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Et in terra pax

geschrieben von Sabine 
Re: Et in terra pax
09. Januar 2006 22:46
Hermesmeier schrieb:
-------------------------------------------------------
> "Die Sonne hielt sich hinter einem flimmernden,
> orangefarbenen Dufte halb verborgen."
>
> Was wenige Buchstaben wieder so alles nach sich
> ziehen. Lassen wir die Fakten sprechen.
>
> In "Et in terra pax" und in allen zeitgenössischen
> und unbearbeiteten Radebeuler Auflagen von "Und
> Friede auf Erden" wird hier geduftet. Das
> bedeutet, dass - sollte es sich tatsächlich um
> einen Setzer-Fehler gehandelt haben - dieser
> mindestens zweimal von Karl May übersehen wurde.
> Rentschka, der erste KMV-Bearbeiter entfernte nur
> das Dativ-e und vertraute darüber hinaus der Farbe
> des Odeur. Erst Eicke - und man wundert sich, mit
> wessen Ansicht Rüdiger überein stimmt - sah das
> Problem eher dunstig.

Je nun. Eicke wurde zwar irgendwann mal zum Nazi, aber er hat ja beispielsweise trotzdem weiterhin ein- und ausgeatmet, gegessen, getrunken und sicherlich auch andere Dinge getan bzw. gedacht, die man nicht pauschal ablehnen sollte, nur weil der Herr sich an anderer Stelle an Mays Werk ("Winnetous Erben") versündigt hat.

>
> Tja: Ist das Ganze nun ein Setzerfehler oder ein
> Zeichen dafür, dass Karl May den Expressionismus
> vorwegnehmen wollte? Nur ein Blick ins Manuskript
> kann diese Frage beantworten.

Das haben wir ja wohl nicht vorliegen, wie es scheint. Und leider habe ich die alte deutsche Schreibschrift nur rudimentär gelernt - das ist auch schon 40 Jahre her - so daß ich leider nicht beurteilen kann, wie "orangenfarbenen Dufte" "orangenfarbenen Dunst" ähnlich sieht. Das alles selbstverständlich noch unter Berücksichtigung der individuellen Handschrift von Karl May. Es wäre doch eigentlich ein Thema für einen längeren Artikel im Jahrbuch der KMG.


Re: Et in terra pax
11. Januar 2006 18:20
Sehr schön, Rolf, dann freue ich mich auf einen Artikel von dir. winking smiley

Mein erster Gedanke war auch, dass hier aufgrund eines "Übertragungsfehlers" aus Dunst halt Duft geworden ist. Nun gut. Da der Mayster zu diesem Sachverhalt nicht mehr direkt gefragt werden kann, sind wir wohl wieder auf die Aussagen anderer hierzu angewiesen. Oder existiert hiervon noch eine handgeschriebene Ausführung??

Gruß


andrea
Re: Et in terra pax
11. Januar 2006 21:53
Hurrah,

er ist endlich da, der "Pax"-Band! Hab auch schon ein wenig gelesen. Das große Schriftbild hat ja was, vor allem, wenn abends die Augen vor Müdigkeit klein sind. Bin schon sehr gespannt, ob es ausser dem fehlenden Kapitel (oder waren es mehrere?) noch andere Unterschiede gibt, die ins Auge fallen.

Gute Nacht

Sabine
Re: Et in terra pax
11. Januar 2006 22:32
> ob es ausser dem fehlenden Kapitel (oder waren es mehrere?) noch andere Unterschiede gibt, die ins Auge fallen.

"Friede" hat ein langes, zusätzliches fünftes Kapitel, demzufolge ist zwangsläufig schon mal der Schluß anders. Auch die Kapitel 3 und 4 fallen in der Erstfassung deutlich schmaler aus, kommen erst in der späteren Fassung in der sprichwörtlichen "epischen Breite" daher. Die Sache mit den Shen gibt es in der Erstfassung noch nicht, und der Herr Dilke mutiert auch erst in "Friede" zum Erzbösewicht. Es gibt auf den Seiten der KMG eine ausführliche Aufstellung von Hatzig über die wesentlichen Unterschiede.
Re: Et in terra pax
11. Januar 2006 22:59
... Und wer den KMV-Reprint "Et in terra pax" von 1976 besitzt, hat im Anhang eine vollständige Vergleichslesung der Pax- mit der Friedefassung.
Re: Et in terra pax
12. Januar 2006 16:34
Danke für die Info, Rüdiger, ich werde mir nach meiner Lektüre mal die Aufstellung von Hatzig zu Gemüte führen, erst möchte ich selbst mal gucken, was mir schon so beim Lesen an Unterschieden auffällt. Gewissermaßen 'sportlicher Ehrgeiz'.

