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Nach(t)gedanken

geschrieben von Rehkitz 
Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 13:11
Liebe Freunde,

über Silberbüchse und Groschenhefte wurde ja schon allerlei geschrieben; hiermit zum dritten Thema des vergangenen Sonnabends. Der Beitrag stammt nicht von mir, sondern von jemandem, der (nicht nur) das viel besser kann. Allerdings kann sich Harmonika aus technischen Gründen derzeit nicht selbst im Forum anmelden, daher also auf diesem Wege. Dankeschön.

Zitat:

Nach(t)gedanken zu Neuem in einem alten Keller ?
Der ?Kartoffelkeller? im Karl-May-Haus, Februar 2006


In einem kleinen erzgebirgischen Städtchen des 19. Jahrhunderts, in welchem für die einfachen Menschen die einzigen Möglichkeiten, ein Einkommen zu erzielen und ihre Familien zu versorgen, darin bestehen, in einem Kohleschacht zu arbeiten oder als Hausweber in Heimarbeit für einen sogenannten Verleger tätig zu sein, treibt unter der Maske des bürgerlichen Unternehmens ?Seidelmann und Sohn" das ?Buschgespenst" (der ?Waldkönig") sein Unwesen und terrorisiert die einheimische Bevölkerung.

Der ?Geheime" Franz Arndt (?Fürst von Befour? alias Gustav Brandt), welcher, in seiner Jugend durch die Machenschaften eines Mitgliedes der Familie Seidelmann (Franz von Helfenstein) selbst stark in Mitleidenschaft gezogen, es sich zur Aufgabe gemacht hat, die wahre Identität des Buschgespenstes zu enthüllen und seine ?Geschäfte" zum Erliegen zu bringen, kann sich dabei unter anderem der Unterstützung des einheimischen Försters Wunderlich sowie des ebenfalls ortsansässigen armen Hauswebers Eduard Hauser bei seinen Unternehmungen versichern. Einen Kulminationspunkt der spannenden Erzählung stellt der Versuch dar, des Buschgespenstes inklusive seiner Paschergesellen in der Rothen Mühle mittels einer List habhaft zu werden. Durch den Übereifer eines beteiligten Grenzoffiziers gelingt es dem Anführer der Pascher, allerdings unter Ausnutzung einer kurzzeitig vorherrschenden Verwirrung, sich seiner Verhaftung durch Flucht in einen alten Kohlenstollen für den Augenblick zu entziehen. In eben jenem stillgelegten Stollen findet dann eine rasante Verfolgungsjagd in zwei vorgefundenen Hunten statt, aus welcher im neugestalteten ehemaligen Kartoffelkeller der Moment dargestellt ist, in welchem das Buschgespenst versucht, sich mittels der Blockierung des Fahrgleises und unter Zuhilfenahme eines Revolvers seiner Verfolger zu entledigen. Dass die ganze Handlung unter der Wahrung respektive Wiederherstellung der Ehre aller anständigen Personen, der Bewahrung einer reinen Liebe sowie einer gerechten Bestrafung der Schurken letztlich dennoch zu einem guten Ende gerät, versteht sich bei Karl May und seinem schriftstellerischen Anliegen, zumindest in seinen Werken die Situation der Menschen zu verbessern, von selbst.

Dass die in Mays Werk ?Das Buschgespenst? (?Der verlorne Sohn?) geschilderte Not keineswegs der Phantasie des Autors entsprungen ist, sondern für viele einfache Menschen bittere Realität war, sollte historisch durch das Ingangkommen der letztlich erfolglosen 1848er Erhebungen im damaligen Deutschland ausreichend untermauert sein (obwohl unsere Geschichte erst im Anschluss an selbige spielt). Welches Ausmaß die Not letztlich angenommen haben musste, kann sich jeder ausmalen, wenn er einmal aktuell bedenkt, wieviel die meisten Menschen, natürlich immer im zeitgenössischen Kontext der jeweiligen Umstände betrachtet, an Verschlechterungen ihrer Lebenssituation und Erniedrigungen in Kauf zu nehmen bereit sind, bis pure Existenzangst sie dazu bringt, ihre Bequemlichkeit bzw. Angst vor Verlust von scheinbaren Sicherheiten zu überwinden und auch nur einen Hauch von Zusammenhalt und Zivilcourage erkennen zu lassen. Somit sollte auch einmal bedacht werden, welches doch beachtliche Maß an berechtigter Sozialkritik sich der noch junge, materiell keineswegs abgesicherte Schriftsteller in diesen harten Zeiten (hier natürlich ?Der verlorne Sohn?) mit seinem Roman erlaubt hat.

(Zitatende)


Anbei jetzt die versprochenen Bilder!
Danke an KaBi.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.06 16:41.
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 13:57
Wenn man die "Bearbeitungsspuren" des KMV tilgt, würde dieser Beitrag gut zur Leserunde "Der verlorne Sohn passen".

Helmut

Korigiere: Der Beitrag passt auch so dorthin.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.02.06 13:58.
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 14:01
Das ist auch schon eine perfekte Rezension. smiling smiley

ta
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 14:29
? wobei mir der Satz

?Dass die ganze Handlung unter der Wahrung respektive Wiederherstellung der Ehre aller anständigen Personen, der Bewahrung einer reinen Liebe sowie einer gerechten Bestrafung der Schurken letztlich dennoch zu einem guten Ende gerät, versteht sich bei Karl May und seinem schriftstellerischen Anliegen, zumindest in seinen Werken die Situation der Menschen zu verbessern, von selbst.?

überhaupt nicht gefällt.

Das klingt mir zu sehr nach heiler Welt und dem vielbemühten Friede-Freude-Eierkuchen, und eben das vermittelt sich nun im ? originalen ! ? ?Verlornen Sohn? überhaupt nicht. Z.B. verbleibt Auguste Beyer im Original sozusagen von Gott und der Welt verlassen im Gefängnis zurück, und es ist keineswegs gesagt, dass das ein Versehen des Autors war.

Im ?Verlornen Sohn? schaut ein kalter Sezierer mit Röntgenblick recht emotionslos auf eine ziemlich düstere Welt, und die Figur des Fürsten des Elends sowie das schließliche, aufgesetzte Happy End nach dreitausend Seiten ? nachdem aber auch etliche hilflose Opfer auf der Strecke geblieben sind ? empfinde ich eher als Zugeständnisse an Publikums- und Verlegerwünsche. Und eben darum taugt der Roman nach meinem Empfinden auch überhaupt nicht für folkloristische Aktivitäten gleich welcher Art.
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 14:50
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Im ?Verlornen Sohn? schaut ein kalter Sezierer mit
> Röntgenblick recht emotionslos auf eine ziemlich
> düstere Welt, und die Figur des Fürsten des Elends
> sowie das schließliche, aufgesetzte Happy End nach
> dreitausend Seiten ? nachdem aber auch etliche
> hilflose Opfer auf der Strecke geblieben sind ?
> empfinde ich eher als Zugeständnisse an Publikums-
> und Verlegerwünsche. Und eben darum taugt der
> Roman nach meinem Empfinden auch überhaupt nicht
> für folkloristische Aktivitäten gleich welcher
> Art.

Meinst Du mit den "folkloristischen Aktivitäten" die Kellergestaltung im Karl-May-Haus? Nun, für eine ganze Menge Leute gehört der Spaßfaktor nun mal auch zu Karl May. Und wer gerne singen möchte "Es tanzt ein Bi- Ba - Buschgespenst in unsrem Haus herum" soll das doch machen. Ich finde sowas ganz nett und habe mich bei anderer Gelegenheit auch schon mal in einen ledernen Jagdrock gewandet und im Radebeuler Karl-May-Saloon mit den üblichen Verdächtigen ein paar Bierchen getrunken. Alles unter dem Bild unseres Autors, der darüber milde lächelte.
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 15:09
> Meinst Du mit den "folkloristischen Aktivitäten" die Kellergestaltung im Karl-May-Haus?

Unter anderem. Wobei ich die Keller-Gestaltung gar nicht kenne, eher nur erahne. Ich dachte auch an gewisse Weihnachtsfeiern, Kutschfahrten und frei herumlaufende Ku-klux-klan-Verschnitte (Karl May wäre gar nicht auf den "Verlornen Sohn" gekommen, der hätte gedacht, soll das aus Winnetou II sein ?)

Spaßfaktor ok, aber kann es denn bitteschön nicht ein anderer Text sein ?
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 16:55
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Spaßfaktor ok, aber kann es denn bitteschön nicht
> ein anderer Text sein ?

Aber sicher. Ich würde ja einen "Sitara-Keller" aufmachen. Und da ließe ich quasi als Maskottchen oder auch als lebende Symbole zwei weiße Hundchen rumhopsen, wie May sie besessen hat. Die hießen dann Ardi und Dschinni. ;-)))
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 18:16
Gab?s den einen Köter nicht schon mal, bezaubernde Dschinni oder so ?

Kann man ja meinetwegen alles machen, bin da nicht zimperlich, passt nur überhaupt nicht, wird der Sache nicht gerecht und interessiert mich persönlich überhaupt nicht, hab? ich nichts mit am Hut.

Ich möchte auch nicht Richard Wagner auf der Hammond-Orgel gespielt hören, zum Beispiel. Oder Thomas Mann von Konfirmanden in Aufsätzen besprochen lesen.

