"Stadt mit Tempo und Phantasie"

Ja, lieber Rolf, ich habe auch, wie ich gestehen muss, damit so meine Probleme, wie auch z.B. mit dem Verdikt von Klaus Mann.
Und mein Problem liegt auch anderswo; nämlich wenn man May für so viele schmackhaft machen will, kommt dabei eben etwas heraus, das mir ganz sicher nicht mehr schmecken wird.

Helmut

Und mir geht es ganz pragmatisch darum, daß das Karl-May-Haus Eintrittsgelder einnimmt. Aus welchen Taschen das kommt, ist mir erst mal ziemlich gleichgültig. Ich habe nicht vor, mich vor das Haus zu stellen, und bei jedem Besucher erst mal eine Gesinnungsprüfung vorzunehmen.

Und anderen (auch mir) wiederum ist es schnurz, ob das Karl-May-Haus Eintrittsgelder einnimmt oder den Laden dicht macht ... Solche Häuser sollten ausreichend subventioniert werden damit sie von Einnahmen durch Besucher unabhängig wären, und entsprechend denen nicht hinterher laufen müßten. Schaut Euch mal das Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen an. Da geht es um Ernst Bloch. Die Museen in Radebeul und Hohenstein-Ernstthal empfinde ich dagegen als Vermarktungs[- & Anbiederungs]stätten. Da geht es um Geld.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.07.13 10:03.

"... wenn man May für so viele schmackhaft machen will ..."

Warum sollte May nicht "für so viele" schmackhaft gemacht werden?
Wollen wir nun, dass Karl May wieder mehr gelesen wird oder nicht?

Meines Wissens müssen auch Theater Geld verdienen. Oder kennst du eins, was so subventioniert wird, dass es völlig egal ist, ob jemand kommt oder nicht?

Das Museum in HOT ist eine städtische Einrichtung. Und wieviel Geld gerade kleine Gemeinden für Kultur übrig haben, dürfte sich ja auch bis nach Mannheim herumgesprochen haben.
Die Zeiten, wo sich irgendein Mäzen ein Museum, ein Orchester oder ein Theater hält, dürften vorbei sein. (Fußballvereine zählen nicht. )

Das Ernst-Bloch-Zentrum hat eine Dauerausstellung, regelmäßig Sonderausstellungen, ein umfangreiches Archiv und eine Veranstaltungsreihe. Wo genau siehst du jetzt den Unterschied zum Karl-May-Haus? Darin, dass auch Kinder was mit Karl May anfangen können?
Nur weil Ernst Bloch als nicht ganz einfach zu verstehender Philosoph nicht wie May im massenwirksamen Mainstream angekommen ist, ist ein Museum nicht besser als ein anderes. Geld verdienen müssen alle. Inwieweit die unvermeidlichen Lücken in der Finanzierung durch Subventionen ausgeglichen werden, ist u.a. auch eine Frage der Bedeutung des Museums. Und ein Museum, das
gewisse Besucherzahlen aufweisen kann steht da besser da, als eins, was offenkundig niemanden interessiert.

Das ist wie mit dem Brotberuf; man einer braucht vielleicht einen ungeliebten Job, damit er sich seine geliebten Hobbies finanzieren kann.
Und ohne Einnahmen durch Besucher/Benutzer gäbe es für die wenigsten Kulturreinrichtungen die Möglichkeit, Forschungsarbeit zu leisten oder weniger publikumswirksame Projekte zu finanzieren.

Rene Grießbach schrieb:
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> Warum sollte May nicht "für so viele" schmackhaft
> gemacht werden?

Anders gefragt, warum sollte er ...

> Wollen wir nun, dass Karl May wieder mehr gelesen
> wird oder nicht?

Ja, wer ist 'wir' ... Mir ist's schnurz ...

JennyFlorstedt schrieb:
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> Meines Wissens müssen auch Theater Geld verdienen.
> Oder kennst du eins, was so subventioniert wird,
> dass es völlig egal ist, ob jemand kommt oder
> nicht?

Was hat das jetzt damit zu tun ... Es geht gerade um Erinnerungsstätten für Autoren.

> Wo genau
> siehst du jetzt den Unterschied zum Karl-May-Haus?

Ich SPÜRE ihn, wenn ich die jeweiligen Orte betrete ... (und ich sehe ihn auch, wenn mir gleich hunderte Bücher des Monopolisten unangenehm ins Gesicht springen.)

Und das Bloch-Haus veranstaltet meines Wissens keine Rambazambatage mit Ringelpietz und Anfassen für "die ganze Familie", bei der Formulierung kann einem ja schon regelmäßig schlecht werden ...

Man läßt Bloch Bloch sein, und versucht nicht durch allerlei Aufbereitung und seltsame Gschaftlhubereien ihn den Leuten unnötigerweise schmackhaft zu machen ...

> Darin, dass auch Kinder was mit Karl May anfangen
> können?

Sie könnten es bis zu einem gewissen Alter nicht, wenn man ihn ihnen nicht in z.T. albernster Weise 'aufbereiten' würde ...

> Nur weil Ernst Bloch als nicht ganz einfach zu
> verstehender Philosoph nicht wie May im
> massenwirksamen Mainstream angekommen ist, ist ein
> Museum nicht besser als ein anderes.

Mit dem Satz kann ich nicht allzuviel anfangen, das kommt in etwa so herüber wie 'nur weil in Schleswig-Holstein keine Berge stehen, sind die Autobahnen dort nicht besser als in Bayern', es hat nicht allzuviel miteinander zu tun ... Aber das Ankommen im "massenwirksamen Mainstream" hat er heutzutage allenfalls dem Zerrbild zu verdanken, das man aus ihm gemacht hat ...

> Geld
> verdienen müssen alle. Inwieweit die
> unvermeidlichen Lücken in der Finanzierung durch
> Subventionen ausgeglichen werden, ist u.a. auch
> eine Frage der Bedeutung des Museums. Und ein
> Museum, das
> gewisse Besucherzahlen aufweisen kann steht da
> besser da, als eins, was offenkundig niemanden
> interessiert.

Mir sind zehn verständige 'Fans' lieber als die fünftausend anderen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.07.13 10:56.

Und, wer bin schon ich, Hermann Hesse, der ist ja immerhin wer , hat das auch so gesehen und sich z.B. gegen Taschenbuchausgaben seiner Bücher gesträubt ... und den ihm zuerkannten Nobelpreis angemessenerweise nicht ernst genommen ... (ihm war klar, daß der Wind der öffentlichen Meinung mal in diese, mal in jene Richtung weht oder auch wehen gelassen wird, und es war ihm recht gleichgültig ...)

Rüdiger schrieb:
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> Rene Grießbach schrieb:
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>
> > Warum sollte May nicht "für so viele"
> schmackhaft
> > gemacht werden?
>
> Anders gefragt, warum sollte er ...
>
> > Wollen wir nun, dass Karl May wieder mehr
> gelesen
> > wird oder nicht?
>
> Ja, wer ist 'wir' ... Mir ist's schnurz ...


Zu dem "Wer ist wir" ?
Berechtigte Frage und somit in der konkreten Formulierung an diesem Ort etwas unglücklich platziert, da nicht alle den selben Anspruch haben. Ich weiß aber, dass das sehr viele wollen, alle sicher nicht.

Zu
"Mir ist´s schnurz"
Ist halt deine Ansicht und somit vollkommen ok. Mir ists nicht schnurz

Vielleicht neige ich auch gelegentlich zur Attitüde einer recht plakativ herübergebrachten Hemdsärmeligkeit ...

Mal anders betracht, es steckt meinerseits auch Enttäuschung dahinter ... Wenn diese Museen mich ansprechen (= für mich ansprechend sein) und überzeugen würden, so wie das Bloch-Zentrum oder das Literaturmuseum in Marbach oder was weiß ich, würde ich nicht so grobschlächtig herumblubbern ... Aber dieses sich anbiedern bei Hinz und Kunz mit Kind und Kegel ist halt der Angelegenheit um die es geht (Karl May) ganz unangemessen ... Das mag jeder anders sehen und wie er will und ist alles durchaus kein Grund zur Aufregung ... wir können alle ganz entspannt bleiben ...





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.07.13 11:49.

Und das mit den Buchauslagen ist auch so eine Sache ... Ich kann mir als Kneipenwirt freilich Teile der Einrichtung von einer Großbrauerei sponsern lassen, dann spare ich Geld, nur wird mein Lokal halt sozusagen etwas Königspils-lastig, oder aber ich kann sagen Nein Dankeschön das mache ich alles schon selber, unabhängig, nach meinem Gusto ...

(PS Kneipenwirt bin ich nur in einem erdachten alternativen Lebenslauf )

Rene Grießbach schrieb:
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> "... wenn man May für so viele schmackhaft machen
> will ..."
>
> Warum sollte May nicht "für so viele" schmackhaft
> gemacht werden?
> Wollen wir nun, dass Karl May wieder mehr gelesen
> wird oder nicht?

Quote

Dichter: erhältst Du den Beifall des Volkes,so frage Dich: was habe ich schlecht gemacht?! Erhält ihn auch Dein zweites Buch, so wirf die Feder fort: Du kannst nie ein Großer werden. Denn das Volk kennt Kunst nur in Verbindung mit -dünger und -honig!

(Arno Schmidt)

Helmut

das paßt jetzt zwar etwas überraschenderweise irgendwie nicht recht zur sozialdemokratischen Einheitsgewerkschaftsmentalität (Verzeihung), ist aber schön ...

Rüdiger schrieb:
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> das paßt jetzt zwar etwas überraschenderweise
> irgendwie nicht recht zur sozialdemokratischen
> Einheitsgewerkschaftsmentalität (Verzeihung),
> ist aber schön ...
>
>


Wenn ich doch nur wüsste, was die "sozialdemokratische Einheitsgewerkschsftsmentalität" ist, und was das mit mir zu tun haben soll? ;-)

oder

wie ich dieses "Schubladendenken" verabscheue ;-)

Helmut

Jenun, die Schmidtsche These wird sozialdemokratischen Kulturdezernenten sicherlich nicht gefallen. Kunst und Kultur muß für alle sein. Denken sie. Bzw. tun so.

Und warum sollte eurer Meinung Kunst und Kultur nicht für alle da sein? Frag ich jetzt mal ganz unsozialdemokratisch...

Markus schrieb:
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> Und warum sollte eurer Meinung Kunst und Kultur
> nicht für alle da sein? Frag ich jetzt mal ganz
> unsozialdemokratisch...


Eine Frage, der ich mich einfach mal anschließe.

Kann ja. Ist ja. Es ist alles allen zugänglich ... Nur ob man den Leuten noch hinterher laufen sollte, das ist die Frage. Die Richtigen kommen schon von alleine.

"Wer 'ne Bude aufM Markt hat, muß eben schreien", schrieb Arno Schmidt mal. Und wer bitteschön bestimmt, welche Musumsbesucher die "Richtigen" sind?

Sie selber ... bzw., die Falschen ...