit Strohut aufgetreten, nur weil es weniger peinlich aussieht. Wovor glaubte man, den Zuschauer beschützen zu müssen? Wenn man in Dokumentationen die Wahrheit zurechtbiegen muss, weil sie nicht telegen ist, wohin führt das?

Mich störte auch die künstlich hergestellte Aktualität, indem die Stimme aus dem Off den Eindruck erweckte, alles das Dargestellte sei aktuelle Forschung, mit der sich Johannes Zeilinger befasse, was ja nicht stimmt. Catlin, Gatschet und Chavanne als Quellen für May sind seit Jahrzehnten bekannt. Die entsprechenden Seiten aus dem Gatschet gibt es im "Karl-May-Jahrbuch 1979". Es ändert doch nichts an der frappierenden Verquickung von Realität und Fiktion, wenn Karl May beim Stichwort "hatátitlá" am Rande vermerkt "mein Rappe" [im Film fälschlicherweise "mein Pferd"] an Stelle von "Old Shatterhands Rappe", wenn man zugibt, dass dieser Fakt schon vor über 30 Jahren publiziert wurde. Warum muss Zeilinger (der dafür nichts kann) das in der Darstellung aktuell erforschen? Man ist der Meinung erlegen, dass es den Zuschauer nicht interessiere, wenn es nicht aktuell sei.

Der Albin "Wagenbach" stieß mir noch auf und, dass 1892 "Durch die Wüste" erschienen sei. Dass Karl May sich aus seiner Gefängniszelle hinausgeträumt hat, mag sein (aber wir wissen es nicht und eine nachgestellte Szene verleiht dem Ganzen nur unnötig Authentizität), aber Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand erträumte er sich erst später. Die Stichwortsammlungen aus der Knastzeit reflektieren doch eher unexotische Fluchträume und schlagen sich zu Beginn der schriftstellerischen Tätigheit nicht so sehr in Reise- und Abenteuererzählungen als vielmehr in Dorfgeschichten, Humoresken und historischen Erzählungen nieder.

Besonders gut gefallen hat mir der Knabe May mit den weit aufgerissenen, ganz offensichtlich sehenden Augen, und die nie so deutlich formulierte Aussage, die Autobiografie sei Fiktion mit einem konkreten Zweck. Da habe ich in der Kirche der bibeltreuen Christen (den Autobiographie-Gläubigen) schon Fernseher explodieren sehen.

Die Ausstattung bei den nachgestellten Szenen hat mir ausnehmend gut gefallen, die Einrichtung der Webstube, die Märchengroßmutter, auch die offensichtlich in seiner Villa gedrehten Villenszenen, wenn auch hier nicht frei von Anachronismen. Da tauchten schon zu früh Einrichtungsgegenstände des Jugendstil auf.

Auch der Michael-Jackson-Vergleich hat mir gefallen, und ich finde ihn auch gar nicht hinkend. Denn: ob man sich eine Neverland-Ranch baut oder in eine Villa "Shatterhand." einzieht und sich dort in der Innenausstattung mit allerlei Dingen umgibt, die Reisesouvenirs von nie gemachten Reisen darstellen, ist doch wirklich nur in der Summe des aufgewendeten Geldes unterscheidbar, nicht aber in seiner Qualität. Karl May ist in seine Fantasiewelt im wörtlichsten Sinne eingezogen und hat sich mit ihr umgeben, täglich in ihr gearbeitet. Da mag ich zu Michael Jackson keinen Unterschied erkennen.

Noch andere Details erfreuten den detailverliebten Betrachter, nämlich dass man ein May-Manuskript behandschuht durchsehen kann und auch gewissermaßen nackig, was wiederum unterschiedliche Wertschätzungen ausdrücken mag. Wer nicht weiß, was ich meine, muss sich den Film halt nochmal anschauen winking smiley

Was bleibt: kurzweilige Unterhaltung, die mich nichts lehrte (Infotainment, für mich halt ohne Info), aber der Film wurde ja auch nicht für mich gemacht, sondern für den "ahnungslosen, aber interessierten Taxifahrer", ein Zitat der Filmemacher von heute Abend. Von dem Psychologen hätte ich allerdings gerne deutlich mehr gehört, nicht zuletzt, weil er nicht langweilte und zu wissen schien, wovon er sprach. Wie immer wurde viel Filmmaterial produziert, das im Endschnitt unter den Tisch fiel. Die Interviews mit Professor Emrich hätte ich dann doch gern in voller Länge gesehen.

Darüber hinaus kann und muss man sich wohl freuen, dass Karl May mit einer neuen Produktion den prominentesten Sendeplatz zugewiesen bekam, der im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorstellbar erscheint. Immerhin. Das ist wohl das, was mit Öffentlichkeitsarbeit so vehement eingefordert wurde.
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 07:51
> der dafür nichts kann

Naja ... daß man z.B. über dem Leseralbum sitzen und dabei so tun soll, als erfahre man heute zum ersten Mal von dessen Existenz und kriege sich sozusagen kaum noch ein, das muß einem schon gesagt werden ... und man muß bereit sein das mitzumachen ... smiling smiley Aber ist ja nicht weiter schlimm und ich will ihm ja gar nichts, aber auffallen kann einem so etwas halt schon. Es ist aber richtig daß die Medienleute generell auf künstliches Hochpuschen zu drängen pflegen, ich habe mich mal mit einem Sportreporter unterhalten, das war fast schon erschreckend was der mir erzählt hat ... man will den Zuschauer bei der Stange halten damit der nicht wegzappt, und es muß alles immer den Anschein erwecken wahnsinnig interessant oder aufregend zu sein ...

Der Wagenbach ist mir auch aufgefallen, ich habe gedacht jetzt ist er gedanklich bei dem Verleger oder aber ich habe mich verhört ...

Naja, "Durch die Wüste" 1892 ist doch ok, [m.E.,] den alten Titel kennt ja heute kaum noch jemand und insofern hätte er eher irritiert. Oder aber man hätte den alten Titel genannt und die spätere Änderung erwähnt. Aber vielleicht war es so vorgesehen und die Redaktion hat an der Stelle etwas gekürzt ...

In Sachen Anachronismen bin ich ja nicht zimperlich, den Strohhut habe ich sozusagen gar nicht gemerkt, aber daß da, als die Journalisten ihn befragen, offenbar "Karl May und seine Zeit" auf dem Tisch lag, fand ich schon einigermaßen witzig.

Zum Umgang mit Büchern ist mir aufgefallen, daß der Psychiater auf einer alten ICH-Ausgabe mit Kuli auf einen Zettel schreibt ... also ich nehme zum Zwecke der Schonung immer 2 Zettel übereinander und einen Bleistift ... smiling smiley



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.10 08:00.
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 08:20
Apropos Tropenhelm usw. Äußerlichkeiten sind mir zwecks Autenzität kaum wichtig. Rüdiger hat mal was von Motorräder anstelle von Pferden gesagt. Das fand ich cool.

smiling smiley
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 08:28
Jenun, da ging es um die Erzgebirgischen Dorfgeschichten. Zwischen einer Dokumentation und einer Verfilmung ist schon ein gewisser Unterschied in Sachen Umsetzung, der Rahmen der gestalterischen Freiheit ist bei letzterer schon größer.

Es heißt übrigens Authentizität. Es sei denn das ist eine dieser neuen "schicken" Kurzschreibweisen; ich habe neulich tatsächlich "Perso" statt "Personalausweis" gelesen, mehrmals, in einer Tageszeitung (!), und gedacht, jetzt geht's los ...

smiling smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.10 08:32.
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 08:36
Ich meinte die Filmszenen innerhalb der Doku(hupf).

Und beim Darsteller des alten Karl May kam mehr rüber als bei dem jungen, auch wenn der jüngere etwas mehr Ähnlichkeit mit Karl May hatte als der alte, der eher als Albert Schweitzer hätte durchgehen können. Und das alles ohne Tropenhelm.

winking smiley
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 08:43
Er sah aus wie Hemingway und erinnerte mich irgendwie an Münchmeyer (obwohl ich ja gar nicht weiß, wie der aussah ... man assoziiert halt manchmal so vor sich hin), äußerlich war es kein Karl May. Aber dessen innerlichen Zusammenbruch, Nein, innerliches Zusammensacken, hat er gut herübergebracht. Auf eine Kurzformel gebracht fett, klotzig, "groß und stark", und trotzdem schwach ...
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 11:27
Und kein Kommentar dazu, daß Halef diesmal nicht als Witzfigur dargestellt wurde? War dir der Araber vielleicht zu arabisch, zu ernst?

(Wenn er überhaupt ein Araber war, von wegen "filmische Lüge".winking smiley)
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 16:46
Ich habe überhaupt keinen Halef bewußt wahrgenommen ... (aber den Film 2 x gesehen ...) Meinst Du dieses verschleierte Etwas auf dem Schott, von dem man nichts erkennen konnte ?
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 17:39
Derjenigewelche der Kara Ben Nemsi zu Abrahim Mamur brachte und der auf dem Markt mit Kara Ben Nemsis Talenten und Taten protzte (leider etwas zu trocken und humorlos, aber es war ja eben kein abendfüllender Spielfilm, sondern nur Spielszenen, die fand ich schon im Schulfernsehen früher gähnend).

winking smiley
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 17:54
Ich hab' da nicht durchgeblickt wer da wer war in der Szene, und mich gedanklich mit dem kleinen Gag "so daß er alles kann, sogar die Toten lebendig machen, wenn sie ihm nur sagen, woran sie gestorben sind!" beschäftigt, nämlich insofern daß ich es meistens wenn etwas in der Art vorgetragen wird weniger witzig finde als wenn ich es lese, weil ich zu Karl May einen "Draht" habe und bei so etwas auf seiner Wellenlänge bin, eine solche Stelle ist eine Mischung aus Blödsinn, Selbstironie Halefs und Selbstironie des Autors, mit einer Prise Pfiffigkeit Halefs (den anderen ein wenig auf den Arm nehmen) und / oder des Autors, das wußte Karl May vermutlich selber nicht so genau. Aber beim Lesen "habe ich Wellenlänge", "Direktschaltung Eins zu Eins in Hirn und Herz" nenne ich es gern, wenn es dargestellt wird ist etwas dazwischen, ein Regisseur, ein Darsteller, und die übersetzen es sich für ihr Verständnis schon wieder ein bißchen anders und dann kommt es halt nicht so herüber wie ich es beim Lesen empfinde ...
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 17:58
Schon klar. Trotzdem muß man mitbekommen haben wer jetzt wer ist. Aber egal.smiling smiley
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 18:08
Tut mir leid daß ich Deinen Anforderungen hier nicht genügen konnte ...

smiling smiley
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 19:15
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 19:23
... Aber wenn ich nach zweimaligem Sehen des Films nicht mitbekommen habe daß da einer Hadschi Halef Omar dargestellt hat, dann wird derjenige, denke ich, mich nicht allzusehr beeindruckt haben ...

grinning smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.10 19:24.
Re: Heute Abend im ZDF
09. August 2010 19:38
Ist doch schon guttongue sticking out smiley. Von beeindruckt habe ich ja auch gar nichts wirkliches geschrieben. Ich meinte nur der Vergleich mit früheren Hadschi Halef Omars in Form eines Pausenclowns, Witzfigur. Das war gestern mal GANZ anders. Darum gings mir.

winking smiley

(Karl May ohne Tropenhelm der aussieht wie eine Mischung aus Schweitzer und Hemmingway und rüber kommt wie Münchmeyer und einen Halef ohne überdimmensionalen Turban und mit ohne 7-harrigen Schnurbart, das hat schon was)
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