Robert der Schiffsjunge

Es ist möglicherweise billig, sich über Unkenntnis älterer Autoren lustig zu machen, aber mich würde interessieren, ob die Patzer beim Lokalkolorit von Max Bischoff oder von der Bearbeiterin Sophie Wörrishöfer sind.

=> Delphine mit Kiemen, Pinguine am Nordpol und Ananasfrüchte, in die man nach dem Pflücken kräftig hineinbeißt...

Weiß das jemand?

Hab ich mich über ähnliches nicht schon bei den 12jährigen vom Schreibwettbewerb aufgeregt!?!?!?

Naja, vielleicht ist dies ganz einfach nur der Stil der Zeit: Unbelastet von so unnötigem geistigem Ballast wie Sachkenntnis oder ähnlichem schwimmen wir morgens von Paris nach Washington, wo wir uns ein paar Grislybeeren pflücken, um uns für den den nachmittäglichen Ausflug in den Himalaya zu stärken.... (aaah)

(... - was aber zugegebenermaßen Deine berechtigte Frage keineswegs schon beantwortet. )

... oder z.B. der Michael Ende, Lokomotiven die gebären und durch die Luft fliegen, tss tss tss ... sowas von Patzerei und Unkenntnis ...

Nun ja, Ende wußte wohl, was er schrieb.

Wer selber lesen mag, möge z.B. hier gucken:
[www.zeno.org]

Es liest sich ganz fluffig weg, die Moralkeule schwingt nicht allzu tief und was Negativ-Klischees angeht, ist sowieso niemand so schlimm wie Herr Kraft. So gesehen bin ich froh, dass ich es mal lese; bin aber tatsächlich neugierig, ob das Original tatsächlich so viel schwerer verdaulich war. Und ob oben genannte Patzer auf das Konto der Bearbeiterin gehen - was ich vermute.
Ich mach ihr da eigentlich gar keinen Vorwurf - ich stelle nur fest, dass Karl May da offenbar sorgfältiger war.

Rolf Dernen schrieb:
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> Nun ja, Ende wußte wohl, was er schrieb.


Eben. So war's gemeint. Und der andere wußte vielleicht ebenfalls wohl, was er schrieb. Und selbst wenn nicht, es würde mich persönlich nicht stören ... ich würd's nicht einmal merken daß da offenbar irgendetwas nicht ganz stimmt ...

(Das "offenbar", liebe Lehrer, ist kein Widerspruch zum "nicht [...] merken", da es (das "offenbar") sich auf die hier im Thread zuteil gewordene Information bezieht.)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.02.14 13:49.

Ich möchte behaupten, daß die Kiemen bei den Delphinen und die Pinguine am Nordpol etc. eher auf Unkenntnis beruhen. Im Gegensatz zu den Konstrukten von Michael Ende ist da keinerlei Poesie drin.

Kann ja sein, wie gesagt. Was weiß denn ich ob Delphine Kiemen haben oder an welchem Pol die Pinguine herumgurken. Bis gestern wußte ich es nicht, und morgen werde ich es wieder vergessen haben ... Wenn ich der Autor wäre und es würde mich jemand darauf hinweisen würde ich sagen das ist ganz schnurz, und das bleibt so, kümmern Sie sich mal um wesentlichere Dinge ...

Dass jemand damit kokettiert, dass er weder weiß noch es ihn interessiert, dass Delphine luftatmende Säugetiere sind oder wie Fische Kiemen haben, stört mich nicht, solange derjenige keine Kinderbücher schreibt.

Ich hab immer viel aus Büchern gelernt und konnte - denke ich - ganz gut unterscheiden, wo es phantasievoll war und wann falsch.
(Soweit ich weiß, gab es mal einen größeren Disput in einem Gremium der DDR darüber, ob ein Hund "blau" sein könne - der Streit wurde erst beigelegt, als jemand darauf hinwies, dass besagter Hund auch SPRECHEN könne. Und damit hatte offenbar niemand ein Problem.*)


Das mit den Pinguinen am Nordpol ist mir übrigens damals schon begegnet, als ich am Schründe-Buch gearbeitet habe.

[attachment 512 peary03d.jpg]

Jenny

*) Es ging um "Der kleine Zauberer und die große 5" von Uwe Kant...

Was Kiemen sind weiß ich auch nicht so genau ... (könnte die Abkürzung von Keilriemen sein (auch was das genau ist weiß ich nicht ... hab's im Auto), so wie die jeckendolle Jugend von heute Perso statt Personalausweis sagt oder Rezi statt Rezension und was dergleichen vermeintlich schicker Blödsinn mehr ist) habe aber den Ausdruck in Zusammenhang mit Fischen durchaus schon mal gehört, dochdoch. Aber sie wären mir bei den Delphinen wie gesagt nicht aufgefallen. Ein blauer Hund würde mir zwar halbwegs auffallen, ich käme aber nicht auf die Idee darüber zu diskutieren ... Wenn der Autor schreibt er ist blau dann ist er halt blau ...

Es juckt mich ja fast in den Fingern, nun sozusagen allein um Dich zu ärgern ein Kinderbuch zu schreiben ... Das bist dann Du, die meine neue Alterskreativitätsphase ausgelöst hat ... (ich sehe es in der Kinderbuchwikipedia schon vor mir, "ausgelöst durch ein Grundsatzgeposte im Internet, begann er mit 58 Jahren [...]" (Jetzt wird mir übrigens gleich wieder einer erzählen wollen, daß ich mich genieren bis schämen sollte mit meiner Unkenntnis zu kokettieren, während Du der Sache mit dem "stört mich nicht" ja noch einen relativ gnädigen bis diplomatischen Anstrich gegeben hast )



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.02.14 19:10.

