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Freispruch für Old Shatterhand

geschrieben von Rüdiger 
Freispruch für Old Shatterhand
22. November 2006 17:42
Heute gesehen: „Freispruch für Old Shatterhand“, älterer Fernsehfilm.

Hm. Ganz so ein knitteriger Piesepampel wie dieser stumm-steife Herr da im Gerichtssaal wird Karl May auch in schwierigen Zeiten denn doch nicht gewesen sein, da war eine Prise zuviel Starrheit und ein bisserl zu wenig Geschmeidigkeit & Weichheit. In den Sequenzen aus jüngeren Jahren gelang es dem Darsteller schon mehr, zu überzeugen.

Ganz hervorragend und köstlich: der Gendarm auf dem Gefangenentransport (Wer war das ?) Herrlich.

Lebius viel zu gentlemanlike und zu harmlos, der Richter ein bisschen zu bayrischamtsgerichtartig gemütlich, ich dachte die ganze Zeit es ginge um den späteren Prozeß der May als Sieger sah, und deswegen sei der Mann so harmlos, aber weit gefehlt.

Und als May am Schluß aufspringt und mit dem Stock herumfuchtelt (oder war gar kein Stock da und es sah nur so aus ? Ich weiß es nicht mehr), das war aber ein bisschen arg die Klischee-Schublade, wie aus einer schlechten Kindermärchen-Inszenierung, wenn die Hexe mit dem Stock auf dem Boden herumklopft und „Neinneinneinnein“ zetert.

Aber kurz darauf hat es mich dann tatsächlich doch noch einmal in voller Breitseite emotional erwischt, als May, gedemütigt und wie völlig erstarrt, hinausstampft, die Journalisten abwehrt, aber dann dem Jungen ein Autogramm gibt, meine Güte, mit dem Mann muß ich wirklich ordentlich was am Hut haben, das ist doch nicht normal, dass man da so einsteigt. Gut dass ich mich nicht schminke.

Viel Klischee, viel Blödsinn („Ich“ und „Die Juweleninsel“ als Buch zu Karl Mays Lebzeiten !), und ein dämlicher Schluß mit dem wohl gefällig sein sollenden Dialog zwischen den Anwälten. Insgesamt: verzichtbar.
Re: Freispruch für Old Shatterhand
22. November 2006 21:22
Für den Liebhaber sinnreicher Zitate:

Ein Buch in der Hand ist besser als eine Fernsehantenne auf dem Dach
[Verfasser unbekannt]


Grüße nach Mannheim

Frank P.
(Nicht präsent im Kürschner: Deutscher Literatur-Kalender)
Re: Freispruch für Old Shatterhand
22. November 2006 21:29
Habe ich jetzt auch gerade gesehen (ein Hoch auf den freundlichen Lieferanten!).

Leider ist der Begriff "Semidokumentation" gleich im Vorspann noch ein Euphemismus, denn die meisten eingespielten Szenen sind frei erfunden, auch wenn - und das finde ich fahrlässig bis fatal - der Lebius-Anwalt mehrfach betont, das sei alles amtlich.

Der angebliche Kumpan der Vagantenzeit heißt in der "Semidoku" Priebel. Wer die Biografie kennt, weiß, dass nur Krügel gemeint sein kann und dass es keinesfalls sicher ist, dass die beiden ein Räuberpärchen bildeten. Eine Anklage auf "gemeinschaftlich begangenem" Irgendetwas hat es nie gegeben.

Und der Biblio-Man in mir bekommt Wundstarrkrämpfe, wenn er sich diese Unmöglichkeiten ansieht und anhört. Nicht nur, dass man aus "Ich" zitiert und dafür eine Ausgabe aus den frühen Sechzigerjahren verwendet. Selbst wenn man aus "Mein Leben und Streben" zitiert hätte, wäre das bereits ein verbotener Anachronismus gewesen, denn dieses Buch war zum Zeitpunkt des Prozesses (April 1910) noch gar nicht geschrieben. Die erwähnte "Juweleninsel" gab es natürlich auch nicht als Buch. Und mehr noch: Sie war zu jenem Zeitpunkt allseits vergessen. May hat sie selbst nie erwähnt. Der Text ist auch keinem anderen Prozessbeteiligten jemals bekannt geworden. So ein Quatsch.

