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Der Dankbare Leser

geschrieben von Helmut 
Der Dankbare Leser
26. April 2005 14:28
Also schön, überredet.
Ich habe bisher allerdings erst die Einleitung gelesen.
Ein wenig zur Vorgeschichte, wie ich sie sehe. "Der dankbare Leser" ist 1902 geschrieben, als May noch meinte, die Kritik an ihn würde sich i.w. auf literarischem Gebiet abspielen. Hauptsächlich hat er sich da wohl mit 2 Gegnern beschäftigt: Mamroth und Cardauns. Zu Cardauns kann ich im Augenblick noch wenig sagen, mit Mamroth habe ich mich schon etwas beschäftigt (weil ich den auch als den wesentlich sympathischeren der beiden finde).
Fedor Mamroth (Feuilleton Chef der Frankfurter Zeitung) hat in seiner ersten (?) Kritik Mays etwa folgendermaßen argumentiert:
Diese Geschichten seien ja eigentlich ganz spannend und interessant, nur 2 Dinge störten ihn daran:
-die (für ihn) unerträgliche Frömmelei
- das Theater mit dem "alles selbst erlebt haben", was seiner Meinung nach zeige, dass sich May damit nur über seine Leser lächerlich mache.
(Ich kann beide Kritikpunkte teilweise nachvollziehen).
Diese Kritik erschien während der 15 monatigen Orientreise Mays. Als dann Fehsenfeld und Plöhn (in ihrer Naivität ?) darauf antworteten (ungefährer Tenor: "May ist zur Zeit in Ägypten, dann reist er nach Libyen, und von dort übers Rote Meer, dann wird er zu seinen Haddedihn reiten"). hat Mamroth erst "größeres Geschütz" aufgefahren, denn diese Antwort war (imho zu Recht) nur als Provokation (seines "gesunden Menschenverstandes") zu verstehen.

Daran setzt jetzt nun Mays Antwortpolemik nach der Orientreise an.
Wobei er die Schrift als anonymer "dankbarer" Leser seiner eigenen Bücher schrieb.



Beitrag bearbeitet (26.04.05 15:31)
Re: Der Dankbare Leser
26. April 2005 15:17
Hallo Helmut!

Super, dann auf zur nächsten Runde!

Macht übrigens nicht wenn du erst die Einleitung hast, dann haben die anderen wenigstens noch eine Chance zu folgen ;-)

Ich werde mir den Text dann mal besorgen und mich dann nochmal melden!

Gruß Sabine
Re: Der Dankbare Leser
26. April 2005 16:15
Vor Fedor Mamroth hat Karl May, bei aller Unterschiedlichkeit im Denken und Wesen, und aller Feindseligkeit, nach meinem Eindruck auch einen erkennbaren Respekt gehabt. Das zeigt sich sogar im ?Silberlöwen?, wo Ahriman Mirza, im Gegensatz zum ?Henker?, sozusagen ein ?Edelschurke? ist.

Die Frömmelei bei May stört mich auch. Wobei ich da sehr differenziere: sein manchmal naiv wirkender Kinder-Glaube, den er sich bis ins Alter bewahrte, der stört mich nicht, im Gegenteil, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Was mich stört, sind diese plakativen, ich möchte schon sagen, Klamotten, dieser konstruierte Kitsch in einigen Marienkalendergeschichten und manchmal auch anderswo, das ist oft furchtbar dick aufgetragen und wirkt einfach nicht glaubwürdig.

Daß Mamroth sozusagen erst im zweiten Anlauf richtig böse wurde, ist auch sehr gut nachvollziehbar; daß man unterschiedliche Ansichten hat, und jeder halt seine Interessen durchsetzen will, macht ja nichts und ist in Ordnung, nur, als Mamroth mit Recht das Gefühl haben mußte, für dumm verkauft und wider besseres Wissen verscheißert zu werden, da ist ihm der Kragen geplatzt, was Wunder.

Den Text ?Der dankbare Leser? findet man unter
[karlmay.leo.org]
Re: Der Dankbare Leser
26. April 2005 19:40
Guten Abend liebe Leserunde
(jetzt sind's schon zwei die aufstehen müssen ;-)):

Also ich denke, wenn die Antwort nicht unbedingt mit den Worten "dann wird er zu seinen Hadeddihn reiten" geendet hätte, wäre Mamroth vielleicht auch nicht so böse geworden. Aber danach hätte ich dann glaube ich auch ziemlich sauer reagiert.

Was ich mich frage: musste denn der inzwischen schon verlorene "Mythos" des alles Selbst-erlebt-habens unbedingt noch aufrecht erhalten werden? Mit ein bißchen mehr Feingefühl wäre es doch sicher möglich gewesen, sich eine Menge Ärger zu ersparen.

Noch ein Wort zur Frömmelei: in den Marienkalendergeschichten habe ich das auf die Dauer auch als ZU übertrieben empfunden, aber das war ja auch für ein anderes Publikum gedacht, als die Reiseerzählungen. Ich denke, da hat Karl May sich vielleicht auch ein bißchen den "Vorgaben" angepasst, was allerdings mal mehr, mal weniger gelungen ist. Weil einige finde ich dann nicht ganz so schlimm wie andere.

PS: Danke Rüdiger, hatte den Text schon gefunden ;-)

Liebe Grüße
Sabine



Sabine

Re: Der Dankbare Leser
26. April 2005 21:34
Guten Abend,

Mamroth hat seinen zweiten Artikel sinngemäß begonnen, dass er ja eigentlich warten wolle, bis May von seiner Reise zurück, selbst antworten könne, aber auf diese beiden Briefe hin, sähe er sich gezwungen, doch sofort zu erwidern, und dann hat er allerdings auch allen möglichen Unsinn ausgegraben.
Es gibt da auch noch (in den Erinnerungen seines Sohnes) die Geschichte, dass Mamroth noch auf seinem "Sterbebett" (er erlag einem langwierigen Krebsleiden) May (gern) gelesen hat.

Die Selbstdarstellung war wohl (wie man heute sagen würde) mit großem Medienrummel betriebene Marketingstrategie, und das war auch nicht IMHO Mays Idee, sondern er hat sich da wohl mehr oder weniger hineintreiben lassen. Dieses hat zum einen sein Selbstwertgefühl kräftig gesteigert und es hat ihm auch geholfen die schwarzen Flecken in seiner Vergangenheit zu überdecken. In Syberbergs May Film gibts da eine Szene, da fragt ihn ein Leser wo er denn während des großen vaterländischen Krieges 70/71 mitgekämpft habe und er antwortet : "Da war ich bei meinen Apatschen in Amerika".
Und einmal dadrin war's natürlich schwer da einfach wieder raus zu kommen.
In seinen Büchern hat er sich da sehr lange "bedeckt" gehalten, erst ab S&I ist die Identität OS-KBN-KM in etwa "nachzuweisen".

Gruß, Helmut
Re: Der Dankbare Leser
26. April 2005 22:13
nochmal guten Abend,
zur "Frömmelei" sei mir auch noch ein (längeres, fürchte ich) Wort gestattet.
(Das Schöne hier ist, dass mir hier keiner ins Wort fallen kann.
Ich reagiere ziemlich allergisch auf insbes. katholische "Floskeln" und derer hat sich May sehr wohl in seinen Hausschatzerzählungen bedient (ich denke da z.B. an die unterhaltung mit Marah Durimeh in "Kurdistan").

Um meine Reaktion verständlich zu machen, muss ich doch noch einiges aus meiner Kindheit erzählen. Ich habe als Zehnjähriger (das war etwa 1956) miterlebt, wie meine Großmutter jammervoll, qualvoll und sehr schmerzhaft langsam an Krebs gestorben ist. Sie hat in ihren letzten Wochen und Monaten immer wieder versucht Trost und Hilfe bei ihrer (der katholischen) Kirche zu erhalten und wurde dort abgewiesen (um nicht zu sagen hinausgeworfen), da sie die Sünde einer evangelischen Heirat mit einem evangelischen Mann und die noch viel schwerere Sünde, dass sie ihre Tochter (meine Mutter) evangelisch taufen liess, begangen hatte. Deshalb war sie auch exkommuniziert. Sie wurde dann auch von einem ev. Pfarrer beerdigt, weil ihr sogar dies die kath. Kirche verweigert hat.
Und dieses Verbrechen gegen jegliche Menschlichkeit und gegen die Christlichkeit (wie ich sie verstehe) kann ich der kath. Kirche nicht verzeihen.

Entschuldigt diese völlige Abschweifung, aber irgendwann musste das auch mal raus, insbesondere jetzt bei all diesem Rummel, den die kath. Kirche betreibt (oder der mit ihr betrieben wird).

Helmut
Re: Der Dankbare Leser
26. April 2005 22:57
Habe gerade die ersten zehn Seiten des Textes gelesen. Erster Eindruck: inhaltlich teilweise sehr interessant und lesenswert, vom Stil her unangenehm, dieses verbissene, aufgeregte. Es wird dann klein und eng, es fehlt die entspannte Distanz.

Kein Text, der unbedingt "Spaß" macht zu lesen. Ich werde ihn mir wohl in Portiönchen vornehmen.
Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 12:04
Hallo alle miteinander!

Habe dann auch mal einen kurzen Blick auf die ersten Seite geworfen und kann nur sagen, dass ich einige Äußerungen der Einleitung durchaus so unterschreiben kann.
"Zunächst die höchst notwenidge allgemeine Bemerkung, daß diese Werke nicht oberflächlich gelesen werden dürfen...." schreibt Karl May da. Das sehe ich auch so, denn schließlich ist doch hinter jedem Buch (egal ob nun Karl May oder ein anderes) immer auch eine Botschaft versteckt, die man (und das gerade bei Karl May in dieser Schaffensperiode und in der Zeit danach) erst bei einigem Nachdenken herausfiltern kann. Einiges finde ich aber auch übertrieben, so zum Beispiel die nachfolgende Äußerung mit dem "Waldesfrieden". Naja!!

Aber nichtsdestotrotz kann man meiner Meinung nach Karl May hier gut erkennen. Auch wenn man nicht weiß, dass das Buch von ihm selber ist, merkt man es doch an seinem - für mich unverwechselbaren- Schreibstil. Und auch an einigen Äußerungen seine Werke betreffend, die er in ähnlicher Form ja auch schon woanders geäußert hat.

Was ich mich hierbei natürlich frage: Warum hat er diesen Text unter dem anonymen "ein dankbarer Leser" veröffentlicht und nicht unter seinem eigenen Namen? Hatte er so wenig Courage für seine Werke mit seinem eigenen Namen zu sprechen, oder waren es noch andere Gründe? Die späteren Verteidigungsschriften hat er doch auch nicht mit Pseudonym geschrieben.

Sabine



Beitrag bearbeitet (27.04.05 14:36)

Sabine

Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 15:57
Hallo Sabine,

betrachte es doch einfach als simplen Trick, Meinungsmache, Einflussnahme.

Das mit dem unverkennbaren Schreibstil ging mir stellenweise auch so. Nicht durchgängig, aber es gibt so Stellen, die kennt man irgendwie. In ihrer Art, ihrer Sprachmelodie, ihrem Sprach-Gestus.

Wie hieß es doch mal in einer früheren Ausgabe von Band 34 (siehe Rezension) über Charly (und Enkel im Geiste ...) so umwerfend schön:

?seine Urteile sind gelegentlich Vorurteile und können trotz aller fast jugendlichen frischen Begeisterung einen gewissen altfränkischen Zug nicht ganz verleugnen?