Ich komm mir nach Diskussionen mit dir immer irgendwie wie ein piesiger Spießer vor.

Hach daß ich das noch erleben darf ...

(In Sachen Kindererziehung o.ä. vertauschen wir dann wieder die Rollen ... )

Für Jenny

Flipper stand an der Bar zum Hohen Norden und kippte sich ein paar hinter die Kiemen. Nachdenklich beobachtete ihn der weiße Seerilkefant und biß in eine frisch gepflückte Anatrocken. "Neumodisches Zeugs", dachte Blaublau der Hund, der dritte in der Runde, "würde ich nicht essen".

Wie es weitergeht und was die drei alles noch erleben werden erfahrt Ihr im nächsten Heft.

Ups, den Pinguin habe ich vergessen ... schnell mal überarbeiten ... also,

Flipper und Pin, der Guin standen an der Bar zum Hohen Norden und kippten sich ein paar hinter die Kiemen. Nachdenklich beobachtete sie der weiße Seerilkefant und biß in eine frisch gepflückte Anatrocken. "Neumodisches Zeugs", dachte Blaublau der Hund, der vierte in der Runde, "würde ich nicht essen".

Wie es weitergeht und was die vier alles noch erleben werden erfahrt Ihr ab dem nächsten Heft. (schon wird an weitere Folgen gedacht. In der Urfassung hieß es noch "im" nächsten Heft.)

_____________________
Anm.: "Guin" heißen die Pinguine des Nordpols. Die am Südpol heißen Pin-Guin (wegen der Pinien, die es dort auch nicht gibt) oder auch Pinguin. Der Guin am Nordpol in dieser Geschichte ist ein Individualist und macht sich gern ein bißchen wichtig. Deshalb nennt er sich Pin.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.02.14 19:26.

Zu diesem Thema (welchen Roman er dabei im Sinn hatte, weiß ich allerdings nicht) hat sich übrigens vor mehr als 100 Jahren auch Robert Kraft einmal geäußert:

Man soll über einen Irrtum, den ein ernster Mensch versehentlich oder in bestem Glauben begeht, nicht spotten, gar nicht darüber kritisieren. Es gibt einen sehr bekannten deutschen Romanschriftsteller, er schreibt auch viel für die Jugend, aber klassische Sachen, wenigstens wird das einst anerkannt werden - schilderte einmal eine phantastische Südpolexpedition, wobei Eisbären erlegt werden. Das ist fatal. Am Südpol gibt es keine Eisbären. Am allerfatalsten muß es dem Verfasser selbst gewesen sein, als er dann von einem Freunde auf diesen Lapsus aufmerksam gemacht wurde, zumal es ein regelrechter Professor ist. Nun, der Schreiber dieses hat manchen Lapsus und großen Fehler in seinen Schriften gemacht, den er erst hinterher gemerkt, und sicher noch viel mehr, wovon er heute noch nichts weiß. Nevermind, irren ist menschlich, es war nicht bös gemeint. (Im Aeroplan um die Erde)

"Robert der Schiffsjunge" ging übrigens holterdipolter zu Ende.

Nachdem Robert nach Hause kam und sich endlich mit seinem Vater aussöhnte, wurde er - m.E. völlig ohne Not - gleich wieder losgeschickt und durchlebte im Zeitraffer noch ein paar Abenteuer, die in Normalzeit mindestens 250 Seiten gefüllt hätten und hier auf einigen wenigen angerissen werden.
Dann erfährt er, dass sein Vater tot ist und danach ist Abspann.

Da fand ich die Frederick Marryat-Bände, die als Vorbild hier mehr als deutlich durchschimmern, immer runder.

Nunja... ich hab wieder ein Häkchen an einem Titel meiner "to read"-Liste alter Abenteuerliteratur.
Auf geht's zum nächsten Titel der Liste.

Rüdiger schrieb:
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> Kann ja sein, wie gesagt. Was weiß denn ich ob
> Delphine Kiemen haben oder an welchem Pol die
> Pinguine herumgurken. Bis gestern wußte ich es
> nicht, und morgen werde ich es wieder vergessen
> haben ... Wenn ich der Autor wäre und es würde
> mich jemand darauf hinweisen würde ich sagen das
> ist ganz schnurz, und das bleibt so, kümmern Sie
> sich mal um wesentlichere Dinge ...
>
>



(y)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.02.14 10:48.

Das war zu befürchten daß Dir das gefällt ...

Aber gut daß Du wieder da bist. Allein darum hat es einen Sinn bzw. sich gelohnt, das geschrieben zu haben ... (Andere werden das anders sehen, "Es faßte mich Entsetzen" ...)



(Wenn Du jetzt noch mit Roman Herzog, Max Dittrich, Dr. Marterstein und noch jemand über Gott und die Welt, Mathematik und sonstnochwas fabulieren magst, ist die Welt wieder in Ordnung ... )

Zurück zu Robert dem Pinguin.

Zu Robert dem Pinguin fällt mir ein:
[static.nichtlustig.de]


Aber das ist wieder ein anderes Thema....

Da gibt es so einen Witz vom Schäfer ... (ich habe minutenlang vergeblich versucht, herauszufinden, was der Zeichner gemeint hat ... aber auf die Giraffe greif' ich ggf. mal zurück, falls mir eine fehlt ...)