Bild-Zeitung gestern - Artikel über Frühwerk Mays

Hallo alle!

Mein Ehegespons hat aus einer Bild-Zeitung von gestern folgenden Artikel direkt rausgerissen und mir mitgebracht.

Hoffentlich kann man es lesen...

Na, wenn man sich anstrengt, kann man es lesen.

"Die Winnetou-Bücher schrieb May 1893" - ähnlich zutreffend und differenziert schreibt selbige Zeitung auch über politische Dinge.

Sie verkaufen ja auch manchmal Buchneuerscheinungen dämlich marktschreierisch, da heißt es dann, wenn ein neuer Anhängsel-Band erscheint, sinngemäß "Sensation ! Karl May hat nicht, wie bisher angenommen, x-undachtzig, sondern y-achtzig Bücher geschrieben !"

Kopiere ich meinen Senf also auch hierher:

Was da dran ist, ist schwer zu sagen.

Jener Herr Holfert ist schon mit zwei Funden hervorgetreten:
- Mit dem Auffinden des ersten jahrgangs der Zeitschrift "Der Beobachter an der Elbe", der bis dahin als verschollen galt, dann aber doch keinen May-Text enthielt, was ihn nicht daran hinderte, in der Bildzeitung wild über einen solchen Fund zu spekulieren.
- Mit dem Auffinden eines angeblich unbekannten May-Textes in der "Saxonia", ebenfalls präsentiert in der Bildzeitung. Aber sowohl der Text als auch der Abdruck waren bereits bekannt (siehe KARL MAY & Co. 96, Seite 94ff.)

- Eine Zeitschrift mit dem genannten Titel ist bislang nicht bekannt (auch der "Zeitschriftendatenbank" nicht). Wenn eine Verwechslung mit "Feierstunden am häuslichen Heerde" vorliegen sollte, dann macht das Jahr 1865 keinen Sinn, weil der erste Jahrgang erst 1876 begann.

- Es kann aber durchaus sein, dass Münchmeyer bereits eine andere Zeitschrift mit ähnlichem Titel gegründet hatte. Seinen Verlag gab es seit Herbst 1862. Das würde also passen.

- Eine so frühe May-Veröffentlichung (etwa 8 Jahre früher als alles, was wir kennen, mit ziemlicher Sicherheit auch noch vor dem "Repertorium"), ist genauso unwahrscheinlich wie es eine Sensation wäre. Das wäre eine schriftstellerische Arbeit nicht während oder zwischen seinen beiden Haftstrafen, sondern eine davor.

Fazit:
Bevor ich den betreffenden Zeitschriftenband nicht selbst gesehen habe, wäre eine eindeutige Diagnose fahrlässig, aber ich bin äußerst skeptisch ... insbesondere bei Leuten, die es sich gefallen lassen, von Bildzeitungs-Redakteuren in aller Öffentlichkeit als "Experten" tituliert zu werden - bei derlei Erfahrungen der Vergangenheit.

Angenehme Ruh!
Wolfgang Hermesmeier