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"Maysical"

geschrieben von Rüdiger 
"Maysical"
21. Oktober 2005 07:20
Gast-Gallenstein Kuno van Frankfurt zur Uraufführung von Willemsens "Ein Schuß, ein Schrei":

tongue sticking out smiley sad smiley angry smiley (n) confused smiley :'-( :-# %-) :@ (n) (n) (n)

(Wäre er doch statt dessen vielleicht besser zur Buchmesse gefahren)

*

Gordon, jetzt sag' Du mal was.
Von wegen der Ausgewogenheit und Meinungsvielfalt.
Dir hat's gefallen, oder ?
Und ich bin mal wieder der Querulant, stimmt's ?

Gab's nach der Pause noch was besonderes ?

winking smiley
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 08:15
Auweia, war es soo schlimm, dass dafür jetzt alle Smilies herhalten müssen?

Marke "Das Grauen hat einen Namen"- Roger Willemsen??

Herzliches Beileid!

andrea winking smiley

Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 08:49
Ich fürchte nur, daß ich da mit meiner Meinung allein auf weiter Flur stehen werde. Um mich herum wurde viel gelacht, und ich kann mich der Vermutung nicht erwehren, daß Du auch auf Deine Kosten gekommen wärest, während ich den ganzen (halben) Abend keine Miene verzogen habe. Allenfalls so wie oben abgebildet.
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 09:22
"Du täuscht dich abermals in mir."

Dietmar Mues´Filzpantoffeln - da habe ich drüber gelacht. Und du sicher auch?! Wenn man nun dieses "Grusical" damit vergleicht, wo liegt der Unterschied für dich?

Komm schon, erzähl mal, was die da gebracht haben. Du kannst doch immer so schön schreiben (was ich übrigens ernsthaft meine, nicht, dass du meinst, ich würde dich und überhaupt)!

Gruß
Hustelinchen

(ich rieche schon wie eine Apotheke...)


Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 09:40
Bei Mues habe ich gelacht, wenn er Situationskomik 'rüberbrachte. Wenn er Karl May veralberte, war es auch nicht so mein Ding. Ich nehm' ihn halt sehr ernst.

Willemsen fand ich halt nicht die Bohne witzig, nicht für fünf Cent. Der hat so Reimereien gebracht, Karl Mays Werk als eine Art Parodie in Reimform. Ich fand's einfach nur saublöd, albern und ärgerlich. Aber das ist natürlich, wie immer, Ansichtssache.
GP
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 15:05
Jaja, ganz die Betrachtungsweise halt.

Ich selber habe da ja im Vorfeld schon mehr den Menschen Willemsen kennen gelernt und seinen Background in Sachen May ausgelotet, insofern bin ich fast etwas befangen. Eine Veralberung sollte es nun wahrlich nicht sein, aber auch nicht eine geistige Überbewertung der Materie, dafür ist May eben zu volksschriftstellerisch (und fand sich auf der Messe ja auch im Bereich "Kinder- und Jugendliteratur" wieder).

Ich fand's unterhaltsam, eine Mischung aus - wie soll ich sagen? - Wilhelm Busch und Bilder einer Ausstellung (wegen der promenadenartigen Einwürfe der beiden Klaviere). Und dazu eine in Paarreim verfasste Inhaltsangabe der Bücher, jedoch nicht ohne kritische Randbemerkungen (zum Amerikanismus, zu Heldentum, Naturschutz und Weltfriede usw.), etwa "Rechtsprechung der Borderline - das soll Law and Order sein", also im Grunde ging das auch an einigen Stellen (schon vor der Pause?) weit über May hinaus und gab zudem einige interessante Trends wider, z.B. die Wertigkeit von Winnetou und May heute oder eben den damit verbundenen Idealen usw.

Und an Zeilen wie
"Mag er uns auch manchmal fern sein,
Winnetou muss nicht modern sein,
denn wir konzedieren neidlos:
Winnetou ist einfach zeitlos"
kann ich partout nichts Respektloses finden. Tut mir Leid.

GP
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 15:09
Nun muss ich auch dazu sagen:

Wie ernst ich May nehme und ob überhaupt und wo da bei mir die Schmerzgrenze läge, kann ich gar nicht mal definieren. Vielleicht in fünf oder sechs Jahren mal.

Ich habe da möglicherweise zuwenig gelesen, wenn auch in verschiedenen Epochen und Altersklassen, aber inwieweit ich da von "ernst nehmen" sprechen kann, weiß ich gar nicht...
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 15:51
Es ging mir gar nicht um fehlenden Respekt. Auf Mays unfreiwilligen Kalauern reite ich auch gnadenlos herum.

Ich kann halt dieser ausschließlich locker-flockigen Art, mit Karl May umzugehen, nichts abgewinnen.

Inhaltlich überzeugen mich diese Winnetou-Verse, durchaus. Ich erinnere mich auch konkret. Aber er hat das so vorgetragen, als nehme er das inhaltlich selber nicht ernst, da ist zum einen die ganz unpassende vermeintlich unterhaltsame Versform, und dann war da auch noch dieses Dauer-Grinsen.

Nehmen wir mal, als ein Beispiel, Georg Büchners

?Der Mensch ist allein, und der Mitmensch reicht keine helfende Hand?.

Das überzeugt, wenn man das so hört.

Da könnte man jetzt auch einen netten Reim draus machen:

?Der Mensch ist allein,

das ist nicht fein.

Und der Mitmensch, dieser Dübel,

reicht keine Hilfe-Hand, s?ist übel.?

(Ich hätte mir jetzt auch etwas Schöneres bzw. sprachlich geschliffeneres ausdenken können, aber ich hatte nur ein paar Minuten).

Da sieht man doch, vielleicht etwas deutlicher noch als beim Winnetou-Beispiel: der Inhalt wird durch die Form der Sprache verniedlicht, abgeschwächt, gefällig nett serviert für alle, die gern an der Oberfläche bleiben. Warum, zum Donner. Was soll das. Und das habe ich mich gestern den ganzen Abend gefragt.
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 16:10
rodger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Da sieht man doch, vielleicht etwas deutlicher
> noch als beim Winnetou-Beispiel: der Inhalt wird
> durch die Form der Sprache verniedlicht,
> abgeschwächt, gefällig nett serviert für alle, die
> gern an der Oberfläche bleiben. Warum, zum Donner.
> Was soll das. Und das habe ich mich gestern den
> ganzen Abend gefragt.

Hallo Rüdiger!

Ich habe die Sache ja nicht gesehen, aber Deine Beispiele und Deine Kritik an der Angelegenheit finde ich interessant. "Der Inhalt wird durch die Form verniedlicht", das scheint mir die Kernaussage zu sein. Und da fürchte ich, daß es so einen Automatismus bei viele Leuten gibt: "Karl May - da machen wir es gaaaanz simpel. Und natürlich möglichst komisch, damit auch alle merken, daß ich eigentlich drüber stehe". So in der Art. Trifft das auch auf den Willemsen-Abend zu?

Grüße

Rolf


Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 16:37
Hallo Rolf,

ziemlich genau so. Du hast verstanden und gut ausgedrückt, was mich gestört hat.

Beste Grüße

Rüdiger
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 16:59
Dann hätte mir das wohl auch nicht gefallen. - Mues'Programm, das hier auch angesprochen wurde, mag ich sehr, aber er ist in der Wahl seiner Stilmittel auch nicht simpel. Es gibt da halt Unterschiede, ob ich mich teilweise über etwas lustig mache, oder ob ich es regelrecht denunziere.

Viele Grüße

Rolf
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 17:52
Denunzieren war nun auch nicht gerade. Aber eben immer alles nett, locker, flockig, schiedlich, friedlich, oberflächlich, seicht, gefällig. Sowas mag ich, wenn überhaupt, nur mal zwischendurch, ansonsten bin ich doch ein schwerblütigeres Gemüt.

Davon abgesehen, daß es natürlich auch immer Geschmackssache ist, finde ich es halt auch nicht passend, wie er es gemacht hat. Wenn z.B. beim Fußball die Cheerleaders den Pilgerchor aus dem Tannhäuser singen würden, wäre das auch nicht passend, so ernst oder tiefsinnig ist Fußball nicht. Und umgekehrt ist mir Karl May zu schade, durchgängig veralbert oder in dieser Weise verfrühstückt zu werden.
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 18:01
Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen. Es wäre hinterher sicherlich eine interessante Diskussion aufgekommen.

"Und umgekehrt ist mir Karl May zu schade, durchgängig veralbert oder in dieser Weise verfrühstückt zu werden."

Das eben ist es aber wohl, was das Publikum erwartet. Leider. Es wäre erfreulich, wenn jemand mit bekannten Namen einem erstaunten Publikum mal ein paar ernst zu nehmende Dinge über May mitteilen würde. Das müßte auch durchaus nicht humorlos geschehen. Meinst Du denn, daß an diesem Abend eher die üblichen Vorurteile zu May bedient wurden?
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 18:15
Teils, teils, würde ich sagen. Aber, wie schon gesagt, die Gefahr besteht, wenn alles nett in Reimform verpackt ist und in so einer Gute-Laune-Sauce serviert wird, merkt man gar nicht, wenn es mal ernster wird.

Der Effekt, daß die Leute froh sind, wenn sie unterhalten werden und mit Tiefsinnigerem in Ruhe gelassen werden, ist mir auch in Essen beim Wollschläger aufgefallen. Ab der Klamotte mit den Zahlen waren die [viele] Leute so auf der Lach-Schiene, daß ich das Gefühl hatte, die ernsten Sachen, die immer wieder eingestreut waren, gingen ein bißchen unter.
GP
Re: "Maysical"
21. Oktober 2005 21:46
rodger schrieb:
-------------------------------------------------------
> die Gefahr besteht, wenn alles nett in
> Reimform verpackt ist und in so einer
> Gute-Laune-Sauce serviert wird, merkt man gar
> nicht, wenn es mal ernster wird.


Na, ich denke, das hat man schon gemerkt, wenn man nicht gerade völlig ab- und auf Durchzug schaltete. Willemsen hat da natürlich teils schon sehr makabere, fast sarkastische Ansätze gehabt, die natürlich ad hoc zum lauten Schmunzeln bis grunzenden Prusten verleiten, aber in der zweiten Sekunde hatten viele dann doch wieder die angesprochene Thematik im Blick.

Meine Beobachtung...

Na ja, ihr werdet ja noch weiter in der Materie sein, es ist vielleicht auch an manchen Stellen, so lese ich das, die Vortragsweise gewesen, zu neu, zu schnell, noch nicht in der Textarbeit routiniert, der eine oder andere Versprecher usw. Wenn man da gesetzter ranginge, dann eventuell.

Aber, Rolf, das kann sich im Buch ganz anders darstellen....
Re: "Maysical"
23. Oktober 2005 15:14
Kurze Anmerkung: Letztlich kann kein Vortrag, keine Aufführung, keine szenische Lesung den ganzen Karl May erfassen. Jeder wird nach seiner Fasson nur einen Teilaspekt abbilden können und wollen. Insofern kann ich nichts so wahnsinnisch Schlimmes daran finden, wenn jemand nur ironiesiert Seichtes ausführt? Zum Ausgleich kann man ja wieder (oder erstmals) "Babel und Bibel" lesen.

Und wenn man gerade erst den Kelter-Roman gelobt hat, weil er zur Popularisierung beträgt, kann man da bei Roger Willemsen nicht auch so tolerant sein? Nur mal so gefragt.
Anonymer Teilnehmer
Re: "Maysical"
23. Oktober 2005 15:30
Da kann ich mich ihrer Meinung bedingungslos anschließen, lieber Herr Hermesmeier.

Viele Grüße
Der Solipsist aus Kiel:-)))
Re: "Maysical"
23. Oktober 2005 15:34
Nein, "schlimm" nicht. Aber wenn es mir in einem Lokal nicht schmeckt, dann hau' ich auch ab, und erzähl' es jedem, der es nicht hören will. Mögen die anderen sich weiter fröhlich sattessen; die Geschmäcker sind verschieden.

Ich sag' einfach ganz egoistisch oder egozentrisch meine Meinung. Das Kelter-Heft gefällt mir, ehrlich, und kommt ins Bücherregal. Der Willemsen-Abend gefällt mir nicht; das heißt ja nicht, daß er anderen nicht gefallen darf oder soll.
GP
Re: "Maysical"
24. Oktober 2005 23:11
Hat gestern Nacht jemand 3sat geschaut? "Kulturzeit".

Stimmt das? Willemsen sagte, sobald von der Sklaverei in Ägypten weltpolitisch etwas bekannt wurde, habe May recherchiert und gleich mal die "Sklavenkarawane" geschrieben... als Protestautor quasi.
Re: "Maysical"
25. Oktober 2005 08:08
Soweit ich mich erinnere steht das auch so ähnlich im Vorwort des KMG-Reprints "Der Mahdi" (von Roxin ?), und/oder in den Aufsätzen von Stolte über die "Sklavenkarawane". (ist wahrscheinlich auf den Seiten der KMG nachlesbar)
Ursprünglicher (von May geplanter) Titel war übrigens "Unterm Sclaven-Joch", der wurde dann verm. von Pustet u.a., wegen der damaligen Aktualität in "Der Mahdi" umgeändert, und jener musste dann auch noch in einer Nebenrolle auftreten.
Für Fehsenfeld wurde dann daraus (abschwächend) "Im Lande des Mahdi".

Helmut
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