Und dann dieser verbotene Kitsch (Entschuldigung, Rüdiger): Da lässt man May doch tatsächlich eine Jubiläums-Ausgabe signieren. Was sollte denn diese Schleichwerbung? Mich rührte da jedenfalls gar nichts. Ich fand's ärgerlich.

Die schönste Sequenz im Ganzen ist aus meiner Sicht der Gefangenentransport - so natürlich vollkommen frei erfunden, aber mit dem aus meiner Sicht überzeugendsten Schauspieler als Begleitpolizisten in einer in sich stimmigen, auch psychologisch überzeugenden, warmherzigen Szene.

Meint jedenfalls
Wolfgang Hermesmeier
Re: Freispruch für Old Shatterhand
22. November 2006 21:40
Was er da signiert, habe ich gar nicht gesehen, nur, DASS er signiert. Und Signieren als solches finde ich auch nicht unbedingt so prickelnd, aber daß er da in allem Gedemütigtsein, aller Wut, allem Zorn und aller Verbitterung doch sozusagen sein Herz sprechen läßt, die viel "wichtigeren" Journalisten ignoriert aber dem Jungen seinen Wunsch erfüllt, das wars, was mich erreichte.

Übrigens scheinen wir, was darstellerische Dinge betrifft, offenbar durchaus eine ähnliche Wahrnehmung zu haben, das fällt mir heute nicht zum ersten Mal auf und tröstet über so manche andere eher desaströse Wellenlängen-Unverträglichkeit denn doch einigermaßen hinweg.

winking smiley
Re: Freispruch für Old Shatterhand
23. November 2006 10:18
Wo kam denn das? Menno, ich hab gar keine Zeit mehr für die Fernsehzeitung...
Re: Freispruch für Old Shatterhand
23. November 2006 10:21
Es lief nicht im Fernsehen, sondern gehört in die Kategorie "private viewing in homes".
Re: Freispruch für Old Shatterhand
23. November 2006 10:25
Aha. Was Wunder.
Re: Freispruch für Old Shatterhand
25. November 2006 20:17
Ich glaube mit der Gefangenentransport-Szene sind wir uns einig. Die ist wirklich mit Abstand am gelungensten.

Aber die Räuberpistole um "Priebel" ist wirklich herzig.

Was für Quellen hatte der Herr Kotschenreuther denn damals?

ta
Re: Freispruch für Old Shatterhand
25. November 2006 20:49
Nachtrag (Es lebe das Filmbuch!)

Quellen waren:
- "Ich"
- Gerechtigkeit für Karl May (Gurlitt)
- Sitara (Schmidt)
- Paul Schweders "Die großen Kriminalprozesse"
- Spiegel "Karl der Große"
Re: Freispruch für Old Shatterhand
07. Dezember 2006 17:39
"May verlässt den Saal als moralischer Sieger",

las ich soeben in der "Wiki" zu diesem Film (Papier und Speichermedien sind, in der Tat, geduldig).

Da habe ich wohl kürzlich offenbar einen anderen Film gesehen. Da stürmte ein verbitterter, gedemütigter, ohnmächtig-wütender Mann aus dem Gerichtssaal.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.12.06 17:39.
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 07:01
Und soweit ich sehen kann hast Du oder jemand anders es geändert - und das ist gut so! - Das ist der Vorteil von Wikis.


-SCHEUCH-
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 07:16
Ich war es nicht, der das geändert hat. Nachdem man mir solches Tun dort in der Vergangenheit mehrmals unterbunden hat, weil kritische Hinweise, die mit der Meinung der kompakten Schulterschluß-Majorität nicht konform gingen, nicht erwünscht waren, ändere ich da gar nichts mehr. - Man kommt dann gern mit dem Argument, daß Wertungen dort nicht hineingehörten, obwohl man selber solche unentwegt dort hineinbringt. - Es ist wie bei Orwell, Ungleichheit der Gleichheit, Wertungen sind nur Wertungen wenn sie mißfallen; werden sie gutgeheißen, dann sind sie keine Wertungen mehr.

winking smiley



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.12.06 07:19.
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 08:06
Ohne den Sachverhalt zu kennen, da hast Du damals sicher was anders verstanden als es gemeint war und wie schnell man sich schriftlich falsch verstehen kann, wissen wir alle aus diversen Foren ...

ich kenne das Problem auch aus anderen Wikis. Es ist so, dass man sich als Schreiber von dem Gedanken verabschieden muss, der Artikel, den man schreibt, sei der eigene. Das ist sicher nicht immer einfach, insbesondere wenn man Arbeit reingesteckt hat, aber siehs mal so: Wenn was korrigiert wird, ist das doch immerhin der Beweis, dass man sich damit beschäftigt hat. Und Fehler machen wir alle ... der der den Artkel schreibt, ich der darin rum korrigiert und sicher auch der nächste ... aber zusammen und Stück für Stück ist es sicher möglich, vernünftige annähernd wertungsfreie Beiträge im Wiki zu haben.

---

so und jetzt zur Philosophie:
Wertungen sind nur Wertungen, wenn sie mißfallen; werden sie gutgeheißen, dann sind sie keine Wertungen mehr.

Eine Wertung ist eine Wertung, unabhängig davon, wer sie betrachtet. Das Problem ist, dass ein einzelner niemals objektiv sein kann, also wäre eine gemeinsam gefunde Subjektivität der erreichbare Standpunkt, der der Objektivität am nächsten kommen müsste.

---

-SCHEUCH-
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 08:43
Die damalige Diskussion wurde hier
[www.karl-may-stiftung.de]
ausgetragen.

ta
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 08:55
@Scheuch

Gegen Belehrungen dieser Art in diesem Stil bin ich naturgemäß eigentlich allergisch, und die Duzerei vermeide ich auch in diesem Beitrag wohlweislich; ich handhabe es mit dem Duzen wie mit den Kommas: nach Gefühl, nicht nach Regeln, von Fall zu Fall immer wieder anders, und in diesem lasse ich es bewußt sein.

Aber inhaltlich gibt es zwischendrin auch ein paar interessante wie zustimmungswürdige Stellen, gehen wir es einmal kurz durch:

Quote

da hast Du damals sicher was anders verstanden als es gemeint war

Nicht doch. Ich denke das etwas besser beurteilen zu können, was ich richtig verstehe und was nicht, des zurückgelehnt-überzeugten "sicher" ungeachtet.

Quote

wie schnell man sich schriftlich falsch verstehen kann, wissen wir alle aus diversen Foren ...

Dem ist nun allerdings uneingeschränkt zuzustimmen, es ist ein Kreuz ...

Quote

Es ist so, dass man sich als Schreiber von dem Gedanken verabschieden muss, der Artikel, den man schreibt, sei der eigene.

Wiederum ein bedenkenswertes Argument.

Quote

aber siehs mal so: [...] Fehler machen wir alle ...

Das ist inhaltlich richtig, aber bei diesem Stil kriege ich sozusagen die Krätze. Außerdem ging es nicht um Fehler, sondern unwillkommene Betrachtungsweisen.

Quote

aber zusammen und Stück für Stück ist es sicher möglich, vernünftige annähernd wertungsfreie Beiträge im Wiki zu haben.

Das wäre denkbar, indes, ich zweifle. Ich kann mir auch kein Wiki vorstellen, in dem z.B. Nike Wagner, Ruth Drexel und Karl Kraus schreiben und ihre Beiträge mischen; kurioser Gedanke. (Wenn ich etwas länger nachgedacht hätte, wären mir sicher noch passendere Vergleiche eingefallen, aber soviel Zeit mag ich nun auch wieder nicht investieren).

Quote

und jetzt zur Philosophie:

Das war natürlich nicht meine Philosophie, sondern die beobachtete der besagten Schulterschluß-Connection.

Quote

Das Problem ist, dass ein einzelner niemals objektiv sein kann, also wäre eine gemeinsam gefunde Subjektivität der erreichbare Standpunkt, der der Objektivität am nächsten kommen müsste.

Klingt gut und interessant, indes ... (s.o.)

Grüsse

winking smiley



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.12.06 09:02.
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 08:56
Bitte nicht jetzt mir zuliebe alte Streitigkeiten aufwärmen.

-SCHEUCH-
Re: Freispruch für Old Shatterhand
08. Dezember 2006 09:03
Auch wenn ich jetzt vermutlich gar nicht gemeint war:

Ihnen zuliebe tu' ich fast alles

winking smiley
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