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Der Wetterbericht

geschrieben von Rüdiger 
Der Wetterbericht
26. Oktober 2006 20:20
Am Wochende soll es ja nicht so schön werden ...
Schauen wir mal bei Karl May nach ... Ohjeohje ...

Die Nebel schwanden, aber anstatt daß es heller wurde, legte sich eine unheimliche Dunkelheit auf die Erde nieder. Der Himmel hatte sich schwarz umzogen, und die Wolken hingen schwer und tief hernieder, so daß es schien, als ob man sie greifen könne. Ein lang andauerndes Wetterleuchten umzuckte rundum den ganzen Horizont; einzelne schwere Tropfen fielen; dann fuhr ein blendender Blitzstrahl hernieder, es war, als ob ein großer, ungeheurer Feuerklumpen vom Himmel falle - ein entsetzlicher Donnerschlag erfolgte, und nun brach ein Regen los, so massenhaft, so fluthenähnlich, daß man meinen sollte, die Wellen eines ganzen Meeres stürzten von der Höhe hernieder.

Das Verdeck des Schiffes säuberte sich im Nu von sämmtlichen Passagieren. Sie eilten nach den Kajüten, um Schutz zu suchen. Auch Müller war nach unten gestiegen.

Droben befanden sich nur die zur Führung des Schiffes dienenden Leute. Sie hatten einen schweren Stand. Blitz folgte auf Blitz und Schlag auf Schlag. Der Regen goß so dicht herab, daß der Mann, welcher vorn am Buge stand und die Glocke läutete, kaum zehn Fuß weit zu sehen vermochte. Er mußte sich festhalten, um vom Sturme nicht fortgerissen zu werden.

Die vorhin erwähnte Krümmung war schon zur Hälfte überwunden, und man durfte hoffen, in kurzer Zeit in Thron oder Neumagen anzulegen, wo man das Gewitter vorüber lassen konnte. Der Dampfer kämpfte mit aller Kraft gegen die wild aufgeregten Wogen an, welche in rasender Schnelle ihm entgegen schossen. Der Mann an der Glocke gab sich alle Mühe, mit seinem Blicke die Regenmasse zu durchdringen, welche ihm, von dem orkanartigen Sturme entgegengeschleudert wurde. Da - er horchte auf; es war ihm, als ob er vor sich ein Krachen und Stöhnen, ein eigenartiges Rauschen und Prasseln vernommen habe, welches nicht mit dem Heulen des Sturmes und dem Brausen der Wogen identificirt werden konnte. Schnell drehte er sich zurück und hielt die Hände an den Mund, um den Warnungsruf erschallen zu lassen - zu spät, denn in demselben Augenblicke ertönte ein lauter schmetternder Krach; das Schiff erzitterte in seinem ganzen Baue, und der Mann, welcher den Ruf hatte ausstoßen wollen, wurde von dem Buge des Fahrzeuges auf eine gewaltige, sich da draußen aufthürmende Holzmasse geschleudert. Sein Angstschrei erschallte zu gleicher Zeit mit demjenigen des Capitäns und des Steuermannes. Der Erstere war von der Commandobrücke auf das Deck gestürzt, und der Zweite von seinem Rade hinweg hinaus in die Wogen geschleudert worden.

Wie sich später herausstellte, hatte sich weiter oben ein sehr tief gehendes Floß losgerissen, und war von dem Sturme und den wilden Wogen mit rasender Schnelle hinabgetrieben worden. Der Zusammenprall desselben mit dem Dampfer hatte in den beiden Cajüten des Letzteren natürlich eine ganz schreckliche Verwirrung hervorgerufen. Die Passagiere waren zu Boden geschleudert worden, und mit ihnen Alles, was nicht niet- und nagelfest war.

Beim Andrange so vieler Menschen hatten Marion und ihre Freundin es vorgezogen, in der Damencajüte Schutz zu suchen. Jetzt stürzten Beide aus dem engen Raume heraus. Marion erblickte den Grafen Rallion, welcher sich soeben von seinem Falle wieder aufgerichtet hatte.

»Oberst, um Gotteswillen, retten Sie uns!« rief sie.

Er wendete sich nach ihr hin und wollte eben antworten, als vom Verdeck herab der laute, angstvolle Ruf erschallte:

»Rette sich, wer kann! Wir sinken bereits!«

Als Rallion diese Worte hörte, verzichtete er zu antworten. Er sprang mit einem raschen Satze nach der Treppe und eilte hinauf, die Passagiere ihm nach. Die beiden Damen wurden zur Seite gedrängt; Keiner nahm Rücksicht auf sie. Man zerquetschte sich fast an der engen Thür, welche nach oben führte; man heulte und schrie, man tobte und fluchte; man schlug mit den Fäusten und trat mit den Füßen um sich, um den Anderen zuvorzukommen. Und dazu krachte der Donner, und die Blitze leuchteten mit ihrem grellen Scheine zu den kleinen Fensterchen herein.

»Gott, erbarme Dich unser!« schluchzte Nanon, indem sie sich zitternd in die Ecke schmiegte, um von den rasenden Menschen nicht erdrückt zu werden.

Jetzt, in diesem so gefahrvollen Augenblicke, zeigte sich die Ueberlegenheit Marion's in ihrer vollen Größe. Das schöne, stolze Wesen schlang ihre Arme um die bebende Freundin und sagte:

»Nur Muth! Noch sind wir nicht verloren. Der Oberst ist fortgeeilt, um zu sehen, wie es steht. Warten wir; er kommt sicher wieder, um uns zu holen oder zu beruhigen!«

In der zweiten Kajüte war die Verwirrung womöglich noch größer als in der ersten. Auch hier war Alles unter einander geschleudert worden. Hier hörte man das Kreischen des Buges in die Stämme des Flosses hinein, und das Krachen, Stöhnen und Prasseln der schweren Hölzer, welche von den Fluthen vor dem Schiffe auf- und übereinander geschoben wurden. Der Heizer war mit dem Maschinisten vor Angst auf das Deck gesprungen, und die nun sich selbst überlassene Maschine arbeitete, ohne gestoppt zu werden, gegen die mächtigen Massen des Flosses an. Dadurch stieg das Schiff vorn in die Höhe und sank hinten tiefer in den Strom. Ein Krach ertönte ganz vorn am Vordertheile, und sofort drang das Wasser des Flusses in einem armesdicken Strahle zu der durchbrochenen Wand herein.

Jetzt drängten die Passagiere unter wildem Angstgeheul nach der Thür. Da kam Müller der Gedanke an die Baronesse. Diese war jedenfalls auch an Bord. Er sprang nach der Seite, auf welcher Fritz stand, ohne sich in das Gedränge zu mischen, den Blick auf seinen Herrn gerichtet, um sich nach dessen Verhalten zu richten.

»Fritz,« rief er, so daß dieser die Worte trotz des Schreiens der Menschen, des Tosens der Fluthen und des Heulens des Sturmes hören konnte, »hast Du zwei vornehme Damen einsteigen sehen?«

»Ja, eine Blonde und eine Braune,« antwortete der Gefragte. »Sie müssen in der ersten Cajüte sein.«

»Komm, schnell zu ihnen!«

Er sprang zu der kleinen Thür hinaus, welche in die Restaurationsküche und den Maschinenraum führte. Aus diesem letzteren ging eine schmale, steile Treppe nach dem Verdeck. Fritz folgte ihm sofort.

Als sie oben ankamen, sahen sie zunächst den Capitän liegen, welcher mit dem Kopfe auf die harten Planken gestürzt war und die Besinnung verloren hatte. Am Hintertheile waren die französischen Herren beschäftigt, den dort hängenden Hilfskahn näher heranzuziehen, um sich in denselben zu retten. Müller sprang hinzu und rief:

»Halt! Die Damen gehen vor!«

»Nein, wir selbst gehen vor. Packe Dich, Tölpel!« antwortete der Oberst, indem er hinab in den Kahn sprang.

Das Schiff war hinten bereits so tief gesunken, daß das Wasser bis an die Fenster der Kajüte stieg. Müller sah, daß keine Zeit zu verlieren sei. Er gab es auf, mit den Franzosen um das Boot zu kämpfen, zumal jetzt auch die anderen Passagiere herbeidrängten, und unter vielstimmigem Brüllen nach demselben verlangten. Er sprang zur Cajütentreppe, und Fritz folgte ihm hinunter.

Dort lehnten die beiden Mädchen noch eng verschlungen in der Ecke. Nanon hielt die Augen geschlossen, Marion aber blickte den Kommenden voll entgegen.

»Ist's gefährlich?« fragte sie.

Müller deutete nach dem Fenster, über welchem die Wogen bereits emporschlugen.

»Kommen Sie, schnell, schnell!« rief er, die Hand nach Marion ausstreckend.

»Holen Sie den Grafen Rallion!« befahl sie, ohne vorher zu fragen, ob Müller denselben auch kenne.

»Er ist entflohen. Um Gotteswillen, schnell!«

Die Fluth hatte soeben die Scheibe des einen Fensters eingedrückt und drang herein. In wenig Augenblicken mußte das Schiff sinken. Müller faßte die Baronesse, hob sie empor, als ob sie ein Kind sei, und eilte mit ihr nach dem Verdeck. Fritz hatte Nanon ergriffen und sprang hinter ihm her.

Da oben hatte die Gefahr den höchsten Grad erreicht. Der Regen schien gar nicht in Tropfen, sondern in einer compacten Masse zu fallen, durch welche der Blitz seine Feuerklumpen schleuderte. Das Vordertheil des Schiffes hatte sich hoch emporgearbeitet, während das Hintertheil sichtbar immer tiefer sank. Mächtige Stämme und Hölzer, welche sich vom Flosse losgerissen hatten, schossen vorüber. Soeben löste sich der Kahn, in welchem die Franzosen saßen, vom Schiffe, und ein hundertstimmiges Wuthgeheul folgte ihm.

»Feigling!« murmelte Marion. Und lauter, so daß Müller es hören mußte, fügte sie hinzu: »Nun giebt es keine Rettung; wir sind verloren!«

Er ließ sie auf die Füße gleiten, deutete hinaus auf die wirbelnde Fluth und fragte:

»Wollen Sie sich mir anvertrauen?«

Sie war trotz ihres muthigen Herzens todtenbleich geworden und antwortete:

»Gegen diesen Aufruhr der Elemente ist jeder Kampf vergebens.«

»Man muß es versuchen. Sehen Sie!«

Er deutete nach Doctor Bertrand, welcher in diesem Augenblicke über Bord sprang, faßte sie abermals fest, und zog sie nach dem Steuer. Dort lag das Schiff bereits so tief, daß das Wasser das Verdeck erreichte. Es bedurfte hier keines Sprunges; man konnte langsam in das Wasser gleiten. Marion blickte sich nach der Freundin um. Diese hing ohnmächtig am Halse Fritzens, der jetzt an seinem Herrn vorübereilte, und mit seiner schönen Last in die Fluthen glitt. Da legte auch die Baronesse die Arme um Müller, der mit ihr augenblicklich dem muthigen Diener folgte.

Jetzt begann ein hartes, fast übermenschliches Ringen mit dem empörten Elemente. Die Wogen thürmten sich so hoch, als ob es ein Sturm auf dem Meere sei. Sie rissen die Stämme mit sich fort und brachten gerade dadurch den beiden Schwimmern die größte Gefahr. Müller war mit dem Wasser vertraut. Er erkannte, daß er nur darauf zu achten habe, immer oben zu bleiben; der Strom zog ihn ganz von selbst mit fort und dem Ufer entgegen, da er hier ja eine Krümmung machte.

Marion war zwar bereits in Folge des Regengusses vollständig durchnäßt worden; aber als die tosenden Wellen um sie zusammenschlugen, war es doch um sie geschehen; sie stieß einen Schrei aus und wurde ohnmächtig. Müller schwamm auf dem Rücken und legte sich die Gestalt des Mädchens quer über den Leib, sorgfältig darauf achtend, daß kein Wasser in ihren Mund fließe, und daß er nicht in Berührung mit einem der gefährlichen Balken komme. Sie lag regungslos auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Durch diese Lage wurde der herrliche Busen hervorgehoben, auf dessen schöner Formung Müller's Blicke trotz der Gefahr, in welcher er schwebte, immer wieder zurückkehrten. Er hatte das Schiff kaum verlassen, so versank es vor seinen Augen; das Donnern und Tosen des Sturmes verschlang den Todesschrei Derjenigen, welche sich noch an Bord befanden.

*

Und ihr wollt wirklich ...
Re: Der Wetterbericht
27. Oktober 2006 21:20
Nein, wir wollen nicht. Viele wollten, aber konnten nicht. Vertagung wurde beantragt. grinning smiley

andrea
Re: Der Wetterbericht
27. Oktober 2006 21:38
Nett, daß man mir das dann doch noch verrät ...

winking smiley
Re: Der Wetterbericht
28. Oktober 2006 18:52
Du bist der erste, der überhaupt eine Reaktion von mir erhalten hat. Den anderen tausend Mailern habe ich noch gar nicht geantwortet. grinning smiley
Ich wollte eine Sammelmail an alle machen. Bin ich nur noch nicht zu gekommen.
Im übrigen habe ich über Deinen Rainer Calmund schwer gelacht.

andrea
Re: Der Wetterbericht
28. Oktober 2006 20:10
und ich dachte schon "Nur weil ich mal wieder kompliziert herumzicke, legen sie überhaupt keinen Wert mehr darauf, daß ich komme. Und schweigen sich demonstrativ aus"

winking smiley
Re: Der Wetterbericht
28. Oktober 2006 21:29
Nee, ganz im Gegentum. Deine Mail war herrlich. (hupf)
Und ich hätte es auch so akzeptiert, wie Du es vorgehabt hättest, wenn es denn was geworden wäre, was es leider nicht wurde, sodass eine Vertagung von mehreren Seiten ins Frühjahr angeregt worden ist, wo bei frühzeitiger Ankündigung es möglicherweise dann etwas werden tut.... *puhh*

andrea
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