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Leserunde: Der Schatz im Silbersee

geschrieben von Rüdiger 
Leserunde: Der Schatz im Silbersee
05. Juni 2005 15:28
Also dann fange ich schon mal an; ich stecke zwar weiterhin in der ?Liebes des Ulanen? bzw. seiner Bearbeitung mittendrin wie die Fliege im Quark, werde aber den ?Silbersee? in kleinen Portiönchen parallel mitlesen, da zwei Drittel unserer durchaus erweiterungsfähigen ständigen Leserunde offenbar so weit sind; er ist mir auch noch einigermaßen präsent, ich habe ihn vor ca. einem Jahr (erstmals !) gelesen.

* Es war um die Mittagszeit eines sehr heißen Junitags, als der "Dogfish", einer der größten Passagier- und Güterdampfer des Arkansas, mit seinen mächtigen Schaufelrädern die Fluten des Stromes peitschte. Er hatte am frühen Morgen Little Rock verlassen und sollte nun bald Lewisburg erreichen, um dort anzulegen, falls neue Passagiere oder Güter aufzunehmen seien. *

Dogfish ? Hundfisch, Hundefisch !? Seltsam. Erinnert mich in seiner sprachlichen Erstaunlichkeit über ein paar Ecken an unseren lieben Fowling Bull, den gewaltigen Jäger.

Der May kann schreiben, gell ? Bilder entstehen lassen, Atmosphäre erzeugen. Ist sicher auch Geschmackssache und individuell verschieden, aber wenn ich einen Satz lese wie den da oben, sehe ich den Fluss, höre das Schiffshorn, spüre den Wind. Und kriege Lust, gleich weiterzulesen.

Die ?Liebe des Ulanen? fängt übrigens (im Original) ganz ähnlich an:

* Der Moseldampfer, welcher des Morgens halb sieben Uhr von Coblenz abfährt, um nach einem Uebernachten in Traben-Trarbach die Passagiere nach Trier zu bringen, hatte Zell verlassen, und arbeitete sich von Neuem auf den Wellen des herrlichen Stromes aufwärts. *
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
05. Juni 2005 16:08
Hallo an die Leserunde!

<<Dogfish ? Hundfisch, Hundefisch !? Seltsam. Erinnert mich in seiner sprachlichen Erstaunlichkeit über ein paar Ecken an unseren lieben Fowling Bull, den gewaltigen Jäger.<<
Mit dem Unterschied dass es den dogfish wirklich gibt und das keine sprachliche Erfindung von unserem Karle ist. Habe neugierigerweise mal ein bißchen gegoogelt und dabei rausgefunden dass es Haiarten gibt, die dogfish genannt werden. Wie natürlich jetzt ein Dampfer auf dem Arkansas-River ausgerechnet an den Namen einer Haiart kommt bleibt dann zu überlegen. Wüsste nicht dass es da solche Viecher geben dürfte.

Sabine
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
05. Juni 2005 17:37
Und hier bin ich dann auch angelangt.

Ich lese den "Silbersee" als Reprint aus dem "Guten Kameraden", und höre parallel dazu bei meinen (fast) täglichen Autofahrten den Text der HKA.
Lesen beginne ich jetzt, im Auto bin ich schon beim "Panther".

Und hier (ich hab's ja schon angedroht) das Motto der ersten Folge aus dem "Kameraden":

So lange Dein Fuß den Weg durchmißt,
Den alle müssen zum Grabe wandern,
Thu immer was Deiner würdig ist
Und kümm're Dich niemals um die andern.
Friedrich Bodenstedt.


Helmut
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
05. Juni 2005 18:01
Das ist ja Chamissos Fazit am Ende vom "Schlemihl" durchaus nicht unähnlich,

"Willst du nur dir und deinem besseren Selbst leben, oh, so brauchst du keinen Rat."

*

Es dürfte manchem bekannt sein, aber nicht unbedingt jedem: Der Beginn des "Schatzes im Silbersee" mit den Raubtieern auf dem Schiff und dem beherzten Indianer ist eine Einarbeitung einer früheren Geschichte ("Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling", bzw. "Winnetou" in einer späteren Fassung) durch Karl May selber.
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
05. Juni 2005 21:32
Christoph F. Lorenz schreibt da in dem Vorwort zu "meinem" Reprint, dass da May irgendwann einmal da mit dem Anfang selber durcheinander gekommen ist, später schreibt er nämlich, dass das ein Tiger (wie in Inn-nu-woh) war. (Übrigens steht da auch die Ähnlichkeit zum Beginn des "Ulanen".)

Ich habe jetzt Gert Westphal ein- und überholt und bin beim Ende des 1. Kapitels angelangt. Da die Kapiteleinteilungen unterschiedlich sind, das 2. Kapitel heisst: "Die Tramps". Das wird in nächster Zeit ein spannendes Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Gert Westphal und mir ;-))

Schuldig bin ich dann noch das nächste (Zwischen-)Motto:

Wer nicht danach frägt, was zu seinem Thun und Lassen die anderen sagen, nach dem werden auch bald diese nicht fragen.
L. Anzengruber.
(steht bei der 3. Fortsetzung)

Als nächste Unterbrechung kommt dann übrigens die "Verrenkungsstudie von Hobbelfrank".

Gruß, Helmut
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
06. Juni 2005 15:43
Ich bin auch eben wieder vom Schiff runter. :-)

Mit Entsetzen hab ich übrigens festgestellt, dass mir die Existenz des "Schwarzen Toms" völlig entfallen war. Er hat ja nun auch nicht sooo viel zu tun, aber wird von May doch erstmal als "wichtig" eingeführt.
Woran liegt das?
Geht er in der allgemeinen Westmann-Schwemme unter?

ta
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
06. Juni 2005 15:46
Im Silbersee kommen (bis auf Sam Hawkens und Old Surehand) alle (wirklich alle) Westmänner der 1. und 2. Klasse vor.
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
07. Juni 2005 08:02
Guten Morgen zusammen!

Habe mittlerweile auch die ersten zwei Kapitel durch.

Ich wundere mich ehrlich gesagt im Moment auch, denn so spannend und unterhaltsam hatte ich das Buch gar nicht mehr in Erinnerung. Ich weiß nur dass mir "Der Schatz im Silbersee" (wie Helmut ja auch schon gesagt hat) nie so richtig gefallen hat, aber mittlerweile komme ich doch ins Grübeln wieso.

Also ich muß ja sagen die mayschen Personenbeschreibungen finde ich ja immer wieder absolute Spitze. Wie er die Tante Droll beschreibt: unübertrefflich.

Was mir bei der Szene mit Tante Droll und dem Panther noch aufgefallen ist: Als das Tier auf das Floß zuhält und die gute Tante es dann erschießen will, fragt er erst nochmal nach, wo genau er den Panther denn jetzt treffen muß. Seltsam, normalerweise sollte ein gestandener Westmann doch wissen, wo man ein Tier zu treffen hat, selbst wenn man so ein Viech noch nie gesehen hat.

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
07. Juni 2005 08:48
Guten Morgen,

übrigens ... da war doch mal eine Frage der Beziehungen Karl Mays zur "Gartenlaube", die Beschreibung der Tramp-plage in Amerika hat May aus dieser Zeitschrift entlehnt.

Helmut
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
07. Juni 2005 13:39
Ja, die Gegenüberstellung von Mays Text und dem ursprünglichen Artikel in der "Gartenlaube" findet sich im Jahrbuch 1997 in dem Aufsatz "Von Öl- und anderen Quellen Texte Friedrich Gerstäckers als Vorbilder für Karl Mays ?Old Firehand?, ?Der Schatz im Silbersee? und ?Inn-nu-woh?" von Andreas Graf. -> [karlmay.leo.org]

Dabei wird noch auf weitere "Silbersee"-Quelltexte, insbesondere von Gerstäcker, eingegangen. Besonders reichhaltig hat sich May bei der kurzen Skizze "Rafters" bedient. Zu dem umfangreichen Vergleich, den Graf aufführt lassen sich noch einige Übernahmen anfügen. Zum einen ist Gerstäckers alter Missourier Mac Kinney das offensichtliche Figurenvorbild für Mays alten Missourier Blenter. Ferner spiegelt sich Gerstäckers Schilderung der illegalen Schlachtung von Farmersschweinen in der Tötung der Kühe des einstigen Farmers Blenter durch die Rafters unter der Führung des roten Brinkley. Es gibt aber auch noch weitere konkrete Textübernahmen, so bei der Beschreibung des Lagers:

Gerstäcker: (...) an Ort und Stelle angekommen, beginnen sie ihre Arbeit stets damit, eine schlanke Rotheiche oder Cypresse zu fällen, mehrere vier Fuß lange Klötze zu sägen oder zu hauen und dann Bretter, sogenannte Clapboards, zu spalten, um ihr Lager damit decken zu können.

May: Man hatte von vier in den Winkeln eines regelmäßigen Vierecks stehenden Bäumen die Wipfel abgesägt und auf die Stämme Querhölzer gelegt, welche das Dach trugen. Dieses letztere bestand aus sogenannten Clapboards, Brettern, welche man roh aus astlosen Cypressen- oder auch Roteichenstämmen spaltet.

Die zweite, nicht ganz so offensichtliche Textparallele gibt hingegen ein kleines Rätsel auf. Hat Karl May sich die?Fachbegriffe? Schleifen und Rutschbahn selber ausgedacht, oder stand ihm neben der ?Rafters?-Skizze noch eine zweite Textquelle zur Verfügung ? Im Text von Gerstäcker werden diese beiden Ausdrücke jedenfalls nicht erwähnt.

Gerstäcker: Nun aber hat der Rafter nicht allein darauf zu sehen, ein Stück Wald zu finden, wo treffliche und nutzbare Bäume stehen, denn deren giebt es genug, nein, er muß auch einen so gelegenen Landstrich ausssuchen, wo entweder das Wasser den Boden schon mehrere Fuß überschwemmt hat, oder wo es zum Frühjahr hinkommt, oder wo die Klötze von einer Anhöhe hinab gleich und ohne großen Kraftaufwand in einen vorbeiströmenden Fluß gewälzt und hier mit Stangen zu einem Floß vereinigt werden können.

May: Da, wo die Rafters ihren Arbeitsplatz aufgeschlagen hatten, fiel das hohe Ufer unweit des Blockhauses steil zum Wasser hinab, was höchst vorteilhaft war, da es die Anlegung sogenannter Schleifen ermöglichte, das sind Rutschbahnen, auf denen die Rafters die Stämme und Hölzer ohne große Anstrengung an das Wasser bringen können.

Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
08. Juni 2005 09:13
Hallo,

Gert Westphal hat mich wieder überholt, er ist schon bei den "Rafters", während ich erst die "Tramps" beendet habe.
Er hat auch muttlerweile beim Lesen eine Form erreicht, dass es jetzt in meinem Auto vor Spannung richtig knistert.

/* off topic on
Durch Nachkramen in meinem Gedächtnis und in meiner CD Sammlung, habe ich jetzt herausgefunden, woher ich Gert Westphal kennen- und schätzen gelernt habe. Ich hatte mal eine Schallplatten-Aufnahme des Melodrams "Enoch Arden" (Text von Tennyson, Musik von Richard Strauss) und eine CD mit Melodramen (Musik von Liszt, R. Strauss und Friedrich Nietzsche (!) ) gesprochen von ihm.
/* off topic off

Überhaupt finde ich den "Silbersee" jetzt wesentlich spannender als ich ihn in Erinnerung hatte.

Helmut


Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
08. Juni 2005 09:26
Hallo Helmut!

<<Überhaupt finde ich den "Silbersee" jetzt wesentlich spannender als ich ihn in Erinnerung hatte.<<
Geht mir auch so, ich frage mich schon seit einigen Seiten WARUM das Buch nie zu denjenigen gehört hat, die ich doch öfters schon mal wieder gelesen habe.
Vielleicht gehört da aber auch eine gewisse Distanz zu, das letzte Mal "Schatz im Silbersee" Lesen ist bei mir auch schon eine ganze Weile her ;-)

<<Gert Westphal hat mich wieder überholt, er ist schon bei den "Rafters",<<
Da bin ich im Moment auch, ich muß sagen die Beschreibung des Lagers am Anfang des dritten Kapitels ließ bei mir gestern abend dann doch eine gewisse Lagerfeuerromantik aufkommen.

Sabine

Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
08. Juni 2005 14:21
>>> ließ bei mir gestern abend dann doch eine gewisse Lagerfeuerromantik aufkommen.

Na, und natürlich dieses Forum !

Vereinzelt tauchen schon satte Blau-Töne auf, und, wenn man aufgrund des übrigen Blaugraus nach einiger Zeit in Gefahr gerät, leicht depressiver Stimmungen anheimzufallen: man gehe mit dem Mauszeiger über die Worte neben "Optionen", und schon wird es richtig farbig ! Sogar rötlich, wie am Lagerfeuer ! ...
Jetzt vielleicht noch über Sound-Software ein knisterndes Geräusch einspielen ...

;-))
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
08. Juni 2005 16:53
Hallo miteinander!

rodger schrieb:
-------------------------------------------------------

> Es dürfte manchem bekannt sein, aber nicht
> unbedingt jedem: Der Beginn des "Schatzes im
> Silbersee" mit den Raubtieern auf dem Schiff und
> dem beherzten Indianer ist eine Einarbeitung einer
> früheren Geschichte ("Inn-nu-woh, der
> Indianerhäuptling", bzw. "Winnetou" in einer
> späteren Fassung) durch Karl May selber.

So isses. Bei "Inn-nu-woh" war das entsprungene Tier übrigens noch ein Tiger. Und was lesen wir im "Silbersee"-Erstdruck im "Guten Kamerad", als der "Große Bär" Tante Droll am Silbersee begrüßt?: "'Mein weißer Bruder ist ein tapferer Mann; er hat den Tiger getötet, und ich heiße ihn willkommen'."

Bei der Übernahme des Textes in die rote Union-Buchausgabe hat den Fehler auch niemand bemerkt.

Grüße

Rolf
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
09. Juni 2005 08:19
Guten Morgen zusammen!

Ich bin gestern nochmal ein gutes Stück weitergekommen, bin jetzt kurz vor Butler's Farm.

Für eine Jugenderzählung (vielleicht sehe ich das Ganze aber auch etwas zu eng ;-)) geht es gerade in der Passage mit den Rafters dann aber ganz schön blutig zur Sache. Da werden Tramps (von hinten) niedergestochen, dem Cornel werden nach einer Verhandlung zwischen dem großen Bären und dem Missourier - die sich anhört als ob es um eine Kuh o.ä. geht die geschlachtet werden soll- die Ohren abgeschnitten und auch sonst wird mit den Gegnern nicht gerade zimperlich umgegangen.

Sabine
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
09. Juni 2005 18:16
?Als zu einer gewissen Zeit ein schwerer Druck auf Handel und Wandel lag, Tausende von Fabriken stillstanden und Zehntausende von Arbeitern beschäftigungslos wurden, begaben sich die Arbeitslosen auf die Wanderung, welche vorzugsweise in westlicher Richtung erfolgte.?

(Beginn des zweiten Kapitels, ?Die Tramps?, im Original.)

Rund hundert Jahre vor der Deutschen Einheit geschrieben; es kommt alles wieder.
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
09. Juni 2005 18:47
Hallo Rüdiger!

Interessante Analogie. Ich werde ab morgen meinen aus Leipzig stammenden Chef mit "Cornel" anreden. Und wenn - wie zu erwarten - demnächst Frau Merkel Bundskanzlerin sein wird, sollte sie sich die Haare rot färben.

Grüße

Rolf
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
09. Juni 2005 20:04
Guten Abend miteinander!

Rolf Dernen schrieb:
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>Ich werde ab morgen meinen
> aus Leipzig stammenden Chef mit "Cornel" anreden.

Oh weia, dann muss ich unsere obersten Bosse wohl demnächst auch so ansprechen, die Firma bei der ich arbeite hat ihren Hauptsitz in der Nähe von Dresden. ;-)
Aber glaubt ja nicht, dass ich mir deshalb rote Haare wachsen lasse ;-)

Die Hacken zusammen und Marsch, Marsch....

Sabine


Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
09. Juni 2005 20:12
>>>auf die Wanderung, welche vorzugsweise in westlicher Richtung erfolgte

und der nächste Schritt:
Die Firma in der ich arbeite, ist nach Frankreich verkauft worden. Die Wanderung geht daher in westliche Richtung, da die Chefs jetzt in Paris sitzen ;-)

Helmut
Re: Leserunde: Der Schatz im Silbersee
09. Juni 2005 20:30
Aber zurück zum Silbersee:
Auffällig ist IMHO doch, dass es hier noch viel "Action-"reicher (und auch gewalttätiger) zugeht als in den Reiseromanen. Die "Verschnaufpausen" die es dort gibt, fehlen hier.
Von daher ist es auch kein Wunder, dass dies der erste Film der Karl-May-Welle wurde, und dass der Silbersee so häufig auf den Freilichtbühnen gegeben wurde.

Helmut

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