Beste Grüße

Alt-Frank
Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 16:20
Hallo in die Runde,

auch wenn es schon etwas her ist, daß ich den 'Dankbaren Leser' gelesen habe, vielleicht doch eine kleine Anmerkung zur Anonymität der Ausgabe:

Sabine fragte sich: Warum hat er diesen Text unter dem anonymen "ein dankbarer Leser" veröffentlicht und nicht unter seinem eigenen Namen? Hatte er so wenig Courage für seine Werke mit seinem eigenen Namen zu sprechen, oder waren es noch andere Gründe? Die späteren Verteidigungsschriften hat er doch auch nicht mit Pseudonym geschrieben.

Nun, ich nehme an, der seinerzeitige vordergründige Effekt sollte - wie bei einigen anderen kleiner Streitschriften auch - ja gerade der sein, daß man nicht Karl May hinter dem Autor vermuten sollte, daß also vorgegaukelt werden sollte, welche hohe Wertschätzung May von fremden Federn entgegen kam. Er hätte dabei sicher auch einen fremden Autor für so einen Text gewinnen können, allein wollte May gerade in diesen Jahren wohl besonders kontrollieren, was über ihn geschrieben wurde, damit einerseits die sensible Verteiligunglinie gegenüber den Münchmeyerroman-Komplex nicht durch unbedachte Formulierungen gestört wurde, andererseits die symbolische Deutung auch zu ihren Recht kam. Nicht auszudenken, wenn ein gutmeinender Autor die Münchmeyerromane einerseits als nicht besonders schlimm eingestuft hätte und den Reiseerzählungen statt tiefgründig symbolischer Deutung lediglich bloßen Lesespass attestiert hätte.

Thomas
Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 16:46
Ich denke, Thomas trifft den Nagel auf dem Kopf.
Man muss nur daran denken, wie wenig begeistert er auf Marie Hannes' unaufgeforderte Schützenhilfe reagiert hat.

Er wollte kontrollieren, was wann und wie über ihn geschrieben wird. Und am besten hat er es seinen Helfern entweder direkt in die Feder diktitiert (Oberlehrer Langer) oder gleich selbst geschrieben und unter Freundesnamen oder anonym veröffentlicht.

ta
Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 18:06
"Oberlehrer Langer" ist nun wirklich an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Dieser "Onkel Franz" - sein Wesen und Wirken erfreulicherweise von Hermesmeier/Schmatz in "Karl-May-Welten" hinreichend dokumentiert - ist für mich nur zu vergleichen mit dem eines neuzeitlichen, zahnspangentragenden Fans irgendeiner Boygroup. Ob dieses völlig unkritische Gequake May wirklich gefallen hat?

Grüße

Rolf

Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 18:11
Hallo Rolf,

>>> Ob dieses völlig unkritische Gequake May wirklich gefallen hat?

ich fürchte, ja.

Der gute Karl May kreiste ja zeit seines Lebens so ausschließlich dermaßen um sich selbst, daß ihn seine ansonsten erstaunlich wache Wahrnehmung und Objektivität dann schon mal verließ.

Das fällt mir auch bei der Lektüre des "Geneigten Lesers" wieder auf.

Beste Grüße

Rüdiger
Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 21:06
"Geneigte Leser" ist auch gut.

Aber es kommt ja dann noch "dicker", als er dann nämlich der "dankbare Leser" aus der "Tremonia" zitiert, ist dies m.W. auch wieder May, der da zitiert wird.
Was übrigens auch noch interessant ist (habe ich gerade im Nachwort von E. Bartsch gelesen) ist die abgedruckte Erklärung der Rechtsanwälte Mays; dort wird i.w. nur bestätigt, dass die zu den Leserbriefen gehörenden Unterschriften in ihrem Büro verwahrt werden. Es war nämlich tatsächlich so, dass May auch an den abgedruckten Leserbriefen (in seinem Sinne) "herumgefeilt" hat.
May war eben doch ein "Schlitzohr".

