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Das Waldröschen

geschrieben von Helmut 
Re: Das Waldröschen
01. Juni 2008 08:11
So jetzt bin ich auch durch...
Das Ende war interessant.
Zum einen gab es einen plötzlich, kurzen, aber rigorosen Wechsel der Erzählperspektive, sodann eine unfassbar lieblose "Aufarbeitung" der Schandtaten, den kompletten Verlust mindestens eines Handlungstranges und eine völlig überflüssige Szene in Pirna, die zwar vielleicht als lustig gedacht, aber eigentlich nur schmerzvoll war.
Der Maskenball war vom "Realitätsanspruch" her an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, wenn er natürlich auch kolportagemäßig ein glorreiches Finale darstellte.
Re: Das Waldröschen
01. Juni 2008 13:32
Völlig unrealistisch, das ist richtig. Meiner bescheidenen Ansicht nach aber davon mal ganz abgesehen ein genialer Einfall, einer der beachtenswertesten bei Karl May, ebenso wie der Auftritt aller wesentlicher Hauptfiguren im Theater (im Zuschauerraum wie auf der Bühne) am Ende von „Der Weg zum Glück“. In beiden Fällen steckt m.E. die kunstvoll verpackte Botschaft dahinter, daß das Leben ein Spiel und der Roman (Waldröschen bzw. Weg zum Glück) eine literarische Spielerei war (ist). Aber ich kann mich natürlich irren. Die Bearbeiter beim KMV sahen das offenbar auch anders, die haben die Maskenball-Szene als entbehrlich gleich weggelassen.
Re: Das Waldröschen
21. September 2008 11:44
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 15:51
An (mindestens) einer Stelle im Waldröschen ist dem guten alten Karl ein Fehler unterlaufen, der fast schon peinlich zu nennen ist.
Kurz bevor sich nämlich Sternau mit den beiden Mexikanern Verdoja und Pardero duelliert, führt ersterer mit einem weiteren Offizier von Juarez ein Gespräch, in dem es unter anderem heißt:
"Haben Sie einmal von berühmten Schützen, Jägern und Savannenmännern gehört, Senor?" (fragt Sternau den Offizier. RG)
"Oh, sehr oft!"
"Können Sie mir die Namen einiger sagen?"
"Nun, ich habe gehört von Sans-ear, von Shatterhand, von Firehand, von Winnetou ..." (man möge mir verzeihen, dass ich ausnahmsweise mal aus der Weltbildausgabe und nicht aus einem Reprint zitiere :-) )

Wenn wir uns nun die Zeitangaben im Roman betrachten, kommt dass kuriose in diesem kurzen Textteil so richtig zur Geltung.
Der Teil des Romans, in dem das Gespräch stattfindet, spielt einige Zeit vor der Entführung von Sternau und Co auf die einsame Insel.
Ungefähr sechzehn Jahre später werden sie befreit. Da ist es gerade im Jahr 1866 (oder ´65 ?)
Also dieselbe Zeit, in der die Freundschaft zwischen Shatterhand und Winnetou noch gar nicht so alt ist (siehe Winnetou II, wo es auch einen Juarez-Bezug gibt).
Was heißt das also? Dass oben zitierter Dialog so etwa 1849/1850 geführt wurde. Da waren sowohl Winnetou als auch Shatterhand noch Knaben, Old Firehand könnte geradeso im Westen angekommen sein, da ja irgendwo von May geschrieben wurde, dass dieser nach der 1848ér Revolution aus Deutschland fort ist.
Wenn also zumindest die späteren Blutsbrüder zu der Zeit schon "berühmten Schützen, Jägern und Savannenmänner" waren, müssten sie doch also zumindest solche Wunderknaben wie der kleine Kurt Helmers gewesen sein ... :-))

Das wirklich interessante an der Romanpassage ist aber für mich, dass man aus dieser wohl entnehmen kann, dass May diesen Teil des Waldröschen entweder zeitgleich oder kurz nach der Niederschrift von "Deadly Dust", worin ja Sans-ear auftritt, geschrieben haben dürfte
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 17:23
Dank der Karl-May-CD der digitalen Bibliothek (mit der Paginierung der HKA) und der neuen Konkordanz von Joachim Biermann (So-KMG) habe ich die Stelle im Reprint (Edition Leipzig; S. 969) rasch gefunden. (Komischerweise brauchte ich den HKA-Band dazu gar nicht mehr zur Hand zu nehmen):

Quote

»Haben Sie bereits einmal von berühmten Schützen, Jägern oder Savannenmännern gehört, Sennor?«
»O, sehr oft!«
»Können Sie mir die Namen Einiger sagen?«
»Nun, ich habe gehört von Sansear, von Shatterhand, von Firehand, von Winnetou, von dem berühmten Fürst des Felsens und von – –«

Der Text ist schon in Nuancen anders, gell? Aber egal. Die Seite 969 war Teil der Lieferung 41, die nach Ralf Harder (Karl May und seine Münchmeyer-Romane) am 1.9.1883 erschienen sein soll. Die Präzision in der Datierung finde ich zwar etwas ambitioniert, aber nehmen wir ruhig mal eine Unschärfe von einigen Wochen an, zumal ja Karl May für die Niederschrift auch seinen Vorlauf brauchte. Vielleicht erfolgte diese also im Juli 1883.
"Deadly dust" erschien von März bis Juli 1880, also 3 Jahre vorher, und die Niederschrift datiert Roland Schmid (im Nachwort von FEA23) auf etwa Januar bis März 1880.
Einen unmittelbaren Zusammenhang, etwa durch gleichzeitiges Schreiben, kann man da wohl ausschließen. Vielleicht hatte sich Karl May einfach nur daran erinnert.
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 18:06
Ich persönlich finde das weder kurios noch peinlich.
Wie wir ja wissen hat Karl May wenig oder gar nicht Wert auf irgendeine Chronologie in seinen Büchern gelegt. Wenn diese dann noch verschiedenen Gattungen (Reise-,Jugend- oder Kolportageromane) angehörten und dann noch in verschiedenen Verlagen (oder Zeitschriften) erschienen schon überhaupt nicht.
Wenn ihm da eben diese Beispiele von Westmännern beim Schreiben einfielen, dann hat er sie da eben hingeschrieben. So einfach war das, denke ich mir.
Unter anderem scheitert deshalb ja auch jeglicher Versuch eine Chronologie seiner Werke zu schaffen (noch dazu wenn es über die Gattungen (s.o.) gehen soll.

Seien wir doch froh darüber, dass er seiner Phantasie so wenig Schranken wie möglich gesetzt hat; ich bin es wenigstens.

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.03.09 18:07.
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 18:12
Ob man Spaß an der Lektüre hat, ist jedenfalls nicht von solchen werkübergreifenden logischen Fehlern abhängig. Aber die Fehler sind deshalb interessant, weil man so einen Blick in die Arbeits- und Denkweise bekommt.
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 18:22
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 18:27
Ein seltenes Triumvirat der Einigkeit!
Wer hätte das gedacht?

Helmut
Re: Das Waldröschen
29. März 2009 18:31
"Wann ward es erlebt [...]"

"Heut hast du's erlebt!"

(Richard Wagner, Die Walküre)

grinning smiley
Re: Das Waldröschen
01. April 2009 07:27
generell sind ja die kolportageromane nicht gerade logisch stringente werke... es gibt glaube ich auch einen text von roxin darüber... alleine die tatsache dass cortejo sternau nicht kennt, obwohl er (oder sein fürst ?) hinter seiner mutter her war, da stellt es mir immer wieder die haare auf... deshalb finde ich die bearbeitung aus bamberg eigentlich auch nicht so schlecht...


Hermesmeier schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ob man Spaß an der Lektüre hat, ist jedenfalls
> nicht von solchen werkübergreifenden logischen
> Fehlern abhängig. Aber die Fehler sind deshalb
> interessant, weil man so einen Blick in die
> Arbeits- und Denkweise bekommt.
Re: Das Waldröschen
01. April 2009 09:21
Sein Fürst war nicht nur her hinter Sternaus Mutter, sondern hat ihn (Karl Sternau) gar mit ihr gezeugt. - Aber warum sollte Cortejo ihn zwangsläufig kennen müssen ?
Re: Das Waldröschen
01. April 2009 21:11
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Sein Fürst war nicht nur her hinter Sternaus
> Mutter, sondern hat ihn (Karl Sternau) gar mit ihr
> gezeugt. - Aber warum sollte Cortejo ihn
> zwangsläufig kennen müssen ?
na ja, zumindest der name hätte ihm was sagen müssen...
Re: Das Waldröschen
01. April 2009 21:44
Es gibt Leute mit einem unheimlich schlechten Namensgedächtnis, darunter falle ich z.B. Es gibt Leute mit denen war ich vor ca. 15 Jahren einige Zeit beruflich zusammen, von denen weiß ich kaum noch den Namen. Bei einem Klassentreffen würde ich vieleicht die meisten Gesichter wiedererkennen, mit den Namen hätte ich aber gewaltige Probleme.

Ich würde jede Wette eingehen und behaupten daß, wenn ich mich hier nur ein Jahr nicht blicken lasse, ich zwar anschließend noch weiß mit wem ich hier so alles korespondiert habe, aber die Namen (Rüdiger, Helmut usw.) wären weg und erst wieder da wenn man sie mir mitteilt.


grinning smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.04.09 21:47.
Re: Das Waldröschen
02. April 2009 07:32
Markus schrieb:
-------------------------------------------------------
> Es gibt Leute mit einem unheimlich schlechten
> Namensgedächtnis, darunter falle ich z.B. Es gibt
> Leute mit denen war ich vor ca. 15 Jahren einige
> Zeit beruflich zusammen, von denen weiß ich kaum
> noch den Namen. Bei einem Klassentreffen würde ich
> vieleicht die meisten Gesichter wiedererkennen,
> mit den Namen hätte ich aber gewaltige Probleme.
>
> Ich würde jede Wette eingehen und behaupten daß,
> wenn ich mich hier nur ein Jahr nicht blicken
> lasse, ich zwar anschließend noch weiß mit wem ich
> hier so alles korespondiert habe, aber die Namen
> (Rüdiger, Helmut usw.) wären weg und erst wieder
> da wenn man sie mir mitteilt.
>
>
> grinning smiley


wobei aber die personen bei may generell nicht durch ein schlechtes gedächtnis auffallen (außer sie werden gerade vom helden befragt)... die erzählen stories
von vor zwanzig jahren auf punkt und beistrich genau (z.b. diese vertauschungsgeschichten)...
Re: Das Waldröschen
02. April 2009 19:45
Das ist doch nichts ungewöhnliches. Ich sagte ja ich habe ein unheimlich schlechtes Namensgedächtnis, aber ansonsten gehts. Viele Daten und Fakten auch von Jahrzehnten her sind bei mir fest gespeichert (ich kann sie nur nicht so wörtlich wiedergeben wie Mays Helden, aber das ist ja die Leichtigkeit des Autors). Ich weiß wann und wo ich genau seit meiner Geburt in Urlaub war, welches Jahr und sogar ungefähr der Monat. Ich weiß noch wann und wo ich welche Freundin kennenlernte, mit genauem Datum (das mögen Frauen ja daß Mann sich an sowas erinnert, ganz Männeruntypisch im Grunde, aber meine Festplatte speichert sowas eben, kann nix dafürgrinning smiley).
Je weiter zurück in der Geschichte, desto schwieriger wirds natürlich. Früheste Kindheit hat wohl jeder Probleme mit.

Eigentlich ungewöhnlich für jemanden mit keiner großen Liebe zur Mathematik, zu trockenen Daten und Fakten. Da müßte es ja eigentlich umgekehrt sein, daß mir Namen, die ich eher mit Seele in Verbindung bringe, mehr liegen.

Tja, der Mensch, das unbekannte Wesen...winking smiley
Re: Das Waldröschen
03. April 2009 08:46
wenn dabei nicht die trotz annähernd unendlichfacher Wiederholung immer noch völlig falsche These stünde, Mathematik habe etwas mit trockenen Daten und Fakten zu tun, könnte ich sagen, dass ich diesen Beitrag voll unterstützen würde.

Helmut
Re: Das Waldröschen
03. April 2009 09:01
Mathematik ist eine ganz 'heiße Kiste'; über die Mengenlehre (die Sache mit den Schnittmengen; Kreise liegen einerseits teilweise übereinander, zeigen aber mit ihren nichtübereinstimmenden Teilen in ganz verschiedene Richtungen ...) habe ich [ansatzweise ...] gelernt, gewisse Problematiken oder Sachverhalte in Sachen Menschen besser zu verstehen ...

Oder die Sache mit den sich immer weiter annähernden, aber die Gerade nie wirklich treffenden Kurven ...

(Oder als ich mal in einem Programmier-Buch die Überschrift "Zuschnittsoptimierung für Platten" gelesen habe und dazu eine passende Abbildung gesehen, habe ich schlagartig sozusagen die Welt besser verstanden ...)

(bis hierhin und nicht weiter ...)

winking smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.04.09 09:02.
Re: Das Waldröschen
03. April 2009 09:18
Es gab da mal (lang, lang ist's her), als man alles (aber auch wirklich alles) psychoanalytisch erklären wollte, die Deutung, dass sich innerhalb der Wissenschaft Mathematik, das Ideal-Bild des Mathematikers vom "anal orientierten" Gründlichkeitsfanatiker zum "phallisch narzistischen" kreativen, neue Erkenntnis suchenden und forschenden Typen gewandelt hat.
Diese Erkenntnis hat sich, wie man immer wieder feststellt, eben leider auch bisher noch nicht in der "allgemeinen" Bevölkerung durchgesetzt.

Helmut
Re: Das Waldröschen
03. April 2009 09:28
Nur, um ein bisschen auf den Titel des Threads zurückzukommen - ein zarter Versuch, ich geb's zu - sei darauf hingewiesen, dass der zweite Band der neuen Benu-Edition "Der Schatz der Mixtekas" jetzt in die Datenbank integriert wurde. Das Deckelbild wurde komplett ausgetauscht.
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