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Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI

geschrieben von Markus 
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 15:24
Ich lese zwar nicht Bastian Sick (neuerdings gelegentlich doch … ein Beitrag in der aktuellen „Spiegel“-Beilage, das war nach dem Spiegel-online-Text neulich schon der zweite, bei dem ich dachte, na und, das weiß doch jeder und das kann doch jeder … [wobei ich mich vermutlich irre, aber so empfinde ich es] und originell oder witzig finde ich ihn auch nicht …), aber: er (May) hatte nicht (auch im ironischen Sinn nicht) die Relativität überwunden („überwunden, die Relativität“), das ist in dem Zusammenhang unlogisch. Du meinst vermutlich (ironisch), Logik und Ablauf der Zeit als stabile Größen hat er überwunden. Dadurch aber wäre Relativität nicht überwunden, sondern gegeben.

Außerdem:

Der „Krumir“ wurde vor „Satan und Ischariot“ geschrieben, insofern sehe ich da gar keinen Fehler, wenn der Erzähler zu dem Zeitpunkt, wo er die frühere Erzählung geschrieben hat, sich fürs Leben von einer Figur verabschiedet bzw. dem Leser mitteilt, er habe den Mann nie wiedergesehen; weil er ja zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß, dass er sie wiedersehen wird (bzw. das schreiben wird).

Wenn Du den Schlußsatz so schreibst, klingt es (auch mit "weist" ...) so bzw. kann so verstanden werden, als ob er auch den Leser darauf hinwiese, dass er, weil er das Hamail trage, ein Hadschi sei, will sagen, es klingt so, als ob er das selber glaube, dem ist aber natürlich nicht so, fälschlicherweise behauptet er es, anderen gegenüber, der Leser und er aber wissen, dass das reine Taktik ist. Selbst wenn er in Mekka gewesen ist, zum Hadschi gehört ja auch der entsprechende Glaube. Es ist nicht falsch so wie es da steht, aber es ist mißverständlich.

Es geht mir übrigens nicht darum, irgendjemand zu belehren oder den Oberschlauberger herauszukehren (der ich auch keineswegs bin, es gibt genug Dinge da stelle ich mich dusseliger an als man es für möglich halten sollte), aber ich finde solche Sachen (ein bisschen Gehirn- oder auch Sprachjogging) halt interessant.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.02.08 15:49.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 17:24
Der erste Einwand stimmt, ich hätte schreiben sollen, er hat die Einsteinsche Relativitätstheorie vorweggenommen, in der ja steht, dass sich die übliche Vorstellung vom Ablauf der Zeit nicht aufrecht erhalten lässt. Danke.
(Manchmal überwindet der Wunsch einen Gag (,der dann eigentlich doch keiner ist,) anzubringen die korrekte Formulierung.)
(Wie zu sehen ist, habe ich mir trotz allem auch von B. Sick meine für mich logische und unorthodoxe Zeichensetzung (incl. Klammersetzung) nicht nehmen lassen; denn (wie erstaunlich das auch immer ist) jemanden nicht vollständig irrelevant zu finden heißt noch lange nicht, alles von ihm zu übernehmen.)

Das zweite (mit dem Hadschi) habe ich tatsächlich (und erstaunlicherweise) auch so gemeint, wie ich es geschrieben habe. Im Orientzyklus gibt es da eine Stelle, wo er genau schreibt, wodurch und wie er alle Bedingungen der Hadsch erfüllt hat und dass er daher berechtigt ist den Hamail zu tragen und berechtigt wäre sich "Hadschi" zu nennen. Ich bin jetzt nur zu faul die Stelle rauszusuchen, aber ich bin ziemlich ("relativ") sicher, dass ich bei der Leserunde über den Orientzyklus dies zitiert habe.

Helmut
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 17:37
Aber noch einige Sätze zum Krumir.

Ich finde die Geschichte einfach hervorragend geschrieben, auch wegen der kleinen "putzigen" Liebesgeschichte, die da enthalten ist. (NB: Zweimal rutscht ihm beim Namen seines "neuen Dieners und Freundes", der Achmed heisst, ein doch verräterisches "Halef" heraus.)
Ich wünschte mir, er hätte diese Geschichte (oder meinetwegen "Blutrache") als Abschluss des Orientzyklus genommen, statt des in meinen Augen missratenen "Rihs Tod". Dort versucht er vergeblich - auch wieder meiner Meinung nach - in einer Art "Selbstparodie" die düstere Stimmung der "Todeskarawane" wieder aufleben zu lassen.
Aber diese Selbstparodie ist (natürlich) immer noch viel besser (immer noch meiner Meinung nach), als die Fremdparodien am Beginn von "Allah il Allah" und am Ende von "Zobeljäger und Kosak".

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.02.08 17:38.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 17:46
"Selbstparodie" im "Anhang" (Rihs Tod), nie im Leben !

Ich zitiere ein paar Sätzchen aus meinen Anmerkungen zu diesem Anhang (in der Rezension zum Weltbild-Band "Der Schut"):

"Reizvoll ist es, wie die alten Wege aus Band 3 wieder gegangen werden, all die Orte wiederbesucht. Aber auch die alten Fehler werden wieder gemacht, diesmal ist es Amad el Ghandur. Alte Stätten, alte Muster. Das wird anschaulich beschrieben."