@Wolfgang: Zieh mir ruhig die Nase lang! Wer den Reprint hat, kann sich glücklich schätzen, aber ich muss mich mit der Weltbild-Version zufrieden geben. Die hat aber auch einen Vorteil, man geht nicht ganz so sorgsam damit um, wie man dies mit dem Reprint täte. Nicht, dass ich nicht pfleglich mit Büchern umginge, aber bei den selteneren Exemplaren ist man schon vorsichtiger und nimmt sie nicht grad überall mit hin.

Sabine




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.01.06 16:50.
Re: Et in terra pax
12. Januar 2006 17:31
Weit war ich davon entfernt, eine Nase zu ziehen. Eigentlich wollte ich nur verhindern, dass sich jemand mit der Vergleichslesung eine Arbeit macht, die bereits erledigt ist.
Re: Et in terra pax
12. Januar 2006 18:41
So kann man jemanden verkennen winking smiley

Eine Vergleichslesung hatte ich nicht wirklich im Sinn, obwohl ich gestern abend, als ich auf die erste Strophe des Gedichtes stieß, fast aus dem Bett gekrabbelt wäre, um meinen "Friede"-Reprint dazu zu holen. Das kommt mir nämlich ganz und garnicht so vor wie das Gedicht, das ich zu kennen glaube.

Sabine
Re: Et in terra pax
12. Januar 2006 20:08
Ich bin auch nochmal ein Stückle weitergekommen. So langsam beginnt dieses Buch mich regelrecht zu faszinieren, vor allem Mays Beschreibungen sei es von der Landschaft oder anderen Dingen sind einfach nur großartig. Sozusagen großes Kino für den Kopf winking smiley

Besonders bei der Beschreibung der Rikscha und des dazugehörigen "Fahrers" habe ich wirklich Tränen gelacht (allerdings ist meine Hose trocken geblieben (hupf))

Was mich nur ein wenig "gestört" hat ist die etwas auffällige Maysche (ich wills jetzt mal so nennen) Großkotzigkeit. Da steigt er in Colombo im besten Hotel ab und läßt Sejid Omar irgendwo in einer Spelunke wohnen. Da drüber gibt es kein Achselzucken, nix. Das wäre in früheren Reiseerzählungen ganz anders rübergekommen, irgendwie anheimelnder.

Und für meine Begriffe bekommt der gute Sejid Omar doch heimlich so einige Halefsche Chrakterzüge übergestülpt, so ein bißchen hat unser Karle da bestimmt an den kleinen Hadschi gedacht (ging mir beim Lesen eben halt auch nicht anders wenn ich ehrlich bin).

Sabine
Re: Et in terra pax
15. Januar 2006 08:40
Quote

... Und wer den KMV-Reprint "Et in terra pax" von 1976 besitzt, hat im Anhang eine vollständige Vergleichslesung der Pax- mit der Friedefassung.

Gehe ich recht in der Annahme, daß der Reprint des KMV und der der KMG, obwohl sie sich äußerlich, für meine tumben Augen, zum Verwechseln ähnlich sehen, inhaltlich (von den May-Texten natürlich abgesehen) nichts miteinander zu tun haben ?

Ich kenne beide Reprints nicht und war mir gar nicht bewußt, daß es da zwei Dinge dieser Art gibt (oder gab).

Gehe ich wiederum recht in der Annahme, daß es den KMV-Reprint nur noch antiquarisch gibt, und daß, wenn ich auf die Vergleichslesung Wert lege, mir diesen besorgen muß, und nicht den der KMG ?
Re: Et in terra pax
15. Januar 2006 11:22
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zitat:
>
> Ich kenne beide Reprints nicht und war mir gar
> nicht bewußt, daß es da zwei Dinge dieser Art gibt
> (oder gab).
>
> Gehe ich wiederum recht in der Annahme, daß es den
> KMV-Reprint nur noch antiquarisch gibt, und daß,
> wenn ich auf die Vergleichslesung Wert lege, mir
> diesen besorgen muß, und nicht den der KMG ?
>

Beide Fragen kann man mit einem klaren "Ja" beantworten.
(wobei der KMV-Reprint (schon lange) vergriffen ist, während es den KMG-Reprint immer noch (für teuer Geld) gibt.)

