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Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout

geschrieben von Helmut 
Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
08. April 2009 15:17
Hallo,

ich werde jetzt folgende Winnetou - Erzählungen lesen:
Deadly Dust (1880)
Im wilden Westen Nordamerikas (1882)
Der Scout (1888)

Für (1) und (3) lese ich den KMG-Reprint und für (2) den KMV-Reprint (zusammen mit "Ein Ölbrand").

Ich werde hier davon berichten, auch wenn sich niemand beteiligen sollte; weil dies mir auch Spaß macht und nebenbei das Lesen intensiviert.

Helmut
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
10. April 2009 15:30

Deadly Dust

Ein Abenteuer aus dem nordamerikanischen Westen von Karl May


Deadly Dust wurde April bis Juli 1880 im Deutschen Hausschatz veröffentlicht. Es war also einer der früheren für diese Zeitschrift bestimmten Geschichten, und entstand (bzw. wurde abgedruckt) noch vor den Kolportageroamanen und auch vor den Jugendromanen.
Später hat May diese Geschichte für die Winnetou-Trilogie verwendet, sie wurde "erster Teil" von Winnetou III.
Diese Geschichte benötigte die geringste Anpassung (von den 4 verwendeten) für diese Trilogie. Warum dies so war, wird man sofort sehen.



1. An der großen Westbahn


Hier begegnet uns der Ich-Erzähler als "Old Shatterhand", der mit "Charley" angeredet wird und bereits ein "alter" erfahrener Westmann ist (also soweit genau passend für die spätere Stelle in Winnetou III), der sein Fleisch mit Schießpulver würzt, wenn ihm das Salz fehlt.
Dann kommt noch "Sans-Ear" hinzu, einer jener später sooft vorkommenden zünftiger Westmänner mit Schießprügel-Gewehr und ebenso schrulligem Pferd (hier heißt es Tony). Auch eine ständige Redensart ("zum Beispiel") darf bei ihm nicht fehlen. Außerdem pflegt er auch das "hihihi" des Sam Hawkens (S.148 des Reprints).


Wenn der Prairiemann auf feindliche Indianer stößt, so gibt es außer der Flucht,..., keine andere Wahl, als die Feinde zu vernichten oder selbst getödtet zu werden.

Wir sind hier also noch in der "brutaleren" Form unseres Autors; allerdings tritt wenig später doch der milde und christliche Shatterhand hervor, der die Indianerhäuptlinge (zum Leidwesen seines Begleiters) nur betäubt.

Old Shatterhand gibt sich mal wieder erst später zu erkennen und bezeichnet sich erstmal nur als book-maker. Einer der "Scherze", dieses sich erstmal verstecken, die sich so durch das gesamte Maysche Werk ziehen. Zum Überdruß möchte man sagen, wenn sich da nicht wieder die Maysche Biographie dahinter verbürge.
S. 149/150 erhält man eine Einführung in die Zigarrenfabrikation, das beherrschte May offenbar sehr gut, aus seiner Vergangenheit.
Auch etwas Hanf wird verwendet, also war es wohl doch eher ein "Joint" als eine Zigarre, die da gedreht wurde. Aber das war ja damals auch noch nicht strafbar. (Keine Angst, ich weiss schon selbst das "wilder Hanf" keine Cannabis-Pflanze ist, aber ich wollte es trotzdem so schreiben.)
Auf S. 151 erfahren wir, dass der Begriff "deadly dust" auf O.S. zurückgeht, und bekommen dort auch eine neue Geschichte unseres Helden erzählt.
Wir sind jetzt mitten in einer der vielen (vielleicht zu vielen) Indianer-Überfälle auf Züge; es ist allerdings einer der ersten, die späteren wurden dann schon "routinierter" abgespult.
Auf Seite 153 hat dann jemand (Autor oder Setzer) Schneeschuhe mit Schlittschuhen verwechselt.
Nach dem Verweis auf die (ebenfalls im Hausschatz erschienenen) Geschichte "Die Gum", in der ja erstmals der Name "Old Shatterhand" erwähnt wird, taucht dann auch hier der Henrystutzen auf.

(Nebenbei habe ich auch noch erfahren, dass das Wort "Koks" aus dem Englischen stammt und früher "coaks" geschrieben wurde.)

Helmut



6-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.04.09 14:37.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
10. April 2009 19:30
Quote

Ich werde hier davon berichten, auch wenn sich niemand beteiligen sollte; weil dies mir auch Spaß macht und nebenbei das Lesen intensiviert.

Man kann auch später, bei eigener Lektüre der Erzählungen, bequem darauf zurück greifen. Also umsonst wird hier (so gut wie) nichts geschrieben.

Quote

...der sein Fleisch mit Schießpulver würzt, wenn ihm das Salz fehlt.

Naja, wems schmecktwinking smiley.

Quote

S. 149/150 erhält man eine Einführung in die Zigarrenfabrikation, das beherrschte May offenbar sehr gut, aus seiner Vergangenheit.
Auch etwas Hanf wird verwendet, also war es wohl doch eher ein "Joint" als eine Zigarre, die da gedreht wurde.

Ja so kann mans im wilden Westen doch aushalten, zugekifft und grinsend vorm Lagerfeuer sitzen und (daher eben, jetzt wissen wirs) die Westmänner erzählen sich die merkwürdigsten und skurilsten Erzählungen und Anekdotengrinning smiley.

Jetzt ist mir auch klar warum so ein Joint immer von Hand zu Hand im Kreise geht. Das kam von den Indianern bei denen das Calumet auch immer von Hand zu Hand ging und merkwürdige Sprüche gabs auch dazu(hupf).
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
11. April 2009 14:42
Quote

Ja so kann mans im wilden Westen doch aushalten, zugekifft und grinsend vorm Lagerfeuer sitzen und (daher eben, jetzt wissen wirs) die Westmänner erzählen sich die merkwürdigsten und skurilsten Erzählungen und Anekdoten.

Jetzt ist mir auch klar warum so ein Joint immer von Hand zu Hand im Kreise geht. Das kam von den Indianern bei denen das Calumet auch immer von Hand zu Hand ging und merkwürdige Sprüche gabs auch dazu.

Getreu nach dem Motto

Jeden Tag 'nen Joint
und Winnetou ist dein Freund


Helmut
(hupf)
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
11. April 2009 15:23

Die Stakemen


Dieses Kapitel spielt im Llano estaccado.
Darüber wie der korrekte Name eigentlich lautet, ob masculin oder feminin, und was er bedeutet (estaccado heißt abgesteckt steht hier lapidar, S.162), darüber gibt es mittlerweile so viele höchst interessante Abhandlungen, dass ich mich spontan entschlossen habe, dazu nichts mehr beizutragen.

Wir hatten die Apacheria durchritten, jenen Boden, den der Liebhaber von Abenteuerromanen beinahe klassisch nennen könnte, da der berühmte "Waldläufer" von Gabriel Ferry auf demselben spielt, und mich selbst mußten diese weiten, vom Rio Gila durchzogenen Gründe auf das Lebhafteste interessieren, da ich diesen "Waldläufer" vor kurzem erst im Gewande einer Umarbeitung aus dem Französischen in das Deutsche übertragen hatte.

Also ein Hinweis auf die "wahre Identität" des Shatterhand, allerding auch wieder (leicht) mystifiziert. Denn in der Realität hatte ja May den "Waldläufer" im Gewande einer Übertragung aus dem Französischen umgearbeitet.

Zu dem Erretten vor dem Verdursten noch einige Anmerkungen.
Erst kommt da das trinken von (hier Wolfs-)Blut. Es mag ja sein, dass das möglich ist; allerdings sind die Folgen da mehr als unangenehm. Mit den Folgen meine ich das Problem, wie der Körper das (mittlerweile geronnene) Blut wieder "los wird". Das ist wirklich alles andere als angenehm. Ich kann da aus eigener Erfahrung mitreden, denn ich habe mal nach einer (Mandel-)Operation einiges von meinem eigenen Blut geschluckt. Und das ich mich da über 30 Jahren noch an die Folgen erinnern kann, sagt schon einiges.
Aber über diese Folgen u.ä. schweigt sich May ja (manchmal glücklicherweise) aus.

Und dann das Erzeugen eines Gewitters mit Regen durch Abbrennen von Kakteen. Dies ist (natürlich, hätte ich beinahe geschrieben) so nicht möglich. Durch den Brand wird zwar u.a. die Luft ionisiert, und damit besser elektrisch leitfähig, und damit kann man zwar in der Nähe befindliche Gewitter anziehen und vielleicht sogar zur "Entladung" bringen; aber diese Gewitter erzeugen, und vor allen Dingen das Regnen nicht. Dazu müssten ja Regenwolken erstmal vorhanden sein.

Aber, Schwamm drüber, freuen wir uns weiterhin an der Phantasie unseres Autors.

Auf S. 169/170 kommt es mal wieder zu einer Gerichtsverhandlung, allerdings nach den Mayschen Regeln.

May verweist immer wieder auch auf frühere im Hausschatz erschienenen Erzählung von ihm, hier auf den "Boer van het roer". Ob diese Nummern wohl noch erhältlich waren, und ob er am Umsatz beteiligt war? Aber wahrscheinlich wollte er sich nur als "alter" Hausschatz-Autor erweisen.


Ich habe erzählen hören, daß dieser Old Shatterhand ein Gewehr hat, mit dem er eine ganze Woche lang schießen kann, ohne daß er zu laden braucht; der Teufel hat es ihm gemacht, und er hat ihm dafür seine Seele verschrieben.
(S. 173)
Dieser Satz würde ja eigentlich besser in den Orient passen, es spricht hier aber der "Capitano" der Chef der Stakemen. Der im übrigen ein "Schüler" des "berühmten Florimont", des "Track-smellers" genannt "As-ko-lah" (Bärenherz !) bei den Indianos.
Meines Wissens taucht dieser Florimont (auch Bärenherz) im sonstigen Werk Mays nirgends auf, vielleicht hatte er mit ihm noch was vor.

Auch einen Bob (natürlich ein Schwarzer) taucht hier auf; in W III hat sich May übrigens bemüßigt gesehen, zu erklären, dass dieser Bob hier mit den anderen Bobs (oder ist das nur einer?) aus dem "Bärenjäger", dem "Llano Estaccado" und dem "Old Surehand" nicht identisch ist.

Helmut



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.04.09 15:52.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
11. April 2009 19:06
Helmut schrieb:
-------------------------------------------------------

> Jeden Tag 'nen Joint
> und Winnetou ist dein Freund

Oder, nur zugekifft ist er zu ertragensmoking smiley(hupf)
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
12. April 2009 14:38
"Psst," (spricht nebenbei) "wie wär's denn mal mit Winnetou III auf der Startseite?"
"und psst. psst," (fährt er, womöglich noch leiser, fort) "dann vielleicht auch noch Winnetou II?"

Helmut
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
13. April 2009 16:36

3. Unter den Comanchen



an diesen Grenzen geschehen Heldenthaten, von denen keine Geschichte etwas meldet. Durch die Zusammenstöße dieser reckenhaften Völkerschaften wird mancher Einzelne oder mancher versprengte Trupp heraufgedrängt in die Berge und hat hier von Fuß- zu Fußbreit mit dem Tode oder mit Gewalten zu kämpfen, welche zu besiegen eine Unmöglichkeit zu sein scheint.

(S. 178)
Ginge es vielleicht doch eine Nummer kleiner, ist man da geneigt zu sagen.

(speziell für Rüdiger: ...mit dem Tode oder(gar) mit Gewalten ... winking smiley )


Er trägt das Haar lang herab; es hängt ihm auf den Rücken des Pferdes nieder, und nur eine einzige Locke ist ihm aufgewickelt, in welcher drei Adlerfedern stecken.

(S. 179)
Das mit der einzelnen Locke musste May dann später für W III streichen, denn so wird W's Haartracht hier beschrieben.
Allerdings nennt er seinen Freund (hier erstmals) schon "Schar-lih".
Gestrichen hat er für die Buchausgabe auch die Wildlederhose, die an den Seiten mit den Scalplocken getödteter Feinde geschmückt war.
Die Tatsache der kaltblütigen Hinrichtung Holferts durch Winnetou blieb jedoch stehen. (S. 184)
Die Absicht Winnetous die Grabruhe der Comanchen-Häuptlinge empfindlich zu stören, wurde wieder gestrichen. (S. 185)
Dann wieder taucht er seinen Medizinbeutel in Grizzlyblut.

Man sieht also, Karl May hatte seine liebe Not aus dem (nur) tapferen Apachen-Häuptling (der hier auch gar keinem besonderen Stamm der Apachen angehört, sondern irgendwie Häuptling von (fast) allen Apachen ist), den "edlen Wilden" (der dann noch zum Christentum konvertieren wird) zu formen.

In einer langen Fußnote (S. 184) beschreibt May die Kunst der Indianer nur an einer Seite des Pferdes hängend und so vor dem Feind geschützt zu galoppieren, und dass ihm das nie geglückt sei. Wenig später bei den Haddedihn beherrscht er dieses Verfahren allerdings mittlerweile perfekt, wie wir uns erinnern.


Dann werden Morgan und sein Indian' fort.

so spricht (S. 193) Bob in seiner unvollständigen Sprechweise. Trotzdem hat hier wohl der Autor/Setzer geschlampt, es muss wohl "sein Sohn" heißen.
Aus dem "head pike" wird auch stets ein "head pik" (einmal sogar "heade pik").

Auf Seite 194 tritt erstmals To-kei-chun auf, der den Autor später hin und wieder beschäftigt hat.

boeuf sans sel à l'eau steht bei Comanche'ns auf der Speisekarte. (S.198)

Hier zeigt dann auch O.S. mal wieder Proben seiner Schießkunst.

Mit einigen Zauberkunststückchen und mit zweifelhaften Vertrauen auf die "Abergläubigkeit" der Comanchen gelingt es O.S. nicht nur die Freiheit sondern sogar die Freundschaft To-kei-chuns zu erringen. Diese wird dann durch Rauchen der Friedenspfeife (mit Hanf gemischten Tabak des Comanchen-Häuptlings, also auch To-kei-chun ist ein "alter Kiffer") besiegelt.

Begünstigt wird diese Freundschaft dadurch, dass O.S. ein Mitglied des Stammes der "Germani" ist, die ja bekanntlich damals mit den 3 Hauptfeinden der Indianer (Engländer, Franzosen und wahrscheinlich Spanier, denn US-Amerikaner kann er ja kaum gemeint haben) in ständiger (auch kämpferischer) Feindschaft leben.
(S. 202)

In dieser Geschichte bekommt O.S. seinen Rapphengst nicht von Winnetou sondern von To-kei-chuns Sohn, während mit dessen Tochter eine zarte Liebelei "aufblitzt".



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.04.09 16:45.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
13. April 2009 20:01
Warum 'gar'; bei "verwundet oder gar getötet" bzw. "getötet oder gar verwundet" (worauf sich Dein 'gar' vermutlich bezieht) ist das jeweils Zweite gleichsam die Steigerung des Ersten(, im zweiten der genannten Beispiele für mit Mayschem Humor noch nicht so arg auf Dutzfuß stehende offenbar so schwer erkennbar, daß es auch nach entsprechendem Hinweis immer noch für ein Versehen gehalten bzw. für ein solches zu halten vorgegeben wird).

Die unbesiegbaren Gewalten aber müssen im Kontext keine Steigerung von Tod sein, im Fall des Ablebens ist man weg 'vom Fenster', im Fall der nicht zu besiegenden Gewalten kommt man da oben halt nicht weiter oder hat so seine Schwierigkeiten.

smoking smiley

(Ich wollte aber eigentlich den nicht lächelnden 'Cool'-Smiley)

winking smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.04.09 20:03.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
14. April 2009 16:09

4. In Californien


Mit den Comanchen Freundschaft ist wohl auch nur deshalb so relativ einfach abzuschliessen, da das "Verhältnis" mit Winnetou und dessen Apachen hier noch so "relativ locker" ist und auch noch nicht so West-weit bekannt. So (einfach) lösen sich manche der in den Gesammelten Werken auftretende "Inkonsistenzen".


"Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei - Damen auf einmal aus."

(S. 209)
ist hier als Schiller-Zitat angegeben, was wohl so nicht ganz stimmt; zumindest ist hier Schiller wohl (leicht) bearbeitet.

Die Verhandlung (S. 210) bei der sich O.S. dem Urteil der "Damen" stellt, die kommt auch in dieser Form noch so manches Mal im Werk vor.

In der Szene Winnetou trinkt kein Feuerwasser erleben wir den späteren "edlen Wilden" auch erst Mal in seiner brutaleren Form (S. 220)


Ich avancirte in ihrer Titulatur von Old Firehand über Sennor Carlos zu Don Carlos

(S. 212)
Dieser Fehler stammt dann doch von May selber, denn woher sollte der Setzer denn den Firehand kennen.


Sam und Winnetou zogen es vor, längs des Schlangenflusses nach den drei Tetons zu gehen,...


Da war ich selber schon; damals (Oktober 1992) ging allerdings meine Fahrt in die Gegenrichtung vom "Grand Teton" ins Tal des "Snake River", das gerade im Herbst unbeschreiblich schön ist. Dort in der Nähe liegen auch die Hancock Mountains, wo Winnetou später den Tod fand.


Hier in "Deadly Dust" nimmt allerdings Old Shatterhand von seinen lebenden roten Freund für immer Abschied.
Sehr lange wird es allerdings dann doch nicht dauern, bis er ihn wieder trifft.



"Deadly Dust" besteht wie viele der Mayschen Erzählungen aus vier Teilen, die nur locker durch eine Klammer, hier eben das Streben nach dem Gold, dem "deadly dust", zusammengefügt sind.
Auch diese Geschichte hat in ihrer noch nicht bearbeiteten Form den größten Reiz. Man spürt, dass May da noch am Beginn der Zeit der großartigen Reiseerzählungen ist. Das eine oder andere Mal fällt er in die Frühform zurück.
Bei der Wiederverwendung (Nein, ich schreibe nicht das modern gewordene "recycling"; denn dies ist zum einen völlig unnötig, und es ist auch ein vollkommen "falsches Bild"; denn was Literatur mit "wiederverwertbar gemachtem "Müll" zu tun haben soll, kann ich beim besten Willen nicht begreifen.) dieser Geschichte für den 3. Band von Winnetou ist es May nicht gelungen den Text vollkommen "richtig einzupassen".
Man kann natürlich, wenn man will, in dieser Frühform den Beginn der "Old-Shatterhand-Legende" sehen, allerdings muss man dazu die Augen vor all dem über den Ich-Erzähler geschriebene, das eben gerade nicht auf die reale Person Karl May passt oder weist, fest verschließen.


Helmut



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.04.09 16:18.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
14. April 2009 18:48
Der Old Firehand kann ein Fehler sein, muß aber nicht. Ich hätte beim (oder habe beim letzten) Lesen vermutlich gedacht, so hat die Alte zugehört daß sie ihn gleich verwechselt, typisch ... schmälert bzw. relativiert natürlich gleich die Anschmachterei ... paßt dann zu der Ironie und der unterschwellig unterlegten Verachtung ihr gegenüber, die der Leser spürt ... mal wieder fein nebenbei beobachtet vom Karle .. sie schmachtet halt nicht IHN an sondern DAS BILD das sie von ihm im Kopf hat, ihr persönliches Wunschdenken ... und da wird halt auch schon mal der Name verwechselt .. so ist das mit die Weiber.

(für die HKA (u.a. ...): "die Weiber" ist Absicht (recte: den Weibern). Brechung (nicht Aufhebung) des Ernstes. Verstehen Sie ?)

grinning smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.04.09 18:50.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
14. April 2009 18:53
Die Tötung Holferts empfinde ich übrigens nicht als "kaltblütig"; siehe hier

[141.30.89.80]
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
15. April 2009 17:31
- mit dem Old Firehand macht die Steigerung der "Anredeformen" nur noch halb so viel Sinn, deshalb glaube ich nach wie vor an einen Fehler Mays.

- es kommt mir i.w. darauf an, zu zeigen, dass und wie sich die Winnetou-Figur unter der Mayschen Feder allmählich verändert, und da kommt es eigentlich auf das eine Detail (ob das nun kaltblütig oder gnädig war) gar nicht so sehr an. Im Surehand oder gar in Weihnacht kommt eine solche Tat Winnetous jedenfalls nicht mehr vor.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.04.09 17:31.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
15. April 2009 17:47

Ein Oelbrand


Diese Erzählung wurde 1883 im 4. Jahrgang des "Neuen Universums" veröffentlicht.
Da sie an dieser Stelle nur eine Nebenrolle spielt und auch im Titel des Threads nicht erwähnt ist, hier nur eine kurze Rezension.

Auch dies ist eine "Übergangserzählung" auf dem Weg zu den großen Reiseerzählungen und dies gilt auch für die vorkommenden Figuren. Sie unterscheiden sich kaum von denen im "Deadly Dust", weder Old Shatterhand noch Winnetou.
Die ganze Geschichte ist für meinen Geschmack etwas zu sehr "action"-lastig, wobei z.B. der Ölbrand selbst eindringlicher geschildert wird als z.B. im "Firehand" und Winnetou II.
Die Erzählung fand zu seinen Lebzeiten keinen Eingang in Mays Werk, vielleicht hatte er sie vergessen, oder hatte einfach kein Exemplar davon; im "Neuen Universum" hat er m.W. auch sonst nichts veröffentlicht.
Nach der unsäglichen Bearbeitung (durch E.A. Schmid) erhielt sie zusammen mit den "Both Shatters" Eingang in GW 38 unter dem Titel "Joe Burkers das Einaug".
Als Reprint wurde sie erstmals der Öffentlichkeit im JbKMG 1970 zugänglich gemacht. 1976 wurde der Reprint auch im KMV herausgegeben.
Im Neusatz wurde sie dann endlich 1998 in GW 80 vom KMV dem breiteren Leserkreis zur Verfügung gestellt. Dieser Band der GW ist im übrigen auch wegen der anderen Veröffentlichungen dort, äußerst empfehlenswert.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.04.09 17:50.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
15. April 2009 18:08
Quote

es kommt mir i.w. darauf an, zu zeigen, dass und wie sich die Winnetou-Figur unter der Mayschen Feder allmählich verändert, und da kommt es eigentlich auf das eine Detail (ob das nun kaltblütig oder gnädig war) gar nicht so sehr an.

So etwas klingt für meine zarten Ohren immer so, als gehe es um Pro und Contra, Angriff und Verteidigung, Gewinnen und Verlieren und dergleichen. Geht es für mein Empfinden nicht. Einer erwähnt halt diesen Aspekt, ein anderer jenen, ein dritter sonst noch etwas ...

Beide Worte, kaltblütig wie gnädig, erfassen halt nur Teilaspekte. Es ist ja immer alles eine Mischung aus diesem, jenen und sonstigem ... Und die Sache mit der Erschießung Holferts halte ich für eine ganz wesentliche Stelle, und wie sie zu deuten ist (darüber dürfen die Ansichten natürlich auseinander gehen) nicht für ein Detail.

Quote

Im Surehand oder gar in Weihnacht kommt eine solche Tat Winnetous jedenfalls nicht mehr vor.

Das klingt (das hat meinen Vater schon geärgert, wenn wir ihm damit kamen, wie immer alles "klänge", aber es klingt halt ... wobei die Beschaffenheit der hörenden Organe durchaus unterschiedlich ist und das Gefühl für spachliche Klänge heutzutage selbst in historisch-kritischen Ausgaben verloren zu gehen scheint; pardon, bei dem Thema bin ich etwas penetrant. ["Nur bei dem Thema ?!" wird jetzt jemand schreiben wollen bzw. werden etliche denken]) nun wiederum nach einem gradlinig gewandelten Bild, und so einfach ist es doch eigentlich weder in der Literatur noch im Leben ... Den Satz "Das hätten wir aber gerade von ihm nicht erwartet" kennen wir doch aus dem Alltag; warum soll er nicht auch auf Winnetou anwendbar sein.

Tut mir leid mit dem störenden Psychogesülze, aber das ist für mich nun einmal mit das Interessanteste bei May.

Und an die Kinderbilderbuch-Wandlung zum Nur-Edelmenschen glaube ich nicht, savage to saint, meinetwegen, aber anders ... schwieriges Thema. Oder auch nicht.

winking smiley
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
15. April 2009 18:29
Quote

Nach der unsäglichen Bearbeitung (durch E.A. Schmid)

Laß das nicht den Herrn von Olenhusen hören ... der kriegte sich in einer der letzten KMG-Publikationen vor lauter Säulenheiligenverehrung ja kaum noch ein ... (darüber daß der Kongress 2051 in Gemünden stattfindet sprachen wir ja schon bzw. es wurde am Rande erwähnt)

winking smiley
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
16. April 2009 16:47
Quote

Tut mir leid mit dem störenden Psychogesülze, aber das ist für mich nun einmal mit das Interessanteste bei May.

Für mich doch auch, wie Du schon längst weißt, oder Du hast bei mir nie richtig zugehört/gelesen.

Quote

Und an die Kinderbilderbuch-Wandlung zum Nur-Edelmenschen glaube ich nicht, savage to saint, meinetwegen, aber anders ... schwieriges Thema. Oder auch nicht.

Siehe meine obige Bemerkung.


Quote

Das klingt (das hat meinen Vater schon geärgert, wenn wir ihm damit kamen, wie immer alles "klänge", aber es klingt halt ...
nun wiederum nach einem gradlinig gewandelten Bild, und so einfach ist es doch eigentlich weder in der Literatur noch im Leben

Was da bei Dir alles anklingt, da kann ich ja am wenigsten dafür; jedenfalls steht von der Geradlinigkeit weder explizit noch implizit was drin, und ich habe auch nicht im entferntesten daran gedacht.


Helmut
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
16. April 2009 16:55
Auf die Fortsetzung "Im wilden Westen Nordamerikas" müssen sich die geneigten Leser (falls es solche geben sollte) noch ein wenig gedulden. Ich bin zwar mit dem Lesen schon fertig und habe auch meine (winzigen) "Notizzettel" schon (mit spitzem Bleistsift) beschrieben (vielleicht bringe ich's auch noch mal zu einem "Zettels Traum"); zum "Übertragen" komme ich jetzt aber nicht mehr, denn ich fahre für ein paar Tage nach Hamburg, und melde mich dann voraussichtlich am Mittwoch wieder.

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.09 16:56.
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
16. April 2009 17:12
Quote

Für mich doch auch, wie Du schon längst weißt, oder Du hast bei mir nie richtig zugehört/gelesen.

Klar weiß ich das. Die zugegebenermaßen etwas unaufrichtige Entschuldigung galt anderen Herrschaften.

Quote

jedenfalls steht von der Geradlinigkeit weder explizit noch implizit was drin,

Hm. Daß der Winnetou im "Surehand" oder in "Weihnacht" sich nicht mehr so verhalten würde, klingt für mich halt schon nach Vereinfachung und damit eben nach geradlinig.

Quote

und ich habe auch nicht im entferntesten daran gedacht.

Wir wissen ja, du glaubst zu schieben, doch du wirst geschoben

grinning smiley

Erhol' Dich in Hamburg von mir.

winking smiley
Re: Deadly Dust - Im wilden Westen Nordamerikas - Der Scout
16. April 2009 17:41
Im Prinzip bin ich ja für jede Reaktion froh, die es mir ermöglicht, zu verdeutlichen; und das klappt eigentlich bei Dir meist gut.
Derzeit fallen allerdings, aus einem völlig anderen Grund, meine Antworten ziemlich kurz aus. Das wird sich aber wieder ändern.
Und Erholung brauch ich zur Zeit eigentlich auch keine, weder von Dir noch von anderen; höchstens nach Hamburg, ich fahre nämlich zu einer größeren Geburtstagsfeier winking smiley


Helmut
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