Respekt, ARD

Im Starquiz (Entschuldigung) mit J. Pilawa, gab es gestern Abend folgende Frage:

Welche literarische Figur wird mit folgender Beschreibung eingeführt:
"Seine nicht zu hohe Gestalt war von ungewöhnlich kräftigem und gedrungenem Bau"

A. Robinson Crusoe
B. James Bond
C. Sherlock Holmes
D. Winnetou

Die Kandidaten haben sich für A entschieden (,was schon deshalb nicht richtig sein kann, da dies eine Ich-Erzählung ist).
Natürlich ist Winnetou richtig, aber es ist eben wirklich die erste bei May vorkommende Beschreibung (eigentlich in "Inn-nu-woh") später dann in "Winnetou" (erschienen 1878 in der Zeitschrift "Omnibus") übernommen.
Daher mein Respekt an die Redaktion der ARD, denn das kennt nun wirklich nicht jeder.
Pilawa hat das Zitat auch noch fortgesetzt (diese Fortsetzung stand nun wirklich nur in "Omnibus") ", und insbesondere zeigte die Brust eine Breite, die einem hochaufgeschossenen und langhalsigem Yankee in die respectvollste Bewunderung zu setzen vermochte."
Dafür nochmals Respekt.
Nicht zitiert wurde allerdings der Anfang der Beschreibung "Er schien im Anfange der fünfziger Jahre zu stehen".

Helmut

PS.: Ich habe gestern abend doch wirklich über eine Viertelstunde gebraucht, um den richtigen Reprint mit diesem Text zu finden. (Es ist der KMG-Reprint "Der Krumir").Außerdem steht diese Kurzgeschichte in GW 80 im Neusatz.



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.08 11:15.

Quote

Ich habe gestern abend doch wirklich über eine Viertelstunde gebraucht, um den richtigen Reprint mit diesem Text zu finden

Wenn Du den Text "Seine nicht zu hohe Gestalt war von ungewöhnlich kräftigem und gedrungenem Bau" auf den Seiten der KMG bei der Suchfunktion eingibst, geht es schneller. In anderen Fällen auch.

(Zum Glück) ist in den allermeisten Fällen mein Gedächtnis und das Suchen im Bücherregal schneller, als "in eine anderes Zimmer gehen, den PC einschalten, das Hochlaufen abwarten, warten bis so alle Programme (Virenscanner, Firewall usw.) richtig laufen, Firefox starten, das richtige Lesezeichen suchen und dann den Text eingeben und die Antwort abwarten".
Einen Laptop (,der so nebenbei gesagt die Augen und die Halswirbel auf die Dauer schädigt) besitze ich nicht, und außerdem halte ich persönlich das Training meines Gedächtnisses für wichtiger als das Erlernen eines schnelleren "Computerzugriffs".

Und außerdem wusste ich sowieso, aus welcher Gechichte das Zitat stammt, ich habe nur (wie ich schrieb) einige Zeit gebraucht bis ich das Buch fand in dem der Reprint des Originals (GW 80 hatte ich schnell gefunden) steht; und dabei helfen auch die Seiten der KMG nicht sehr viel weiter, weil die nämlich die "Ordnung" in meinen Regalen auch nicht kennen.


Helmut
(hupf)

Quote

einige Zeit gebraucht bis ich das Buch fand in dem der Reprint des Originals (GW 80 hatte ich schnell gefunden) steht; und dabei helfen auch die Seiten der KMG nicht sehr viel weiter, weil die nämlich die "Ordnung" in meinen Regalen auch nicht kennen.

Um zu wissen in welchem Buch die Geschichte steht, braucht man auch nicht suchen, sondern kann das z.B. über diese Datenbank klären ("der Text ist in diesen Bänden erschienen"; da stehen dann auch die Reprints und die anderen 'relevanten' dabei). Und eine Zusatzbemerkung für die weitergehende häusliche Suche ("hinten links zwischen der Milch und den nikotinfreien Zigaretten") kann man sich auch in die Sammlung ins Bemerkungsfeld schreiben.





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.08 12:27.

Damit eventuelle Hacker-Einbrecher auch gleich wissen, wo sie die blauen Fehsenfelder finden?

Einbrecher, die blaue Fehsenfelder suchen, gehen dem Geruch nach ...

Die wären ja schön blöd, wenn sie erst den Computer anschalten würden usw. ... das hat Helmut ja oben überzeugend vorgetragen.

Bei mir ist der Computer (leider) halt den ganzen Tag an. Morgens ab dem Aufstehen bis abends zum Schlafengehen. Irgendwo muß man ja hin mit seinem Suchtverhalten.

Meine antiquarischen Mays befinden sich natürlich in einem anderen (extra abgesichertem ) Zimmer.
Die blauen Fehsenfelder gehören im übrigen nicht unbedingt zu den besonders wertvollen, denn da gibt es z.B. die Erstauflagen vom "Bärenjäger" vom "Ölprinz" und von "China, ein Denkmal ...", die weinroten Sascha Schneider Ausgaben (alle drei!), "Himmelsgedanken", "Babel und Bibel" und "Am Rio de la Plata" in der Kalblederversion.

Helmut

Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Bei mir ist der Computer (leider) halt den ganzen
> Tag an. Morgens ab dem Aufstehen bis abends zum
> Schlafengehen. Irgendwo muß man ja hin mit seinem
> Suchtverhalten.
>
>

Diese Sucht konnte ich bis vor 4, 5 Jahren auch noch teilen. Seit ich Familie hab ist das vorbei, kaum Zeit mehr(heul).

Ja find ich ja toll daß nicht nur ich es bin der mich outen muß diese Sendung geschaut zu haben. Aber ich hatte gestern meine Zweifel daß es das richtige Zitat sei, da, wie Pilawa nachher noch ergänzte, etwas mit Yankee noch drin vorkommt. Das hatte ich so noch nie gelesen. Aber da Helmut es kennt, muß es wohl stimmen.

Hier

[www.karl-may-gesellschaft.de]

kann man die beiden Fassungen der Geschichte (Inn-nu-woh / Winnetou) direkt vergleichen.

Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hier
>
> [www.karl-may-gesellschaft.de]
> zaehl/reise/winntou0/innwinn.htm
>
> kann man die beiden Fassungen der Geschichte
> (Inn-nu-woh / Winnetou) direkt vergleichen.

Das kannte ich schon, danke, habe mir bisher aber noch nicht die Mühe gemacht die zweite Fassung zu lesen (Inn-nu-woh habe ich komischerweise schon einigemale gelesen).
Aus der zweiten Fassung geht ja hervor daß Winnetou (steht am Anfang der 50) von Jahr zu Jahr (literarisch gesehen) immer jünger wird. In Winnetou I heißt es (ca. 15 Jahre nach der Zweitfassung von Inn-nu-woh) dann er stünde im gleichen Alter mit Old Shatterhand, der da glaub ich in den 20ern ist. Selbst wenn das nicht so ist und Winnetou ist da viel älter, kann er trotzdem nicht um die 50 sein, da sein "Alter" (Inschu-Tschuna) sonst Steinalt wäre.
Ich weiß, May hat sich um sowas nicht gekümmert, aber sowas fällt mir halt auf. Vieleicht steht in Band 80 der GW "Auf der See gefangen" mehr darüber. Bin jetzt zu faul zum suchen

In der Erzählung "Winnetou" ist er um die Fünfzig, in "Winnetou I" natürlich nicht. Es ist aber trotzdem die gleiche Figur. Einmal so und einmal anders gesehen, angelegt, konzipiert oder wie immer man das nennen mag. (Vgl. auch Firehand, Turnerstick usw.) Wie das bei Schriftstellern, Malern, Musikern usw. usf. halt gängig, üblich und gar nichts Besonderes ist.

(Seine Wanda z.B. hat er auch des öfteren 'gemalt', in verschiedenen Variationen. Aber da hat man mir auch schon erzählt, das seien alles ganz verschiedene Figuren, die nichts miteinander zu tun hätten, und die hießen nur sozusagen zufällig alle so ...)



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.08 21:21.

Ja sag ich doch. Aber ich schreib da trotzdem drüber, eben weil ich es interessant finde, nicht weil ich es anprangere

Das geht mir auch gelegentlich so ...

Karl May gibt einem ja immer Grund auch außerhalb seines Werkes über ihn nachzudenken...

Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> (Seine Wanda z.B. hat er auch des öfteren
> 'gemalt', in verschiedenen Variationen. Aber da
> hat man mir auch schon erzählt, das seien alles
> ganz verschiedene Figuren, die nichts miteinander
> zu tun hätten, und die hießen nur sozusagen
> zufällig alle so ...)

So wie bei Firehand, den Snuffles, Turnerstick usw. Tja das wird wohl immer ein Rätsel bleiben: Entweder es sind wirklich alles verschiedene Figuren mit ein und denselben Namen (was wohl die meisten glauben), oder aber er (May, dieser Trickser(hupf)) hat wirklich immer ein und dieselbe Figur gemeint, jeweils aber anders beschrieben, aus einer anderen Perspektive heraus, wie ein Maler, dessen Landschaft die er immer wieder malt, nie zweimal gleich aussieht, sondern es immer neue Facetten zu bestaunen gibt.
So langsam fange ich an May zu verstehen (aber mit Betonung auf langsam)

Und dieses 'Entweder - oder' sollte man auch noch etwas aufbrechen (so einfach ist es nun auch wieder nicht ...), das ist bei May eher sozusagen analog als digital ... (es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern unendlich viele Abstufungen dazwischen.)

(Will in etwa unter anderm sagen: so deutlich und ausgeprägt wie bei der Wanda, die, wenn auch in ganz unterschiedlichen Variationen auftretend, doch immer sozusagen eine gemeinsame 'Urmutter' hat, ist es keinesfalls bei allen Namensgleichheiten, es wird Fälle geben, wo der gleiche Name viel weniger, und auch solche, wo er 'so gut wie gar nichts' zu bedeuten hat.)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.08 21:56.

Ich sag ja, Karl May war ein listiger Hund. Es würde mich nicht wundern wenn in seinem Werk mehr Geheimnisse versteckt wären, als in der Bibel (vieleicht gar Codes). So, jetzt rauchen Köpfe.

(yes)

Mich würde es auch nicht wundern. Die Sache mit dem Verleger Zimmermann z.B., das hat doch damals so gut wie keiner begriffen und auch gar nicht begreifen können oder sollen, aber es hat ihm trotzdem Spaß gemacht. Und in der Hinsicht gäbe es sicher noch ganze Wagenladungen voll zu entdecken. Geben wir uns weiter Mühe.





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.08 22:00.

Machen wir.

Wer war denn Zimmermann? Was war da los?

Verleger Münchmeyer war mal Zimmermann, und May hat in einem bei Münchmeyer erschienenen Roman (Der verlorne Sohn) einen Verleger Zimmermann auftreten lassen. Vermutlich ohne daß ein Mensch den Bezug gemerkt hat. Und es gab noch subtilere Sachen, da fehlen mir im Moment die Beispiele. Kein gewöhnlicher Autor ...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.08 22:14.