...am Sterben gewesen.

Guten Morgen!

Rüdiger kommentierte eine Bamberger Bearbeitung (Rezension zum Band "Satan und Ischariot":

"("am Sterben gewesen? erinnert mich, sorry, an den Sprach-Slang des Ruhrgebietes) "... und hat damit völlig Recht. das ist kein sächsischer Zungenschlag.
Bastian Sick (Zwiebelfisch) nannte das "rheinische Verlaufsform" und da die zugehörige Kolumne noch recht frisch ist, dürfte sie sich bestimmt noch im Zwiebelfisch-Archiv auf Spiegel.de (Kulturspiegel) leicht finden lassen.

Glück auf!

ta

Hab mal von wegen der Bequemlichkeit für alle Interessenten den Link herausgesucht

[www.spiegel.de]

ta

Die May-CD lieferte 4 Treffer, quer durchs Gesamtwerk:

»Der Vater ist am Sterben; es hat ihn über alle Maßen schnell gepackt, und er läßt Euch bitten, doch rasch zu ihm zu kommen. Er hat mit Euch zu sprechen!«
[Karl Mays Werke: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten. Karl Mays Werke, S. 2167 (vgl. KMW-I.3-75:9, S. 137)]

»Er kommt nicht. Er behauptet, am Sterben zu liegen. Jede Bewegung und jede Berührung verursacht ihm so ungeheure Schmerzen, daß ein Transport herüber ganz und gar unmöglich ist.«
[Karl Mays Werke: Waldröschen. Karl Mays Werke, S. 13815 (vgl. KMW-II.7, S. 2742)]

»Die Blume hofft auf den Tau; er will nicht kommen; sie senkt das Haupt und welkt; schon ist sie am Sterben, da kommt er endlich doch!«
[Karl Mays Werke: Winnetou III. Karl Mays Werke, S. 52616 (vgl. KMW-IV.14, S. 478)]

»Ich war ganz nahe, ganz nahe!« fuhr er fort, ohne daß er die Augen öffnete.
»Wo?«
»Am Sterben, am Sterben! Ich habe sie gesehen, beide, beide, ihn und ihn!«
[Karl Mays Werke: Im Reiche des silbernen Löwen III. Karl Mays Werke, S. 65203 (vgl. KMW-V.3, S. 277)]

Rheinisch-westfälisch hin oder her; die Formulierung muss dem Sachsen May vertraut gewesen sein.

Hallo Wolfgang!

Interessant. Hast du nur "am Sterben" geprüft oder noch andere "Verlaufsformen"?
Ich kenne in meiner Gegend eigentlich nur die Wendung "beim" statt "am", wobei es sicherlich auch vom Verb abhängt.

ta

Liebe Jenny!

Natürlich habe ich nur nach "am Sterben" gesucht.
Das Gegenteil "am Leben" liefert übrigens 136 Treffer, aber wen wundert's?

Falls irgend jemand einen Weg kennt, wie man auf der CD allgemein nach der rheinischen Verlaufsform oder anderen grammatischen Konstrukten suchen kann, dann gibt's eine goldene Ananas ;-)

Gruß
Wolfgang

Da an anderer Stelle über "Winnetou I" diskutiert wird, möchte ich hier noch die Bearbeitung in der Einleitung des Bandes beim KMV anführen. Aus: "Ja, die rote Nation liegt im Sterben!" (Fehsenfeld) wurde: "Ja, die rote Rasse ist am Sterben". (Ich zitiere letzteres nach dem 361. bis 410. Tausend, Radebeul.) Inzwischen steht erfreulicherweise in der Bamberger Ausgabe wieder der Satz wie in der Erstausgabe. Man fragt sich, was den oder die Bearbeiter damals geritten hat.

Grüße

Rolf Dernen

Hallo Rolf,

aber, wenn meine Erinnerung mich jetzt nicht trügt, steht da immer noch "rote Rasse" statt "rote Nation" (ist nicht so wild, nur der Exaktheit halber).

Beste Grüße

Rüdiger

(Bleib' schön bei uns !)

;-)

Hmm!

Mal abgesehen von der Textänderung, die ja an sich bereits als verboten gilt: Eine rote Nation gab es nie. Dieser Begriff ist sachlich falsch. Rote Rasse dagegen ist sachlich korrekt. Es ist traurig, dass wenige Jahre deutscher Geschichte ein Wort und seine zutreffende Bedeutung derartig diskreditieren können, dass man dessen korrekte Verwendung nicht einmal mehr gestatten möchte.

Zur Erläuterung:
Rassismus ist nicht die Feststellung, dass es verschiedene Rassen gibt, sondern die Überhebung der einen Rasse über eine andere.

Schönen Gruß
Wolfgang Hermesmeier

Schon klar. Mir ging es um eine kleine Präzisierung jenseits aller Wertungen.

Da capo:

>>> ist nicht so wild, nur der Exaktheit halber.

Rüdiger hat selbstverständlich Recht. In meiner neuesten Bamberger Ausgabe (3783. Tausend) steht "Rasse". Um diesen Ausdruck ging es hier allerdings auch gar nicht, das Thema war die Formulierung "am Sterben", die für mein Sprachgefühl entschieden uneleganter ist als "liegt im Sterben".

Aber wenn wir schon mal dabei sind: May mag mit "Nation" falsch gelegen haben. Goethe lag mit seiner Farbenlehre auch falsch. Soweit ich weiß, hat das kein Goethe-Herausgeber bisher "verbessert".

Grüße

Rolf

Es gab sehr wohl eine "rote Nation", der Bund der Irokesen.

Es gab nicht nur eine rote Nation. Es gab rund 500 davon. Aber es gab eben nicht und niemals *die* rote Nation.

Auch Claus Roxin nimmt sich in den Mitteilungen der KMG Nr. 95 von 1993 dieses Themas an (Besprechung der aktuellen Bamberger Winnetou I - Ausgabe).

Auf den Seiten der KMG unter Sekundärliteratur nachzulesen (Strg C scheitert).

>
> Natürlich habe ich nur nach "am Sterben" gesucht.
> Das Gegenteil "am Leben" liefert übrigens 136
> Treffer,

Sehr geehrter Herr Hermesmeier, grüß Gott im Paralleluniversum!

Und schon wieder muss er wortklauben, das Gegenteil von "am Sterben" ist vielleicht eher noch "am Geborenwerdensein" oder wie auch immer man das schreibt. "Am Leben" hat sein Gegenteil, wenn ich mich nicht irre, in "nicht am Leben" oder "im (nicht am) Jenseits" oder (gibt's bei May eigentlich so eine biblische Formulierung wie) man "schläft im Tode" oder sowas.

Wobei mir persönlich schon wieder ins Auge springt, dass "am Leben" und am "Sterben" aktivische Verbindungen bilden (Sterben ist also durchaus ein Vorgang im Aktiv, obwohl ja durchaus viele Opfer auch bei Karl May gestorben werden), wohingegen "geboren werden" ja passiv ist. Hab ich noch gar nicht so gesehen... was auch immer wir jetzt damit anfangen.

Grüße
GP
(der froh ist, dass die Benutzernamen hier auch nur aus zwei Zeichen bestehen dürfen, und der durchaus aktiv am Leben ist, in welchem Universum auch immer)