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Winnetou wird angegraben

geschrieben von Rüdiger 
Winnetou wird angegraben
13. Oktober 2006 14:45
Im ersten Band von „Satan und Ischariot“ (im Kapitel „Der Player“) stieß ich gerade auf eine nette Episode.

Die Gattin des Ortsvorstehers von Ures findet offensichtlich Gefallen an Winnetou.

»Winnetou! Der Apatschenhäuptling! Der interessante Indianer! Der berühmte Rote! Ist's möglich, ist's wahr, daß er es ist?«
[…]
Sie zündete sich eine neue Cigarette an und legte sich dann in ihrer Hängematte mit der Miene eines Menschen zurecht, welcher sich etwa im Zirkus befindet und das größte Wunder der Welt vorgeführt bekommt.
[…]
Es war keineswegs ein Wunder, daß mein Gefährte auch hier in Ures als eine Berühmtheit galt. […] und ich habe oft die Beobachtung gemacht, daß besonders die Damenwelt gern von ihm hörte. Er war nicht nur ein hochinteressanter, sondern auch ein schöner Mann, und die Sagen, welche sich an seine erste und auch einzige Liebe knüpften, waren allerdings im stande, ihm das Herz jeder Sennora und Sennorita zu gewinnen.

In der Bamberger Ausgabe ist hier nur von Senoritas die Rede, nicht auch von Senoras. Schade eigentlich. Und das „hochinteressant“ hat man auch weggelassen und sich auf „schön“ beschränkt.

[…]
Seine schönen, ernsten Züge, seine stolze, eherne Gestalt und Haltung hatten den größten Eindruck auf sie hervorgebracht.
[…]
»Wäre ich ein Mann, ich würde stets mit ihm reiten.«
»Und Winnetou wäre ein Weib, wenn er sich das gefallen ließe!« antwortete der Apatsche, indem er sich umdrehte und das Zimmer verließ. Ein solches Lob aus solchem Munde war ihm widerwärtig.
»Was hat er nur?« fragte die Sennora. »Befindet er sich stets in so bissiger Laune?«
»Nein; aber wenn man ihn anbeißen will, so beißt er wieder,« erklärte ich lachend.

Auch dieser (letzte) Satz fehlt im Grünen Band.

[…] »In welchem Hause werden Sie wohnen?«
»Das ist noch unbestimmt.«
»Sie werden leicht ein für Sie passendes finden; aber Winnetou lade ich ein, unser Gast zu sein, und stelle ihm unsere zwei besten Zimmer zur Verfügung. Was meinen Sie dazu?«
Den Apatschen wollte sie bei sich haben; ich aber konnte wohnen und bleiben, wo es mir beliebte. Das machte mir Spaß
[…] der Beamte, welcher gar wohl bemerkt hatte, welchen Eindruck der schöne Indianer auf seine Frau gemacht hatte, mochte eine Anwandlung von Eifersucht empfinden und kam zu ihr herüber, um ihr einige zwar leise, aber eindringliche Bemerkungen in das Ohr zu flüstern. Sie schob ihn, ohne ihn aussprechen zu lassen, einfach zurück.

Dann schlägt man, allerdings aus anderen Gründen, dem Beamten einen Außenauftrag vor,

»Wenn Sie es so eilig haben, so können Sie vorausreiten. Nehmen Sie einige Polizisten mit!«
Da schlug die Sennora die Hände zusammen und rief:
»Das ist ein prächtiger Gedanke!

Der Mann, zunächst gar nicht abgeneigt, mal eine Weile ohne die „bessere Hälfte“ zu sein, will aber dann doch nicht so recht, es könnte ja gefährlich werden da draußen (und auch zuhause):

[…] Er mochte mir ansehen, daß ich eine Art von Mitleid mit ihm fühlte, denn er warf mir einen flehenden Blick zu, in der Hoffnung, daß ich mich seiner annehmen und den Versuch machen werde, seine Gattin von ihrer für sie pikanten, für ihn aber höchst fatalen Marotte abzubringen, doch vergeblich.

Nichts von der doch recht deutlichen „pikanten Marotte“ im Bamberger Band, dort heißt es, vermeintlich jugendgerecht, schlicht „seine Gattin von ihrem verrückten Plan abzubringen“

Und am Ende geht es dann aus wie das Hornberger Schießen …
[…]

»Sennor Winnetou, Sie haben also wirklich die Absicht, die Nacht hier in Ures zu verbleiben?«
Das Gesicht, mit welchem der Apatsche auf sie niederblickte, war nicht zu beschreiben. Was sich in demselben aussprach, war Mitleid und zugleich Erstaunen darüber, daß sie es wagte, ihn direkt anzureden. Ich verstand seinen Blick und antwortete an seiner Stelle:
»Ja, wir bleiben bis morgen da.«
»Warum antworten denn Sie? Lassen Sie doch Winnetou reden!« sagte sie, indem sie mir einen verächtlichen Blick zuwarf. »Er hat gehört, daß ich ihn verehre, und wird mich doch wohl seine Stimme hören lassen.«
Sie wiederholte ihre Frage, und da er nun zu antworten gezwungen war, nickte er bejahend.
»So gebe ich mir die Ehre, Sie einzuladen, mein Gast zu sein,« fuhr sie fort. »Wollten Sie die Einladung annehmen, so würden Sie mich sehr beglücken.«
»Meine weiße Schwester mag glücklich sein,« antwortete er. »Ich nehme an.«
»Und ich darf Damen zu mir laden, welche Winnetou feiern werden?«
»Winnetou weiß, daß die Bleichgesichter Bären fangen und einsperren, um sie sehen zu lassen; aber er ist kein Bär.«
»Also kein Fest?« fragte sie mit sehr enttäuschtem Gesichte.
»Nein,« sagte er, drehte sich um und ging hinaus; ich folgte ihm, und wir entfernten uns, ohne ein Wort des Abschiedes zu verlieren.

Es hat nicht sollen sein, der Mann ist zu edel …

Ob die Geschichte aber in Elspe oder Bad Segeberg auch immer so ausging oder ausgeht (nach der Vorstellung, im Après), da bin ich mir nicht so sicher …

winking smiley
Re: Winnetou wird angegraben
13. Oktober 2006 19:16
"Es hat nicht sollen sein, der Mann ist zu edel … "

Der Mann ist ein Prinzipienreiter gewesen, Ribanna oder keine. Das Thema war erledigt.
Schon interessant, dass May immerhin mal den Versuch macht, ihm eine unterzujubeln. Aber wahrscheinlich auch nur wieder, um ein für allemal, evtl. auch für die Winnetoufans unter den Leserinnen, klar zu machen: Da geht nix, überhaupt gar nix. Punkt!
Oder: Wenn er keiner einzigen gehört, dann gehört er allen ein bisschen.
Re: Winnetou wird angegraben
13. Oktober 2006 19:53
Wer spricht?
Re: Winnetou wird angegraben
14. Oktober 2006 08:23
Quote

Ribanna oder keine. Das Thema war erledigt.
… Da geht nix, überhaupt gar nix. Punkt!

Und der eine liebt die Rose, die der Himmel ihm beschert
und der andere all’ die kleinen Primelchen, die er find’ auf der Erd’


(Willy Millowitsch in einem Lied. Wie der das gebracht hat mit den Primelchen, so mit einem Kiekser in der Stimme und mit seiner unverwechselbaren lausbübig-charmanten Schelmigkeit, das macht ihm auch keiner nach)

Das fällt mir auch derzeit auf, nicht nur in der Bibel findet man zu allem etwas, auch, z.B., bei Willy Millowitsch. Wem die Bibel zu trocken ist, einfach Millowitsch-Lieder-Gesamtausgabe besorgen, da steht auch alles drin.

winking smiley

Dessen Beerdigung werde ich auch nie vergessen.

„Der Wagen stoppt für zwei Minuten vor dem Theater. Die Menschen hält es nicht hinter der Absperrung, sie wollen Willy noch einmal ganz nahe sein. Gleichzeitig setzen sie an zum letzten Applaus.
Minutenlang. Sie rufen "Willy, Willy", legen rote Rosen und Sonnenblumen auf das Dach des schwarzen Wagens. Eine ältere Kölnerin traut sich hervor, berührt kurz die Heckscheibe, flüstert etwas - sie geht zurück in die Menge und bricht in Tränen aus. Andere Zuschauer heulen mit."

Jo. Auch vorm Fernseher. Wie bei Winnetou.

winking smiley
Re: Winnetou wird angegraben
14. Oktober 2006 21:09
Rührend! Den Millowitsch mochte ich auch gern (aber zuvor oder gleichzeitig kam noch die Heidi Kabel)

Wie? "Wer spricht?"
Wir sind's doch bloß, der liebe Rüdiger und die liebe Sylvia.

?
Re: Winnetou wird angegraben
14. Oktober 2006 22:17
... wenn ich jetzt noch mit Henry Vahl komme (über den ich Tränen lachen kann, der Mann ist für mich wirklich saukomisch), besteht vorübergehend die Gefahr, daß wir uns ein wenig von Karl May entfernen, aber nein, auch das biegen wir wieder hin: stellen wir uns vor Henry Vahl als altgewordener Hadschi Halef Omar, nach ein paar Jahrzehnten auf Sitara ...

grinning smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.06 22:19.
Re: Winnetou wird angegraben
14. Oktober 2006 22:26
... und der alte Albers als Kara St. Nimmerlein daneben, doch, das wär's

(Hat mal jemand den Film gesehen, wo er als Hotelangestellter mit Karriereknick zwischenzeitlich das Klo putzen muß (und dabei seine Würde nicht verliert) ? Stark, sehr stark)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.06 22:27.
Re: Winnetou wird angegraben
15. Oktober 2006 19:38
Als wir vor drei Tagen die neuen Smileys eingerichtet haben, fragte Thomas noch, wozu wir das hier (verliebt) benötigen. Ich antwortete: na für Diskussionen über Winnetou. Wusste ja nuicht, WIE visionär ich bin. grinning smiley

ta
Re: Winnetou wird angegraben
16. Oktober 2006 13:25
Meine Gute, und wo haste denn die neuen Smileys versteckt? Hab letzte Woche schon mal gesucht, bei den alten sind se nich.
Re: Winnetou wird angegraben
16. Oktober 2006 14:24
Wenn Du einen Eintrag zum Forum schreibst, kannst unter "Datei anhängen" auch eine Smiley-Übersicht aufrufen. Und da sind sie in voller Schönheit. Ein paar alte hab ich rausgeschmissen und dafür ein paar fetzige neue eingefügt.

ta
Re: Winnetou wird angegraben
16. Oktober 2006 18:30
Ich bin (dafuer), diese Smilies zu behalten.
Darauf (sekt), passt auch besser als (beer), zumindest hier in der Gegend. smoking smiley

...und dann wieder zurück zum Thema.

Mir ist der Gedanke gekommen, dass May vielleicht genervt war von den Groupies, die scharf auf Winnetou waren und er, May, sich dadurch etwas an den Rand gedrängt fühlte und um wieder in den Mittelpunkt des Interesses zu gelangen, Winnetou einfach für gar niemanden erreichbar machte.

Ach, wie bekomme ich meinen Cappi-Smilie wieder??

andrea



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.06 18:41.
Re: Winnetou wird angegraben
16. Oktober 2006 22:25
JennyFlorstedt schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wenn Du einen Eintrag zum Forum schreibst, kannst unter "Datei anhängen" auch eine Smiley-Übersicht aufrufen.

Was - zumindest bei mir - nicht wirklich funktioniert.
Was mache ich falsch?

Sabine
Re: Winnetou wird angegraben
17. Oktober 2006 09:39
Gefunden!

Da ist ja auch mein Dick Stone-Smiley dabei (trapper)

(verliebt)
Re: Winnetou wird angegraben
17. Oktober 2006 10:22
Quote

dass May vielleicht genervt war von den Groupies, die scharf auf Winnetou waren und er, May, sich dadurch etwas an den Rand gedrängt fühlte und um wieder in den Mittelpunkt des Interesses zu gelangen, Winnetou einfach für gar niemanden erreichbar machte.

Was für Groupies denn. Wir sind doch nicht in Elspe. Und dort ist Winnetou ja auch schon ein paar Tage älter.

winking smiley

So völlig unempfänglich scheint der rote Bruder bei Karl May aber denn doch nicht zu sein. Immerhin lesen wir in Satan und Ischariot II über Martha Vogel aus Winnetous Munde:

Quote

»Diese Squaw ist so schön, wie ich fast noch keine gesehen habe. Mein Bruder mag mir sagen, ob sie einen Mann hat!«

und wenig später anlässlich ihres Gesangs

Quote

Winnetou saß mir gegenüber und lauschte mit angehaltenem Atem.

Später lesen wir gar aus dem Munde ihres Vaters, Herrn Vogel, von Hausbesuchen in der Großstadt

Quote

Glücklicherweise war der Apatsche nach San Francisco gekommen, hatte an uns gedacht, sich nach uns erkundigt, unsere neue Wohnung erfahren und kam nun, uns zu trösten

(Was Winnetou zur Begrüßung gesagt hat, steht nicht dabei, wie war noch der Witz, Guten Tag Herr Fischer …)

(dumdidum)
Re: Winnetou wird angegraben
17. Oktober 2006 19:44
Rüüüdiger, wenn wir Dich nicht hätten - wie machst Du das bloß?? Hast Du das alles im Kopf oder guckst Du auf der Digibi nach??

*mal wieder fast sprachlos ist*

(frueh)

andrea
Re: Winnetou wird angegraben
17. Oktober 2006 20:11
Ich hatte es gerade vor ein paar Tagen gelesen. Und wenn man sich an irgendeine Stelle einigermaßen erinnert (auch wenn die Lektüre länger her ist) ist es ein leichtes über die Suchfunktion (auch auf den Seiten der KMG) das Gewünschte zu finden. Gegebenenfalls mehrere Suchworte ausprobieren.
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