Schlußkapitel in Winnetou-Trilogie

"Am Schluss (so ab dem Tod von Intschu tschuna und Nscho-tschi) lässt bei mir dann doch die Spannung nach; von da ab scheint's mir nicht mehr ganz so vollkommen gelungen"

schrieb Helmut Moritz in seiner Rezension zu Winnetou I. Das geht mir genau so, ich finde das Kapitel "Sams Befreiung" regelrecht langweilig, eine angehängte Abenteuerepisode, die auch gar keine Funktion oder Bedeutung innerhalb der Handlung hat.

Seltsamerweise ist das in allen drei Winnetou-Bänden so. Für Band II und III schrieb Karl May ja jeweils ein Schlußkapitel neu dazu, und so ist allen drei Bänden ein eigenartiger Fremdkörper am Ende gemeinsam.

Das war wohl der "rote Faden" mit dem May versucht hat, die 5 hervorragenden Einzelgeschichten (ich denke W I kann man bis dahin auch als eine solche ansehen) zusammenzubinden.
Bei mir entsteht da immer der Eindruck, die Geschichte ist (gut) zu Ende erzählt, und dannkommt noch was und das ist eben keine eigenständige neue Geschichte mehr und daher eigentlich überflüssig.

Ich finde, daß das Schlußkapitel 'Das Testament des Apachen' schon was hat, (vorallem) der (Erst-) Leser kann sicher den Tod Winnetous besser verarbeiten als bei einem abrupten Ende. Da ist sozusagen Trauerzeit mit eingebaut.

Natürlich sind diese Zusatzkapitel der Buchausgaben nicht immer sehr glücklich geraten. Beim Anhang im 'Schut' ist es ja gerade umgekehrt. Da wird an das glückliche Ende einer langen Reise noch ein trauriger Schluß angehängt. Vielleicht ein bißchen unnötig, andererseits aber doch irgendwo passend.

Völlig daneben erscheint mir vorallem der neue Schluß des 'Mahdi'. Da mochte der inzwischen erfolgreiche Buchautor May als Ich-Erzähler wohl nicht einmal mehr literarische Nebenbuhler auf etwa gleicher Augenhöhe neben sich dulden.

Ja, diese Schlusssequenzen haben was von eiem "Vorgucker" oder Werbung für den nächsten Teil, wir sehen uns, nächsten Montag, zehn vor sieben....

Das hatte May mit seinen ganzen Hinweisen auf "anderswo" erzählte Abenteuer noch viel besser drauf. :-)
Es ist ja shcon schwer, die ganzen nachweisbar erlebten Abenteuer (= Mays Erzählungen) in den recht kleinen Zeitraum zwischen Erstbegegnung und Winnetous Tod zu bekommen. Aber wo zum Geier soll mann denn dann noch die nur erwähnten Abenteuer unterbringen?
Es ist halt so: echte Helden werden nicht alt und haben alle Zeit der Welt.

ta