Ich denke, darum geht es, alte Stätten, alte Muster (die (letztere) nicht unbedingt der alten Stätten bedürfen, um in Erscheinung zu treten, aber wenn sie mit alten Stätten sozusagen Hand in Hand gehen wird es halt noch deutlicher, das mit den Mustern ...)
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 17:50
Zur Sache mit dem Hadschi: er setzt es als taktisches Mittel zum Zweck ein, ich glaube es war bei den Haddedihn. Vor sich selbst und vor dem Leser ist er selbstverständlich kein Hadschi. Sondern nur einer, der die gleichen Voraussetzungen erfüllt hat, die ein Hadschi erfüllen muß, aber natürlich ohne dessen Glauben und Überzeugung.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 18:18
Lieber Rüdiger,

zu Rihs Tod:
für mich brauchst Du Dich nicht zitieren, ich weiss, was Du dazu geschrieben hast. Deshalb macht es mir manchmal auch einfach Spass, sowas wie eben zu schreiben, um zu sehen, ob Du auch das erwiderst, was ich vermutete. Das macht - finde ich - auch solch ein Forum manchmal wieder ein wenig lebendiger.
Ich bin aber tatsächlich dieser (vielleicht aus obigen Gründen etwas überspitzten) Meinung.

zum Hadschi:
meiner Meinung nach war May tatsächlich der Meinung, dass Kara Ben Nemsi auch als Christ sich zu Recht als Hadschi bezeichnen konnte, da er ja alle niedergeschriebenen (oder sonstwie festgelegten) Voraussetzungen dafür erfüllte.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 18:46
Ich kann ja nächstes Mal erst eine PN schicken und fragen, ob Du das Zitat kennst ... (bissel kompliziert)

winking smiley

Nun, wir können natürlich so ein kleines Ätschebätschespiel betreiben (ich (Helmut) schreib jetzt was von dem ich vorher weiß daß der andere das anders sieht und dann mal gucken ob er so antwortet wie ich denke und das ist dann lustig), mir ging es eigentlich mehr um die Sache, nämlich: Muster. Kommt so ähnlich z.B. auch in "Siddhartha" vor, die Chose mit dem Sohn, da zeigt sich, gegen wiederkehrende Muster hilft auch östliche Weisheit kaum ... Oder "Das Evangelium nach Markus" von Borges (sehr beeindruckend): Muster. Mechanismen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.02.08 18:47.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 19:03
Quote

meiner Meinung nach war May tatsächlich der Meinung, dass Kara Ben Nemsi auch als Christ sich zu Recht als Hadschi bezeichnen konnte, da er ja alle niedergeschriebenen (oder sonstwie festgelegten) Voraussetzungen dafür erfüllte.

Das ist richtig, es heißt auch entsprechend an einer Stelle in Band 1 (im Original) wörtlich

»ich bin ein Christ und doch ein Hadschi, denn ich war in Mekka.«

Bei Karl May vereinen sich halt die Widersprüche ...

winking smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.02.08 19:03.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 19:05
Zu den Mustern und Mechanismen noch:

Die Sander-Brüder sind immerhin einen Schritt weiter als Amad el Ghandur (der weiß ja gar nicht was er tut), die sind sich schmerzlich bewußt, was da abgeht (zumindest einer von ihnen, ich müßte es genauer nachlesen), was ihnen indes auch nicht hilft ...
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 21:18
Mit den Mustern und Mechanismen kann ich nun nicht mehr mitreden, denn da fehlt mir leider die literarische Bildung (das meine ich jetzt ganz ernst).

Am Ende des ersten Satzes von Rihs Tod, steht
Quote

..., doch sehe ich mich zu meiner Freude gezwungen, einen Anhang folgen zu lassen.

Dies zeigt meiner Meinung nach schon von Beginn an, wie zwiespältig (Freude - Zwang) das Ganze ist.
(Ich gebe zu, dass dieser Gedanke nicht von mir ist, sondern ich habe ihn, glaube ich, bei Illmer gelesen.)
Für das was Du da daran noch siehst, fehlt mir eben (leider) der geeignete Zugang; so muss ich für mich (vorerst zumindest) bei meinem ersten Urteil bleiben.
Zu dem "Ätschebätschespiel":
Ich schreibe lieber einen Satz, bei dem ich genau weiß, dass mir da jemand (kompetent) widerspricht, als einen ohne jegliche Reaktion. So war es eigentlich gemeint, und dabei geht es mir meistens auch um die Sache. Und das ist nach meiner Meinung durchaus auch eine Möglichkeit fruchtbare Diskussionen zu initiieren.

