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Nassforsches bei Vitzliputzli

geschrieben von Rüdiger 
Nassforsches bei Vitzliputzli
07. Juli 2005 21:53
Ich las heute die Geschichte "Die Kriegskasse" in Band 47 und stutzte bei einer längeren, knallpatriotischen Passage.

Überraschung dann beim Vergleich mit dem Original: diese ca. eineinhalb Seiten stehen da überhaupt nicht drin. Einige Kostproben:

?ein neuer Geist des Mutes und der Zuversicht wogte durch Deutschlands Gaue?

?Nur die Geschöpfe der Franzosen rissen ihren Mund weit auf, die wackeren deutschen Männer aber sprachen still?

?nun wallte es auf in den Herzen hochgemuter Deutscher, die Zuversicht eines neuen Frühlings zog durch die Seelen, und besonders am Rhein, am herrlichsten Strom des Vaterlandes, klangen die Becher, und die Lieder der Dichter jubelten, dass nun bald der Franzmann die deutschen Gaue verlassen müsste?

?die Tücke des französischen Gecken heimzuzahlen?

?Diese Zuversicht des stolzen und tapferen Herzens war es, die auch die Französlinge erbleichen machte?

(alle Zitate aus Band 47 GW, ?Professor Vitzliputzli?, © 1979, 217. Tausend, meines Wissens die aktuell im Handel befindliche Fassung; S. 246 ff).

Keiner dieser Sätze steht bei Karl May im Original, und auch auf der Werk-CD waren die kernigen Formulierungen (auch auszugsweise) nicht zu finden.

Anonymer Teilnehmer
Re: Nassforsches bei Vitzliputzli
08. Juli 2005 11:04
Zu Rüdigers Beitrag einige Ausführungen.

Band 47 "Professor Vitzliputzli" enthält stark berarbeitet die historische Novelle "Die Kriegskasse". Diese wurde von Karl May 1878 verfasst. Die Spionagegeschichte handelt 1813/14 zur Zeit der Befreiungskriege. Karl May vermied in dieser Erzählung extrem viele antifranzösische Elemente, die seit 1870/71 in der Literatur gerne verwendet wurden. Zumindest spürt diese antifranzösischen Elemente der Leser kaum.

Bei der Bearbeitung des Textes 1927 durch den Karl-May-Verlag wurde diese antifranzösischen Tendenzen in einen Propagandafeldzug gegen den "Erbfeind" Frankreich ausgebaut.
Unangenhem ist jedoch die Tatsache, dass zumindest noch in der Auflage von 1995 diese antifranzösischen Tendenzen veröffentlicht werden.

Rüdigers Textbeispiele untermauern dies eindrucksvoll.

So sei noch am Ende Dr. Klaus Hoffmann zitiert, der auf S. 179 seines Buches "Karl Mays Werke" schreibt: "Eine mit "welschen" Brocken versetzte "Mengelsprache" springt uns aus dem bearbeiteten Text entgegen. Eduard Engel hätte seine böse Freude daran gehabt. Selbst die umgangssprachliche Wendung "nicht lange (herum)fackeln" richtig zu gebrauchen, sahen sich die Bearbeiter außerstande".
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