Was den Inhalt des KMG-Reprints anbelangt, so ist dies hier an 2 Stellen nachzulesen, in der Kurzform in meinem entspr. Buchtipp, etwas ausführlicher in meiner Rezension dieses Bandes (eine Vergleichslesung gehört nicht dazu, es wird dazu m.W. auf die des "anderen" Reprints verwiesen).

Die Ähnlichkeit kommt einfach daher, dass der "reine Reprintteil" bei beiden wohl der gleiche ist.

Helmut




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.06 11:24.
Re: Et in terra pax
15. Januar 2006 12:43
Der KMV-Reprint enthält 'nur' den May-Text als Reprint (die Bilder nur s/w wiedergegeben) und ein Nachwort, das im Wesentlichen aus der Vergleichslesung besteht. Kartoniert; schlechte Druck- und Papierqualität.

Der KMG-Reprint ist wesentlich umfangreicher, enthält auch andere Texte aus dem China-Band, ist in Farbe reproduziert und bringt dazu einen sehr umfangreichen werksgeschichtlichen Beitrag des Herausgebers. Leinwand mit Schutzumschlag; gute Druck- und Papierqualität.

Der KMG-Reprint übertrifft den KMV-Reprint in fast allen Belangen. Schön wäre es gewesen, die KMG hätte sich darum bemüht, die Vergleichslesung aus dem KMV-Reprint übernehmen zu dürfen. Das hätte die Sache perfekt gemacht.

Den KMV-Reprint bekommt man in der Tat nur noch antiquarisch. Er ist seit Jahren vergriffen. In beiden Fällen stimmt(e) übrigens das Preis-Leistungsverhältnis.
Re: Et in terra pax
15. Januar 2006 17:03
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
>
>
> Gehe ich wiederum recht in der Annahme, daß es den
> KMV-Reprint nur noch antiquarisch gibt, und daß,
> wenn ich auf die Vergleichslesung Wert lege, mir
> diesen besorgen muß, und nicht den der KMG ?
>

Es gibt allerdings noch den Aufsatz von H. Hatzig:
"Et in terra pax -- Und Friede auf Erden. Karl Mays Textvarianten"
in JBKMG 72/73 und in Sudhoff/Vollmer:"Karl Mays Friede" (und vermutlich auch auf den Seiten der KMG).

Helmut
Re: Et in terra pax
15. Januar 2006 21:01
> Das kommt mir nämlich ganz und garnicht so vor wie das Gedicht, das ich zu kennen glaube.

schrieb Sabine (D)

In ?Pax? heißt es:

Tragt euer Evangelium hinaus,
Um aller Welt des Himmels Gruß zu bieten,
Doch achtet jedes andre Gotteshaus;
Ein wahrer Christ stört nicht den Völkerfrieden!

Gebt, was ihr bringt, doch bringt nur Liebe mit,
Das andre alles sei daheim geblieben.
Grad weil sie einst für euch den Tod erlitt,
Lebt sie durch euch, um weiter fortzulieben.

Tragt euer Evangelium hinaus,
indem ihrs lebt und lehrt an jedem Orte,
Und alle Welt sei euer Gotteshaus,
In welchem ihr erklingt als Gottesworte.

Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein;
Laßt ihren Puls durch alle Länder schlagen.
Dann wird ein Paradies die Erde sein,
Denn ihr habt ihr den Himmel zugetragen.

Und in ?Friede? lauten die entsprechenden Strophen:

Tragt Euer Evangelium hinaus,
Doch ohne Kampf sei es der Welt beschieden,
Und seht Ihr irgendwo ein Gotteshaus,
So stehe es für Euch im Völkerfrieden!«

Gebt, was Ihr bringt, doch bringt nur Liebe mit;
Das Andre alles sei daheim geblieben.
Grad weil sie einst für Euch den Tod erlitt,
Will sie durch Euch nun ewig weiter lieben.«

»Tragt Euer Evangelium hinaus,
Indem Ihr's lebt und lehrt an jedem Orte,
Und alle Welt sei Euer Gotteshaus,
In welchem Ihr erklingt als Engelsworte.

Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein;
Laßt ihren Puls durch alle Länder fließen;
Dann wird die Erde Christi Kirche sein
Und wieder eins von Gottes Paradiesen!«


Re: Et in terra pax
15. Januar 2006 21:06
Nochmal zur "Vergleichslesung":
hier ist der Artikel von Hatzig:

[www.karl-may-gesellschaft.de]

Helmut
Re: Et in terra pax
17. Januar 2006 06:45
Guten Morgen allerseits!

Jetzt muss ich doch auch einmal meinen Senf zu der Duft-und-Dunst-Frage geben.

> Hermesmeier schrieb:
-------------------------------------------------------
> Tja: Ist das Ganze nun ein Setzerfehler oder ein
> Zeichen dafür, dass Karl May den Expressionismus
> vorwegnehmen wollte? Nur ein Blick ins Manuskript
> kann diese Frage beantworten.
>

Was im Manuskript steht, weiß ich natürlich auch nicht. Mein Verdacht ist allerdings, dass dort tatsächlich "Dufte" zu finden wäre. Und ich denke weniger an eine (expressionistische) Umdeutung des Wortes, sondern eher an eine alte, heute nicht mehr gebräuchliche Verwendung. Bezieht sich doch auch "duftig" nicht nur auf Gerüche.

Wie stützt man so eine Vermutung? Genau: mit dem Deutschen Wörterbuch (Grimm). Und unter dem Eintrag "DUFT" findet man unter Ziffer 2 folgendes:
"feiner dünner dunst tenuis vapor, der sich in der luft entwickelt, der weiszlich und feucht aus wiesen aufsteigt, zuweilen staub."
Dazu Belegstellen, u.a. Klopstock, Goethe und Schiller. Nachzulesen unter [germazope.uni-trier.de]

Das passt doch ausgezeichnet. Also eine durchaus "klassische" Verwendungsweise. Kleine Spitze am Rande: Dies zeigt wieder einmal, was für ein "poetisches Händchen" Bearbeiter wie Eicke oder Patsch gehabt haben.

Zum ersten, aber vielleicht nicht zum letzten Male Grüße in die Runde
Rajo
Re: Et in terra pax
17. Januar 2006 11:24
Danke schön, das ist sehr schöne Erklärung. Gute Idee, das mit dem ollen Wörterbuch. Werde ich mir merken, wenn mir mal wieder ein heute nicht mehr gebräuchliches Wort unter kommt.



andrea
Re: Et in terra pax
17. Januar 2006 16:52
Feddich!

Nun also mein persönliches Fazit:

Mir gefällt "Et in terra pax" besser als "Und Friede auf Erden", irgendwie finde ich es ursprünglicher und mehr May. Obwohl er die Geschichte ja selbst für die Buchausgabe hergerichtet hat. Er hat es geschafft, sie in meinen Augen zu verschlimmbessern, vor allem das Gedicht. Einige Dinge sind erst nachträglich von ihm eingearbeitet worden, was dieses 'Fremdkörpergefühl' erklärt, das mich des öfteren beschlich, wenn ich Band 30 meiner Reprints las. Insofern hat sich die Anschaffung des Weltbild-Bandes durchaus gelohnt, auch wenn darin manchmal haarsträubende Druckfehler enthalten sind. Da hätte man durchaus noch etwas mehr Energie und Geld in ein vernünftiges Korrektorat investieren können.

Jetzt gehts für mich wieder auf in den Balkan, zum "Schut" (der will auch noch zu Ende gelesen werden).

Sabine
Re: Et in terra pax
17. Januar 2006 17:48
> Mir gefällt "Et in terra pax" besser als "Und Friede auf Erden"

Das ging mir auch so. Es ist frischer, ursprünglicher. Zwischen "Pax" und "Friede" lagen die letzten beiden "Silberlöwen"-Bände. "Friede" ist tiefsinniger und anspruchsvoller als "Pax", aber auch unsereinem ist nicht immer nach Tiefsinn zumute.

Das mit den Druckfehlern ist mir nicht aufgefallen. Lieber Druckfehler als Textänderungen. Andernorts werden Texte wieder und wieder lektoriert und dann immer noch absichtlich völlig unnötigerweise andere Wörter geschrieben ...
Re: Et in terra pax
17. Januar 2006 21:10
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------

> Das mit den Druckfehlern ist mir nicht aufgefallen.

Wäre es mir auch nicht, wenn nicht teilweise ganze Wörter sinnlos im Satz hingen. Das ist mir bei zwei Stellen aufgefallen, und wenn ich das schon beim ersten lesen merke, will das was heissen. Aber fragt mich jetzt bitte nicht nach genau lokalisierten Stellen, ich hab sie mir nicht notiert. Dann müsste ich den Pax nochmal lesen und dabei markieren, und dazu hab ich momentan keine Lust. Irgendwann mal gerne, aber nicht jetzt.

Sabine
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