Titelbild


Frage
Icon
Privat
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Icon
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein

"musikalische" Fundstelle

geschrieben von Helmut 
"musikalische" Fundstelle
08. Juli 2007 20:48
Ich mag ja eigentlich kein "multiposting", aber ...

Beim Stöbern in meiner CD-Sammlung bin ich auf ein Exemplar gestossen, aus dessen Begleitheft ich hier zitieren möchte.

Quote

Hätte der Kantor emeritus Matthias Aurelius Hampel aus Klotzsche bei Dresden sein Versprechen wahrgemacht und seine zwölfaktige Heldenoper aus dem Wilden Westen komponiert, er wäre vermutlich als Vorläufer des Balletts "Ogelala" in die Musikgeschichte eingegangen. Doch das Projekt wurde nie realisiert, besser: es konnte garnicht realisiert werden, obwohl Hampel seine praktischen Studien mit außerordentlicher Akribie und vor Ort betrieben hat - denn er war die komische Figur in Karl Mays Ölprinz und in dieser Reiseerzähling dafür zuständig, daß den Protagonisten nicht langweilig wurde.

Die fiktive Gestalt blieb dennoch nicht ganz ohne Einfluß auf das "Ballettmysterium in einem Akt nach einem antikmexikanischem Original", dessen Klavierpartitur Erwin Schulhoff am 23. November 1922 vollendete. Damals nämlich erfreute sich die volkstümliche Indianerliteratur à la Karl May selbst in "Ästhetenkreisen" (so Schulhoff) einer außerordentlichen Beliebtheit, so daß "Ogelala" nicht nur von dem allgemein im Expressionismus verbreiteten Interesse an archaisch-heidnischen Sujets, nicht nur aus der allemal vorbildhaften Partitur des Sacre du Printemps - sondern auch aus den Abenteuern eines Old Shatterhand ein erhebliches Kapital zog.
...
Die Uraufführung fand am 21. November 1925 in Dessau unter der Leitung von Franz von Hoesslin statt. Musikalisch scheint die Premiere recht erfreulich gewesen zu sein; choreographisch aber war sie ein regelrechter Reinfall.
...


Das Stück, das da beschrieben wird, ist das Ballett "Ogelala" von Erwin Schulhoff (geb. 1894 in Prag, umgebracht 1942 im KZ Wülzburg).
Die CD ist 1995 bei CPO erschienen, der zitierte Text stammt von Eckhardt von Hoogen.

Helmut
Re: "musikalische" Fundstelle
08. Juli 2007 21:49
Wenn ich jetzt mal mit wenig Gespür für sprachliche Feinheiten resümieren darf: Das Stück selbst ist eigentlich ein unerträglicher Mist. Aber aus Werbezwecken wurde mit aufgeblasener Rhetorik ein Zusammenhang mit Karl May hergestellt, der an den Haaren herbeigezogen ist. Habe ich das so in etwa richtig verstanden oder bin ich einfach nur ein Banause (wobei das eine das andere nicht ausschließt)? grinning smiley
Re: "musikalische" Fundstelle
09. Juli 2007 07:46
Das kann schon deshalb so nicht funktionieren, da in den "Kreisen der Liebhaber dieser Art von Musik" Karl May niemals als Werbeträger dienen könnte. Diese Kreise fühlen sich eher als "Avantgarde der (deutschen) Kulturträger" und in diesen Zirkeln ist Karl May seit ca. 100 Jahren absolut "out".
Außerdem würde ich doch in meine CD-Sammlung niemals "unerträglichen Mist" aufnehmen (und dass dann auch noch zugeben winking smiley ).

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.07 07:47.
Re: "musikalische" Fundstelle
09. Juli 2007 08:09
Ein Einwurf, eine Möglichkeit, eine Nachfrage:

a) Wer für so elitäres Publikum produziert, ist vielleicht mit so geringen Stückzahlen nicht zufrieden und erhofft sich Mitnahmeeffekte außerhalb der Zielgruppe, denen man dafür aber wenigstens ein Bonbon mitliefern muss (May-Fans). Ein Ramschpreis nach Sättigung der Upper Class tut das Übrige dazu grinning smiley

b) Was in der eigenen CD-Sammlung steht, muss man ja nicht zwangsläufig selbst gekauft haben. Jeder ist doch von einer Vielzahl freundlicher Menschen umgeben, die einen dann doch nicht so gut kennen, wie sie sollten, und einem bei Gelegenheiten, die als Pflichtübung ein Geschenk beinhalten, einen in einer Weise bedenken, die sie selbst schon ahnen lässt, dass der gute Wille das einzige ist, was hier zu zählen bleibt ("Du kannst das auch umtauschen!").
[[ Ich dagegen ahne, wer an diesem Satzungetüm seine spezielle Freude haben wird ]]

c) Du gehörst also zu dem unter a) genannten ausgesuchten Kundenkreis? Hätte ich nicht gedacht grinning smiley
Re: "musikalische" Fundstelle
09. Juli 2007 08:31
Um mit dem einfachsten anzufangen, ich gehör(t)e zu der Art von Sammlern, der wenn er einmal ein gutes Stück eines Komponisten gehört hat, (verrückterweise) hinter allen Kompositionen dieses Komponisten her ist. (Das soll es auch bei Büchersammlern geben, hört man gerüchteweise.) Deshalb habe ich mittlerweile auch ca. 4000 CDs (ich habe sie schon lange nicht mehr gezählt) mit klassischer Musik. Auf Schulhoff bin ich durch die Ausstellung "verbotene Kunst" gekommen. Der gehörte nämlich auch zu den Vertretern der "entarteten Kunst".
Der eingangs zitierte Text steht übrigens mittendrin in dem Begleitheft der CD und eignet sich schon auch deshalb nicht zu Reklamezwecken, weil man schon ziemlich lange danach blättern und suchen muss. Er ist dann allerdings auch noch in englischer und französischer Übersetzung abgedruckt.
CPO (Classic Productions Osnabrück) gehört übrigens zu den "Labels", die "man" zur Vervollständigung des Repertoires aufsucht, da sie klassische Produktionen ausserhalb des "Mainstreams" anbieten. Der Label gehört zur Vertriebsfirma JPC.

Helmut



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.07 08:33.
Re: "musikalische" Fundstelle
09. Juli 2007 08:38
Quote

[[ Ich dagegen ahne, wer an diesem Satzungetüm seine spezielle Freude haben wird ]]

Schon mit der durchaus richtigen Erkenntnis, daß eine gewisse Banausigkeit und richtiges Verstehen sich nicht ausschließen, wurde dem einen oder anderen heute schon eine spezielle Freude bereitet ...

winking smiley
Re: "musikalische" Fundstelle
09. Juli 2007 23:30
Hier ist die CD im Internet, die Hörproben Nr. 10 - 22 sind aus Ogelala.


[www.jpc.de]

Helmut
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen