Domain-Imitation

Etwas ähnliches hat sicherlich jeder schon mal bei "großen" Websites erlebt: Man tippt den Namen ein, ist etwas zu schnell und macht einen Fehler und landet dann auf einer anderen Seite, die fast den identischen Namen wie die eigentlich angesteuerte hat. (Bsp. www.wikipdia.de statt wikipedia.de)

So was ist mir nun gerade beim Karl-May-Wiki passiert. Statt karl-may-wiki.de einzutippen habe ich mich vergriffen und Karl-May.Wiki.de eingegeben.
Rausgekommen bin ich dann auf der Seite einer Stadtbäckerei Siemens in Wilhelmshaven.

Laut Impressum hat die Seite die Adresse www.stadtbaeckerei-siemens.de.
Wieso man dann mit karl-may.wiki.de auch dort landet - das ist etwas kurios.

Die Eingabe karl.may.wiki.de führt übrigens auch zum Bäcker Siemens. Das ist beides in der Tat merkwürdig.

Uwe

Das hat mich jetzt noch mal zum Ausprobieren animiert:

auch karl.wiki.de und may.wiki.de führen zu der Bäckerei.

Alles sehr seltsam.

(Vielleicht ist das ja eine Erklärung für die hohen Zugriffszahlen vom Wochenende, die wollten alle nur Brötchen bestellen )

Merkwürdig und seltsam ist da eigentlich garnicht, nur sehr clever, smart und unverschämt. Es ist ganz einfach: man kauft oder mietet eine Domän, die einer gut frequentierten ähnelt, und bringt dort eine automatische Weiterleitung an:
<...head>
<...meta http-equiv="refresh" content="0" URL=http://Karl-May-Wiki.de/">
<...!-- ... andere Angaben im Dateikopf ... -->
<.../head> (abgelehnt)
So landet jeder, der sich vertippt hat, auf der gewünschten Seite. content="0" bedeutet eine Wartezeit von 0 Sekunden, die Weiterleitung erfolgt also sofort, ohne daß man die Seite überhaupt zu Gesicht bekommt. Benutzt man die Return-Taste, so kommt man nur auf die unsichtbare Seite und wird umgehend wieder nach vorne geschleudert, man ist auf der Zielseite gefangen.
Das ist zwar ebenso unverschämt wie boshaft, aber juristisch anscheinend ziemlich sicher, zumindest kenne ich noch keinen Fall, in dem ein Gericht gegen solche Drecksäcke entschieden hätte, die einem die Freiheit rauben, eine Seite schnell wieder zu verlassen und einen zu umständlichen Aktionen nötigen. Typisch amerikanistisch...

www.wiki.de gehört einem gemeinnützigen Verein und *.wiki.de sind ja jedesmal Subdomains von dieser Hauptdomain. Also entweder unterstützt die Bäckerei dadurch indirekt ein Kinder-Projekt oder die sind beide Opfer und jemand anderes verdient.
(hugo.wiki.de führt auch zur Bäckerei, ebenso Unfug wie elefantenkueken.wiki.de/ => geht also nicht gegen uns speziell, sondern jede default-subdomain wird dahin umgeleitet.)

Ich meine, ich finde es ja süß, dass die Bäckerei (die möglicherweise selbst nix dafür kann), die Fehlschreiber unter unseren 500-600 Besucher braucht, um ihre Brötchen in Wilhelmshaven zu verkaufen, aber aufregen würde ich mich da auch nicht.
Die wenigstens User geben "karl-may-wiki" ein, sondern eher "Silberbüchse" oder "Museum Radebeul" oder "Lindeberg" und landen bei uns, weil wir die passenden Ergebnisseiten in Google haben.

Jenny

PS: Wenn ich übrigens "Brötchen in Wilhelmshaven" suche, sehe ich die Stadtbäckerei nicht auf der ersten Google-Seite. ich würde sagen, da haben die ihr eigentliches SEO-Ziel massiv verfehlt.

ich hab mal bei der DENIC recherchiert - wiki.de und stadtbaeckerei-siemens.de haben den gleichen Admin, techn. Ansprechpartner und Zonenverwalter (in Wilhelmshaven), der bei wiki.de auch Domaininhaber ist; auch der Server ist gleich

auch nett: [www.wiki.de]

DAS erklärt es. Gut besucht, weil sie Traffic umleiten. Die Brötchen sidn egal, die leben von der Werbung.

Distinguo: denen, die da - vielleicht unerlaubterweise - verkaufen, geht es nur um ihern Profit, nicht um die Brötchen, dem Bäcker nur um seine Brötchen und der gGmbH nur um Gewinn zum Überleben.