Titelbild


Frage
Icon
Privat
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Icon
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein

Leserunde: Winnetou I

geschrieben von Rüdiger 
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 21:37
<<die Idee des Buches ist, dass Figuren von Büchern von da an und solange ein eigenständiges Leben führen, wie es Leser des Buches gibt.<< Das hat was, würde ich direkt so unterschreiben wollen. Gut mit dem eigenständigen Leben vielleicht in der Form nicht, aber sonst.... ;-)
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 21:49
Vielleicht noch zur Verdeutlichung:

Nicht der Autor ist für das "Lebendig"-werden und bleiben seiner Figuren verantwortlich, sondern einzig und allein die Leser.
Und das ist natürlich völlig richtig.
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 22:17
>>> Also bei mir ist das direkt nach dem Aufwachen aber dann der gute Sam, Nscho-Tschi kommt dann doch erst was später ins Spiel

Er wacht aber mehrmals auf. Und wird, nachdem Sam sich vorerst wieder verabschiedet hat, in einen anderen Raum getragen, in dem für mich bzw. für ihn ein bißchen sowas wie eine neue Zeitrechnung beginnt. Er spricht dort von "Genesungsschlaf", und beim Erwachen in neuer Umgebung sieht er die beiden Indianerinnen.
Re: Leserunde: Winnetou I
17. Mai 2005 07:58
Guten Morgen!

<<Nicht der Autor ist für das "Lebendig"-werden und bleiben seiner Figuren verantwortlich, sondern einzig und allein die Leser.
Und das ist natürlich völlig richtig.<<
Da gebe ich Dir vollkommen recht! Und wie lange die Figuren lebendig bleiben können sehen wir ja immer wieder bei unserem guten Karle ;-)

<<...und beim Erwachen in neuer Umgebung sieht er die beiden Indianerinnen.<<
Gut, gut ich gebe mich geschlagen ;-)


Eine Sache die mir vorher aber noch aufgefallen ist: nach dem Kampf mit Blitzmesser, den er ja nun einmal erstechen musste hat Old Shatterhand ein schlechtes Gewissen, später jedoch als die Surveyors dann getötet werden empfindet er dies als "entsetzlich". Kam mir so ein bißchen zwiespältig vor: einerseits ist er selber ein Mörder, bleibt dafür aber meiner Meinung nach noch ziemlich ruhig (ich hätte ehrlich gesagt mehr Selbstanklage erwartet) andererseits wird die Tat der anderen dann zutiefst verurteilt.

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
17. Mai 2005 09:08
>>> Kam mir so ein bißchen zwiespältig vor

Karl May war die wandelnde Zwiespältigkeit !
Und das spiegelt sich natürlich auch in seinen Figuren.

;-)

Re: Leserunde: Winnetou I
17. Mai 2005 10:17
Was mich dabei nachdenklich macht ist, dass unser sonst ach so moralische Old Shatterhand, der sonst keiner Fliege was zu Leide tut hier dann zwar ein schlechtes Gewissen hat, aber im Grunde seine "Tat" als nicht soo schlimm ansieht wie die der Apatschen als diese dann die Weißen niedermachen.
Re: Leserunde: Winnetou I
17. Mai 2005 14:16
Moralisch betrachtet steckt noch so der eine oder andere ?dicke Hund? in dem Werk, u.a. wie schon erwähnt die abgekartete Überfall- und Befreiungsaktion (mit Toten). May hat mit diesen Dingen gespielt, so ganz über den Weg zu trauen ist ihm und seinen ach so moralischen Helden letzten Endes nie. Das wußte er auch. Die Anklagerede, die der Münedschi (anderes Buch, anderer Thread) dem Ich-Erzähler hält, ist schon besonderer Betrachtung würdig. Da steht viel über Karl May drin. Der hatte den lieben kleinen oder auch großen Jungen und den eiskalten Zyniker friedlich nebeneinander beide in sich. Jekyll & Hyde in einem hat man schon mal öfter, in unterschiedlichen Erscheinungsformen.

Und wieder ein bißchen weitergelesen. Spaß und [blutiger] Ernst nahezu im gleichen Atemzug, das ist auch so etwas May-Spezifisches. Sowohl Sam Hawkens als auch der Ich-Erzähler machen angesichts des unmittelbar bevorstehenden Todes noch Witze. Kann ich nachvollziehen. Rührend, wie er auf dem Weg zum Zweikampf von Nscho-Tschi einen [vermeintlich] letzten Blick auffängt. Gleich darauf macht er wieder Quatsch (im Zuge einer List):

?ich tat aber womöglich noch niedergeschlagener als vorher, kauerte am Wasser nieder und wusch mir die Stirne, wie Einer, welcher befürchtet, einen Schlaganfall zu bekommen, wenn er in das Wasser geht, ohne sich vorher abzukühlen.?

(diese köstliche Stelle fehlt in der neuen Bamberger Ausgabe, ich begreife es nicht).

Winnetou sieht vor Enttäuschung und Ärger so aus:

?Winnetou hatte die Oberlippe emporgezogen, so daß man seine Zähne sah;?

Schade, daß das im Film nicht auch von PB so gespielt wurde, zumindest erinnere ich mich nicht, das hätte sicher besonders intelligent ausgesehen.

;-)
Re: Leserunde: Winnetou I
17. Mai 2005 14:27
Variant: Er hat es gespielt, aber Kameramann, Regisseur oder Cutter hatten ein Einsehen.

;-)
Re: Leserunde: Winnetou I
17. Mai 2005 16:00
P.B. konnte auch anders. So ließ zwar nicht die obere Zahnreihe, so aber doch die Zunge sehen. (siehe unten rechts):



Und die 3 Wochen Ohnmacht von OS, na ich weiß nicht, vielleicht gibt es ja irgendwelche Yogis, die solange Zeit ohne Wasser auskommen können, aber ein Verwundeter mit derartigen Blutverlust? - wohl kaum.!
Re: Leserunde: Winnetou I
18. Mai 2005 07:36
?Schöner Tag? erweist sich in längerem Gespräch als engagierte Verfechterin differenzierter Argumente jenseits eines Klischees eines lieben kleinen süßen Indianer-Bambis.

Als heute morgen im Fernsehen eine zweite der Damen zu sehen war, die wegen Befriedigung sadistischer Gelüste im Umfeld des Irak-Kriegs verurteilt worden sind, musste ich wieder an die Szene denken, in der Nscho-Tschi dem verdutzten Old Shatterhand ihre Argumente um die Ohren schlägt, in der Originalfassung noch etwas ausführlicher und schmerzlicher als in den GW. Ja, die Squaws der Weißen sind grausam, sehen gern bei Hinrichtungen zu und haben auch nichts gegen das Foltern von Tieren, wenn es denn der Wissenschaft dient oder gut schmeckt (immer auf der Seite der Schwachen ? Das sieht auch ?Schöner Tag? anders ?)

Die jungen Damen der Army sehe ich übrigens, wenn es denn nicht herausgekommen wäre, vor meinem geistigen Auge zurück in der Heimat, im Reihenhäuschen mit Männlein, Kindchen und Hündchen, eine Zierde ihres Heimatortes und allgemein beliebt, treu ergeben God, Mr. President und dem [seinerzeit eroberten] Vaterland, was sind wir doch alle lieb und brav, niedlich und friedlich.

Das, um es mal hemdsärmelig auszudrücken, Schwein in sich sublimierte Karl May auf seine Weise, da spielt der Ich-Erzähler bei Rattlers Tod eine tragende Rolle, wird angefleht und angerufen und darf [will] doch nicht gnädig sein, meine Güte, was muß er da kompensiert haben, man ist froh, als der arme Hund von Delinquent endlich in den Fluten des Rio Pecos verschwindet. Mit sächsischen üblen Mitspielern sah es in der Realität wohl anders aus.
Re: Leserunde: Winnetou I
18. Mai 2005 07:41
Guten Morgen zusammen!

habe gestern auch noch ein bißchen weitergelesen und bin dabei auf eine nicht-maysche-Komik gestoßen. In der Szene als unsere 4 Freunde am Marterpfahl stehen und Intschu-Tschuna dann das Wort ergreift steht in meinem Tosa das folgende: ".....in der an der Indianergrenze gebräuchlichen Mondart...."
Schöner Druckfehler, hat niemand gemerkt. Vielleicht wars aber auch Absicht, wer weiß? ;-)

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
18. Mai 2005 08:03
in der an der Indianergrenze gebräuchlichen Mondart

Das ist wirklich hübsch, ein Blick in ein Paralleluniversum anderer Art ...

Wird aber ein Versehen sein, da es bemerkt worden ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn sowas Absicht ist, merkt's keiner ...

;-)
Re: Leserunde: Winnetou I
18. Mai 2005 08:15
<Das ist wirklich hübsch, ein Blick in ein Paralleluniversum anderer Art ...<
Vielleicht wollte man ja auch die spiritistische Seite Mays ein wenig hervorheben. ;-)

<<Wird aber ein Versehen sein, da es bemerkt worden ist.<<
Aber auch erst beim 2. mal drüberlesen *ggg*



Beitrag bearbeitet (18.05.05 09:16)

Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
18. Mai 2005 09:39
Das mit der "Mondart" ist sicher May'sches (wiederentdecktes) Original, denn er hatte in der Tat seine eigene Mondart.
Da hat sich schon Arno Schmidt in seinem "Sitara" darüber ausgelassen, dass bei May die Mondphasen zu auf der Erde unüblichen Tages- und Nachtzeiten am Himmel erscheinen.

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
19. Mai 2005 08:53
Guten Morgen liebe Leserunde (und alle anderen)!

Ich habe dann nochmal ein bißchen weitergelesen, bin jetzt beim Ende des Zweikampfes von Old Shatterhand und Intschu-Tschuna bzw. bei der Blutsbrüderschaft gelandet.

Ein bißchen weiter oben schrieb Rüdiger: <<Interessant zu beobachten der ?lange Atem? in diesem Buch.<< Das ist mir hier an dieser Stelle mal so richtig aufgefallen. Während vorher die Ereignisse noch seitenlang behandelt werden wird das "Am-Marterpfahl-hängen", der Zweikampf und die anschließende Versöhnung/Blutsbrüderschaft eher husch, husch abgetan. Das geht alles sowas von schnell, da ist bei mir beim Lesen die richtige Stimmung erst gar nicht aufgekommen. Kaum angefangen schon ist alles erledigt.

Ich finde aber auch das steigert sich im Laufe des Buches so ein wenig. Am Anfang ist das alles noch sehr auseinandergezogen und wird nach hinten raus dann immer kürzer.

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
19. Mai 2005 09:19
Guten Morgen allerseits,

dann war ich mit der Hintergrundstory über Nscho-Tschi und Charley zu früh, die passt jetzt erst.

Ich bin allerdings auch ein Stückchen weiter, nämlich beim Ritt zum Nugget-Tsil. Da ich ja weiss wie's weitergeht, habe ich irgendwie keine sehr große Lust zum Weiterlesen, denn dann kommt der Teil, der mir weniger gefällt.
Aufegfallen ist mir da, dass bei meinem GW-Band "Hatatitla" hier erstmals auftaucht. Bei den Fehsenfeld-Winnetou-Bänden taucht der Hengst allerdings nie auf. Das erste "Erscheinen" von Hatatitla ist dort erst in "Old Surehand I" und bei den Jugenderzählungen im "Schwarzen Mustang".
Dies ist wieder so eine Änderung, die m.E. völlig unnötig ist.
Nebenbei habe ich noch bei W III "Fehsenfeld" mit der neuesten "Bamberger"-Version verglichen, und dabei festgestellt, dass viele der Nebenfiguren einfach umbenannt wurden.

Helmut



Beitrag bearbeitet (19.05.05 10:20)
Re: Leserunde: Winnetou I
19. Mai 2005 09:28
Hallo!

<<dann war ich mit der Hintergrundstory über Nscho-Tschi und Charley zu früh, die passt jetzt erst.<<

Och, macht doch nix, wir kennen das Buch doch wahrscheinlich mittlerweile alle so gut, dass wir schon wissen was so ungefähr kommt und wie der Zusammenhang aussieht.

Mal eine Frage am Rande: da ja alle mittlerweile auf einem guten Weg sind so langsam fertig zu werden, wie sehen denn Vorschläge für die nächste Runde aus? So einfach aufhören wäre ja schade, macht doch einen riesen Spaß, zumindestens von meiner Warte aus gesehen! Werde mir auch mal Gedanken machen und wenn ich eine Idee habe melde ich mich ;-)

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
19. Mai 2005 09:40
Klar machen wir weiter mit den Leserunden. Welches Buch, da richte ich mich nach Euch, ich kenn' mittlerweile alle und klink' mich da überall gern ein.

Falls es jemand interessiert (Tellerrand ...), parallel lese ich gerade in Egon Friedells "Kulturgeschichte der Neuzeit". Ein tolles Buch. Es gibt schon noch hochinteressante Dinge in diesen unseren, wie Hans Wollschläger so schön schrieb, geistfernen Zeiten.

Beste Grüße

Rüdiger
Re: Leserunde: Winnetou I
19. Mai 2005 09:42
Hallo,

ich möchte gerne den "Schatz im Silbersee" lesen, aus 2 Gründen:
einmal möchte ich rausfinden, warum mir der bisher nicht so gut gefallen hat.
Ausserdem habe ich den in 3 Ausführungen: als Reprint aus dem "Guten Kameraden", als "Union-Reprint" und als Überreuther May-Taschenbuch, und ich möchte den ("originalsten") "Kameraden"-Reprint lesen, mit den ursprünglichen Illustrationen und dem ganzen "drumherum", ausserdem beginnt da jede Fortsetzung mit einem "Motto", mit dem ich ja euch dann "nerven" kann.

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
19. Mai 2005 10:02
>>> Am Anfang ist das alles noch sehr auseinandergezogen und wird nach hinten raus dann immer kürzer.

Das ist öfter bei May so (und im Leben, in der Musik ...)

(ich habe seinerzeit mal im Google ?Schlußapotheose? eingegeben und das System fragte mich tatsächlich ?Meinten Sie Schlossapotheke ??).

:-)

Was mir auch sehr aufgefallen ist und ich sozusagen ums Verrecken nicht verstehe, warum zeigt er diese abgeschnittenen Haare nicht vor ??? Geht erst in den auch für ihn doch lebensgefährlichen Zweikampf und sagt dann hinterher, Ätsch, da sind die Haare, ich hab? ihn befreit, hätt? ich euch gleich sagen können. Ich nehm? es sonst nicht so genau mit der Logik bei Karl May und überhaupt, aber das springt einem doch wirklich ins Gesicht.
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen