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Der Dankbare Leser

geschrieben von Helmut 
Re: Der Dankbare Leser
29. April 2005 12:27
Hier können einfach mal ein paar Fakten eingeflochten werden:

Die Kölnische Volkszeitung erschien im Verlag Bachem in Köln. Dort waren Ende der Achtzigerjahre zwei kleine Novellenbändchen erschienen, die unter anderem jeweils eine Erzählung Mays enthielten ("Die Wüstenräuber" und "Die drei Feldmarschalls"). Die beiden erwähnten Erzählungen erschienen also nicht in der "Kölnischen", sondern im selben Verlag wie diese und auch nicht als Buch, wie May behauptet, sondern als Teile von Sammelbänden mit jeweils auch noch Beiträgen anderer Autoren.

Natürlich fallen Honorare bei Anthologien nicht so üppig aus wie bei selbstständigen Buchausgaben. Außerdem erlangte May seine Berühmtheit erst später mit Fehsenfeld.
Es gab einen Vertrag, und der Verlag hat - auch bei Nachauflagen - das Honorar pflichtgemäß überwiesen. Karl May hatte Bachem in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen, außer, dass dort sein Gegner Cardauns beschäftigt war, und da verfärbt May gern mal die Vergangenheit und wäscht schmutzige Wäsche, wo gar keine angefallen war.
Es ist allerdings richtig, dass May tatsächlich die Annahme der letzten Honorarzahlung mit einem ironischen Begleitschreiben verweigerte. Infolge seiner mittlerweile gesicherten Verhältnisse erschien ihm die Summe wohl zu mickrig.
Re: Der Dankbare Leser
29. April 2005 18:20
Hamdulillah (!)

Der gräßliche Text endet gottlob doch schon auf S. 68, beim Vorausblättern war ich zu meinem Entsetzen bis zur Seite 159 gelangt, nicht erkennend, daß ab S. 68 Briefe an May folgen. Ich hielt die Worte ?Indem ich mich dem Schlusse dieser Arbeit nähere? auf S. 66 schon für eine ähnliche Fehleinschätzung, wie vorher das ?In der ganzen Sammlung ist nicht ein, Gedicht, das neben dem religiös - philosophischen Werte nicht auch einen litterarischen Wert hätte? über die ?Himmelsgedanken?.

Interessant die Bemerkung:

?Die jetzt so unberechtigter Weise von Münchmeyer - Fischer herausgegebenen Arbeiten Mays waren gleich anfänglich bestimmt in seine "Gesammelten Werken" aufgenommen zu werden. Dies wird geschehen, wenn sie ihres aufgedrungenen "Karnevals"-Gewandes wieder entkleidet worden sind. Dann wird sich zeigen, ob sie sittlich rein sind oder nicht.?,

daraus läßt sich schließen, daß May, wenn er sie selbst noch überarbeitet hätte, die Münchmeyer-Romane in ähnlich biederer und reizloser Form herausgebracht hätte wie das später seine Nachlaßverwalter (teiweise) taten. - Was aber keineswegs ein Argument dafür sein soll, daß sie noch heute, wo es die damalige Problematik nicht mehr gibt, so erscheinen.

Re: Der Dankbare Leser
29. April 2005 19:41
Ich reagiere gereizt darauf, wenn von Autoren angezweifelt wird, dass ich unterschwelligen Sarkasmus oder sanfte Ironie begreife; sie also mit Ausrufezeichen oder Auszeichnungen nur so um sich werfen. Im "Dankbaren Leser" ist - wie auch in den Prozessschriften - so unglaublich viel gesperrt und dann noch mit so vielen überflüssigen Ausrufezeichen versehen...
Da will ich noch nicht einmal Stellung zum Inhalt beziehen; es ist einfach die äußere Form, die mir das Lesen fast unerträglich macht.
Stilistisch macht May Schleifen, deutet an, windet sich,... eine einfache klare Sprache wäre so viel zweckmäßiger. Abe rnein, er haut alles an Stilmitteln raus, was greifbar ist.

Rüdiger hat völlig Recht: Ein grässlicher Text.
Bäh!

ta
Re: Der Dankbare Leser
29. April 2005 21:25
Also "gräßlich" würde ich den Text nicht nennen, man muss immer berücksichtigen für was er gedacht war. Es war nun mal keine Erzählung oder kein Roman, sondern eben Polemik gegen Polemik.
Der spitzen Feder Mamroths konnte May in solchen Artikeln kaum standhalten, deshalb hat er sich da die angreifbaren Punkte herausgesucht und die dann genüßlich (ausbreitend) zerpflückt.
Von den Artikeln Cardauns kenne ich keinen, vielleicht wäre es interessant die dagegen zu halten.
Und zu Jenny: das war offenbar Mays Schreibstil, man muss nur mal einige seiner Briefe (auch die an z.B. Fehsenfeld) im Faksimile ansehen, da wimmelt es nur so von Unterstreichungen, doppelten ,dreifachen, vierfachen usw.
Das tragisch an dem Ganzen ist wohl, dass May sich in diesen Auseinandersetzungen von niemanden helfen lassen wollte, und niemand hat ihm auch ernsthaft geholfen. Nicht einmal sein Verleger Fehsenfeld, der ja durch ihn auch ganz schön verdient hat.

Und zu den Münchmeyer-Romanen: ich bezweifle, dass da ernsthafte Absichten dahinterstecken, denn nach einem "ersten Versuch" im Surehand II hat er ja dann auch wieder die Finger davon gelassen. Ausserdem schreibt er ja hier auch die "Mär", dass von Anfang an (von den geogr. Predigten) alles auf das grosse Ziel hin geschrieben wurde. Vielleicht hat er da im Alter wirklich daran geglaubt.


Helmut

PS.: und jetzt muss ich mir das literarische Quartett ansehen.



Beitrag bearbeitet (29.04.05 22:26)
Re: Der Dankbare Leser
30. April 2005 08:56
>>> PS.: und jetzt muss ich mir das literarische Quartett ansehen.

kleiner off-topic-Einwurf:

ich mußte zwar schon angesichts einer Abbildung der Truppe bzw. Vierer-Bande in einer Fernsehzeitung heftigst grinsen und ging in die Sendung auch mit einer gewissen Vorfreude ob zu erwartendem hintergründigem Unterhaltungswert, aber mir verging dann doch der Humor, und allzulange war meines Dabeibleibens nicht. Und mit der Frau H. kann man mich wirklich jagen, dreimal ums Haus herum.

Nach dem undankbaren Fernsehzuschauer wieder zum ?Dankbaren Leser?:

Hätte doch Karl May seinen eigenen peinlichen Text weggelassen, und nur die Leserbriefe wiedergegeben ! Diese vermögen mich teilweise durchaus zu berühren.

Sehr schön, was die ?Klosterfrau? schreibt: ?Es liegt ein ganz eigener Zauber in der Art und Weise Ihres Erzählens, den ich noch bei keinem anderen Schriftsteller gefunden habe und für den nur Sie selbst im 1. Hefte des "Hausschatzes" dieses Jahrganges die richtige Erklärung gegeben haben, daß nämlich das, was von Herzen kommt, aus einem tief gläubigen, gott- und menschenliebenden Herzen, auch wieder zu Herzen geht und dort im tiefsten Innern verwandte Saiten berührt.?

Und des Pfarrers ?Ihr Lob erklingt auf der Ofenbank und im Salon, im Munde des Backfisches und im Gehege der ehemaligen Zähne.? ist ebenso zutreffend wie köstlich.
Re: Der Dankbare Leser
30. April 2005 17:33
Nachdem ich jetzt auch durch bin, einschliesslich des Nachworts von E. Bartsch, muss ich einen Fehler von mir korrigieren:
Die Bestätigung der Rechtsanwälte lautet natürlich, dass die "Urschriften" ("Originale") der Leserbriefe in ihrem Büro zur Einsicht vorliegen. Und die Änderungen im Abdruck der Leserbriefe betreffen auch nur wieder die ominösen "stilistischen Glättungen". Da ja die Originale jetzt im Archiv des KMV sind, kann man ja bei der Neuausgabe von "meine dankbaren Leser" davon ausgehen, dass sie dann im Original abgedruckt sind ;-) .

Aber zu den Leserbriefen selbst:
da gibts wirklich sehr schöne, mit dem Tenor "wer einen May zu lesen beginnt, hört nicht auf bis er alle gelesen hat" und "schade, dass es noch nicht mehr gibt" (die könnte ich sofort mit unterschreiben), aber eben auch solche "seit ich May gelesen habe, bin ich wieder zum christlichen Glauben zurück gekehrt", und damit kann ich kaum was anfangen.
Und auch solche Stilblüten, wie die Nr. 100:
"Während wir uns vorher auf Kneipen und Irrwegen herumtummelten, ..."

Helmut

PS: Ich habe (um mich weiter zu "quälen" ;-) ) jetzt angefangen "Am Marterpfahl" zu lesen.
Re: Der Dankbare Leser
30. April 2005 19:49
Guten abend!

"Gehege der ehemaligen Zähne"
Auch schön, ich musste erst mal zweimal lesen, bis ich verstanden habe, was der Gute uns damit sagen will. Ist vielleicht noch nicht ganz meine Altersklasse, vielleicht lags daran ;-)

Also so weit wie Helmut bin ich dann noch nicht vorgestoßen, aber ich muß auch sagen, einige Stellen fand ich dann zu meinem Erstaunen doch recht amüsant. Vor allem über den "Texaner im Hunsrück" musste ich dann wirklich herzhaft lachen. Schön geschrieben.

Und bei mir stimmt das wirklich, ich habe vor längerer Zeit angefangen Karl May zu lesen und bin immer noch dabei, mich durch alle seine Werke zu schmökern. Da is wirklich was wahres dran!

Liebe Grüße
Sabine
Re: Der Dankbare Leser
30. April 2005 20:41
Hallo Sabine:

"Und bei mir stimmt das wirklich, ich habe vor längerer Zeit angefangen Karl May zu lesen und bin immer noch dabei, mich durch alle seine Werke zu schmökern. Da is wirklich was wahres dran!"

Dem kann ich nur beipflichten, mir gehts (immer noch) genau so, bei mir ist der Anfang allerdings mittlerweile schon 50 Jahre her ;-)

Helmut
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