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Leserunde: Winnetou I

geschrieben von Rüdiger 
Re: Leserunde: Winnetou I
13. Mai 2005 21:13
Guten Abend,

zu den Bearbeitungen in WI:

ich habe wegen folgender 2 Sätze nachgefragt, die völlig unvermittelt in das "Sündenbekenntnis" Klekih-petras hineingeschrieben wurden (von May stammen sie nicht):
" Ich war Lehrer ... . In mir hatten die Ideen der Aufklärung Wurzeln geschlagen. Meine Göttin hieß Vernunft."
(In meiner alten Bamberger Ausgabe S. 121).
Daraus haben einige Kritiker Mays "antiaufklärerische" Tendenzen seiner Bücher konstatiert, vermutlich ohne zu wissen, dass eben diese beiden Sätze von einem (unbekannten) Bearbeiter stammen, im "Fehsenfeldschen Original" fehlen diese Sätze einfach.

*
Der von Thomas angeführte Brief ist ein Antwortbrief auf eine Anfrage von Baron von Laßberg im Auftrag von Prinzessin Wiltrud von Bayern. Er ist abgedruckt im JBKMG '83, Seite 77.
May schreibt u.a., dass Sam Hawkens. Old Shurehand (Schreibfehler stammt von KM), Old Firehand, Hammerdull, Holbers, Bloody Fox todt seien, nur Kolma Puschi lebt in Colorado.
Frage: Warum ist er (Winnetou) nicht von KM getauft worden?
Antwort: Ich habe ihn, da kein Wasser da war, mit seinem eigenen Blute getauft, ehe er starb, erzählte das aber nicht, da unter den geistlichen Herren die Meinung über diese Art von Nothtaufe eine verschiedene ist.
Frage: Wer ist der jetzige Häuptling der Apatschen?
Antwort: Oberster ich noch, siehe Winnetou Band I...
Frage: Wie alt ist Hatschi Halef?
Antwort: 49 Jahre, jetzt oberster Scheik der Haddedihn. Werde ihn nächstens besuchen.

Datum hat der Brief keines, er wird wohl ca. 1898 geschrieben worden sein.

*

Er war schon ein kräftiger Flunkerer zu jener Zeit und ist da wohl voll in seiner Rolle aufgegangen.

Syberberg hat diesen Brief übrigens auch in seinem May-Film eingebaut, dort wird er aber von May vor einer Schulklasse vorgetragen.

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
14. Mai 2005 09:07
Hallo Helmut,

die vielzitierten besagten Sätzchen mit Aufklärung und Vernunft sind in der Neuausgabe nicht mehr enthalten, aber ehrlich gesagt wäre es mir, da doch alles bearbeitet ist, darauf auch nicht mehr angekommen. Die beiden Sätze drücken eigentlich auch nichts anderes aus, als was dann, auch im Original, breit ausgeführt wird. Während Gottfried Keller sich durch Feuerbach auch entsprechend aufklärerisch beeinflussen ließ, wie ich gerade las, hielt May mal wieder brav die Fahne der Wohlanständigkeit und König- und Gottgefälligkeit hoch.

Ich habe wieder ein bißchen weiter gelesen, das lange Gespräch über Schriftstellerei zwischen Sam Hawkens und Charly, HERRLICH. Das sind für mich so die Mayschen Sternstunden, und ich kenne immer noch keinen Autor, der sowas so hinkriegt.

Beste Grüße

Rüdiger

(Lieber Thomas, tut mir leid, wenn ich vielleicht manchmal etwas pampig reagiere (kleiner König Kalle, oder auch Galle, Unwirsch), aber ich habe das nicht verstanden gestern, einerseits sagst du, nein, Brief, iwo, das doch nicht, und schreibst im nächsten Moment, doch, er hat solche Briefe geschrieben; dann reitest du tagelang auf ein paar Wortänderungen im ?Old Firehand? herum und sagst dann (so habe ich es aufgefaßt) beim sozusagen umgeschriebenen W I ?alles halb so schlimm?. Pace.)
Re: Leserunde: Winnetou I
14. Mai 2005 14:58
Hallo Rüdiger,

bei meinem Einwurf bzgl. des "Westmannslos"-Abschnittes in Winnetou IV bezog ich mich darauf, daß in der ursprünglichen Bearbeitung viel mehr von Otto Eicke & Co dazugedichtet wurde als in der rückbearbeiteten Fassung dann in dem gemeinten Absatz übrigblieb.

Ich habe die entsprechenden Absätze - wie schon erwähnt - mal im KM-Co-Forum zitiert -> "Tante Drolls Tod" ->
[www.karl-may-magazin.de]

Ich zitiere zur Verdeutlichung nochmals gerne aus meinem damaligen Post:

---------

So gibt es etwa in der alten 'Winnetous Erben'-Ausgabe noch ein paar nette zusätzliche Details zu Hammeldull & Holbers sowie den alten Sam. Für alle diejenigen, die nicht wie ich das Glück hatten, eine 'Erben-mit-Dick-&-Pit'-Ausgabe unverhofft für 8 DM in einem
modernen Antiquariat zu erwerben, habe ich hier mal ein paar Auszüge zusammengestellt. Zunächst eine Beschreibung der beiden alten 'Toasts':

Die Zeit war nicht spurlos an ihnen vorübergegangen. Zwar war ihre Haltung noch so ungebeugt wie damals, als wir in Begleitung Winnetous und Old Surehands dem 'General' nachjagten. Doch in das dicke und volle Gesicht Hammerdulls hatten sich unzählige Fältchen geschlichen, und der alte Pitt schien noch schmächtiger und hagerer geworden zu sein. Aber noch lugte aus dem Auge Dicks der frühere Schalk, und das 'alte Coon' sah mit Blicken in die Welt, als ob es die Siebzig gar nicht fühle, die es bereits überschritten hatte. (S. 83)

Dabei dürfen die beiden rüstigen Wildwest-Rentner immer noch die gleiche Art von Redensartdialogen führen wie früher:
"Hm", brummte Dick, "ob wir die Besitzer sind oder nicht, das bleibt sich gleich. Jedenfalls werden wir es nicht mehr lang sein. Glaubst du nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?"
"Wenn du meinst, daß wir auf dem Hund sind, so hast du allerdings recht, lieber Dick."
(S. 85)
Pitt Holbers ist übrigens das Coon von den beiden, welches sich in Aschta verlieben darf.

An die in den jetzigen GW-Auflagen immer noch vorhandenen 'Westmanslos'-Ausführungen schließt sich dann noch ein Sam-Hawkens-Special an:

Über meinen alten Sam Hawkens konnten mir die zwei eine, wenn auch nur dürftige Auskunft geben. Er hatte mir alle die Jahre her nicht ein einziges Mal geschrieben. Aber das hatte nichts zu sagen, denn ich wußte, daß er lieber mit einem bloßen Tasschenmesser auf einen Grisly losgegangen wäre, als 'weißes Papier mit Tinte schwarz zu machen', wie er sich so bildsam ausdrückte. Bis vor acht Jahren war er, der sich einer unverwüstlichen Gesundheit erfreute, am Leben gewesen. Damals hatte er die beiden 'Toasts' in Trinidad besucht. Beim Abschied hatte ihn Dick gefragt, ob er sich nicht auch zur Ruhe setzen wolle. Darauf hatte er die alte Perücke zurechtgerückt, den grauen Barturwald mit den Fingern gekämmt und verschmitzt aus den Äuglein geblinzelt.
"Ruhe? Sam Hawkens und Ruhe? Wie stellt Ihr Euch das vor? Glaubt Ihr denn, der Sohn meiner Mutter würde es zwischen Euern Mauern auch nur einen Tag aushalten? Fällt mir nicht ein! Hab all mein Lebtag in der Wildnis gelebt, wenn ich mich nicht irre, und will auch dort sterben. Werde schon ein Plätzchen finden, wo es mir gefällt, und wo ich mich einmal zur Ruhe legen werde, ich und meine Liddy, hihihihi!"
(S. 126)

Und auf die Frage von Very Old Shatterhand "Ob er wohl noch am Leben ist?" anwortet Dick dann noch: "Warum nicht? Der alte Sam machte gar nicht den Eindruck, als ob er sobald ins Gras beißen wollte. Der kann hundert Jahre alt werden." (S. 127)
Beruhigend zu wissen, daß man auch ohne Kopfhaut so alt werden kann, da sollte es mit derselben eigendlich auch zu schaffen sein ...

[Alle Zitate nach der Nachkriegsauflage '188.-197. Tausend', Text: Copyright 1952]

----------

Ich hoffe, es ist nun verständlich geworden, warum ich die Ansicht geäußert habe, daß der "Westmannslos"-Absatz seine Existenz nicht nur der Verabeitung des von Helmut freundlicherweise zitierten May-Briefes verdankt.

Was nun die Änderungen des KMV-"Winnetou" angeht, so habe ich mich dazu nicht im Zusammenhang mit diesem Thread geäußert, auch nicht im Zusammenhang mit der Diskussion um den Bearbeitungsgrad von GW 71 ''Old Firehand', sondern lediglich - jedenfalls soweit ich mich richtig erinnere - im Zusammenhang mit einer Hörspieladaption, zu der ich eine Transkription anfertigte. Dabei ging ich bei der Niederschrift in der Tat von dem unbearbeiteten E-Text aus, weil die in das Hörspiel übernommenen Dialogeteile wirklich nur sehr wenig - bzw. insb. lediglich hinsichtlich der Rechtschreibung - verändert worden sind, und ich mir somit einiges an Arbeit ersparen konnte. Die Aussage bezog sich keinesfalls auf den gesamten Winnetou-Roman und somit z.B- auf die von dir und anderen ganz richtig zitierten Veränderungen.

Et in forum pax
Thomas
Re: Leserunde: Winnetou I
14. Mai 2005 16:48
Hallo Rüdiger,

>>>Die beiden Sätze drücken eigentlich auch nichts anderes aus, als was dann, auch im Original, breit ausgeführt wird.

Ein Unterschied besteht doch, denn das folgende (und May'sche) bezieht sich eigentlich nur auf "Atheismus" und "Freigeisterei", während diese hinzugefügten Sätze weitergehend sind.
Aber im Prinzip stimme ich Dir schon zu, May hat in seinen Büchern während dieser Zeit wirklich alles vermieden, womit er gegen die "herrschende Ordnung" und "Meinung" anecken hätte können.
Erst in seinen Alterswerken hat er sich davon gelöst.

*

"Sam Hawkens = Samuel Falke" stammt übrigens auch aus dem "Ölprinz".

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
14. Mai 2005 19:40
Guten abend allerseits!

<<"Sam Hawkens = Samuel Falke" stammt übrigens auch aus dem "Ölprinz".<<

Du meine Güte, die haben da dann aber ziemlich viel "geklaut". Wenn schon die Stone/Parker Beschreibung da entliehen ist, wer weiß was da noch so alles kommt. ;-)
Im Grunde habe ich nicht unbedingt was gegen solche Beschreibungen, macht das Ganze etwas plastischer für den Leser, aber das ist ja dann doch schon heftig.

<<Erst in seinen Alterswerken hat er sich davon gelöst.<< Aber er hat das Ganze dann auch teilweise noch "verpackt" und nicht unbedingt ganz offen dargelegt (ich denke da beispielsweise an den Silberlöwen Teil 4 (in Sachen Figuren und deren Pendant im wahren Leben))

So richtig weitergekommen bin ich im Moment noch nicht, stehe grade bei der ersten Begegnung von OS und Winnetou. Mir ist aufgefallen dass Winnetou dabei doch ziemlich im Hintergrund bleibt und eigentlich überhaupt nix zu sagen hat. Käme dann nicht nachher noch die Episode mit Rattler dazu wäre der Gute hier eigentlich total überflüssig.

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 10:19
Hallo und frohe Feiertage zusammen,

den Anfang von Eickes Winnetous Erben, abgedruckt in der großen Bibliographie, finde ich ja ziemlich daneben und eher Karl-May-fremd, die von Thomas oben zitierten Texte hingegen originell und gelungen. Jetzt würde mich ja doch mal interessieren, mir die ganze Sache anzugucken. Kommt man heute noch einigermaßen bezahlbar an eine entsprechende Ausgabe, oder bewegt sich das eher im Unerschwinglichkeits-Bereich ?

Daß Winnetou oft recht kurz und gleichsam wie schemenhaft in Erscheinung tritt, ist oft so bei Karl May. Auch im ?Scout? (bzw. Winntou II) ist mir das aufgefallen. Mit Hadschi Halef konnte er viel mehr anfangen (ich auch), der ist sehr greifbar, sie tauschen sich aus, es menschelt, und ist alles sozusagen sehr handfest, beim Winnetou baut er ein Ideal auf, auch für sich selbst, dass er nie so recht ?füllen? kann.

Beim Weiterlesen sind mir einige Putzika (soeben entstandene neue Wortschöpfung, vgl. Putzigkeiten, Kuriosa) aufgefallen, so enthält das gewöhnungsbedürftige Tabakgemisch, das Sam und Charly mit den Kiowas rauchen, offenbar auch Hanf, die Rede, die Charly anschließend hält, ist dazu durchaus passend.

?Da wir mit Santa Fé in Verbindung standen, von woher wir per Ochsenwagen unsere Bedürfnisse bekamen?

Das klingt schon sehr nach modernem Marketing, habe ich mal in einem BWL-Buch gelesen, dass, wo eigentlich keine Bedürfnisse mehr sind, diese künstlich erzeugt werden müssen.

Nachdem einige Kiowas die geschenkten Zigarren genussvoll verspeist haben, heißt es:

?Der Geschmack der Menschenkinder ist verschieden. Ein altes Wort sagt, der Eine habe ihn vorn, der Andere hinten; jetzt sah ich, daß dieses Wort wirklich wahr ist, denn die Kiowas hatten ihn hinten.?

Gut, dass Arno Schmidt gerade nicht in der Nähe war.

(?Können Sie mir bitte erklären, was a priori heißt ?? ? ?Von vorneherein?. ? ?Ah, dann weiß ich jetzt endlich auch, was a propos heißt?).

("Wichtig ist, was hinten herauskommt" - Gruß nach Ludwigshafen-Oggersheim)

Fröhliche Pfingstgrüße

Rüdiger

Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 10:57
Hallo Rüdiger!

Unerschwinglich ist eine Radebeuler Ausgabe von "Winnetous Erben" in der Eicke-Bearbeitung nicht. In Antiquariaten geht das so bei 30 Euro los. Aber auch in den ersten Nachkriegs-Ausgaben steht der Eicke-Text, so z.B. im 171. bis 187. Tausend (Karl-May-Bücherei in der Keyserschen Verlagsbuchhandlung Heidelberg). Sowas dürfte noch günstiger zu bekommen sein.

Grüße

Rolf

Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 11:05
>>> (Karl-May-Bücherei in der Keyserschen Verlagsbuchhandlung Heidelberg).

Hallo Rolf,

ich wohne zwar in unmittelbarer Heidelberg-Nähe und bin auch gelegentlich dort, aber das sagt mir gar nichts. Ist das ein Laden ? Eine Bücherei ? Eine spezielle Ausgabe ?

Beste Grüße

Rüdiger
Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 11:26
Hallo Rüdiger!

Das war einer der Verlage, die nach dem 2. Weltkrieg die grünen Bände in Lizenz produzierten. Der KMV saß ja noch in Radebeul und durfte selbst keine May-Bücher herausgeben. Also vergab er Lizenzen an westdeutsche Verlage und an den Österreichischen Überreuter-Verlag.

Grüße

Rolf

Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 11:48
Danke.

Und weiter im Text: Dramaturgiesitzungen gab es im Wilden Westen offenbar auch schon:

"... verlangte Tangua das Abhalten einer großen Beratung, an welcher alle Weißen teilnehmen sollten. Dies war mir unlieb, denn es hielt uns von der Arbeit ab, die doch so notwendig war. Darum bat ich Sam, dahin zu wirken, daß diese Beratung für den Abend aufgehoben werde, denn ich hatte gelesen und gehört, daß, wenn die Roten sich einmal bei einem solchen Palaver befinden, dieses, wenn keine Gefahr zum Schlusse desselben treibt, fast kein Ende zu nehmen pflegt."

;-)
Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 13:55
Hallo zusammen,

zu ein paar Punkten will ich auch noch meinen Senf dazu geben:

*

Hanf (übrigens eines von den nur 4 Wörtern im Deutschen mit der Endung "nf", eine zweites steht oben):
damals war man ja noch weit davon entfernt in dem Genuss von Hanfprodukten ein Vergehen zu sehen, wie auch z.B. bei Opium.

*

Dass Winnetou in seiner "Einführungsszene" ziemlich passiv eigentlich nur unbeteiligt rumsteht, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass May in Kindheit und "Erziehung" gelernt hat, dass wenn der Vater redet, die Kinder gefälligst das Maul zu halten haben. Dies würde ja auch zu der Beschreibung seines eigenen Vaters passen.

*

Mir ist aufgefallen, dass ich in der Woche, in der ich mich hier beteilige, noch keinen positiven Satz über die Lektüre von mir gegeben habe. Das kommt sicherlich auch davon, dass (für mich) das positive daran eigentlich selbstverständlich ist, und deshalb nur die (größtenteils) negativen Besonderheiten zur Sprache kommen.
Aber Trotzdem:
Es ist einfach toll, wie mich dieses Buch immer noch gefangen nimmt und meine Phantasie spazierenführt. Dieses gilt für mich allerdings nur für das Buch, für die Winnetou-Filme definitiv nicht (und Hörspiele habe ich bisher noch keins gehört).
Die Beschreibung der Figuren (z.B. Intschu Tschuna und Winnetou) sind erinfach großartig, und auch Sam Hawkens ist so geschildert, dass man nie den Eindruck gewinnt, dass dieser nie zu einer reinen Witzfigur verkommt, sondern er bleibt trotz allen Schrullen immer ein ernsthafter "Westmann" (zumindest im Anfangsteil von WI, später lässt er dann nach.)

Helmut

PS.: Ich bin jetzt übrigens auch beim Beginn des Abendpalavers.
Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 14:18
>>> in Kindheit und "Erziehung" gelernt hat, dass wenn der Vater redet, die Kinder gefälligst das Maul zu halten haben

So habe ich es auch gelernt. [...] [Rest nachträglich, da weitschweifig, entfernt. RW]

Kommen wir wieder zu erfreulicherem.

>>> Es ist einfach toll, wie mich dieses Buch immer noch gefangen nimmt und meine Phantasie spazierenführt. Dieses gilt für mich allerdings nur für das Buch, für die Winnetou-Filme definitiv nicht (und Hörspiele habe ich bisher noch keins gehört).

Ich schließe mich den Worten meines Vorredners in allem Wort für Wort an (obwohl, der W I - Film geht noch).

Ich bin wieder schlichtweg begeistert. Wie er diese Spannung aufbaut vor dem Indianerüberfall auf das Lager, die Angst Rattlers beschreibt, die Atmosphäre schildert ... Atemberaubend. Und da ist für mich nichts mit Fiktion. Das ist mindestens so real wie all das Zeug, das sie uns in den Medien vorspielen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.05.08 06:58.
Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 17:46
Hallo Rüdiger,

Über Kinder und Erziehung müssten wir mal an anderer Stelle diskutieren, das sprengt hier nun wirklich den Rahmen. Vielleicht nur soviel: wir konnten damals schon den Erwachsenen deshalb nicht so auf den Wecker gehen, weil es gar nicht soviele Berührungspunkte gab; wir waren nämlich (ab einem gewissen Alter) meistens unter uns. Und dies ist eben vielen Kindern heutztage aus mancherlei Gründen nicht mehr so ohne weiteres möglich.


>>> Es ist einfach toll, wie mich dieses Buch immer noch gefangen nimmt und meine Phantasie spazierenführt.

Solche Art von Büchern zu lesen ist für mich auch schon deshalb eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, weil da auch meine Phantasie genügend Spielraum hat, während dies z.B. bei Filmen mehr eingeschränkt ist.
Vielleicht ein Beispiel (ausser May):
Ich habe "Der Name der Rose" als Buch gelesen, als Hörspiel gehört und den Film gesehen. Alle drei waren eigentlich hervorragende Beispiele ihrer Gattung. Trotzdem muss ich sagen, dass das Buch für mich immer noch das Beste dieser 3 war. Das Hörspiel war auch noch hervorragend, während der Film mich dann eigentlich nur noch enttäuscht hat, weil er einfach nicht mehr mit meiner Phantasie zusammenpasste. Und dies gilt in noch viel größerem Maße für eigentlich alle May-Filme.

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
15. Mai 2005 17:52
Hallo zusammen!

<<Es ist einfach toll, wie mich dieses Buch immer noch gefangen nimmt und meine Phantasie spazierenführt. Dieses gilt für mich allerdings nur für das Buch, für die Winnetou-Filme definitiv nicht (und Hörspiele habe ich bisher noch keins gehört).<<
Genau so! Ich muß sagen den Film finde ich aber auch noch nicht soo übel, obwohl ich glaube ich mittlerweile dann auch eher zur Bücherfraktion gehöre (ich gebe zu dass ich die Filme mal richtig gut fand, ob Ihr's glaubt oder nicht. Ist aber auch schon ein bißchen her ;-))

<<die Rede, die Charly anschließend hält, ist dazu durchaus passend.<<
Vielleicht war es aber auch der alte Filzschuh. Bei genügend Schweißfüßen könnte das ja evtl. den selben Effekt haben (nicht dass ich sowas schon mal probiert hätte!! ;-))

Ich merke mittlerweile wieder warum ich Winnetou I so liebe: die Abwechslung von Spannung und Abenteuer und dann gleichzeitig das Gefühl als Leser, dass man doch irgendwie unmittelbar dabei ist. (Nix Fiktion, da muß ich Dir recht geben Rüdiger ;-))

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 10:35
Wieder etwas weitergelesen. Bis zum Erwachen aus der [Schein-]Todes-Erfahrung. Und das erste, was er sieht: Nscho-Tschi. Kriegen wir später im ?Silberlöwen? noch mal ähnlich.

Interessant zu beobachten der ?lange Atem? in diesem Buch. Verglichen mit anderen ist es eher handlungsarm. Was ist z.B. in ?Durch die Wüste? oder ?Von Bagdad nach Stambul? schon alles passiert bis zur Mitte des Buches. Und hier wurde erstmal in aller Ruhe breit expositioniert, dann ging es in den Westen, und bevor die eigentlichen Verwicklungen einsetzten, wurden erstmal Büffel gesichtet, Spuren gesucht, Pferdejagd betrieben, ein Bär erlegt ?

Merkwürdig und May-typisch, dass das Zueinanderfinden von Winnetou und Old Shatterhand gleichsam auf Lug und Trug beruht, begleitet von Doppelbödigkeiten und Missverständnissen: Gut, Charly hat Winnetou befreit, aber erst hat er ihn gefangen nehmen lassen, und da musste man auch Tote in Kauf nehmen. Er ist mit den Kiowas und hält zu den Apatschen, im ?Scout? ist das auch so, da geht er mit den Komantschen. ? Und dass er ihn dann befreit hat, muß er erstmal beweisen, man traut ihm nicht. Der Grat zwischen zum Tode verurteilen und Blutsbrüderschaft ist schmal. Schon kompliziert, die Maysche Psyche und Welt.
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 17:28
Hallo,

dann wird's jetzt Zeit die "wahre" Geschichte zwischen Nscho-Tschi und Charley aufzudecken:

"Es war eine Geschichte, die auch mit Mondscheinspaziergängen angefangen hatte, Spaziergängen am Fluß, außerhalb der Hörweite des Pueblos. Sie hatte mit einem jungen Mädchen zu tun, der Blume der Prairie, der Schwester des Apachen nämlich, und mit einem jungen gutaussehenden blonden Greenhorn mit Argentanbrille. Sie hatte mit den Dingen zu tun, die außerhalb der Hörweite des Pueblos geschehen waren und jegliches Anstandsgefühl verletzt hatten, sowohl das der Indianer als auch das der anwesenden Weißen (es war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewesen, das dürfen wir nicht vergessen). Die Geschichte bot eine Erklärung dafür, warum der Vater, Winnetou und auch sonst jeder, der etwas zu sagen hatte, unbedingt dafür war, Nscho-Tschi schleunigst mit Old Shatterhand zu verheiraten, sei es auch über den Umweg einiger Monate Pensionat in den Ost-Staaten. Und es hatte alles schnell zu geschehen: Ritt, Pensionat, Rückkehr, Hochzeit, alles innerhalb der nächsten acht Monate. Natürlich war sie selbst auch dafür gewesen, sonst hätte sie es ihrem Vater ja gar nicht erst gesagt.
Auch wieder etwas, daß uns May in seinen Geschichten über Old Shatterhand verschwiegen hat."

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 20:59
Guten abend zusammen!

Ähem, ich muß dann doch mal noch einen kleinen Einwurf machen:
<<Und das erste, was er sieht: Nscho-Tschi.<< Also bei mir ist das direkt nach dem Aufwachen aber dann der gute Sam, Nscho-Tschi kommt dann doch erst was später ins Spiel ;-)

Mir ist allerdings noch eine Stelle aufgefallen, die Ähnlichkeit mit einem späteren Werk hat. Old Shatterhand war ja sozusagen 3 Wochen "erstarrt", aber doch nicht tot. Erinnerte mich irgendwie an den Münedschi aus "Am Jenseits" der wird in der Wüste doch auch aus so einem Zustand von Kara Ben Nemsi und Halef "wiederbelebt".

Sag mal Helmut ist das von Dir selber oder wo haste den Auszug her? Schön!

Abendliche Grüße

Sabine



Sabine

Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 21:11
Hallo Sabine,

Etwas mehr vom Anfang bin ich noch schuldig:

" May ... meinte: "Nun, Latréaumont [Winnetou], ein Mondscheinspaziergang?"
"Richtig, Charlie, woran erinnert uns das?"
...
Er legte, Komödiant, der er war, May den freien Arm um die Schultern, jovial wie ein Beinahe-Schwager es nur sein kann, räusperte sich und erzählte ohne weitere Vorwarnung eine Geschichte, die May die Schamesröte ins Gesicht trieb"

Und das ganze ist von Cornelia Panzacchi, und ein winziger Ausschnitt aus "Im Tal der Bücher". In dem Buch taucht nämlich plötzlich Winnetou bei seinem Autir auf und erinnert ihn u.a. daran, was in Wahrheit hinter manchen der Geschichten steckt, die May über ihn und andere geschrieben hat.

Helmut
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 21:17
Hallo Helmut,

Klingt interessant, wäre ja dann vielleicht doch noch eine lohnende Anschaffung ;-) Geht das dann so in diesem Stile weiter?

Sabine
Re: Leserunde: Winnetou I
16. Mai 2005 21:30
Hallo Sabine,

nein, in dem Sinn ist der ang. Ausschnitt schon ein Highlight.
Ich finde, das Buch aber trotzdem empfehlenswert; die Idee des Buches ist, dass Figuren von Büchern von da an und solange ein eigenständiges Leben führen, wie es Leser des Buches gibt. Und Winnetou schafft es aus dem "Tal der Bücher" "auszubrechen" und beschliesst seinen Autor aufzusuchen um mit ihm einiges zu bereden.
Ich war vor etwa 2 Monaten bei einer Lesung der Autorin in Nürnberg, dabei hat sie auch aus dem (bisher unveröffentlichten) 3. Band gelesen, da gibt es dann noch eine weitere "Liebesgeschichte" von Nscho-Tschi, dann allerdings mit der Hauptfigur von Kafkas "Amerika"-Romans. Der muss dann allerdings seinen Namen ändern (er heisst ja auch Karl), wegen der ziemlich schiefgegangenen Affäre mit dem ersten "Charley".

Helmut



Beitrag bearbeitet (16.05.05 22:33)
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