Helmut
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
26. Februar 2008 22:16
Von wegen der Muster und Mechanismen braucht man eigentlich nur Karl May lesen ... Amad el Ghandur wiederholt den gleichen Mist, an dem schon die Beziehung zwischen seinem Vater und Kara Ben Nemsi traurigerweise kaputt ging (bzw. nichtwiedergutmachbaren Schaden nahm) ... und es führt wieder genau so ins Verderben wie damals ... noch dazu in gleicher Geographie, was die Sache zusätzlich etwas verdeutlicht. Die Sander-Brüder wissen immerhin von ihrer Tragik, will sagen, sind bewußter als Amad el Ghandur, können aber auch nicht anders, es hilft ihnen nicht ...

Und wir brauchen noch nicht einmal Karl May lesen, um solche Dinge wahrzunehmen. Wieviele Kinder wiederholen die Muster ihrer Eltern ... wieviele Menschen suchen sich unbewußt Partner, mit denen sie die alten vertrauten Muster durchleben ... es ist auch kein Zufall, wenn Menschen z.B. am Arbeitsplatz jahrzehntelang immer wieder die gleichen Situationen oder Gegebenheiten erleben ... sie haben etwas zu lernen, einige lernen es auch nie.

Von wegen zwiespältig, Freude, Zwang, das sehe ich auch so. Finde es auch interessant, daß May Wesen, die ihm besonders lieb sind, relativ früh sterben läßt, Winnetou, Rih ... die nur edlen, die es nicht gibt ... der Halef, der unvollkommene, überlebt selbst ihn ...

Man hätte ja auch beim "Anhang" erwarten können, daß Lebensfreude sprudelt (wie es in "Durch die Wüste" der Fall ist), er hat Erfolg, die Leute mögen ihn ... aber nein, da ist schon die Kehrseite der Medaille zunehmend präsent, das erinnert mich an die Eulenspiegel-Geschichte, wo er traurig den Berg hinuntergeht, weil er schon weiß, so wird es nicht bleiben ...

Ich finde diesen "Anhang" sehr interessant und gelungen. In Sachen "Krumir" sind wir uns einig, der gefällt mir auch sehr gut.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
27. Februar 2008 09:46
Ich vermute mal, dass wir in dem was im Anhang zu lesen ist gar nicht so weit entfernt sind, nur in der Bewertung dessen meilenweit.
Ich habe mit dem von mir gebrauchten - vielleicht ungeschickten, schlecht formulierten - Begriff "Selbstparodie" eigentlich auch nicht viel anderes gemeint. Nämlich, dass die gleichen Verhaltensweisen und Stimmungen nochmals "abgespielt" werden, ohne dass sonderlich viel Neues hinzukommt.
Für mich allerdings ist eben das eigene Original viel besser gelungen, so dass meiner Meinung nach der "Wiederholung" sehr viel von diesem Original zu wünschen übrig lässt.
Und um meine eigene Umwelt wahrzunehmen - um auch das überspitzt zu formulieren - braucht es für mich keine May-Lektüre.

Helmut
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
27. Februar 2008 10:43
> ohne dass sonderlich viel Neues hinzukommt.

Daß es sich wiederholt, das ist das Neue. Die Erfahrung, daß Mechanismen, Muster, immer wieder zutage treten.

> braucht es für mich keine May-Lektüre.

Für mich auch nicht. Es bezog sich darauf, daß Du etwas von literarischen Kenntnissen sagtest. Darauf habe ich gesagt, May reicht. Natürlich braucht man auch den nicht. - Andererseits gibt es genug Leut', die können lesen was immer sie wollen und verstehen trotzdem nicht worum es eigentlich geht.
Re: Der Krumir, ALLAH IL ALLAH, KRÜGER BEI
27. Februar 2008 15:17
Ich wollte noch zu
Quote

Es war also el Mogreb da, die Zeit des Gebetes beim Untergang der Sonne. Wir tauchten die Hände in das Wasser, traten vor das Zelt und warfen uns mit Ausnahme Percys, welcher sitzen geblieben war, auf den Boden nieder. Ich habe mich während meiner Wanderungen unter den Muslimin nie von den Waschungen und Gebeten ausgeschlossen und denke denoch, ein guter Christ geblieben zu sein.
was sagen. Mir fällt hier und auch im ganzen Werk Mays auf, dass er den Vorwurf Ungläubiger (Giaur) zu sein, niemals einfach "umdreht". Sondern er erwidert stets, dass er "genau so" gläubig sei wie derjenige, der ihm das vorwirft.
Ich lese daraus, dass er zwar das Christentum als besser bezeichnet, aber eben nicht z.B. dem Islam abspricht, ebenfalls eine "gültige" Religion zu sein.
Dies gilt ebenfalls für "Naturreligionen" wie den indianischen (was er davon eben wusste) wie auch z.B. die im "Ehri".
Ausnahmen sehe ich eigentlich nur im "Methusalem", wo er sich doch kräftig über deren Religion lustig macht, und bei den Mormonen.
Bei dieser Betrachtung muss man allerdings von den meisten Marien-Kalender-Geschichten und (leider) auch von einigen "Einsprengseln" in den Hausschatzerzählungen (wie auch immer diese entstanden sein mögen, ob von der Redaktion nachträglich selbst eingefügt, auf Empfehlung der Redaktion ("Schreiben sie doch wieder mal was Erbauliches, May") oder als vorauseilender Gehorsam Mays) absehen.

Helmut
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