Es sind mininale Fragwürdigkeiten bei einer sehr großen Fülle an Detailinformationen, die ich bei einem Buch dieser Aufmachung nicht erwartet hätte.
Die Idee, Old Shatterhand Karl Mays Leben erzählen zu lassen ist sehr hübsch, und die Verwirrung, die den armen Charley befällt, wenn er genauso überraschend wie die Leser seinerzeit plötzlich eine Ehefrau Emmeh angehängt bekommt, ist sehr schön gemacht. (
"Überraschend war allenfalls, dass ich, der ewig nomadisierende Junggeselle, nun plötzlich mit einer gewissen Emmeh verheiratet sein sollte, und das angeblich schon seit einigen Jahren. Halef nahm es mir ziemlich übel, dass ich ihm nicht früher davon erzählt hatte. Wie denn? Mich hatte diese Ehe ja selbst kalt erwischt.")
oder an anderer Stelle:
"Je mehr mein Schöpfer im wahren Leben die Rolle des Abenteurers spielte, desto häufiger schleppte er Teile seines banalen Alltags in meine Welt ein. [...] Was sollte das mit dem Gesangsverein? War das nicht eher Karls Sache? Und wieso wurde ich in Amerika neuerdings ständig als Herr Doktor angesprochen?"
Die Illustrationen - samt Bildunterschriften - finde ich großartig. (Besonders hübsch S. 81 und sämtliche Bilder im Old-Surehand-Abschnitt, besonders S. 97 unten).
[attachment 484 MoserWahrheitS97.jpg]
Obwohl der Bildstil comicartig ist, sind die Personen identifzierbar - da hat sich der Zeichner und Autor Christian Moser wirklich ins Zeug gelegt. Eingestreut sind auch diverse Karl-May-Zitate.
Im Abspann folgt noch im Schnelldurchlauf ein Abriss der Karl-May-Forschung von damals bis heute incl. einer Laudatio auf die KMG.
Die Verfilmungen etc. kommen nicht vor. Es geht also.
Das Buch ist sachlich korrekt und gleichzeitig umwerfend komisch.
Ich finde es großartig.
Jenny
Bonus:
Link zur Bestellmöglichkeit über die KMVV
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.12 11:01.
