Karl May und Karl Kraus

?Stücke, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten?, schrieb Karl Kraus hintersinnig.

Auch Karl May konnte gelegentlich kleine Gemeinheiten oder süffisante Bemerkungen so geschickt in seine Texte hineinbasteln, dass die Betroffenen die Doppelbödigkeit gar nicht bemerkten, und sich, angesichts einer ebenso bewusst wie spekulierend gesetzten Fehlinterpretationsmöglichkeit, vielleicht gar darüber freuten, und die Angelegenheit für eine Art Lob hielten. Das ist doch schön, wenn man mehrere Lager befriedigen kann, die Merker wie die Nichtmerker, dann tut man auch niemandem weh. Ich sehe das alte Schlitzohr richtig vor mir, ich glaube, über so ein nettes kleines Erfolgserlebnis konnte er sich den ganzen Tag freuen.

?Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst?, dieser von Karl Kraus bewusst verdrehte Satz könnte auch ein Motto sein zu Karl May (samt Szene).

(Ich habe nur die begründete Befürchtung, dass jetzt irgendwer diesen Text mißversteht und vielleicht auf Dinge bezieht, denen er nun wirklich nicht gilt. Das wäre dann aber wirklich zu gruselig. Mir ging es einfach nur um Karl Kraus und Karl May.)

Ach ja, es gibt übrigens ein Karl Kraus Lesebuch. Herausgegeben von Hans Wollschläger. Für 10 Euro bei Amazon.

Nun wäre es zu schön gewesen, wenn der grundsätzlichen Feststellung ein handfestes Beispiel beigefügt wäre.

Ganz abgesehen davon mag ich der These nicht so ganz trauen. Karl May hat doch oft genug laut zu verstehen gegeben, dass er auf die Verständnislosen unter seinen Leser gut verzichten kann.

Hermesmeier schrieb:
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> Nun wäre es zu schön gewesen, wenn der
> grundsätzlichen Feststellung ein handfestes
> Beispiel beigefügt wäre.

Wer suchet, der findet. Du schaffst das schon. Zur Not gibt's Königs Erläuterungen als Privatissimum. Die werden Dir, in dem Fall, gefallen, davon gehe ich denn doch mal aus.

> Ganz abgesehen davon mag ich der These nicht so
> ganz trauen. Karl May hat doch oft genug laut zu
> verstehen gegeben, dass er auf die
> Verständnislosen unter seinen Leser gut verzichten
> kann.

Das konnte er freilich, aber gelegentlich hat er sie auf seine ganz spezielle charmante Art und Weise, halbwegs versöhnlich, mit ins Boot genommen (siehe Beitrag oben).

Hallo Rüdiger!

> Wer suchet, der findet. Du schaffst das schon. Zur
> Not gibt's Königs Erläuterungen als Privatissimum.
> Die werden Dir, in dem Fall, gefallen, davon gehe
> ich denn doch mal aus.
Ganz abgesehen davon, dass ich fertige Interpretationen zum Nachempfinden oder zur Erleichterung von Hausaufgaben schon immer gehasst und ignoriert habe, fragte ich gar nicht nach Kraus, sondern nach Karl May, zu dem König wohl nichts zu erläutern hatte.

> > Ganz abgesehen davon mag ich der These nicht so
> > ganz trauen. Karl May hat doch oft genug laut zu
> > verstehen gegeben, dass er auf die
> > Verständnislosen unter seinen Leser gut verzichten
> > kann.
>
> Das konnte er freilich, aber gelegentlich hat er
> sie auf seine ganz spezielle charmante Art und
> Weise, halbwegs versöhnlich, mit ins Boot genommen
> (siehe Beitrag oben).
Nix siehe Beitrag oben. Da steht nämlich gerade kein Beispiel. Du bist doch sonst so schnell bei der Hand mit May-Zitaten.

Gruß
Wolfgang

Doch siehe Beitrag oben. Da wird das mit dem Mit-ins-Boot-nehmen schon angesprochen. Und wenn dat allens so leseebenentechnisch verwurschtelt ist, ist das ja man schlecht mit die Beispiele.

Aber da mittlerweile Königs Erläuterungen zugestellt und auch schon beantwortet wurden, hat die ganze Aktion zumindest einer verstanden. Das ist ja auch schon was.



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"Jede Pointe erklären, und doch nur eisiges Schweigen ernten"

(HD Hüsch über Auftritte auf Norderney. Das gilt jetzt nicht einem einzelnen Insulaner, sondern den Norderneyern im allgemeinen.)

... und an denjenigen Teil der Allgemeinheit gerichtet, bei dem sich a) Fragezeichen auf der Stirn bilden und b) das Interesse dennoch nicht nachgelassen hat, mag der Hinweis gerichtet werden, das es hier um einen gruseligen Dialog im Paralleluniversum (= Leseebene) ging.

Buh !

Schreiber jenes wird zukünftig grübeln müssen, bis er alle gegen sich selbst gerichteten möglichen Fehlinterpretationen durch hat und vor Unsicherheit grün, blau oder schwarz wird; außerdem wird er zum jährlichen Besuch gewisser Veranstaltungen zwangsverpflichtet. Als Ehrengast.



(n)