Helmut
Re: Der Dankbare Leser
27. April 2005 21:31
">>> Ob dieses völlig unkritische Gequake May wirklich gefallen hat?

ich fürchte, ja."

Wenn man die Leserbriefe liest, sind die ja ebenfalls teilweise an Peinlichkeit kaum mehr zu übertreffen ("seit wir Ihre Bücher lesen, sind wir keine Socialdemokraten mehr"), und offenbar muss ihm dies wirklich gefallen haben.

Helmut



Beitrag bearbeitet (27.04.05 22:32)
Re: Der Dankbare Leser
28. April 2005 12:24
Ist zwar schon ein paar Tage her, aber Helmuts Bericht aus der Kindheit, möchte ich doch nicht unkommentiert lassen.

So schlimm die Geschichte auch war, ich denke nicht, dass dafür der Katholizismus an sich verantwortlich gemacht werden es. Es ist wie so häufig, dass die niederen Chargen im vorauseilenden Gehorsam (ja, den gibt's in den Amtskirchen auch), sich strenger oder idiotischer verhalten, als es die Lehre fordert.

Mein Onkel beispielsweise (katholisch), ist verheiratet mit einer Protestantin, und meine Cousinen sind beide protestantisch. Dafür wurde niemand exkommuniert, weder von der einen, noch von der anderen Amtskirche. Und ob die nun gemeinsam in die katholische oder evangelische Kirche des Dorfes gehen, hat noch keinen Pfarrer interessiert.

Seltsame Geschichten hingegen wusste mein Vater zu berichten:
- So mussten beispielsweise Kleider verbrannt werden, wenn jemandem bei der Kommunion die Hostie aus der Hand gefallen sein sollte.
- Wenn eine Frau (ob verheiratet oder nicht, spielte keine Rolle) ein Kind geboren hatte, musste sie die Unkeuschheit, die dazu geführt hatte, beichten. Das Kind dagegen wurde mit Freuden getauft.
Ich selbst kenne einen Fall, wo ein Ehepaar, das selbst keine Kinder bekommen konnte, sich beim Pfarrer danach erkundigte, wie eine Adoption am besten anzugehen sei. Dort wurde ihnen von der Adoption abgeraten, weil es offensichtlich Gottes Wille sei, dass sie keine Kinder bekämen.

Solche Auswüchse, Bigotterien, Fehlleistungen gab es sicher reichlich, und vermutlich wird der eine oder andere die oben begonnene Liste noch um absurde Geschichten verlängern können. Aber sie haben keine Grundlage in der katholischen Lehre. Gelegentlich kann man über das Bodenpersonal einfach nur den Kopf schütteln.

Das wollte ich einfach mal gesagt haben.
Re: Der Dankbare Leser
28. April 2005 13:20
Hallo Hr. Hermesmeier,
meine Großmutter ist (wie ich geschrieben habe) 1956 gestorben, geheiratet hat sie ca. 1920 und meine Mutter ist 1922 geboren, und zu diesem Zeitpunkten hatten diese "Vergehen" eben noch nach den Richtlinien der kath. Kirche die Exkommunikation als Strafe zur Folge. Das Verhalten der "niederen Chargen" war da nur eine Frage wie streng sie diese Richtlinien befolgt haben.
Später hat sich das allerdings geändert, was ich auch aus eigener Erfahrung berichten kann; ich bin nämlich selbst mit einer Katholikin verheiratet. Als wir uns 1976 ökumenisch trauen liessen, gab es dazu von der kath. Kirche zwei "strenge" Voraussetzungen:
1. Die Trauung musste in einer katholischen Kirche stattfinden, da ja die evangelischen Kirchen nicht die entsprechenden Weihen haben.
2. Meine Frau musste (schriftlich auf einem ihr vorgelegtem Formblatt) bestätigen, dass sie alles daran setzen wird, dass evtl. Kinder katholisch getauft und erzogen werden. Sie hat sich da aber nicht gegen mich durchsetzen können.

Gruß, Helmut

P.S.: In der evangelischen Kirche gibt es übrigens keine "Exkommunikation"



Beitrag bearbeitet (28.04.05 14:43)
Re: Der Dankbare Leser
28. April 2005 20:01
Guten Abend allerseits!

Um nochmal auf den "dankbaren Leser" zurückzukommen ;-)...

Was mir beim Lesen der Einleitung so ein bißchen aufgefallen ist, ist dass Karl May seine Rechtfertigung eigentlich so nach dem Prinzip anlegt, ich widerspreche den Kritikern zwar, möchte dabei aber lieber niemandem auf den "Schlips" treten. Bloß nichts sagen, was irgendjemandem unangenehm auffallen könnte. Für eine Rechtfertigung bzw. Verteidigung eine meiner Meinung nach recht ungewöhnliche Art und Weise. Entweder ich verteidige meine Meinung oder ich gebe meinen Gegnern recht. Karl May windet sich hier aber eher so durch. Bloß nicht irgendwo anstoßen. So habe ichs auf alle Fälle empfunden.

Aber auch die Strategie die "Münchmeyerei" mit Hilfe eines Gleichnisses aus der Bibel erklären zu wollen, empfand ich als sehr seltsam, denn im Grunde wurden die Kolportageromane ja eher als etwas anstößiges abgetan und dann sowas mit der Bibel erklären, NAJA!! Ist vielleicht nicht ganz glücklich gewählt, oder??

Abendliche Grüße
Sabine



Sabine

Re: Der Dankbare Leser
28. April 2005 20:38
May arbeitete halt mit allen Mitteln, und schreckte auch wohl bis ins Alter nicht davor zurück, zu lügen, daß sich die Balken bogen. Die Sache mit den Unterschriften finde ich schon ziemlich übel.

Ich habe jetzt bis Seite 20 gelesen (immer 10 Seiten, wie früher Tropfen beim Lebertran) und muß sagen, dieser Text ist mit das unangenehmste, was ich von May gelesen habe. Dieses Palaver, dieses Gegeifer.

Das ist ungewöhnlich, daß ich über den Mann, der mir durchaus einiges bedeutet, so kritische Töne anschlage. Aber diese verquaste Rechtfertigungsschrift gefällt mir wirklich nicht.
Re: Der Dankbare Leser
28. April 2005 22:00
Ich bin schon ein Stück weiter (so auf Seite 40, wobei ich nicht weiss ob die Seitenzählungen übereinstimmen), auf jeden Fall gehts da um die "Kölnische Volkszeitung". Da wirds dann auch teilweise konkreter und drastischer, sogar teilweise etwas lustig. Da erzählt er (genüsslich) wie die "Kölnische" erst ein Buch von ihm veröffentlicht ("Die Wüstenräuber" alias "Die Gum"), ihn dann weit unter Wert bezahlt (1/10 des üblichen schreibt er), er schickt das Honorar zurück, verbietet den Weiterverkauf, der Verlag der "kölnischen" verkauft lustig weiter und beginnt gleichzeitig in Person des Chefredakteurs (Cardauns?, bisher kommt der Name nicht vor) mit den Vortragsreisen über den Schmutz- und Schundschrifsteller May.
Die Passagen darüber klingen ziemlich treffend und tw. auch satirisch.
Schön finde ich auch den Absatz über Cervantes, mit dem er May (nicht) vergleicht.
Allerdings beginnt er seine Verschwörungstheorie (Münchmeyer, Fischer, Cardauns und Mamroth vereint gegen May) auszubreiten und das klingt dann schon etwas eigenartig. Aus dieser Verschwörungstheorie (vor allem als dann auch Lebius hinzu kam) hat er dann bis an sein Lebensende nicht mehr herausgefunden.
Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass vieles heute auch nicht mehr bekannt ist (wer kennt schon heute noch Taxil?).

Helmut
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