Titelbild


Frage
Icon
Privat
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Icon
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein

Der Kiang-lu

geschrieben von JennyFlorstedt 
Der Kiang-lu
07. August 2010 17:34
Ich hab den Text mal auf der Startseite in der Leseecke platziert.
Da ICH gerade mal "Der Flussdrache" lese und es sonst hier gerade nichts gibt, passt es. winking smiley

Jenny
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 17:57
Quote

"Der Flussdrache"

?

(unsure)

Steht hier weder unter Texte noch unter Bände.

Ergoogelt habe ich

Quote

Der Flussdrache. Der Einäugige. Entnommen aus: "Am Stillen Ozean" und "Halbblut".
Berlin: Singer 1927.

Offenbar eine Bearbeitung, da es einen Einäugigen in Zusammenhang mit "Halbblut" bzw. dem "Schwarzen Mustang" meines Wissens nur in Gestalt des Schmidschen Joe Burkers gab.
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 18:13
Yep.
Bei einem Umzug tauchen erstaunliche Dinge auf. smiling smiley

Auf jeden Fall hab ich gerade erstaunlich viel Spaß mit Turnerstick und Charley.
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 18:28
Mit den beiden muß man ja Spaß haben ... grinning smiley

Aber den mal beiseite, der Kiang-lu ist nach meinem bescheidenen Dafürhalten tatsächlich einer der reizvollsten May-Texte, zeitlich nah an "Durch die Wüste", und in beiden "erschlägt" einen die spürbare Lebensfreude des Autors geradezu ... das (1880) war (für ihn) eine gute Zeit ...

(Im May-Handbuch steht etwas anderes, "in einer erschütternden Momentaufnahme die kolonialistisch-imperialistische Verblendung des zeitgenössischen europäischen Denkens" ...)
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 20:43
Es gibt viele Bände, in denen mir Charley fürchterlich auf den Keks geht mit seiner westlichen Arroganz.
In dem Text gibt es natürlich auch die eine oder andere Szene, bei der ich mir mehr Toleranz wünschen würde. Besonders die Anekdote um die chinesischen Musikinstrumente und die Überlegenheit der westeuropäischen Tonkust ist kaum an Überheblichkeit zu überbieten.
Aber im großen und ganzen scheint Charley fasziniert und ehrlich interessiert zu sein.

In vielen Büchern ist der Ich-Erzähler in Ernährungsfragen Selbstversorger und bevorzugt da eher rustikale Speisen. Hier gerät er über die chinesische Küche nahezu ins Schwärmen. Ob Karl May tatsächlich je chinesisches Essen - jenseits von Reis - kosten konnte?
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 21:08
Quote

Es gibt viele Bände, in denen mir Charley fürchterlich auf den Keks geht mit seiner westlichen Arroganz.

Sicher, kompensatorisch bedingte und andere Gäule gingen ihm des öfteren mal durch und es fiel ihm gelegentlich schwer, sozusagen die Kirche im Dorf zu lassen ... Andererseits, bedenken wir Worte wie "Ihr scheint es vollständig unbekannt zu sein, wie sehr ich in diesen Büchern grad mich und meine persönlichen Fehler aufrichtig bekenne und geißele, und daß sie sich selbst geradezu als Ignorantin schildert, wenn sie von »seiner Ruhmsucht usw. phantasiert!" aus "An den Dresdener Anzeiger" ...

Quote

Besonders die Anekdote um die chinesischen Musikinstrumente und die Überlegenheit der westeuropäischen Tonkust ist kaum an Überheblichkeit zu überbieten.

Das ist halt dieser "altfränkische Zug" ... Ich glaube der war immer ganz froh wenn er in heimatlichen Gefilden war und sich an schlichten, vertrauten Dingen erfreuen konnte ...

Quote

Ob Karl May tatsächlich je chinesisches Essen - jenseits von Reis - kosten konnte?

Gelegentlich vielleicht schon. Und er hatte ja seine blühende Phantasie ...
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 21:52
"Westliche Arroganz" ist eine Terminologie die es vor der deutschen Teilung kaum gegeben hat und sie sollte es auch 20 Jahre nach dem Mauerfall nicht mehr geben (wirkt billig und abgedroschen). Sie wurde natürlich vor allem durch die Bürger der ehemaligen DDR geprägt (und leider teilweise immer noch).

Eher könnte man es als europäische Überheblichkeit bezeichnen, aber dazu gehörte Osteuropa im 19. Jahrhundert auch.

smoking smiley
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 22:10
Ob man die Arroganz nun westlich oder abendländisch oder europäisch oder kolonialistisch oder sonstwie nennt, das bleibt sich gleich, wir wissen ja was gemeint ist.
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 22:16
Richtisch, genau wie wir beim Doppelpunkt wissen was gemeint ist.

"...ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt!"

(hupf)
Re: Der Kiang-lu
07. August 2010 22:28
Die Sensibilitäten liegen halt individuell ganz unterschiedlich ...

Dazu eine Stelle aus dem Kiang-lu, Charly und Turnerstick unterhalten sich über Zeichensetzung, äh, über das Wetter:

Er sog die Luft mit der Bedachtsamkeit eines nach Champignons suchenden Wachtelhundes ein und machte ein sehr bedenkliches Gesicht.

[...]

»Riecht Euch doch einmal diese Luft an! Merkt Ihr etwas?«

Ich konnte trotz aller Aufmerksamkeit weder einen Veilchen-, noch einen andern Duft als den gewöhnlichen Seegeruch wahrnehmen, und antwortete darum:

»Ich merke nichts.«

»Und seht auch nichts?«

ich musterte den ganzen Gesichtskreis. Im Nordosten war es, als sei der Himmel da, wo er den Horizont berührte, mit glänzenden und maschenartig gekreuzten Nachsommerfäden überzogen, an deren oberem Rande sich eine kleine, helle und kaum einen Fuß im scheinbaren Durchmesser haltende Oeffnung befand. Das alles war so seidenartig, so zart und weich gezeichnet, als hätte der Mundhauch einer Fee den sonst so freundlichen und lichten Horizont berührt, und ich konnte mir nicht denken, daß diese kaum bemerkbaren Linien in einem Zusammenhange mit der plötzlichen Veränderung unseres Kurses stehen könnten.

»Ich sehe nur jene unverfänglichen Striche dort zwischen Ost und Mitternacht.«

»Unverfänglich? Ja, so kann bloß einer sagen, der kein Seemann ist, oder vielmehr, ich glaube sogar, daß dies auch ein sonst wohlbefahrener Wasserbär meinen könnte, falls er zum erstenmale in diese Meere kommt.

Zitatende.

So ist das.

smoking smiley
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen