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Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen

geschrieben von Rüdiger 
Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
11. Juni 2005 15:58
In einem anderen Thread ging es um die Bearbeitung des Altersromans von Karl May, "Winnetous Erben", durch den Nationalsozialisten Otto Eicke.

Schon bei der Textprobe, die in der Großen Karl May Bibliographie abgedruckt ist (der Anfang im Vergleich zum Original) zeigt sich, daß Eickes Text dem Stil Karl Mays in keiner Weise gerecht wird.(Ruckzuck, Zackzack, alles sehr deutsch, kernig und gesund, gräßlich. Natürlich gibt es Leute, denen so etwas liegt. Hatte gerade heute wieder mit so jemand zu tun)

Davon unabhängig erweckten kürzlich ein paar Textstellen, die eine Reminiszenz an Sam Hawkens darstellen und so im Original nicht vorkommen, mein Interesse. Offenbar ist dem Mann zwischendrin durchaus mal das eine oder andere gelungen, und so werde ich mir das gerne mal angucken.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß diese Bearbeitung für mich nach wie vor ein Unding ist, und man damit Karl May nun wirklich keinen Gefallen getan hat. Etwas dick aufgetragener könnte man auch sagen, man hat ihn verraten.

Mag man bei den Bearbeitungen der Kolportageromane, egal für wie mißlungen man sie (die Bearbeitungen) im Einzelfall hält, noch ein Auge zudrücken, und das gern vorgebrachte Argument, Karl May selber wünschte diese Romane allenfalls in bearbeiteter Form veröffentlicht zu sehen, noch gelten lassen, so kann diese Nachsicht bei "Winnetous Erben" durchaus entfallen. Bei diesem Werk hat sich Karl May meines Wissens niemals eine Veränderung gewünscht.

"Ich komme auch mehr und mehr zu der Ansicht, dass für das "Lesealter", in dem ich damals war, die KMV-Versionen offensichtlich die geeigneteren waren."

schrieb Helmut Moritz im anderen Thread. Dieser Argumentation mag ich nicht folgen. Es kommt ja auch niemand (hoffentlich) auf die Idee, Thomas Mann oder weiß ich wen für Jugendliche "aufzubereiten". Daß das bei sogenannten Abenteuerschriftstellern gemacht wird, ist (für mich) allenfalls ein Ärgernis. Kinder und Jugendliche sollen die Dinge lesen, wenn sie so weit sind, der eine früher, der andere später oder überhaupt nicht.


Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
11. Juni 2005 17:23
Hallo Rüdiger,

im Prinzip stimme ich Dir ja zu, aber ...

du vergisst dabei, dass wir (alle?) ja nicht erst im "geeigneten" Alter zu Karl May gefunden haben, sondern eben im (vor-)jugendlichen.
Und ich habe damals auch "Im Reiche des silbernen Löwen", "Das versteinerte Gebet" und "Winnetous Erben" alle in der damaligen KMV-Version (der 50'er Jahre, also keine Spur von Rückbearbeitung) gelesen, und alle diese Bücher waren für mich nur Abenteuerbücher mit mehr oder weniger vielen langweiligen Stellen dazwischen.
Ob ich genauso empfunden hätte, wenn das damals die "originalen" gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln, und ob meine Begeisterung für Karl May geblieben wäre ebenfalls.
May galt eben damals (und gilt beim überwiegenden Teil immer noch) als reiner Abenteuerautor aus einem Guss (ohne Rücksicht auf alle seine unterschiedlichen Facetten) und ist (und wird immer noch) auch als solcher vom KMV "vermarktet". Und in diesem Sinn waren (und sind) die Bearbeitungen eigentlich nur konsequent.
Dies gilt übrigens genauso für die Bearbeitungen der Kolportageromane.

Helmut
Anonymer Teilnehmer
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
11. Juni 2005 17:29
Hallo Rodger,

Deinen Ausführugen stimme ich voll zu, denn die Bearbeitung von "Winnetous Erben" durch Otto Eicke ist völlig unakzeptabel. Allerdings musst Du dann deine Vorbehalte gegenüber Otto Eicke auch bei "Das Buschgespenst" und "Der Fremde aus Indien" gelten lassen.

Aber man muß sich immer "den Mantel der Zeit" überziehen, wie die amerikanische Historikerin Barbara Tuchman schreibt, um hier die Handlunen des Otto Eicke und vor allem dem Leiter des KMV, Dr. E.A. Schmid, zu verstehen.

Gerade der Chef des KMV mußte zwischen 1933 bis 1945 den Spagat zwischen Verbot und Duldung der Werke Karl Mays vollbringen und da war Otto Eicke und seine Art von Bearbeitungen gerade recht.

Das muß man sich, so meine ich, immer vor Augen halten.

Immerhin blieb in der Endphase des 2. Weltkrieges dem KMV und seinem Verlagschef die absolute Kontrolle durch die NSDAP und der "Bearbeiter" E.F. Löhndorff erspart.

Viele Grüße
Kurt
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
11. Juni 2005 18:21
@Helmut
Nein, ich vergesse da gar nichts. Ich habe doch oben schon versucht, deutlich zu machen, dass es mich nicht interessiert, ob Kinder und Jugendliche einen Zugang zu Karl May haben. Als mir ?Ich? und ?Lichte Höhen? in die Hände fielen, war ich auch noch Kind, wann es genau war weiß ich nicht mehr, aber allenfalls früheste Jugend, aber die Bücher fand ich damals schon interessanter als Abenteuergeschichten. Das ist halt individuell ganz verschieden. Wieso muß man Karl May Kindern oder Jugendlichen anpassen. Die sollen ihn dann lesen, wenn sie soweit sind.

@Kurt
Das ?Buschgespenst? halte ich für eine pfiffige Idee, den ?Fremden aus Indien? für eine etwas bieder geratene Verstümmelung. Bei Eickes ?Winnetous Erben? hat man halt Karl May in ganz unzulässiger Weise sozusagen völlig auf den Kopf gestellt. - Die Bearbeitungen fallen überhaupt ganz und gar unterschiedlich aus. Ich bin mittlerweile weit davon entfernt, sie alle in Bausch und Bogen zu verdammen. Aber ihnen durch die Bank gleichsam die Generalabsolution zu erteilen, wie das im ?Geschliffenen Diamanten? geschieht, finde ich in der Art auch peinlich bis unerträglich.

?Gerade der Chef des KMV mußte zwischen 1933 bis 1945 den Spagat zwischen Verbot und Duldung der Werke Karl Mays vollbringen [?] Das muß man sich, so meine ich, immer vor Augen halten.?
schriebst Du. Das ist natürlich richtig und zu berücksichtigen.

(benutze getrost weiterhin meinen richtigen Vornamen, der ?rodger? war seinerzeit mal eine alberne Idee und ist nur noch eine Benutzer-Kennung, ich sag jetzt ja auch nicht K.A. zu Dir winking smiley)




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.05 18:23.
Anonymer Teilnehmer
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
11. Juni 2005 18:41
Hallo Rüdiger,

mir ging es jetzt nicht eigentlich um die Qualität der jeweiligen Bearbeitung von Otto Eicke.

Tatsache ist vielmehr, dass er die 3 genannten Werke Karl Mays radikal auf die Ideologie des 3. Reiches getrimmt hat. Besonders schlimm sind da die antisemitischen Entgleisungen in "Der Fremde aus Indien", während in "Winnetous Erben" der "Rassegedanke" breiten Raum einnimmt. Schlimm das.
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
11. Juni 2005 19:03
Hallo Kurt,

auf den eingearbeiteten antisemitischen Stellen im "Fremden aus Indien" sind ja auch schon andere nichtendenwollend herumgeritten, ich erinnere mich dunkel; der Witz ist nur, daß es bei Karl May auch vergleichbare Stellen gibt, ich weiß jetzt nicht mehr wo, aber ich erinnere mich hundertprozentig, sie gelesen zu haben. Also: antisemitische Anwandlungen Karl Mays haben nicht erst Bearbeiter erfunden. Es ist halt nicht immer alles so schwarz und weiß und einfach (aber das brauche ich Dir ja nicht zu erzählen).

Beste Grüße

Rüdiger
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 10:47
Hallo Rüdiger,

warum gilt Deine Argumentation bei den Kolportageromanen nicht?
Gilt für die nicht das gleiche wie für den Rest der May'schen Bücher:
entweder man liest sie so wie sie sind oder gar nicht und wartet ab bis man "reif dafür ist"?
Warum soll es dabei zulässig sein, "griffige" Leseversionen zu erstellen und bei den Reiseerzählungen und beim Spätwerk nicht?

Helmut
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 11:21
Hallo Helmut,

die Kolportageromane wollte Karl May selber nur überarbeitet veröffentlicht herausgegeben haben, Winnetous Erben nicht. Insofern kann ich das bei den Kolportageromanen eher einigermaßen akzeptieren, ich sage ja nicht, daß ich das gut finde.

DASS bearbeitet wurde, ist es auch nicht unbedingt primär, was mich so stört, sondern WIE das oft geschah. Bieder, gefällig, verharmlosend.

Bei "Waldröschen" und "Verlornem Sohn" bin ich seinerzeit, als ich die Bearbeitungen las, regelrecht wütend geworden (sehe das mittlerweile allerdings auch wesentlich entspannter), während ich bei den "Deutschen Helden" das Original ziemlich unerträglich (langweilig) finde, und mir dort die Bearbeitung fast besser gefällt.

Jetzt beim "Ulanen" stelle ich fest, daß man sich teilweise sehr zurückgehalten hat, aber dann doch streckenweise wieder dermaßen gestrichen und verändert hat, daß es einfach schade drum ist.

Am schlimmsten finde ich die kleinen Veränderungen in den Reiseerzählungen, gerade dort gab es überhaupt keinen Anlaß zu Bearbeitungen, und man hätte gefälligst, oder nehmen wir das andere vielzitierte Wort, tunlichst, die Finger davon lassen sollen.

Beste Grüße

Rüdiger
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 11:42
Hallo Rüdiger,

Quote

die Kolportageromane wollte Karl May selber nur überarbeitet veröffentlicht herausgegeben haben

Das er das wirklich wollte, da bin ich mir gar nicht so sicher, man kann das auch als reine "Prozessstrategie" lesen.
Und in dem einen Fall, wo er es gemacht hat (Waldröschen!) ist dies m.M. nach auch nicht sonderlich gelungen.

Quote

Am schlimmsten finde ich die kleinen Veränderungen in den Reiseerzählungen, gerade dort gab es überhaupt keinen Anlaß zu Bearbeitungen, und man hätte gefälligst, oder nehmen wir das andere vielzitierte Wort, tunlichst, die Finger davon lassen sollen.

Das kann ich nur unterstreichen. Was mich aber fast genau so ärgert ist, dass man meinte (wie im DHDH) die Figuren gegen die allseits bekannten der Reiseerzählungen austauschen zu müssen. Auch dazu bestand keinerlei Notwendigkeit.

Darüberhinaus soll m.M. jedoch jeder, der lieber die Bearbeitungen liest, dies auch "tun dürfen", es sollte ihm jedoch klar sein (gemacht werden), dass es da noch einen "anderen einen echten May" gibt.


Helmut
Anonymer Teilnehmer
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 12:12
Vor 14 Tagen hatte ich beim Karl-May-Archivtag in Göttingen Gelegenheit mit einem Herrn Dr. W. über Bearbeitungen von Karl Mays Werken zu sprechen. Eigentlich ein starker Gegner von Bearbeitungen beging er selbst den Sündenfall und bearbeitete ein Werk Karl Mays für den KMV.

Er sagte mir, dass er es sich nicht habe vorstellen können, wie leicht es sei Karl May zu bearbeiten. Das sei für ihn schon eine sehr interessante Erfahrung gewesen.

Viele Grüße
Kurt
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 12:48
Hallo Kurt,

wenn das der Dr. W. war, der es vermutlich gewesen sein dürfte, dann beneide ich Dich ein wenig, daß Du mit dem sprechen konntest. Ich habe nur mal am gleichen Frühstückstisch mit ihm gesessen, in gebührender Entfernung, war auch ein langer Tisch ... Den einfach anzusprechen würde ich mich auch nicht trauen, vor dem habe ich höchsten Respekt (das ist bei mir durchaus seltenst).

Was allerdings am Bearbeiten schwer sein soll, verstehe ich überhaupt nicht. Das wär' noch ein Job für mich, pro Buch 1-2 Wochen ... grinning smiley - Ich würde dann allerdings lieber Goethen bearbeiten, oder Henkel oder Mehdorn, die gehören allesamt sicher eher bearbeitet als Karl May ...

grinning smiley
Anonymer Teilnehmer
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 13:42
Hallo Rüdiger,

Herr Dr. W. hat das Bearbeiten ja auch nicht als schwer empfunden, war nur sehr erstaunt, wie leicht und salopp das gerade bei Karl May möglich ist. Nun muß man ja auch bedenken, dass Herr Dr. W. einen bearbeiteten Text noch mal bearbeitet hat, um, wie er sagte, den "Schatz im Silbersee" auch dem jüngsten Leser zugänglich zu machen. Allerdings waren wir uns alle in der Runde einig, dass die Reihe "Abenteuer Winnetou" wohl ein Flop war. Das sah auch Dr. W. so.

Viele Grüße
Kurt
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 15:05
Meinen wir vielleicht doch verschiedene Dr. W.s ?
Der, den ich meine, hat sich meines Wissens mal am "Verlornen Sohn" versucht. Das vom Silbersee ist mir zumindest nicht bekannt.

?
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 15:13
Ich hätte da noch einen Dr.hc W. zu bieten, der hat aber in seiner "Frühzeit" ziemlich viel bearbeitet (und später rückbearbeitet).

winking smiley
Anonymer Teilnehmer
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 15:50
Hallo Rüdiger,

also ich spreche von Herrn Dr. Jürgen Wehnert aus Göttingen. Gegenstand unserer Betrachtungen war die Bearbeitung bzw. gekürzte Fassung des "Schatz im Silbersee" in "Der Indianerschatz" für die Reihe "Abenteuer Winnetou".

Ich erfuhr ferner von ihm, dass es auch Karl May in Vietnam gibt, allerdings nur "Das Vermächtnis des Inka".
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
12. Juni 2005 15:52
Ah. Ich meinte Wollschläger. Danke der Aufklärung.
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
26. Juni 2005 11:30
Beim Lesen von "Winnetous Erben" in der Bearbeitung von Otto Eicke (auch dieses Buch stellte mir ein freundlicher Mensch leihweise zur Verfügung) stelle ich, zumindest bislang im ersten Kapitel, fest, daß da soviel gar nicht bearbeitet ist, nur an einigen Stellen hat Eicke massiv eingegriffen.

Die Vergleichslesung zwischen Original und Bearbeitung ist witzig, immer wieder finde ich Stellen, wo ich mir einigermaßen sicher bin, das ist jetzt Bearbeitung, wenn etwa Klaras hausfräuliche und charakterliche Tugenden sehr deutschtümelnd-bieder aufgezählt werden, und stelle dann fest, nein, das ist durchaus Original, Karl May hatte solche Anwandlungen durchaus auch.

Gespannt bin ich auf das Auftauchen von Hammerdull und Holbers (anstelle von Pappermann), ob das einigermaßen aufgeht.
Anonymer Teilnehmer
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
30. Juni 2005 20:17
Hallo rodger,

ich finde die Kombination Holbers/Hammerdull gar nicht so schlecht. Hier hat Otto Eicke, wie so oft, ein recht glückliches Bearbeiterhändchen an den Tag gelegt.

Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
01. Juli 2005 14:13
Was mich da interessieren würde - Weiß eigentlich jemand, ob es textlich einen Unterschied zwischen den Vorkriegs- und den Nachkriegs-Ausgaben der Eicke-Bearbeitung gibt? Mein Buch hat etwa ein Copywright von 1952 (? oder so ähnlich, jedenfalls aus den 50er Jahren) Wurde da irgendwas 'entschärft', oder ist da die Two-Toasts-Bearbeitung eins-zu-eins abgedruckt?
Re: Eickes "Winnetous Erben" und andere Bearbeitungen
01. Juli 2005 14:19
Hallo Thomas,

ich habe nichts dagegen, wenn Rüdiger Dir mein Exemplar (aus den 30'ern) weiterleitet, wenn Du dies selber nachsehen willst. Du kannst es mir dann ja hinterher wieder zusenden.

Helmut
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