Die Geschmäcker sind verschieden, beim Musical in Duisburg seinerzeit waren um mich herum über eintausend offenbar sozusagen durch und durch glückliche Menschen, und ich fand?s, vielleicht als einziger, grottenschlecht. Da müssen wir mit leben, die anderen und ich auch.

winking smiley
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 18:29
Vielleicht kann man doch die versprochenen Fotos abwarten, bevor man hier in Bausch und Bogen verurteilt.
Nachdem was ich am Freitag gesehen habe, kann von einer verkitschten Heimatschnulzenszene keine Rede sein.

ta
Re: Nach(t)gedanken
27. Februar 2006 18:38
Wer verurteilt denn was in Bausch und Bogen. Zuletzt waren wir bei Musical, Hundistan und weißichwo, vorher auch mal in einer anderen Stadt. Manchmal nimmst Du Dinge offenbar wirklich entschieden zu ernst. Von dem Keller waren wir doch längst weg.
Re: Nach(t)gedanken
28. Februar 2006 17:13
Was meinst Du denn, Rüdiger, warum ich einen neuen Thread angefangen habe?
Weil ich zum Keller hinwollte, und nicht weg.

Und warum das?
Weil Harmonika das Bedürfnis hatte, was zum sozialkritischen Inhalt dieses Mayschen Werks zu sagen.
Das hast Du irgendwie ganz ignoriert, denke ich.

Deine Friedhofsszene haben wir doch nun wirklich schon ausführlich diskutiert. Und da hast Du doch auch einige Zustimmung bekommen.

Zum Thema "Weihnachtsfeiern, Kutschfahrten und frei herumlaufende Ku-klux-klan-Verschnitte" bin ich ja Deiner Meinung. Aber mit der Kellergestaltung wurde doch anderes bezweckt; es geht auch um die Verdeutlichung der sozialen Not vieler Menschen, damals und heute

Ihr sprecht also irgendwie von den selben Dingen, aber Du musst auch immer gleich lospoltern... Ein Aufhänger, und Du hast schon Deine Meinung fertig. Must wirklich nicht immer gleich Kritikwürdiges vermuten.

Trotzdem schönen Gruß
Rehkitz


Achja, ich hab oben die Bilder angefügt!



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.06 17:16.
Re: Nach(t)gedanken
28. Februar 2006 20:11
Keller her, Keller hin. Der einen erklärt man brav, daß man gar nicht ihren schönen Keller meinte, dann kommt die andere und fordert sozusagen die Rechte für eben diesen schönen Keller ein. Meine Güte. Johann Peter Hebel, Ein seltsamer Spazierritt, Empfehlung von Sandhofer, habe ich mir gemerkt. Der Mann fehlt mir irgendwie, trotz allem.

Harmonika, nomen est omen, streifte das "Sozialkritische" tunlichst & einigermaßen gefällig am Rande, um dann (bzw. vorher) mit den üblichen Floskeln die Radikalität Karl Mays schönzureden und zu glätten.

Quote

?Dass die ganze Handlung unter der Wahrung respektive Wiederherstellung der Ehre aller anständigen Personen, der Bewahrung einer reinen Liebe sowie einer gerechten Bestrafung der Schurken letztlich dennoch zu einem guten Ende gerät, versteht sich bei Karl May und seinem schriftstellerischen Anliegen, zumindest in seinen Werken die Situation der Menschen zu verbessern, von selbst.?

Und um die Friedhofsszene ging es gar nicht mehr. Was soll das denn, bzw., was ist das für eine In-einen-Topf-Werferei.

Und auf solche seltsamen Moralpredigten steh? ich überhaupt nicht. Ich habe meinen Stil, und den behalte ich. Oder ich lasse es ganz sein.

Stromlinienförmig angepasste Karl-May-Folkloristen und gefällige Popularisierer gibt es schon genug. Das wird auf die Dauer langweilig.

Schönen Gruß zurück
Rehbock



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.06 20:21.
Re: Nach(t)gedanken
01. März 2006 09:08
Morgen Rüdi,

Du hast auch eine Art, (scheinbar) einzulenken, und dann doch wieder draufzuhauen winking smiley -

Das ist eben manchmal gar nicht einfach, in Worte zu fassen, was man sagen will (vom wegen "am Rande", man muss doch den Text erstmal zum Punkt hinleiten). Aber gut...

Schönen Tag
Rehkitz
Re: Nach(t)gedanken
01. März 2006 15:53
Draufhauen, och nee, will ich doch gar nicht.

Denk an Rudi Völler (gelegentlich sehr deutliche Worte, aber eigentlich nett) oder Hadschi Halef Omar (ein Teil Geltungsbedürfnis, ein Teil Impulsivität ?, aber letztlich auch in Ordnung.)

winking smiley

Und was heißt ?scheinbar?. Ist in der Natur doch auch so. Wenn morgen die Sonne scheint, dann ist damit ja nicht gesagt, dass es übermorgen nicht wieder blitzt und donnert.

winking smiley
Re: Nach(t)gedanken
01. März 2006 17:06
Ganz ruhig, Rehkitz, in zwei Jahren hast Du Dich an Rüdiger gewöhnt. Und dann vermisst Du es wahrscheinlich, wenn er nicht rumoikt. Nicht wahr, liebe Andrearen?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.06 17:08.
Re: Nach(t)gedanken
02. März 2006 21:06
Re: Nach(t)gedanken
09. März 2006 08:42
[www.silberbuechse.net]

Unter dem letzten Link gibt es auch ein Foto des Kellers.

ta
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